Aliens: Fireteam Elite REVIEW
Wann immer die Sprache auf Videospieladaptionen des Alien-Franchise fällt, ist das Bashing gegenüber Aliens: Colonial Marines nicht weit. Dabei hat die Marke seit Bestehen in der Regel eigentlich recht solide Spiele erhalten, nicht zuletzt das grandiose Alien: Isolation zählt für mich nach wie vor zu einer der intensivsten Horrorerfahrungen der letzten Jahre. Einen gänzlich anderen Ansatz verfolgt das neu veröffentlichte Aliens: Fireteam Elite. Entwickler Cold Iron Studios nimmt den zweiten Film als Vorlage und inszeniert ziemlich kompromisslose Koop-Action. Aber macht das Ballern auch auf Dauer Spaß?
Alien, war da mal was?
Die Geschichte von Aliens: Fireteam Elite setzt einige Jahre nach den Ereignissen des Filmtrilogie an. Die USS Endeavor erhält einen Notruf einer Raumstation, die im Orbit des Planeten LV-895 kreist. Als Colonial Marine machen sich Spielerinnen und Spieler auf, um herauszufinden, was auf der Station geschehen ist. Wer nun einigermaßen mit dem Franchise vertraut ist, wird nicht lange mit Rätselraten verbringen, denn natürlich sind Xenomorphen für das Chaos und die vielen Toten verantwortlich. Innerhalb der 12. Missionen umspannenden Kampagne muss man nun aufräumen, was man sowohl alleine (mit Bots) als auch mit bis zu drei Personen im Koop machen kann.
Von der Story sollte man an dieser Stelle nicht allzu viel erwarten, viel mehr als einen Rahmen für das Gameplay wird nämlich nicht geboten. Zwar kann man in den Leveln versteckte Aufzeichnungen finden, die ein bisschen Hintergrund geben, aber viel Tiefe steckt hier nicht drin. Sonderlich viel Mühe bei der Präsentation der Story wird sich ohnehin nicht gegeben. Zwischenseqeuenzen gibt es erst gar nicht, stattdessen wird die Narration in ziemlich öden Texten mit Voiceover abgehandelt. Und auch hinsichtlich der Schauplätze begnügt sich Entwickler Cold Iron Studios mit den Standard-Settings des Franchise.
Giger sei Dank
Am Anfang ist man auf bereits erwähnter Raumstation unterwegs, später auch mal auf der Planetenoberfläche von LV-895, ein Ausflug auf ein riesiges Schiff der Xenomorphen sowie in ein Nest der Außerirdischen stehen ebenfalls auf dem Plan. Visuell ist das selten eindrucksvoll. Insbesondere den Leveln merkt man das wohl eher geringe Entwicklungsbudget nämlich sehr stark an. Egal ob nun in kühler Raumschiffumgebung, auf der Oberfläche von LV-895 oder im Nest der Alienkönigin, nie hat man das Gefühl durch eine lebendige Spielwelt zu laufen. Wie viel aus dem Szenario herauszuholen ist, selbst wenn ein Großteil nur auf Weltraumstationen und Raumschiffen spielt, hat ja nicht zuletzt das eingangs erwähnte Alien: Isolation unter Beweis gestellt.
Während die uniformen Level enttäuschen, ist das Design der Xenomorphen schon wesentlich stimmiger. Das ist in erster Linie wohl eher der Verdienst von Künstler H.R. Giger, der mit seinen Designs einen der wohl einprägsamsten Looks der Filmgeschichte geschaffen hat, als der Cold Iron Studios. Allerdings hat der Hersteller die Gelegenheit bekommen und ein bisschen mit den Aliens zu spielen. Und die neu geschaffenen Abwandlungen lassen sich durchaus sehen. Neben den bekannten Xenomorphen und Facehuggern gibt es unter anderem auch Säure spuckende Aliens und ziemlich widerstandsfähige „Warriors“. Mit den neu geschaffenen Kreaturen bleibt man dem Stil der Vorlage treu und hat dennoch eine eigene Kreation etabliert. Schade, dass alle Gegnertypen reines Kanonenfutter sind.
Alien-Schießbude
Wie bei so vielen anderen Spielen dieser Art, so zählt nämlich auch bei Aliens: Fireteam Elite das Credo „Masse statt Klasse“. Sämtliche Aliens laufen blindlings vor die Flinte. Die KI ist weder in der Lage Fallen zu stellen noch andere Taktiken zu vollführen. Das höchste der Gefühle sind da schon die Säurespucker, die häufig hinter Kisten und anderen Gegenständen Schutz suchen. Abseits der Xenomorphen gibt es in einigen Abschnitten übrigens auch Begegnungen mit den Androiden der Weyland Yutani Group. Aber auch diese sind nicht gerade mit einem sonderlich komplexen Vorgehen gesegnet.
Ungenutzte Möglichkeiten
Entsprechend banal fällt letztlich auch das Gameplay aus. In nahezu allen zwölf Missionen muss man eigentlich nicht viel mehr machen als vom Startpunkt des Areals bis zum Ende zu laufen, hier und da mal mit einer Konsole zu interagieren oder einen wichtigen Gegenstand aufnehmen und währenddessen alles zu außerirdischen Brei zu schießen, was einem in den Weg kommt. Ebenso stumpf wie der Gameplay-Loop, ist leider auch das Gunplay. Auf dem Papier gibt es zwar eine abwechslungsreiche Vielfalt. Doch egal ob nun mit Pumpgun, Maschinengewehr, Granatwerfer oder Flammenwerfer: nie habe ich auch nur annähernd die brachiale Zerstörungskraft der Waffen gefühlt. Insbesondere aufgrund der nicht vorhandenen Einbindung des Dualsense-Controllers auf der PlayStation 5 bin ich enttäuscht. Wie stark das haptische Feedback und die adaptiven Trigger das Spielgefühl und die Immersion beeinflussen können, haben bisher nicht nur Sony Eigenproduktionen wie Returnal, sondern auch Third-Party-Titel wie Call of Duty: Black Ops Cold War unter Beweis gestellt.
Ein paar Worte vielleicht noch zur Performance. Auf der PlayStation 5 läuft das Spiel mit 60 Frames und in 4k-Auflösung meist recht flüssig, allerdings kommt es immer wieder zu Rucklern. Entsprechende Situationen treten gerade dann auf, wenn viele Gegner gleichzeitig vorhanden sind und man Waffen wie den Flammenwerfer und Granatwerfer benutzt. Die Ladezeiten halten sich in Grenzen, sind offenbar aber auch von dem System der Mitspielerinnen/Mitspieler abhängig. Crossplay zu anderen Plattformen gibt es zwar (leider) nicht, allerdings können PS4- und PS5-Spielerinnen und Spieler miteinander zocken. Spielt man selbst auf der aktuellen Sony-Konsole, hat aber jemanden im Team mit PlayStation 4, so sind die ladezeiten spürbar. Zur performance auf den alten Systemen von Sony und Microsoft kann ich nicht viel sagen, laut Diversen Eindrücken in Foren und auf Social Media, sind die Last-Gen-Versionen aber wohl recht anfällig für Lags und Ruckler.
Stumpfer Spaß für zwischendurch?
Dennoch hatte ich stellenweise durchaus Spaß mit dem Spiel. Andernfalls hätte ich mich auch nicht durch die rund 6-8 Stunden lange Kampagne geballert. Im Endeffekt entfaltet Aliens: Fireteam Elite einen großen Teil seines Spaßes dann, wenn man mit Freunden gemeinsam spielt. Sollte man keine Mitspielerinnen und Mitspieler haben, die man kennt, sieht die Sache schon anders aus. Zwar gibt es Matchmaking, allerdings habe ich gerade in den ersten Tagen nach Release oftmals Probleme gehabt zwei weitere Personen zu finden, die mit mir spielen. Findet man keine menschlichen Kameraden, so werden die zwei vakanten Plätze von Bots aufgefüllt, die ihre Sache aber eigentlich ganz ordentlich machen.
Natürlich hängt an dem Ganzen auch noch ein Klassen- und Progressionssystem. Aktuell gibt es mit dem Gunner (klassischer Allrounder), dem Demolisher (schwer-gepanzert und bewaffnet), dem Techniker (eher defensiv ausgelegt) und Sanitäter (kann Teamkameraden heilen und wiederbeleben) vier Klassen. Eine fünfte Klasse, nämlich den schnellen Späher, schaltet man beim erstmaligen Abschluss der Kampagne frei. Ich habe hauptsächlich mit dem Demolisher gespielt und neben einem Sturmgewehr auf einen Flammenwerfer gesetzt. Und meine Güte, macht es Laune Horden von Aliens in Flammen zu setzen! Auch die zusätzlichen Fähigkeiten des Demolisher, wie zielsuchende Raketen und eine Erschütterungsgranate, sind in Angesichts der stellenweise absurd großen Gegnerwellen praktisch. Natürlich haben auch die andere Klassen individuelle Zusatzfähigkeiten und natürlich kann man diese nach und nach verbessern und erweitern. Die Progression von Spielfigur, Fähigkeiten und Waffen ist allerdings etwas mühsam und erfordert schon einige Spielstunden.
Pro & Kontra
- coole Waffen und Fähigkeiten
- viele Upgrade-Möglichkeiten
- je nach Waffe, macht das stumpfe Ballern durchaus Spaß
- neue Alien-Designs fügen sich visuell gut in den Kanon ein
- öde Präsentation der Geschichte
- langweiliges Level- und Missionsdesign
- in den ersten Tagen häufig keine Mitspieler/Mitspielerinnen via Matchmaking gefunden
- wenig befriedigendes Gunplay
- gelegentliche Ruckler auf der PS5
- Möglichkeiten des Dualsense-Controllers (PS5) nicht genutzt