DriveClub REVIEW
Schöne und schnelle Auto, ein Steckenpferd von mir, wenngleich auch nur auf der Konsole. Und daher wird von mir das Erscheinen von DriveClub gefeiert, dessen ständige Verschiebungen und unklare Releasetermine wie eine endlose Qual auf mich wirkten. So schalte ich die Konsole an, schiebe die Disk ein und lasse mich von den Startbildern nicht lange aufhalten. Mit der Eröffnung durch das Menü könnt ihr entscheiden, ob ihr den diversen Veranstaltungen beiwohnt, oder ins freie Spiel übergeht, bei denen unterschiedliche Strecken in Kanada, Chile, Indien, Norwegen und Schottland zur Auswahl stehen.
Auf ins Getümmel
Um meinen noch recht mageren Fuhrpark mit schönen und teuren Wagen anzureichern, starte ich in das freie Spiel, das auch als Einzelveranstaltung bezeichnet wird. Damit ich ein leichtes Gefühl für die Steuerung und die Strecken erhalte, drehe ich einige Runden und sammle für verschiedene Manöver Punkte. Unter anderem wird das saubere Fahren, der genutzte Windschatten oder das Überrunden von Kontrahenten belohnt. Nach dem Überqueren der Ziellinie wird zusammengerechnet und die Punkte in eine Skala verfrachtet. Um den spielerischen Vorlieben gerecht zu werden, könnt ihr in der Einzelveranstaltung die Anzahl der Mitstreiter, deren KI und die Wetterlage, sowie Tageszeit anpassen. Demnach wird es auch Anfängern nicht verwehrt, einige Rennen als Sieger abzuschließen. Mit heranwachsendem Fortschritt werden euch zudem neue Boliden zum Geschenk gemacht, auf die ihr im freien Spiel jederzeit zurückgreifen könnt, um immer bessere Rekorde aufzustellen. Sind dann die Wagen auf ein brauchbares Maß angesammelt und die Übungssession ins Können verändert, solltet ihr euch die Tour näher anschauen.
Wer auf die Tour wechselt, wird verschiedene Veranstaltungen vorfinden, die aber nur eingeschränkt verfügbar sind. Das heißt, langsam vorarbeiten und beständig Siege einfahren. Doch bieten die Touren weit aus mehr als die gepflegten Meisterschaften, bei denen es oftmals gilt, unter den ersten drei Platzierungen zu gelangen. Weitere Forderungen zeichnen sich darin aus, unter einer gewissen Zeit die Ziellinie zu überqueren, ein Kurvenfahrduell zu dominieren, oder in eine Kurve zu sliden. Mit der Vollbringung der geforderten Ziele werden immer mehr Touren eröffnet und dadurch Klassen begehbar. Gleichzeitig zieht aber auch die Schwierigkeit an und die Wagen schränken sich auf bestimmte Karossen ein. Beispielsweise wird es euch nicht mehr ermöglicht, außerhalb der Amateurliga, mit jenen Autos die asphaltierten Bahnen entlangzuziehen. Selbstverständlich bedeutet dies auch, die Stärken und Schwächen der neuen Klassen auszutesten und neue Favoriten herauszukristallisieren. Durch die verschiedenen Werte in Beschleunigung, Tempo, Driften und Handing zeichnet sich die Steuerung für jeden Wagen individuell ab. Die verschiedenen Autos sind aber allesamt engen Straßen und unterschiedlichen Lagen ausgeliefert. Wer nicht zeitig auf die Bremse tritt, haut mit seiner Seite gegen Zäune oder Leitplanken. Doch neben dem interessanten Schadensmodell, werden verschuldete Fahrfehler auch bestraft. Für das Schneiden von Kurven oder die Kollision mit Mitstreitern sowie einigen Umgebungsobjekten, gibt es Verwarnungen sowie Abzug anteiliger Punkte. Gerade die Strafen sind aber bitter und verlangsamen euren erwählten Wagen, was die restlichen Teilnehmer sofort versuchen auszunutzen. Eine Rückspulfunktion, wie sie aus Forza bekannt ist, lässt sich jedoch vermissen, sodass immer höchste Präzision beim Fahren erforderlich ist.
Der Hauptgarant für eine lange Lebensdauer von DriveClub ist dennoch der Club selbst, den ihr euch erstellen könnt. Über eine intakte Onlineverbindung bestimmt ihr einen Namen und könnt aus verschiedenen Möglichkeiten wählen. Insbesondere die individuelle Farbgebung eurer Wagen ist nur mit einem eingerichteten Club möglich. Des Weiteren können Statistiken eingesehen oder die Computergegner durch reale Personen ersetzt werden. Wer also im Multiplayer seine Bestimmung sucht, wird nicht enttäuscht. Beispielsweise dürft ihr andere Clubs herausfordern, die auch von Freunden stammen können, um mit ihnen Rennen und Rekordjagden auszutragen.
Und wenn der Freund persönlich vorbeikommt, dann haben wir ein Problem! Denn leider fehlt die lokale Funktion gänzlich und macht es nicht wie in alten Tagen möglich, mit guten Kumpels die heimischen Gefilde in eine Rennstrecke zu verwandeln. Dafür sollen Strecken und Autos monatlich nachreicht werden, um dem Vergnügen nicht ganz so schnell den Fahrwind zu nehmen. Ob dies als Wermutstropfen reicht, zeigt sich jedoch erst in einigen Monaten.
Unter der Haube
DriveClub versucht sich als Mischung zwischen Simulation und Acade, die nicht immer ganz gelingt. Doch was im Gameplay mit einigen Schwächen behaftet ist, wird von der grafischen Seite wieder wettgemacht. Schon vor jedem Rennen gewinnen wir einen Weitblick in das zu durchfahrende Areal, das mit einer schönen Detailreiche glänzt. Fast fotorealistisch kommen auch die Autos daher, die scheinbar nur aus der Riege der Sportwagen erwählt wurden. Aus verschiedenen Perspektiven könnt ihr nun die Rennen bestreiten und bei diversen Fahrfehlern ebenso Schrammen und Beulen erspähen. An einzelnen Passagen holt euch zwar die Ernüchterung wieder ein, doch im Gesamtbild ist das Setting stimmig. Unterstützt wird der optische Teil noch durch einen Wetter und Tageszeitwechsel. Lustig wirkt es hingegen, dass in binnen von drei Runden der helle Tag der dunklen Nacht gewichen ist. Natürlich möchte ich nicht kleinkariert wirken, doch nimmt dieses High-Speed-Tempo ein wenig den Blickpunkt einer Simulation. Ferner verzaubern aber einige Momente, wenn etwa die Sonne am Horizont langsam untergeht und euch sogar teilweise blendet. Was in erster Linie den Schwierigkeitsgrad anzieht, wirkt gleichzeitig als gelungene Übertragung in die virtuelle Welt.
Konstruktiv betrachte ich natürlich auch die Soundkulisse, die im ersten Moment von den Reifen- sowie Motorengeräuschen eingenommen wird. Wirklich authentisch fegt ihr mit den Wagen durch die engen Gassen sowie weitläufigen Straßen und genießt dabei ganz unbewusst die typischen Genre-Geräusche. Die quietschenden Reifen, die Vollbremsung oder die Kollisionen werden zudem noch von flotter Musik begleitet. Scheinbar bedient man sich an Vorlagen ala Need for Speed, die mit tollen musikalischen Darbietungen punkten. Hingegen missfällt mir, dass es nicht möglich ist, zwischen Songs zu wechseln. Langweilig werden die abgespielten Stücke aber nie und unterstreichen immer das flotte Gameplay.
Letztlich bleibt noch die Steuerung übrig, die in DriveClub sehr wohlwollend ist. Gerade mit dem Wechsel zwischen den verschiedenen Karossen merkt ihr die besondere Fokussierung von Stärken und Schwächen der erwählten Modelle. Ein Wagen liegt besser in der Kurve, ein anderer zieht schneller das Tempo an, ist im Handing aber kaum brauchbar. Ein weiterer Wagen stellt sich als Drift-Wunder heraus, oder ist gar die Mitte von allem. Mit den unterschiedlichen Karossen lernt ihr schnell die Facetten der Steuerung kennen. Als besonders authentisch fällt aber der Rumble-Effekt des Controllers auf, der wirklich jede kleinste Unebenheit der Straße ins Spielgefühl überträgt. Wem es gar von der Straße abdrängt, wird es schnell in der Vibration des Steuerelements merken. Ansonsten werden die Befehle auch ohne Verzögerung übertragen und somit das Spielgefühl gesteigert.