Beyond: Two Souls Remastered REVIEW
Ich habe seit meiner Geburt eine Gabe: Die Fähigkeit zu sehen, was noch kein menschliches Wesen je zuvor gesehen hat. In meinem Kopf herrscht Chaos. Die Bilder, die Geräusche, der Geruch. Ich muss mich erinnern, muss alles wieder sortieren, bis zu diesem Moment. Mich erinnern wer ich bin. Wenn ich sagen müsste wie alles begann, könnte meine Geschichte auch hier anfangen.
So beginnt Beyond: Two Souls, ein interaktiver Film, oder besser gesagt, eine emotionale Reise mit Höhen und Tiefen, sowie vielen Geheimnissen, Verwirrungen und immer neuen Zielen. Dabei schlüpft ihr in die Rolle von Jodie, an dessen Leben ihr fortan teilhabt und es mit vielen Entscheidungen beeinflussen könnt. Die erste Entscheidung ist bereits vor Beginn zu treffen, denn in der von uns getesteten Remaster-Version, könnt ihr den normalen Ablauf wählen, der euch immer in unterschiedliche Szenarien wirft, oder alles nun chronologisch angehen, was den Einstieg enorm erleichtert.
Die Stimme die mir sagt….
Somit wählen wir die chronologische Reihenfolge, die nicht die verschiedenen Altersstufen von Jodie bunt mischt, sondern wir beginnen im Kindesalter und lernen das kleine verschüchterte Mädchen besser kennen, die über eine besondere Gabe verfügt. Schon seit ihrer Geburt hat sie eine unsichtbare Verbindung zu einer Existenz, die sich Aiden nennt. Nur sie kann mit Aiden kommunizieren und ihm gar Anweisungen geben, bei denen er sich aber auch gerne verweigert. Jodie zieht aufgrund ihrer Gabe das sofortige Interesse der CIA auf sich, welche ihre Gabe für eigene Zwecke nutzen möchten. Allem voran nimmt sich Nathan Dawkins dem Mädchen an, und zieht es wie eine eigene Tochter auf. Somit ist Nathan auch ein großer Bestandteil in Jodies Leben, von denen wir ganze 15 Jahre verfolgen dürfen. Letztlich bleibt aber immer die eine, signifikante, Frage offen – wer oder was ist Aiden.
Inmitten dieser Zeit wird das noch junge Mädchen zu einer knallharten Kämpferin ausgebildet und auf ihre erste Mission geschickt, die gefährlicher nicht sein könnte. Dabei gerät sie auch in den Konflikt mit sich selbst und der Frage, wo eigentlich ihr Platz ist. Hinzu kommt auch, dass Aiden immer wieder Einfluss auf ihr Leben nehmen möchte und gewisse Ablehnungen offen durch Vandalismus zeigt. Somit bringt Beyond: Two Souls immer wieder neue Fragen, aber auch Ziele in den interaktiven Film ein.
Es darf gespielt werden
Wer bislang noch keine Gelegenheit hatte, in einen interaktiven Film einzutauchen, wird mit den geforderten Aufgaben anfänglich vielleicht etwas unterfordert sein. Türen öffnen, Personen in einen Dialog verwickeln oder einfach nur gewisse Objekte beschaffen, ist das, was die Story vorantreibt. Damit es natürlich ein wenig spektakulärer wird und auch für den Spieler ein wenig mehr an Tiefe gewinnt, habt ihr zumeist die Möglichkeit, in die körperlose Form von Aiden zu schlüpfen und damit einige Befehle zu übernehmen. Beispielsweise kann sich die Existenz frei in den Arealen bewegen und sogar Wände problemlos durchdringen, was das Ausspähen weiterer Räume, die für Jodie nicht begehbar sind, erleichtert. Ebenso fungiert Aiden als praktischer Schlüsseldienst, da er in der Lage ist, von der anderen Seite der Tür diese zu öffnen und Jodie somit den Zugang in den nächsten Raum zu ermöglichen. Trotzdem ist Aidens Dasein nicht grenzenlos, sodass er immer in der Nähe des Mädchens bleiben muss, damit die Verbindung der Beiden intakt bleibt.
Die Möglichkeiten von Aiden gehen aber noch weit über dem hinaus, was ich kurz erwähnte, denn er ist auch in der Lage, die Kontrolle über andere Menschen zu übernehmen. Leider wird hier aber ein harter Schnitt gemacht und eingegrenzt, wen wir fremd steuern können, um so das Spiel nicht zu vereinfachen. Mithilfe dieser Möglichkeit dürft ihr euch zudem gewisser Feinde entledigen und so gerade im Kampfeinsatz gezielter vordringen. Um die jeweiligen Personen zu erkennen, umhüllt sie eine rote Aura, die nur in der Rolle von Aiden dem Auge dargeboten wird.
In jenen Abschnitten, die allgemein in ihrer Länge sehr variieren, wird auch der actionlastige Teil hervorgehoben. Ihr schleicht als Jodie langsam an den Feind heran, überwältigt ihn aus einem Hinterhalt heraus, oder setzt einen gezielten Schuss an. Gleichzeitig erhält nun auch die Steuerung mehr Gewichtung, denn nicht selten werdet ihr in Quick-Time-Events hineingezogen, bei denen die Reaktionsfähigkeit eurerseits auf eine harte Probe gestellt wird. Vermehrte Patzer können sogar die Geschichte beeinflussen und in eine negative Richtung lenken, was nicht unberührt an euch vorbeigehen wird, da ihr sicherlich schnell mit einigen der Charaktere sympathisiert.
Den Weg den ich wähle
Sofern ihr nicht als körperlose Existenz die Räume erkundet, könnt ihr in der Rolle der Jodie zugängliche Gänge oder Straßen abwandern und macht dabei einige Bekanntschaften. Nun kommt auch das Hauptaugenmerk von Beyond: Two Souls besser zur Geltung, denn oftmals entscheidet die Gesprächsführung über den Verlauf der Geschichte. Ob ihr eure Geheimnisse offenlegt, mit Zurückhaltung den Dialog weiterführt, oder das Gespräch gar in Aggressivität ausartet – ihr bestimmt, wie sich der Ausgang gestalten soll.
Dieselbe Entscheidungsfreiheit findet sich auch in einigen Abschnitten wieder, die dadurch einen kompletten Handlungsstrang beeinflussen kann. Gleichzeitig gewinnt Beyond: Two Souls damit einen hohen Wiederspielwert, der immer neue Szenen hervorbringt, die euch beim ersten Durchspielen noch unbekannt waren.
Dank der neuen chronologischen Sortierung ist die gesamte Geschichte weitaus leichter zu verinnerlichen. Um aber Spoiler zu vermeiden, weichen die Entwickler zweimal ab, und führen euch zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal ins Kindesalter von Jodie zurück. Allgemein ist mit der neuen Option aber alles besser strukturiert und verständlicher, als noch in der PlayStation 3 Version, die euch quer durch die verschiedenen Abschnitte geführt hat und somit manchmal verwirrte. Gleichzeitig schaffen beide Sortierungen den Wiederspielwert zu steigern, wenngleich natürlich der Überraschungseffekt der festen Storyline nicht mehr vorhanden ist.
Remaster
Beyond: Two Souls war seinerzeit eine Art Abschiedsgeschenk an die PlayStation 3 und hat optisch aus der Konsole noch einmal alles herausgeholt. So ist es natürlich auch nicht verwunderlich, dass das Spiel auch jetzt noch phantastisch aussieht. Nichtsdestotrotz hat man sich die Mühe gemacht, noch einige grafische Elemente anzupassen, wie zum Beispiel Licht und Schatten, die nun noch ein wenig stimmiger sind. Hinzu gesellt sich der Aspekt, dass sich die Umsetzung auf Sonys aktueller Konsole noch ein wenig flüssiger gestaltet. Selbstverständlich gehört ein Remaster auch mit einer Auflösung von 1080p versehen, was aber nicht bedeutet, dass das Spiel optisch mit für die PlayStation 4 konzipierten Titeln mithalten kann. Dennoch wirkt Beyond: Two Souls nahezu zeitgemäß und als optische Wohltat, was auch an der gelungenen Mimik und Gestik liegt, die via Motion Capturing aufgenommen wurde. Hierfür standen Schauspieler wie Ellen Page (Jodie) und William Dafoe (Nathan) bereit und hauchten ihren virtuellen Ebenbildern ansehnliches Leben ein.
Man sollte auch nie vergessen, wie sehr Musik Emotionen einfangen kann. Auch hier schafft Beyond: Two Souls ganz oben mitzumischen und den interaktiven Film mit einer wundervollen Soundkulisse auszustatten. Um akustisch weitere Akzente zu setzen, darf eine gelungene Sprachausgabe ebenso nicht fehlen, die gerade in diesem Genre mitunter die meiste Gewichtung hat. Glücklicherweise schafft man auch hier dank einer gelungenen Synchronisation, die jeweilige Situation immer bestmöglich einzufangen.