Eindrücke zu Lonely Mountains: Downhill (Gamescom 2017) PLAYER’S VOICE
Viele Besucher gehen auf die Gamescom, um Spiele auszuprobieren, die in der Regel gut 2-3 Monate später erscheinen. Ich finde es viel spannender, Titel anzuzocken, dessen Release noch ungewiss ist und erstmalig auf Messen dieser Art zu Erblicken sind. Megagon Industries, das in Berlin ansässig ist, basteln gerade an einem solchen Titel. Lonely Mountains: Downhill, wie sich das Spiel nennt, möchte eine andere spielerische Note setzen und bedient sich dazu an einem besonderen Grafik-Stil, idyllischen Landschaften und einem Bike. Und natürlich sollt ihr dieses Bike durch die naturbelassenen Areale steuern.
Viele Wege führen zum Highscore
Das klingt nach einer kleinen Aufgabe, die nicht wenig Zeit in Anspruch nimmt, hat aber einige Besonderheiten im Gepäck. Zuallererst haben die Entwickler sich damit beschäftigt, dass die Natur mehr als nur einen Pfad kennt. Für euch bedeutet dies, dass ihr mehrere Wege nutzen könnt, um ans Zeit zu kommen. Dabei sind nicht alle Wege sofort erkennbar und werden teilweise nur durch Zufall erschlossen. Dies steigert bereits in den einzelnen Abschnitten den Wiederspielwert und die Entdeckerlust. Stunts oder andere actionreichen Elemente werden in Lonely Mountains: Downhill bewusst ausgelassen. Das Gameplay möchte sich den Entdeckern, Radbegeisterten, Speedrunnern oder Naturfreunden vermehrt widmen.
Nichtsdestotrotz bietet der Titel auch ein paar Tücken, denn die Steuerung hat durch die genutzte Perspektive einen besonderen Stellenwert bekommen. Alle Himmelsrichtungen werden beansprucht und können einige Eingewöhnungszeiten einfordern. Nebenher passiert es nicht selten, dass man mit Vollspeed in einen Berg rasselt oder aufgrund eines zu geringen Tempos einen Abhang hinunterstützt. Selbst wenn man den Abhang schafft, kann am Boden angekommen, das fehlende Gleichgewicht bedeuten, dass ihr den Weg erneut wiederholen müsst.
Ich persönlich kam mit der Steuerung recht schnell klar und habe mit nur zwei Fehlversuchen zur Überraschung aller, den Demo-Level erfolgreich beendet. Damit war das Verlangen aber kaum gestillt, denn Lonely Mountains: Downhill schafft es wirklich, die Lust auf mehr aus den Spielern herauszukitzeln. Dementsprechend wurde meine zweite Fahrt schon deutlich mutiger und mit mehr Tempo behaftet, was jedoch in vermehrten Fehlversuchen endete. Rasante Sprünge über Felsen, schmale Brücken entlang und scharfe Kurzen zu nehmen, ohne auf die Bremse zu treten, waren nun mein Antrieb.
Dabei ist es möglich, bei weiteren Durchgängen immer mehr geheime Orte und Wege zu entdecken, die jenen verborgen bleiben, die sich ihrem Mut verweigern. Die Vielfalt kann in der Zukunft und mit Wunsch der Community sogar noch ausgebaut werden. Gleichzeitig richtet sich Lonely Mountains: Downhill an Spieler, die gerne mithilfe von Speedruns ihren Namen in Highscore-Listen sehen.
Technik der Alpha
Gehüllt ist der Indie-Titel in einer simplen und doch sehr angenehmen (Low-Poly) Grafik, die einen ganz eigenen Charakter versprüht. Natürlich steckt hier noch der ein oder andere Wunsch einer Weiterentwicklung drin. Beispielsweise möchten die Entwickler die Bäume in eine transparente Darstellung bringen, wenn das Bike gerade auf gleicher Höhe ist. Dies soll aber nicht den Schattenfall beeinflussen, was sich derzeit noch als große Aufgabe darstellt.
Da sich Lonely Mountains: Downhill erst in der Alphaphase befindet und das fertige Spiel ebenso wenig für die kommenden Monate geplant ist, können sich die Entwickler, die in einer Zweimannbesetzung sind, grafisch noch genug austoben. Die derzeitige Optik, die eine simple aber dennoch interessante Aufmachung hat, soll aber beibehalten werden und konnte beim Spielen in ihrer speziellen Art überzeugen. Zudem wirkt sie sehr eckig, was gewollt ist – aber auch besonders übersichtlich, was wiederum der spielerischen Note zugute kommt. Durch den Licht und Schatteneinfall ist die optische Raffinesse aber definitiv gegeben, die alles noch weiter aufwertet und ein Erlebnis in der freien Natur bestmöglich suggeriert. Durch eine eingebrachte Unschärfe im Hintergrund befindlicher Objekte, sieht man schnell die Liebe zum Detail, die die Entwickler Daniel und Jan haben einfließen lassen.
Der Sound hat den Titel angenehm begleitet und die Idylle auch in die Ohren gezaubert. So war technisch schon die Alpha, in der sich das Spiel befindet, sehr ausgewogen und konnte daher überraschenderweise überzeugen. Gleichzeitig werden die Soundeffekte bei der Fahrt nicht vernachlässigt, die dem Ganzen ein authentisches Profil geben.
Lonely Mountains: Downhill ist in erster Linie nur als PC Spiel angedacht. Neben einer Steuerung per Tastatur, ist die Nutzung eines Controllers auf dem Heimcomputer oder Laptop ebenso möglich. Die zweitgenannte Methode, die ich persönlich bevorzuge, funktioniert sehr exakt und lässt kaum Platz für Verzögerungen in der Übertragung. Doch egal wie ihr euch entscheidet, jede rasante Bewegung geht durch Mark und Bein.
Eindruck: gut
Lonely Mountains: Downhill war spielerisch eine echte Überraschung und konnte mich für den Moment überzeugen. Hinter dem Titel steckt weitaus mehr als nur ein Spiel, in dem man das Bike durch die Wege der Flora schickt. Es gibt immer etwas zu entdecken, was schon die Demo zum Vorschein brachte. Und auch Highscore-Jäger werden auf ihre Kosten kommen. Wer aber eher auf pure Action mittels Stunts setzt, wird hier nicht glücklich werden. Alle anderen brauchen nur ein wenig Geduld, denn das PC Spiel wird voraussichtlich erst Mitte 2018 erscheinen.