Fairune Collection REVIEW

Das vom japanischen Indie-Entwickler SKIPMORE ersonnene Top-Down Pixel-Abenteuer Fairune wurde erstmals am 28. März 2013 als kostenfreies Mobile-Spielchen veröffentlicht. Scheinbar kam das Spiel so gut an, dass man sich entschloss eine kommerzielle Fortsetzung für den 3DS zu entwickeln. Und so erschien Fairune 2 am 27. Oktober 2016 als 6,99 Euro teurer Download-Titel für besagte Nintendo-Gerätschaft. Doch auch das war noch nicht das Ende der Serie, denn man kam auf die Idee, die beiden Fairune-Spiele zusammen mit zwei kleineren, aber dafür auch brandneuen Bonusspielchen in einer Collection zu verkaufen. Das Ergebnis nennt sich schlicht und einfach Fairune Collection und wurde am 16. Mai 2018 für die Nintendo Switch und PC Steam veröffentlicht. Auf Steam kostet der Spaß derzeit 8,19 €, und stellt die Grundlage für diesen Test dar.

Ob die Sammlung ihr Geld wert ist, und ob das Grundkonzept, den umstrittenen Uralt RPG-Klassiker „Hydlide“ in ein einsteigerfreundliches Casual-Korsett zu pressen aufgeht, oder nicht, erfahrt ihr im folgendem Review. Ich werde dabei die vier Spiele separat betrachten.

Fairune

Ihr steuert ein namenloses, rothaariges Mädel, welches außerwählt wurde ihre Welt vor einem pösen Dämon zu bewahren. Um diesen besiegen zu können muss sie jedoch drei magische Fairy(Feen)-Statuen finden. Fairune ist ein Top-Down Adventure mit seichten RPG-Elementen und einem Endboss der in Shoot’em Up-Manier bekämpft wird. Der gar nicht mal so leichte Shmup-Endkampf passt natürlich nicht zum Rest des Gameplays, entblößt als Rettungsring jedoch einen Easy-Mode, sollte man beim ersten Anlauf scheitern.

Ansonsten geht es im Spiel jedoch darum eine relativ offene Welt aus der Vogelperspektive zu erkunden, Schlüsselgegenstände einzusammeln und an richtiger Stelle zu platzieren, geheime Durch- und Eingänge zu finden und Level-Ups zu grinden, indem man Gegner plattlatscht.

Und ja, es gibt kein Kampfsystem. Gegner werden eliminiert, indem man sie quasi beiläufig überrennt. Das funktioniert aber nur, wenn der eigene Level nur minimal eine Stufe unter der des Gegners steht. Die Berührung mit einem Gegner, der im Level über oder gleichwertig zur Heldin steht, schadet außerdem der eigenen Lebensenergie. Diese lässt sich jedoch an vernünftig platzierten Lebenspflanzen vollständig regenerieren. Erledigte Gegner bringen grundsätzlich nur einen Erfahrungspunkt. Hat man genügend Erfahrung gesammelt levelt man auf, bekommt eine komplette Regeneration der Lebensenergie und kann es logischerweise mit stärkeren Gegnern aufnehmen bzw. diese plattlatschen. Das Exp- und Level Up-System dient im Grunde genommen nur dazu, um den Spieler in die richtige Bahn zu lenken und die Spielzeit durch Grinding-Sessions zu strecken.

Weitere Probleme sind etwaige Backtracking-Einlagen (stirbt man, wird man z.B. in eine Katakombe geworfen und muss von dort aus zum Zielort zurücklaufen) sowie die Gefahr, dass man hängen bleibt, weil man etwas übersehen hat oder nicht herausfindet wo es weitergeht. Ich persönlich bin jedoch recht gut durch das Spiel gekommen. Lediglich die Grinding-Einlagen gingen mir mit der Zeit auf die Nerven. Die Spieldauer von Fairune beträgt übrigens ca. 2 Stunden. Die insgesamt 8 Achievements könnten auch einen weiteren Spieldurchlauf provozieren.

Fairune 2

Was den zweiten Teil anbelangt hieß das Motto wohl „Größer und besser.“ Was die Größe anbelangt hat man den Umfang des Spiels auch tatsächlich verdreifacht, so dass man jetzt um die 6 Stunden einplanen sollte, um es durchzuspielen. Dummerweise scheitert man beim „besser,“ denn genau wie der Vorgänger leidet das Spiel unter Backtracking, Grinding und der konstanten Gefahr in einer frustigen Sackgasse zu landen. Und da Teil 2 nun dreimal so umfangreich ist wie Teil 1, wird die Intensität all diese Schwachpunkte auch mindestens verdreifacht. Unterm Strich ist Fairune 2 also das schwächste, da zäheste Spiel in der Collection. Da ändern auch kleinere Verbesserungen nichts dran. So ist Fairune 2 das einzige Spiel, welches über eine etwas interessantere Story verfügt. Anfangs geht es zwar nur darum die drei Fairies aufzuspüren, die vor einige Zeit verschwunden sind, aber zum Ende hin entwickelt sich die Handlung tatsächlich in etwas unerwartetes und interessantes. Natürlich sollte man auch hier keinen Shakespear erwarten, aber dieses mal bietet die Handlung halt wesentlich mehr als gewohnt.

Abgesehen davon hat man auch ein Geldsystem integriert. Beseitigte Gegner und zerhackte Pflanzen entblößen manchmal Münzen, mit denen man die, optionalen Boost-Ausrüstungsstücke verbessern kann, sofern man diese überhaupt findet. Dadurch kann man den Exp-Output vergrößern, die Verteidigungskraft der Heldin verstärken und die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass seltene Monster in den Maps spawnen (zwecks Achievement). Diese Boosts gabs auch schon im ersten Teil, lagen dort aber deutlich besser versteckt als in Teil 2.

Doch alle Gimmicks helfen nicht weiter, wenn man wieder mal ne gefühlte Ewigkeit damit verbringt, sich durch die teils echt zäh aufgebauten Maps zu wühlen, nur weil man irgendwo einen unsichtbaren Durchgang übersehen hat oder dergleichen. Obendrein leidet Teil 2 unter einer unangenehm verschachtelten Menü-Führung, die mal überhaupt nicht zu dem passt, was das Spiel sein möchte.

Und im Gegensatz zum ersten Teil, hat mich die Fortsetzung gegen Ende hin sogar dazu gebracht in eine Komplettlösung zu spicken, da ich keinen Plan hatte wo ich die Schlüsselschwerter finde, um das Tor zum finalen Boss zu öffnen. Apropos Endgegner: Dieser entspricht auch hier wieder einem vertikalem Shmup, wobei man jedoch den allgemeinen Schwierigkeitsgrad für eben diesen verringert hat. Im zweiten Teil gibt es übrigens 10 Achievements.

Fairune Origin

Ein Prequel, dessen Konzept darin besteht das Spielprinzip auf seine grundlegenden Bausteine zu reduzieren. Das heißt im Klartext, dass es hier nur eine sehr kleine Region gibt, welche in ca. 10 Minuten abgearbeitet sein dürfte, Zeitstrecker wie Exp, Level-Ups und Geldmechaniken über Bord geworfen wurden, sowie die Story aufs absolute Minimum reduziert wurde. Hier soll man die Fairies einsammeln, um mit deren Hilfe zu verhindern, dass ein böser Dämon erwacht. Insgesamt 3 Achievements könnten sogar einen zweiten Durchlauf provozieren. Allen Unkenrufen zum Trotz, muss ich jedoch sagen, dass die Idee der extremen Simplifizierung und drastischen Entschlackung dem Fairune-Konzept erschreckend gut tut. Die Mechaniken und Strukturen der beiden Hauptspiele haben ebendiese stellenweise unangenehm zäh werden lassen und somit dem Spielspaß erheblichen Schaden zugefügt (vor allem Teil 2 ist derbe über seine Ambitionen gestolpert). Fairune Origin leidet jedoch nicht mehr unter diesem Problem und liefert daher ironischerweise wesentlich mehr Freude als die beiden Hauptteile. Zu dumm, dass der Spaß halt so verdammt schnell vorbei ist.

Fairune Blast

Hierbei handelt es sich um einen sogenannten „Caravan-Shooter.“ Also ein Shmup, welches einzig auf das Konzept der Highscorejagd zugeschnitten wurde und daher jeglichen Storyballast oder gängige Strukturen wie Stages vermissen lässt. Innerhalb eines knapp bemessenen Zeitlimits soll man durch Abschüsse und sammelbare Bonus-Icons so viele Punkte wie möglich scheffeln und natürlich auch darauf achten nicht vorzeitig von den Gegnern abgeschossen zu werden. Besagte Gegner bestehen allesamt aus altbekannten Gegnersprites der anderen drei Fairune-Spiele.

Fairune Blast bietet drei verschiedene Spielfiguren. Die da wären die namenlose, rothaarige Heldin der Fairune-Spiele, die blauhaarige Yamato und Uzume mit der grünen Kapuze. Jede Spielfigur bietet eine eigene festgelegte Waffengattung, die sich freilich durch ausammelbare Power-Ups bis hin zu Stufe 4 aufrüsten lässt. Hierdurch wird zumindest genug Anreiz für drei Anläufe geboten. Abgesehen davon bietet dieser vertikal scrollende Shooter auch noch ein Online-Leaderboard und fünf Achievements. Dennoch wird der Durchschnittszocker nicht mehr als ca. 10-15 Minuten mit diesem Spiel verbringen. Da muss man schon ein notorischer Leaderboard-Junkie sein, um mehr Zeit zu investieren. Obendrein muss man erst mal die anderen drei Spiele der Collection durchzocken, bevor man Fairune Blast überhaupt freischaltet und zocken darf.

Grafik und Sound

Alle vier Spiele verwenden eine Pseudo-Retro-Pixelgrafik, was bedeutet, dass sich die Grafik nicht so recht entscheiden kann, ob sie die 8-Bit oder 16-Bit Generation nachahmen möchte. Dank der farbenfrohen Kolorierung kann die Optik der Spiele aber dennoch gefallen. Ein Blumentopf für hübsche Pixelgrafik wird mit diesem Spiel jedoch sicherlich nicht gewonnen.

Beim Soundtrack siehts ähnlich aus. Die braven Chiptune-Melodien und Soundeffekte sind ganz launig und charmant. Allerdings sollte man keine Ohrwürmer erwarten oder irgendetwas, was einen Award einheimsen könnte.

Pro & Kontra

thumbs-up-icon

Pros
  • simple Spielkonzepte, die sofort verstanden sind und keine Einarbeitungsphase erfordern
  • solides Preis- Leistungsverhältnis (ca. 9-10 Spielstunden für 8,19 €)
  • versprüht durchaus einiges an Charme

thumbs-up-icon

Cons
  • die Grundidee das Action-RPG aufs wesentliche zu reduzieren scheitert an Grinding- und Backtracking-Kapriolen
  • die Hauptattraktion (Fairune 2) ist leider auch das zäheste und schwächste Spiel der Collection
  • hat die starke Neigung zum Griff zur Komplettlösung zu provozieren

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Spiel Bewertung
Singleplayer
65
65
-
Multiplayer

FAZIT

Ehrlich gesagt hatte ich mir mehr von Fairune versprochen. Die Grundidee der Spiele ist gut. Man wollte zu den simplen Wurzeln des RPG-Genres zurückkehren und dabei die groben Macken herausfiltern, welche derartige Uralt-Spiele heutzutage unspielbar machen. Und größtenteils hat man das ja auch geschafft, da die Spielbarkeit der Fairune-Games stets gegeben ist. Allerdings leiden die beiden Hauptteile unter einigen groben Designmängeln. Exp-Grinding für Level-Ups wirkt völlig überflüssig, da es hier nun einmal kein richtiges Kampfsystem gibt. Also warum dann derartige Spielmechaniken einbauen? Etwa um die Spielzeit zu strecken? Auch das Backtracking wird zum großen Nervfaktor, zumindest sobald man in Fairune 2 einsteigt, wo dieser Aspekt zu einer echten Qual wird. Und da hier neutral betrachtet der Adventure-Aspekt klar dominierend ist, besteht natürlich auch die akute Gefahr früher oder später hängen zu bleiben, was bei einem etwas umfangreicheren, relativ offenen Spiel wie Fairune 2 zu erheblichen Frustmomenten führen kann. Und der Frust ist dann auch das große Problem: Die Fairune Collection wirkt eigentlich wie ein kleiner Casual-Spaß für zwischendurch, erfordert dann aber doch ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit, Konzentration und Frustresistenz vom Spieler. Und dafür ist der Spaß- und Aha-Faktor der Fairune-Collection einfach nicht groß genug. Ist also nichts was man gespielt haben muss.

- Von  Volker

MS Windows
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