Grand Theft Auto V (Next-Gen.) REVIEW
Als Rockstar Games im vergangenen Jahr für die mittlerweile „alte“ Konsolengeneration Grand Theft Auto V veröffentlichte, da war eigentlich schon abzusehen, dass einige Monate später die Portierung für die aktuellen Konsolengeneration anstehen würde. Pünktlich zum diesjährigen Weihnachtsgeschäft – und damit doch etwas länger, als viele erwartet haben – steht der Blockbuster nun also auch für Playstation 4 und Xbox One bereit und buhlt um die Gunst der Spieler. Lohnt sich der erneute Trip nach Los Santos, oder hat Rockstar Games nur altbekanntes aufgewärmt? Wir sind dieser Frage nachgegangen und haben uns ein weiteres mal nach San Andreas begeben.
Alles neu macht der Novemberl
Letztendlich steckt im Current-Gen Grand Theft Auto V natürlich noch immer das Grand Theft Auto V, welches man bereits kennt: Story, Figuren, Missionen, Setting – im großen und ganzen bleibt alles beim alten. Wer zu diesen Punkten also mehr erfahren möchte, den verweisen wir an dieser Stelle auf unseren ursprünglichen Test, der sich intensiv mit Handlung, Gameplay und anderen Aspekten des Open-World Blockbusters auseinandersetzt. Dass Rockstar Games für seine Portierung kein vollkommen neues Spiel von der Leine lässt, dürfte also niemanden überraschen. Trotzdem haben sich die Entwickler Gedanken gemacht und sich nicht mit einer banalen Portierung zufrieden gegeben.
Natürlich profitiert Grand Theft Auto V zunächst einmal vor allem in technischer Hinsicht von der aktuellen Konsolengeneration. Zunächst mögen die neuen grafischen Feinheiten vielleicht gar nicht auffallen. Klar, die sowieso schon angenehme Weitsicht wurde noch einmal erhöht, das Passanten- und Verkehrsaufkommen wirkt nun ebenfalls dichter. Aber sonst? Erst als ich noch einmal die PS3 Version in das Laufwerk geschoben habe und den direkten Vergleich ziehen konnte, sind mir die neuen Details wirklich bewusst geworden. Die Auflösung der Texturen wurde nach oben geschraubt, die Vegetation wirkt etwas lebendiger, die Bildwiederholungsrate scheint nun wirklich bei stabilen 30 Frames angekommen zu sein und Licht- und Schatteneffekte wirken einen deutlichen Tick intensiver.
Zwar täuschen die sichtbaren Verbesserungen nicht über die Grenzen der Engine hinweg, doch nach wie vor – wenn nicht sogar noch stärker, als im letzten Jahr – fasziniert mich der ungemeine Detailgrad der riesigen Welt, die Rockstar Games mit Los Santos und dem die Metropole umliegenden Blaine County geschaffen hat. Da lässt es sich auch damit leben, dass noch immer Fehler wie das nicht vollkommen beseitigte Kantenflimmern, hässliche Matschtexturen und eine spinnende Kollisionsabfrage auftreten. Neben den optischen Schauwerten, hat Rockstar Games außerdem den hiesigen Radiosendern von Los Santos ein paar neue Stücke gegönnt. Über 160 (!!!) neue Song warten nun darauf rauf und runter gespielt zu werden, wobei natürlich nach wie vor jeder musikalische Geschmack abgedeckt wird. Ich freue mich ja besonders darüber meine virtuelles Gangstertum nun auch stilecht mit Backstreet Boys Mucke im geklauten Flitzer zu begießen – oh yeah.
Fly away
Auch am inhaltlichen Umfang hat Rockstar Games angesetzt. So gibt es nun neue Zufallsmissionen zu erledigen, Michael muss in einer Nebenmission einen Mordfall in bester Detektiv-Manier lösen und wer Stefan Raab und seine Horde C-Promis schon immer darum beneidet hat, dass sie jedes Jahr Autos zu Schrott fahren dürfen, der kann dies nun in den frisch dazugekommenen Stock-Car-Rennen zumindest virtuell auch einmal tun. Außerdem laden mit der Axt und der Railgun zwei neue Waffen zum meucheln ein und der Fuhrpark wurde natürlich auch angehoben. Grandios: diverse, über die gesamte Spielwelt verteilte Peyote-Kakteen erlauben beim Verzehr einen Mescalin-Trip, in dessen Folge man beispielsweise für einige Momente in den Körper eines Hundes, einer Katze oder auch einer Möwe schlüpft. Mit letzterer kann man Passanten sogar auf den Kopf, na ja, ihr wisst schon.
Auch beim Multiplayerpart hat sich ein bisschen was getan. Neuspieler dürfen sich vor allem darüber freuen, dass alle nach dem Release der PS3/Xbox 360 Version erschienenen Mehrspieler-DLCs nun von Anfang an mit dabei sind. Spieler der Last-Gen Fassung können außerdem ihre Profile aus selbiger auf die Playstation 4 bzw. Xbox One übertragen. Darüber hinaus wurde der Charakter-Editor nun etwas erweitert und die Anzahl der maximalen Spieler bei einigen Jobs von 16 auf 30 erhöht. Im Testzeitraum mehrere Tage nach Release liefen die Onlinepartien bereits angenehm flüssig – zumindest mit installierten Day-One Patch. Lediglich die Ladezeiten von GTA Online dürften in Zukunft gerne etwas optimiert werden.
Große Egos aus der Egosicht
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Und sonst? Ach ja, da wäre ja noch ein neues Feature, welches mal eben das gesamte Spielerlebnis auf den Kopf stellt und aus „Grand Theft Auto V“ beinahe ein komplett neues Spiel macht. Die Rede ist natürlich von der im Vorfeld lange geheimgehaltenen Egoperspektive, die nun erstmals in der Serie Einzug hält und via Knopfdruck jederzeit aktiviert werden kann. Ausgenommen von Zwischensequenzen und einigen anderen Abschnitten im Spiel, lässt sich die Geschichte nun also komplett aus der Ich-Perspektive erleben.
Die größte Leistung liegt erneut in den kleinen, eher unscheinbaren Details, welche dafür sorgen das man ein sehr greifbares Gefühl für den Körper bekommt, in welchen man steckt. Denn wo viele andere Shooter so wirken, als spiele man eine schwebende Kamera, an der Waffen befestigt sind, da ist der Körper der Spielfigur in Grand Theft Auto V jederzeit präsent. Klettere ich eine Leiter hoch, sehe ich Arme und Hände. Schaue ich zum Boden runter, so sind Füße und Beine sichtbar. Steige ich in ein Auto, so werden die entsprechenden Bewegungsabläufe sichtbar animiert. Selbst an so kleine Dinge, wie Farbfilter, die genutzt werden, wenn meine Spielfigur eine Sonnenbrille trägt, wurde gedacht. Ich übertreibe wohl nicht, wenn ich Rockstar Games zuspreche, dass sie hier eine vollkommen neue Stufe der Immersion erreicht haben – zumindest innerhalb der Reihe.
Auch spielerisch funktioniert die Ego-Sicht, allerdings mit gewissen Abstrichen. Und das liegt nicht nur an der etwas schlichten Modellierung der Waffen, die zu keinen Zeitpunkt die Klasse von ausgewiesenengun porns wie „Call of Duty“ erreicht. Spätestens wenn man im Multiplayer einige Partien Deathmatch in der Egosicht absolviert merkt man, dass „Grand Theft Auto“ noch einige Schritte von einem vollwertigen Ego-Shooter entfernt ist. Was in Onlinegefechten noch recht sperrig und zuweilen gar träge wirkt, funktioniert im Einzelspielermodus wesentlich besser und ausbalancierter. Selbst wenn man die automatische Zielerfassung ausschaltet, so fühlt sich die Steuerung aus der Ich- Perspektive angenehm flüssig und recht genau an, was aber auch ein Verdienst des Dualshock 4 Controllers ist.