Elite: Dangerous REVIEW
Bereits in den frühen 90ern begeisterte Frontier Developments mit Frontier: First Encounter zahlreiche Spieler vor den Bildschirmen. Fast 20 Jahre später arbeitete das Studio nach einer sehr erfolgreichen Kickstarter-Kampagne an Elite: Dangerous, einer weiteren Fortsetzung der Elite-Serie. Seit gut einem Jahr dürfen begeisterte Weltraumpiloten bereits auf PC die unendlichen Weiten des Weltraums bereisen, und vor einigen Tagen war dieser große Moment auch für alle Konsolenspieler gekommen. Die Konsolen-Version der Weltraumsimulation verließ endlich die Spiele-Werft und setzte zum finalen Release an. Nach einer mehrmonatigen Early-Access-Phase, ist die Vollversion endlich erschienen. Wir konnten uns das Spektakel natürlich nicht entgehen lassen, und zeigen euch, wie sich Elite: Dangerous auf der Xbox One schlägt.
Das Abenteuer eines Raumpiloten beginnt
Wir schreiben das Jahr 3301, die Menschheit verfügt bereits über sehr fortgeschrittene Weltraumtechnologie und eifrige Raumpiloten haben das weite Universum besiedelt. Hier beginnt das Abenteuer von Elite: Dangerous, einige Jahrzehnte nach seinen Vorgängern aus den 90ern. Auf über 400 Milliarden Sternensystemen darf gehandelt, gekämpft und erkundet werden. Das große, unendlich wirkende Universum steht dem Spieler offen, und bietet viele eindrucksvolle Möglichkeiten.
Nach dem ersten Spielstart wird empfohlen, das gut zehn Missionen umfassende Tutorial zu absolvieren, damit der Einstieg in die große Spielwelt etwas leichter fällt. Hier lernt jeder Anfänger die Grundlagen über Navigation, Andocken und Kampf. Ist der erste große Brocken verdaut und die Steuerung verinnerlicht, kann es auch schon mit dem eigentlichen Abenteuer losgehen. Ein großes, dunkles Weltall wartet darauf, erkundet zu werden.
Ohne Videosequenz oder größere Umwege findet sich der Spieler auf einer zufällig gewählten Raumstation wieder. Lediglich im Besitz eines Sidewinders, dem kleinsten Schiff im Spiel, und mit 1000 Credits in der Tasche muss man sich nun seinen Platz in der Welt erkämpfen. Neueinsteiger werden in diesem Moment völlig überfordert sein und sich diverse Fragen zur Geldbeschaffung, neuer Ausrüstung oder den politischen Ausrichtungen stellen. Die Suche nach Antworten führt euch unweigerlich in das Elite: Dangerous Forum, wo sich einige Beginner-Guides finden lassen, oder auf Youtube-Kanäle von Spielern, die sich diesen Problemen bereits gestellt haben. Spätestens jetzt wird klar, Elite: Dangerous ist gerade zu Beginn unglaublich komplex. Das Spiel nimmt neue Abenteurer nicht an der Hand, gibt nur minimale Hilfestellungen, lässt aber gleichzeitig eine Menge Freiraum für eigene Entscheidungen.
Die Galaxie ist endlos und unbarmherzig
Elite: Dangerous verzichtet komplett auf eine Storyline, vielmehr soll der Spieler selbst Geschichte schreiben und seine eigenen Abenteuer erleben, von denen er später berichten kann. Diese unendlich wirkende Freiheit macht auch den großen Reiz am Elite-Universum aus. Ob Handel, Kopfgeldjagd oder Schmuggel, euch steht so gut wie jeder Weg offen. Der moderne Spieler wird bei diesem Angebot wohl überfordert sein, aber ist man einmal tiefer in die Welt von Elite: Dangerous vorgedrungen, möchte man seinen Raumjäger nicht mehr verlassen. Wer sich wirklich auf das Abenteuer einlässt, wird von der Weltraumsimulation mächtig belohnt.
Dann erschließt sich einem die volle Komplexität des Weltraumabenteuers. Auf dem langen Weg zu einem weit entfernten System kann es durchaus vorkommen, dass der Treibstoff knapp wird und wer vergisst rechtzeitig zu tanken, strandet schnell in den unendlichen Weiten des schwarzen Horizonts. Erreicht ihr die nächste Raumstation nicht rechtzeitig, treibt euer Schiff fortan antriebslos durch das All. Die Lebenserhaltungssysteme schalten sich langsam ab, die Luft wird langsam knapp. Nach etwa fünf Minuten ist der ganze Sauerstoff im Schiff verbraucht und die Welt wird allmählich dunkel. Der einzige Weg dem schleichenden Erstickungstod zu entgehen ist, die Selbstzerstörungssequenz einzuleiten. Ein Countdown zählt die 30 Sekunden, in denen sich der Raumjäger langsam überhitzt, danach geht alles ganz schnell. Fünf, vier, drei, zwei, eins und null, das Schiff explodiert zusammen mit allem, was sich darin befindet. Der wohl emotionalste Moment jedes Commanders, zusammen mit seinem Schiff unterzugehen.
Jeder Raumpilot muss also auch mit herben Rückschlägen rechnen, ein verlorenes Schiff muss zwar nicht von Grund auf neu gekauft werden, der „Selbstbehalt“ beträgt lediglich fünf bis zehn Prozent des Gesamtwertes, doch bei großen Transportern oder Raumjägern, die einige Millionen Credits wert sind, ist selbst das ein riesiger Betrag. Elite: Dangerous besitzt kein erkennbares Ziel, die muss sich jeder Spieler selbst setzen. Etwa ein großer Händler zu werden oder so weit wie möglich ins Zentrum der Galaxie vorzudringen. Ihr braucht jedoch viel Durchhaltevermögen, Motivation, Lernbereitschaft und in erster Linie Zeit um an Elite: Dangerous Spaß zu finden. Wer nur mit bombastischer Action am laufenden Band zu begeistern ist, für den ist Frontier’s neue Raumsimulation wohl nicht das Richtige.
Aller Anfang ist schwer
Hat man das erste Ziel nun ins Auge gefasst, kann das Abenteuer auch schon losgehen. Zu Beginn haben auch geübte Konsolenspieler mit der anspruchsvollen Steuerung zu kämpfen. In hektischen Situationen zu navigieren, die Energie auf die gewünschten Systeme umzuleiten und womöglich noch ein anderes Schiff ins Fadenkreuz zu nehmen ist alles andere als einfach. Dabei sind jedoch die Flughilfen und Stabilisatoren noch nicht deaktiviert, denn dann wird es besonders anspruchsvoll.
In den ersten Spielstunden fällt sogar das Andocken an Stationen und Anfliegen von Sternensystemen schwer, diese Aktionen müssen alle manuell ausgeführt werden, denn einen Autopilot gibt es nicht. Mit steigender Erfahrung als Raumpilot gelingen diese Schritte bald wie im Schlaf. Die Lernkurve neuer Spieler ist gigantisch, man freut sich schon über den kleinsten Erfolg, spürt den eigenen Fortschritt von Stunde zu Stunde. Für bestimmte Aktionen, etwa Erkunden, sammelt ihr Erfahrungspunkte, steigt so im Exploration-Rang auf, was euch profitablere Aufträge verschafft.
Blutigen Anfängern wird empfohlen, zunächst an der Auftragstafel auf Raumstationen einfache Liefer- oder Kopfgeldaufträge anzunehmen. Das spült die ersten Credits in die Taschen und schafft erste Sympathien bei lokalen Konzernen, die in den Systemen um die Vorherrschaft kämpfen. Richtig viel Asche lässt sich, gerade in den ersten Stunden, mit Schmuggel verdienen. Das Gewerbe als Schmuggler birgt jedoch einige Risiken, werdet ihr etwa auf dem Weg ins Zielsystem von einem Kopfgeldjäger abgefangen, ist die wertvolle Ware verloren und womöglich sogar das Schiff im Eimer. Ebenso riskant ist der Anflug auf große Handelsstationen, denn ist der Laderaum voller illegaler Waren und springen die Frachtscanner der Station an, bleibt von eurem Transportmittel nicht viel mehr als ein Häufchen Staub übrig.
Politiker und viel Geld regieren das Universum
Besonders interessant wird der Einfluss der einzelnen Fraktionen im sogenannten Powerplay. Auf intergalaktischer Ebene buhlen insgesamt zehn politische Mächte aus drei Allianzen um die Vorherrschaft in der Galaxie. Anhänger der jeweiligen Fraktionen steigen durch Erfüllen bestimmter Aufträge im Rang weiter auf und erhalten am Ende jeder Woche gute Belohnungen in Form von weiterentwickelter Ausrüstung oder besseren Handelspreisen. Wie bereits vermutet, ist es am besten, sich in Systemen aufzuhalten, die von der jeweiligen verbündeten Fraktion kontrolliert werden.
Inmitten dieser politischen Machtkämpfe fühlt man sich als Teil von etwas Großem. Die kleine „Parteiarbeit“, die jeder Spieler in den Grenzsystemen übernehmen kann, vermittelt das Gefühl in diesem großen Universum wirklich etwas bewegen zu können, auch wenn man nur einer von Tausenden ist. Leider benötigt auch das Powerplay-System eine recht lange Einarbeitungszeit, doch danach motiviert die politische Arbeit umso mehr.
Wer keine Lust auf „herkömmliche“ Aufträge hat, kann auch in den endlosen Weiten des Alls versinken und Entdecker werden. Der Scan jedes Planeten bringt Informationen, die sich an entfernten Handelsstationen teuer verkaufen lassen. Mit sehr viel Glück entdeckt ihr sogar einen bisher unbekannten Planeten, dem ihr euren Namen widmet. Damit sichert sich jeder Entdecker einen Namen auf der großen Sternenkarte, und das so lange, bis die Server irgendwann endgültig abgeschaltet werden.
Natürlich kann jeder Spieler auch um Kopfgeldjäger werden. Ausgerüstet mit dem passenden Schiff, einem Strafregister-Scanner, mächtigen Waffen und einem Hyperraumunterbrecher legt ihr euch auf die Lauer und wartet ab, bis der erste ahnungslose Spieler anbeißt. Ist der Pilot vor euch sauber, lasst ihr ihn ziehen, ansonsten heißt es draufhalten.
Für jeden Piloten gibt es das passende Schiff. Während Händler zu großen, aber trägen Frachtern mit viel Stauraum für die unterschiedlichsten Güter greifen, bevorzugen Piraten oder Kopfgeldjäger kleinere, wendigere Schiffe, mit mächtigen Waffen. Grundsätzlich lässt sich jedoch jedes Modell für so ziemlich jedes Einsatzgebiet nutzen. Möglich machen das die zahlreichen Ausrüstungs- bzw. Waffenslots der Raumschiffe, die ihr je nach Lust und Laune bestücken könnt. Frachtplatzerweiterungsmodule sind ebenso verfügbar, wie diverse Erkundungsscanner oder Schildbooster. Die Suche nach der perfekten Ausrüstung gestaltet sich leider sehr undurchsichtig und erfordert einen großen Zeitaufwand, oftmals sogar mehrere Stunden.
Sobald man dann endlich alle Features einigermaßen verstanden hat, wirkt Elite: Dangerous weitaus weniger komplex als anfangs gedacht. Fragen um Ausrüstung und Handel klären sich mit steigender Spielerfahrung, bei der Navigation der Raumschiffe stellt sich langsam eine gewisse Routine ein. Spätestens dann dürft ihr euch routinierter Raumpilot nennen, was den Spielspaß erst richtig ankurbelt.
Multiplayer
Das Universum von Elite: Dangerous beherbergt zwar viele Spieler, die meiste Zeit fühlt man sich auf der Reise durch den leeren Raum jedoch recht alleine. Die einzigen Treffpunkte stellen entweder die zahlreichen Handelstationen dar, an denen man munter aneinander vorbei schwebt, oder ihr trefft auf diesen Station auf andere Spieler, was für einen der beiden meist tödlich endet. Ansonsten begegnen sich Piloten in der Regel stumm und ohne einander zu beachten. Ein Clan-Feature, wie es in diversen MMORPGs vorhanden ist, gibt es hier leider nicht.
Abseits der eigentlichen Spielwelt beinhaltet Elite: Dangerous den sogenannten Close Quarters Combat Modus (kurz: CQC), der dem Spieler spannende PVP-Matches bietet. In eingegrenzten Arealen treten die besten Raumpiloten in den Spielmodi Deathmatch, Team-Deathmatch und Capture the Flag gegeneinander an. Schiffsklassen, mitsamt den Ausrüstungsmodulen werden vorgegeben, um eine gewisse Fairness zu gewährleisten. Nach jedem Match regnet es Erfahrungspunkte, die wiederum die Spielerstufe steigern. Mit jedem neuen Level-Up werden neue Ausrüstungsteile freigeschaltet, um die wendigen Jäger weiter zu verbessern. Trotz der zahlreichen Komponenten bleibt die Balance jederzeit erhalten.
Technik
Beim Grafikdesign setzt Frontier Developments auf futuristische Assets, kombiniert mit vielen mechanischen und hydraulischen Komponenten. Damit erinnert der Titel an Science Fiction Filme des frühen 20. Jahrhunderts und hebt Elite: Dangerous von anderen Weltraumsimulationen ab. Optisch kann die Version für Xbox One nicht ganz mit dem PC mithalten. Texturen sind verwaschener als erwartet, aufgrund der fehlenden Kantenglättung kommt es zudem oftmals zu Kantenflimmern. Die topaktuellste Grafik gibt es hier leider nicht zu sehen, aber das macht der gigantische Umfang wieder wett.
Punkten kann der Titel wiederum in Sachen Soundtrack und Effekte. Während man durch das stille Universum reist, läuft im Hintergrund eine ruhige, futuristische Musikschleife. Anspruchsvolle Wendemanöver oder der Nachbrenner lassen das Schiff ächzen und knarzen. Die gesamte Soundkulisse wirkt sehr authentisch, und wird Science-Fiction Fans sofort in ihren Bann ziehen. Jedoch verfügt die Konsolen-Version zum derzeitigen Zeitpunkt, im Vergleich zur PC-Version, nur über englische Texte und Sprachausgabe. Das könnte einigen Spielern womöglich sauer aufstoßen.
Weit über den Erwartungen liegt die Steuerung, auch wenn sich recht schwierig zu erlernen ist. Alle Befehle und Kommandos wurden, so komfortabel es denn möglich ist, auf dem Controller untergebracht. Navigation, Kampf, schwierige Landungen, Energieverteilung – alles lässt sich nach einer langen Eingewöhnungsphase gut ausführen. Bei einer so komplexen Steuerung wäre eine Kombination aus Joystick und Tastatur natürlich am besten geeignet, auf der Konsole steht allerdings nur der Controller zur Verfügung.
Always on, Performance-Probleme und Erfolge
Zum Leid vieler überzeugter Offline-Spieler benötigt Elite: Dangerous eine permanente Verbindung zum Spiele-Server. Es ist zwar möglich, das Abenteuer ohne andere Mitspieler zu bestreiten, quasi im Einzelspieler-Modus, aber auch hier ist „always on“ Plicht. Werden die Server gerade gewartet oder fallen unverhofft einmal aus, ist erst mal Ende mit dem Vergnügen. Ein Kästchen mit dem Text „Connection Error“ erscheint und das war’s dann, die Spielwelt bleibt verschlossen.
Zudem ist die Performance an manchen Stellen mehr als bedenklich. In Systemen, in denen sich gerade viele Spieler aufhalten, sinkt die Framerate sehr oft weit unter die 30 fps-Marke. Ein sehr schlechter Bildfluss ist die Folge, was natürlich den Spielspaß stark einschränkt. Anflugmanöver auf Raumstationen oder Abfang-/Ausweichmanöver werden zu einer regelrechten Qual. Hier sollte das Entwicklerteam so schnell wie möglich nachbessern. Neue Inhaltsupdates sollten besser warten, bis die Spielbarkeit vollständig gewährleistet werden kann. Während unseres Tests brach die Framerate, wie bereits erwähnt, an einige Stellen drastisch ein. An zwei der zehn Testtage kam es immer wieder zu Verbindungsproblemen, sodass Elite: Dangerous schlichtweg unspielbar war. Es hat also den Anschein, als wäre der Konsolenstart einige Wochen zu früh über die Bühne gegangen.
Schon seit der Early-Access-Phase mit an Bord sind die beliebten Achievements. Insgesamt 1000 Gamerscore lassen sich sammel, was jedoch alles andere als einfach wird. Für einige der Erfolge müsst ihr weit über 500 Systeme bereisen, was wiederum einige Hundert Stunden in Anspruch nimmt. Achievement-Jäger, die so schnell wie möglich an Gamerscore kommen wollen, sollten sich nach einem anderen Titel umsehen.