Helldivers II REVIEW

Das Jahr 2024 ist erst einige Wochen alt und hat schon zwei große Überraschungs-Hits. Neben Palworld (dem „Pokémon mit Waffen“) hat es auch das am 08. Februar veröffentlichte Helldivers II binnen kürzester Zeit geschafft, ein beachtlicher Erfolg zu werden. Zwar hat sich Publisher Sony zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Review noch nicht zu den Verkaufszahlen geäußert. Allerdings kann man dem Spiel seit Release beinahe täglich dabei zusehen, wie es in den öffentlich einsehbaren Spielerzahlen bei Steam steigt und steigt. Und auch auf der PlayStation 5 scheint sich der Shooter offensichtlich gut zu verkaufen und noch wichtiger: eine Community zu kreieren, die eine höllisch gute Zeit hat. Ansprechende Videos auf Social-Media, das Versprechen eines spielbaren Starship Troopers und sicherlich auch ein bisschen FOMO haben mich schließlich auch neugierig gemacht, weshalb ich in den vergangenen Tagen den Dienst an der Waffe angenommen und mich für die Verteidigung der kostbaren Demokratie von Über-Erde in den Kampf gegen Bugs und Roboter auf fremde Planeten gestürzt habe. Denn wie wir alle wissen, wird die Freiheit immer dort verteidigt, wo man selbst nicht lebt…ähem…

Starship Troopers


Niemand wird abstreiten, dass Helldivers II sich sehr, sehr, seeeeehr von Starship Troopers hat inspirieren lassen. Weniger von dem Buch von Robert A. Heinlein, als vielmehr von Paul Verhoevens Film-Adaption. Die Bildsprache, der vor Zynismus nur so triefende Unterton, die Pathos geschwängerte Musik, die grinsenden Fratzen blonder, blauäugiger Menschen, die zum Krieg gegen Käfer und Roboter aufrufen. All das sprüht nur so von offensichtlichen Referenzen an den Sci-Fi-Klassiker von 1997.

Da ist es fast schon ein bisschen bedauerlich, dass Entwickler Arrowhead Studios das Setting eigentlich nur als groben Rahmen für das Geballere nutzt, nicht aber, um eine Geschichte abseits von „Kämpfe für die Freeeeeeiheeeeeit“ zu erzählen. Zwar findet man während der Missionen auf den verschiedenen Planeten immer wieder Notizen und andere Texte, die ein bisschen Hintergrundinfos vermitteln, hier und da gibt es im eigenen Raumschiff, welches als Hub dient, auch Gespräche mit NPCs, in denen ein bisschen Lore vermittelt wird. Mehr ist aber nicht drin und vielleicht ist das am Ende auch nicht ganz so verkehrt, schließlich muss nicht jedes Spiel einen Plot erzählen. Und schließlich ist Helldivers II auch ein Service-Game, von dem man in erster Linie andere Dinge einfordert als von einem reinen Singleplayer-Spiel.

Zu viele Demokraten, die ihren Dienst leisten wollen


Aber warum ist ausgerechnet dieses auf den ersten Blick doch eher banal wirkende Spiel aktuell ein derart großer Hit? Nun, es macht in all seiner Banalität ziemlich viel Spaß. Manchmal kann es so einfach sein. Außerdem dürfte die Veröffentlichungspolitik zusätzlich ein Faktor sein, denn der Titel erschien parallel nicht nur für die PlayStation 5, sondern auch für PC (via Steam) und erreicht damit gleich zum Start eine größere Spielerschaft. Damit hat man gleich zum Start das Potenzial genutzt, eine größere Zielgruppe anzusprechen und siehe da: dank Mundpropaganda und einem guten Produkt kommen immer mehr Spielerinnen und Spieler und scheinen auch zu bleiben. So viele, dass die Server ganz schön ins Straucheln kommen und auch mir während meiner Testphase so manche Probleme bereitet haben.

Bleibe ich doch gleich beim Thema, denn abgesehen von einigen Designentscheidungen und inhaltlichen Makeln, sind die Server derzeit das größte Problem. Weder Arrowhead Studios noch Sony scheinen einen derartigen Ansturm erwartet zu haben, via Social-Media, auf Reddit und anderen Kanälen ist man bemüht die Community zu beschwichtigen und schiebt gleichzeitig in regelmäßigen Abständen Patches und Hotfixes nach. Gerade wenn auf der anderen Seite des Atlantik Hochbetrieb herrscht, wirkt sich das spürbar auf das Erlebnis aus. Auf der einen Seite freut mich das, denn das im schwedischen Skellefteå ansässige Entwickler-Team ist mit knapp 100 Angestellten ein überschaubares Studio. Andererseits möchte man natürlich in der eigenen Freizeit nicht ständig vor Ladebildschirmen sitzen und ohne großes Warten spielen können. Immerhin gehen die Social-Media Beauftragten von Arrowhead Studios ziemlich charmant mit den Problemen um und vermeiden typische PR-Phrasen. Ehrlichkeit ist eben sympathisch.

Es platzt und spratzt


Sympathisch ist aber auch das Gameplay, welches an und für sich eigentlich nichts besonders oder gar neu macht. Das Spielprinzip ist größtenteils dem Vorgänger entlehnt, der allerdings noch ein Top-Down-Twin-Stick-Shooter gewesen ist und damit so ziemlich genau das Gegenteil von dem darstellt, was mich in einem Spiel interessiert. Helldivers II verlagert die Ansicht nun in die Third-Person und ist grafisch wesentlich aufwendiger gestaltet, auch wenn man dem Spiel mit seinen zufällig generierten Arealen und der nicht immer ganz schicken Texturqualität das wohl eher überschaubare Budget ansieht. Allerdings gibt es eine Reihe von schönen Details, etwa volumetrischer Nebel, eine teilweise beeindruckend stimmungsvolle Lichtstimmung in Missionen bei Nacht sowie spektakuläre Explosionen. Auch das Zerplatzen von unter Beschuss genommene Riesenkäfer ist visuell ansprechend, zumindest wenn man mit einem befriedigenden Platsch-Geräusch explodierende Körper von Riesenkäfern zu schätzen weiß. Das Gunplay ist ungemein befriedigend und liefert ein gelungenes Trefferfeedback.

Dank ziemlich stabiler 60 Frames im Performance-Modus auf der PS5, ist Helldivers II ein smoothes Spielerlebnis. Hier muss man aber mit einer etwas unsauberen Auflösung auskommen, die auf 1080p gelockt ist. Im Grafik-Modus geht die Auflösung zwar nach oben, ist den Einbruch in der Framerate auf 30 Bilder pro Sekunde in meinen Augen aber nicht wert.

Für Freiheit und Demokratie!!!!


Das Spiel versetzt uns in die Rolle der titelgebenden Helldivers. So wird die Elite-Einheit der Über-Erde genannt, die heldenhaft die Freiheit selbst in den weit entferntesten Ecken der Galaxie verteidigt. Zumindest behauptet das der Propagandaapparat, und wer bin ich schon, dessen Aussagen infrage zu stellen?

Redigierter Inhalt, nicht für die Veröffentlichung gedacht: (In Wahrheit wird Über-Erde von einem faschistischen Regime regiert, welches keinerlei Skrupel hat seine Mitmenschen zu Tausenden ins All zu schicken, damit diese als Kanonenfutter auf anderen Planeten Zerstörung anrichten, während auf Über-Erde ganz andere Probleme herrschen, aber psssst….).

Man kann übrigens jederzeit alleine in den Kampf gegen Käfer und Roboter ziehen, ab dem mittleren Schwierigkeitsgrad und gerade zu Anfang, gestaltet sich das Erfüllen von Missionen aber als recht schwierig. Im Grunde wird man also schon sehr in das kooperative Spielen geschubst. Wer niemanden in der Freundesliste hat, aktiviert das Matchmaking. Über den Zustand der Server habe ich ja bereits geschrieben, wenn alles funktioniert, dann ist die Verbindungsqualität während der Missionen ordentlich. Zumindest sind mir hier nie Lags aufgefallen.

Warum eine Währung, wenn man vier haben kann?


Hat man das Tutorial hinter sich gebracht, macht man sich im eigenen Raumschiff auf ins Weltall und muss sich erst einmal mit den verschiedenen Möglichkeiten vertraut machen. Im als Hub dienenden Raumschilf legt man die eigene Ausrüstung fest und schaltet nach und nach neue Waffen, kosmetische Items sowie erweiterte Möglichkeiten für die Loadouts frei. Wie bei so vielen anderen Service-Games auch, setzt man für die verschiedenen Freischaltpfade auch auf verschiedene Währungen, darunter auch eine Premium-Währung (Über-Credits). Letztere wird lediglich für täglich rotierende kosmetische Inhalte ausgegeben und kann nicht nur gegen Echtgeld im Shop gekauft, sondern auch erspielt werden.

Die Aufsplittung des Progressionssystems empfinde ich als unnötig verkopft. Um neue Waffen, Embleme, Emotes und Outfits freizuschalten, muss man Kriegsanleihen kaufen, was de facto über einen Battle Pass geschieht. Hiervon gibt es gleich zwei Ausführungen, wobei eine Variante gratis, die andere kostenpflichtig (rund 10 Euro) ist. Sämtliche Inhalte der Battle Pässe werden mit Medaillen gekauft. Diese erhält man etwa durch das Erledigen von bestimmten Missionszielen und Erfüllen von Daily-Quests.

Neben den Über-Credits und Medaillen gibt es mit den Anforderungsscheinen und Proben noch zwei weitere Währungen. Anforderungsscheine erhält man durch das Erfüllen von Missionen und bestimmten Vorgaben, Proben sammelt man aktiv während der Missionen. Mit den Anforderungsscheinen kauft man offensive und defensive Supportausrüstung, wie Bombenschläge, Artillerie, Napalmangriffe oder zusätzliche schwere Waffen. Proben werden wiederum zum Kauf von Schiffsmodulen verwendet, die dauerhafte Upgrades für die Spielfigur freischalten, wie etwa die Reduzierung der Abklingzeit von Support-Angriffen oder die Erhöhung der Gesamtmunitionskapazität.

Wie lange macht es Spaß?


Vor jeder Mission stellt man sich das zusätzliche Loadout aus insgesamt vier dieser speziellen Support-Gegenstände zusammen. In Missionen auf Käfer-Planeten macht es etwa wenig Sinn EMP-Angriffe einzupacken. Diese sind gut, wenn man gegen Roboter antritt und deren Elektronik lahmlegen will. Bei Käfern hingegen eignet Napalm und ähnliches. So kommt ein bisschen taktische Planung in die Sache und auch während der Missionen ist beherztes Vorgehen angebrachter, als der Rambo-Ansatz.

So oder so, sollte man gut im Team zusammenarbeiten. Bisher habe ich fast ausschließlich mit mir fremden Personen über das Matchmaking gespielt und habe fast nur positive Erlebnisse gehabt. Ob man nun via Voicechat oder Textchat kommuniziert, oder sich auf Emotes und das Markieren von wichtigen Orten und Missionen auf der Maps beschränkt: ganz ohne Kommunikation geht es nicht. Schön, dass erfahrene Spielerinnen und Spieler aktuell offensichtlich noch dazu neigen, hilfreiche Tipps zu geben. Oder ich hatte bei den mir zugewiesenen Mitspielerinnen und Mitspielern einfach nur Glück.

Wie bei allen Service-Games, so stellt sich natürlich auch für Helldivers II die unausweichliche Frage, wie lange die Schlachten gegen Käfer und Roboter motivieren. Mit fortlaufender Spielzeit, werden die stets gleich aufgebauten Missionen fade. Aktuell bestehen die Aufgaben entweder im Vernichten einer bestimmten Anzahl an Gegnern, der Zerstörung gegnerischer Nester/Camps, Dem Sabotieren von Basen, dem Beschaffen von Startcodes und anschließenden Zünden von Raketen und anderen Missionen, die oftmals mehrstufig aufgebaut sind, sich im Grunde aber allesamt dann doch stark ähneln.

Pro & Kontra

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Pros
  • simple, aber sich jederzeit wuchtig anfühlende Ballerei mit großen Spaßfaktor
  • zig unterschiedliche (random generated) Planeten und Biome
  • aus persönlicher Erfahrung bisher: sehr offene und hilfsbereite Community, die das Spiel und Setting "lebt"
  • Starship Troopers Setting ist gut umgesetzt, auch wenn die "Story" die Möglichkeiten nur an der Oberfläche ausreizt
  • einige grafische Effekte sind echt hübsch (volumetrischer Nebel, Explosionen etc.)

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Cons
  • auch mehrere Wochen nach Release ächzen die Server noch unter der Last der Spielerinnen und Spieler (aber es wird zunehmend besser)
  • manche Waffen sind an dem Premium Battle Pass geknüpft & allgemein ist die Aufsplittung der Progressionssysteme etwas zu sehr verteilt
  • hier und da auftretende Grafik-Glitches & Abstürze

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Spiel Bewertung
Singleplayer
0
83
Gut
83
Multiplayer

FAZIT

Ich hatte Helldivers II überhaupt nicht auf meinen Schirm gehabt, nun ist es meine erste größere Spielüberraschung des Jahres – und was für eine. Der simple Spaß am Ballern, die durchaus vorhandene taktische Tiefe, das tolle Trefferfeedback und die bisher ziemlich positiv auftretende Spielerschaft, machen den kooperativen Shooter von Arrowhead Studios zu einem unterhaltsamen Erlebnis. Das angesichts des immensen Erfolges die Server mit Problemen zu kämpfen haben und hier und da visuelle Glitches und Abstürze auftreten, ist sicherlich nicht schön, ich verzeihe es dem Team dennoch. Immerhin spricht das Team die vorhandenen Probleme offen an, verzichtet auf hohle PR-Phrasen und veröffentlicht Bugfixes am laufenden Band. Da drücke ich gerne ein Auge zu und freue mich mit den Schweden über den Erfolg. Eine Frage aber bleibt: wie lang wird der Hype anhalten und vor allem, wie schnell können neue Inhalte nachgeliefert werden? Denn von einem stetigen Fluss an neuen Inhalten leben Service-Games nun einmal und nach rund 15 Stunden im Dienste der Demokratie, kann ich eine langsam einsetzende Wiederholung nicht abstreiten. Dass man so früh schon so große Erfolge feiert, ist aber hoffentlich auch Signal genug für Publisher Sony, dem Entwickler im Nachgang zu unterstützen und benötigte Ressourcen für die nachhaltige Pflege des Spiels zur Verfügung zu stellen. Wenn man das schafft, hat Helldivers II durchaus das Zeug ein Spiel zu werden, welches die gesamte PS5-Ära hinweg besteht.

- Von  Adrian

Simple, aber enorm spaßige Ballerei gegen riesige Käfer und totbringende Roboter.
MS Windows
PlayStation 5

Helldivers II REVIEW

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