Elite Dangerous: Horizons REVIEW
Der 3. Juni 2016 war ein großartiger Tag für alle Raumpiloten des Elite Dangerous-Universums. Der Entwickler Frontier Developments feierte an diesem Tag den Launch des großen The Engineers-Updates sowie den Start der Horizons-Season auf Xbox One. Damit befindet sich die Konsolenversion inhaltlich nahezu auf dem Stand der PC-Version. Nachdem wir euch bereits im Oktober vorigen Jahres unser Review zur Vollversion präsentieren durften, möchten wir euch in unserem aktuellen Test zeigen, was sich in den letzten acht Monaten verändert hat und ob der gut 25 Euro teure Season Pass hält, was er verspricht.
Nahezu grenzenlose Freiheit
Mit Elite Dangerous: Horizons läutet Frontier Developtments die zweite Season der beliebten Weltraumsimulation ein. Die steht ganz im Zeichen der planetaren Erkundung. War es zuvor lediglich möglich, Planeten zu scannen, seid ihr mit eurem Schiff nun in der Lage, zahllose Himmelkörper direkt anzusteuern und auf ihnen zu landen. Ein Feature, das dem Universum eine ganz neue Dimension beschert und ein unvergleichliches Gefühl der Grenzenlosigkeit erzeugt. Sterne sind nun nicht mehr nur weiße Punkte am Horizont, sondern tatsächlich greifbar.
Das Elite-Universum war und ist ein Ort für Entdecker. Das Spiel gibt einige Rahmenbedingungen vor, doch innerhalb dieser schreibt jeder Pilot seine ganz persönliche Geschichte. Eine feste Storyline gibt es nicht, galaktische Ereignisse finden sich in den News-Meldungen der zahllosen Raumstationen, die ihr besuchen dürft. Wie bereits in unsrem vorigen Review erwähnt, ist Elite Dangerous ein Erlebnis für Abenteurer, die in eine andere Welt eintauchen wollen. In diversen Foren tauschen sich Spieler über aktuelle Geschehnisse und Aktivitäten aus.
Zahlreiche Spieler beschweren sich seit Monaten über die größtenteils leere Galaxie, die fehlende Beschäftigung und den Anreiz weiterzuspielen. Doch genau diese Leere ist es, die Elite Dangerous so einzigartig macht. Eine Weltraumsimulation, die das Universum unendlich erscheinen lässt, die Freiheit, auf Wunsch in jedes nur erdenkliche Sternensystem zu reisen, zu handeln, zu kämpfen, zu entdecken. Der unvergleichliche Moment jedes Abenteurers, wenn er nach einer stundenlangen Reise durch gähnende Leere als erster Mensch einen zuvor unbekannten Planeten entdeckt und bereist. Es sind die kleinen Dinge, die den Alltag als Raumpilot so spannend machen.
Crash into the Moon
So verbringt ihr gerade zu Beginn die meiste Zeit mit sehr repetitiven Lieferaufträgen, dem Scan abgelegener Planeten oder in Trümmerfeldern, auf der Suche nach wertvollen Materialien. Bei einem Besuch der unzähligen Raumstationen versorgen euch die ansässigen Auftraggeber mit den verschiedensten Missionen. Diese Auftraggeber lösen das klassische Schwarze Brett der früheren Spielversionen ab, was neben einer größeren Missionsauswahl auch das Politiksystem zusätzlich erweitert. Mit jeder erfolgreichen Mission sammelt ihr so Sympathiepunkte bei einer der vier großen Großmächte bzw. deren lokalen Anhängern. Das stärkt deren politischen Einfluss auf das jeweilige System und macht euch über längere Sicht zu einem Freund vieler Handelsstationen, was durchaus Vorteile wie besseren Schutz vor Banditen mit sich bringt.
Eure Reise führt euch früher oder später unweigerlich auf die Oberfläche eines Mondes. Bereits der Anflug auf den Himmelkörper verlangt etwas geschickt und muss erst gelernt werden. Zu achten ist hierbei auf Geschwindigkeit sowie Eintrittswinkel. Bei einem zu stürmischen Anflug kann es so passieren, dass ihr eine Bruchlandung hinlegt, was im schlimmsten Fall die Zerstörung eures Schiffes bedeutet. War die Landung erfolgreich, ist es in Horizons nicht nur möglich seinen Raumjäger auf der Oberfläche zu parken, sondern den Himmelkörper mit einem Buggy zu erkunden. Dabei fühlt man sich schnell wie Neil Armstrong bei seiner ersten Tour auf dem Mond.
Auf eurer Expedition stoßt ihr unter anderem auf abgestürzte Drohnen, abgeworfenen Container, Extraktionsstationen oder sogar Alien-Artefakte. Grundsätzlich handelt es sich bei den meisten Planeten, die man aktuell bereisen kann um gigantische Steinwüsten. Die unterscheiden sich zumindest in ihren Oberflächenstrukturen und die darauf zu findenden Rohstoffe. Hier erwarten euch tiefe Krater sowie eindrucksvolle Felsformationen. Habt ihr genug gesehen, geht es gemeinsam mit der gesammelten Beute zurück in den Orbit. Auf Knopfdruck fliegt euer Schiff an den Buggy heran und gabelt euch an der nächstbesten Stelle auf.
Auf der Suche nach der perfekten Ausrüstung
Wer keine Lust mehr auf steinige Einöden hat und sein Schiff etwas verbessern möchte, macht sich die Suche nach den sogenannten Engineers, die mit Horizons eingeführt wurden. Verstreut auf die besiedelten Teile der Galaxie handelt es sich dabei um Spezialisten, die selbst aus dem besten Raumjäger noch Extraleistung herausholen können. Vorausgesetzt ihr verfügt über die passenden Kontakte, denn bevor ihr einen Engineer anheuern könnt, müsst ihr erst einige Aufgaben erledigen, die teils echt knifflig ausfallen. In über 20 Stunden Testzeit war es uns leider noch nicht möglich, einen der Schrauber zu besuchen. Dieses Feature richtet sich klar an Endgame-Spieler, die bereits über mächtige Schiffe verfügen und diese weiter verbessern wollen. Das Angebot variiert dabei stark von Engineer zu Engineer. Mit jedem Upgrade steigt zudem euer Rang bei dem jeweiligen Spezialist, was euch immer bessere Aufwertungen ermöglicht. Bezahlt wird mit Crafting-Materialien, die sich im ganzen Universum finden lassen.
Doch auch ohne die besagten Engineers ist es möglich, einige Extras selbst herzustellen. Versteckt im Inventar offenbart sich ein kleines Menü, über das sich Boosts für längere Hyperraumsprünge oder Spezialmunition craften lassen, natürlich die erforderlichen Ressourcen vorausgesetzt. Die selbst hergestellten Boni sind jedoch lediglich einmalig verwendbar, erfreuen sich aber großer Beliebtheit, sollte der Sprung in das benachbarte Sternensystem um Haaresbreite zu weit für den Hyperraumantrieb sein.
Technik
Das gut 10 GB große Update zu Horizons brachte jedoch nicht bloß nur neuen Content, sondern auch einige optische Neuerungen. So wurde das Benutzerinterface in Raumstationen entschlackt und dadurch etwas benutzerfreundlicher gestaltet. Nach einer erfolgreich abgeschlossenen Mission seht ihr zudem eine kurze Übersicht der erhaltenen Credits bzw. Materialen und den Sympathiegewinn beim Auftraggeber. Am Detailgrad im Weltraum selbst hat sich in den letzten Monaten vergleichsweise wenig getan. Die Planetenoberflächen, die man durch das neue Landungs-Feature nun bewundern darf, machen aus direkter Nähe betrachtet einen eher mäßigen Eindruck und könnten etwas Schärfe vertragen. Wenn man jedoch mit über 70 Sachen mit dem Buggy über die Planetenoberfläche brettert, fallen die teils zweidimensional wirkenden Texturen kaum auf. Grafisch kann die Konsolenversion mit dem PC-Ableger natürlich nicht mithalten. Dafür fehlt es der Konsole definitiv an der nötigen Grafikpower der aktuellen Hardware-Generation.
Auch in Sachen Sound hat sich gegenüber dem Hauptspiel wenig verändert. Die Soundkulisse überzeugt, die Explosionen krachen und die Raumjäger ächzen unter Belastung. Wie gehabt passt sich der Soundtrack immer der aktuellen Situation an, während einer einsamen Erkundungstour durchs Deep Space entspannt und in rasanten Kämpfen actiongeladen. Neu sind hingegen die Audiomitteilungen, die ertönen, sobald man eine Raumstation kontaktiert. Diese sind zwar nur der Tropfen auf den heißen Stein, wirken sich aber durchaus positiv auf die Atmosphäre aus. Eine deutsche Lokalisierung wurde gegenüber der PC-Version leider noch immer nicht implementiert. Zudem hätten wir uns ein Radio-Feature gewünscht, das auch auf langen Erkundungsflügen für gute Laune sorgt.
Weiters hat sich auch an der Schiffssteuerung in den letzten Monaten nicht sonderlich viel verändert. Diverse Schiffe, ob groß oder klein, steuern sich nach wie vor recht komplex. Dabei ist es den Entwicklern gelungen, alle essenziellen Befehle sinnvoll auf das Controller-Layout zu verteilen. Nach einer gewissen Eingewöhnungszeit gelingen sogar die anspruchsvollsten Manöver spielend. Hingegen der neue Buggy steuert sich sehr intuitiv, ähnlich einem klassischen Konsolen-Racer.
Multiplayer & Performance
Einsame Wölfe können Elite Dangerous zwar auch im Singleplayer-Modus spielen, doch mit einigen Freunden in der Party macht das Space-Abenteuer definitiv noch größeren Spaß. Mit einer Gruppe von bis zu drei Freunden könnt ihr euch in die unendlichen Weiten stürzen. Neben dem gesteigerten Unterhaltungswert fallen zudem 5% der erwirtschafteten Handelseinnahmen an eure Gruppenmitglieder ab. Das ermöglicht vor allem Neueinsteigern einen erleichterten Start. Mit etwas Glück trefft ihr bei euren Kreuzzügen durch das Universum sogar auf andere menschliche Mitspieler. Leider sind derzeit auf Xbox One vergleichsweise wenige Spieler unterwegs und die schiere Masse an Sternensystemen lässt die Spielerdichte damit drastisch sinken. Die meisten Begegnungen finden nach wie vor mit NPCs statt.
Gerade im PVP sorgt das Engineer-Feature für gemischte Gefühle. Während Gelegenheitsspieler das Upgrade-System gar nicht im vorgesehen Umfang nutzen können, werden Langzeitspieler noch stärker und stehen dadurch gewissermaßen außer Konkurrenz. Auch wenn die besagten Upgrades nicht weltbewegend ausfallen, können diese im Zweifelsfall durchaus einen Kampf entscheiden. Das gilt jedoch nur für das reguläre Abenteuer (Open Play) und nicht für den eigenständigen Arena-Modus. Der möchte mit spannenden, unkomplizierten Weltraumschlachten begeistern. In den Spielmodi, Team-Deathmatch, Deathmatch und Capure The Flag könnt ihr euch mit Spielern aus der ganzen Welt messen. Zumindest theoretisch, denn aufgrund der niedrigen Spielerzahlen muss man hier leider Wartezeiten in Kauf nehmen, die oftmals die Matchdauer übersteigt, was die Arena nahezu komplett uninteressant macht.
Horizons bringt nicht nur neuen Content und Neuerungen, sondern auch einige technische Probleme mit sich. So hat sich ein Bug eingeschlichen, der den eigentlich schwarzen Horizont beim Sprung in ein System mit einer Wand aus bunten Pixeln überzieht. Nähert man sich der Pixelwand zu weit, stürzt Elite Dangerous ab. Während unseres Tests trat dieser Fehler etwa in zwei von zehn Systemen auf. Weiters stürzt das Spiel seit dem Update überdurchschnittlich oft in unregelmäßigen Abständen ab. Das wirkt sich äußerst negativ auf den Spielspaß aus und veranlasst uns zu einem Punkteabzug. Zumindest die Framerate bewegt sich auf dem altbekannten, flüssigen Niveau. Lediglich während der Ladepausen, die beim Sprung in den Hyperraum entstehen, bricht die Framerate merklich ein, doch das sei dem Titel verziehen.