AEW Fight Forever REVIEW
Wer sich jetzt am Kopf kratzt und fragt „AEW??“, der kennt nur WWE! Der hat in den letzten vier Jahren einiges verpasst. Ich könnte jetzt seitenlang die durchaus interessante und beeindruckende Entstehungsgeschichte der AEW erzählen, aber das würde hier den Rahmen sprengen und etwas am Thema vorbeigehen. Dennoch sei der Vollständigkeit halber kurz erwähnt, dass die Liga im Januar 2019 auf einer Pressekonferenz in Las Vegas offiziell gegründet wurde. Gründer sind Kenny Omega, Nick und Matt Jackson (Young Bucks), Cody Rhodes und Adam Page. Eine Gruppe von Wrestlern, auch bekannt als „The Elite“. Und seit 2019 hat die AEW bis heute einen Meilenstein nach dem anderen erreicht, so dass die Entwicklung des Spiels „AEW Fight Forever“ auch eine Herausforderung für die Entwickler war. Warum das so ist? Dazu später mehr. Den nächsten Meilenstein erreicht AEW übrigens bereits am 27. August, wenn im Londoner Wembley-Stadion das Großevent „All In“ stattfindet. Derzeit sind etwa 65.000 bis 70.000 Tickets verkauft, was wirklich beeindruckend ist.
Die neue Liga
Für dieses Spiel wurden die Entwickler von Yukes kontaktiert, die bereits Wrestling-Spiele entwickelt haben und somit Erfahrung haben. Kenny Omega ist nicht nur Wrestler, sondern auch ein Fan von Kampf- und Wrestling-Spielen. Und hier zählen die alten Street Fighter sowie WCW und WWF Arcade Wrestling Spiele zu seinen Favoriten. So ist es nicht verwunderlich, dass AEW Fight Forever an WCW/nWo Revenge und WWF No Mercy angelehnt ist, mit einem Touch Street Fighter. Warum Street Fighter? Das erkläre ich später.
Zu Beginn, wenn wir das Spiel starten, wird auch die Geschichte von „AEW“ in Form eines Einführungsvideos kurz zusammengefasst. Danach landet man im Hauptmenü, das sehr übersichtlich gestaltet wurde. Als Hintergrund dient der Backstage-Bereich einer Halle. Mit den Schultertasten des Controllers können wir durch die Menüs navigieren. Diese sind in „Exhibition, Online, My, Road to Elite, Challenges und Shop“ unterteilt. Und hier gleich die Entwarnung, es handelt sich nicht um einen Shop mit Online-Anbindung, um mit echtem Geld einzukaufen. Hier könnt ihr lediglich Offline Items mit Geld kaufen, das ihr euch in Matches verdient habt.
Unter „Exhibition“ stehen euch viele Arten von Matches zur Verfügung! Zum Beispiel One on One Matches, Tag Team, 3-Way, 4-Way, Casino Battle Royal, Exploding Barbed Wire Deathmatch, Ladder Match sowie ein freier Trainingsmodus und einige Minispiele. Unter Single Matches kann man zwischen Lights Out Match und Falls Count Anywhrer wählen. Lights Out Matches haben praktisch keine Regeln und sind wie ein klassisches Hardcore Match, nur eben extrem. Der Einsatz von Reißzwecken und das damit verbundene neue Verletzungssystem, bei dem nicht nur die Stirn bluten kann, sondern jetzt auch Brust und Rücken, also praktisch der ganze Körper. Nichts für schwache Nerven!
Ihr könnt mit bis zu drei weiteren Freunden zu viert auf der Couch im lokalen Multiplayer oder auch online spielen. Außerdem könnt ihr im Editor eigene Wrestler, Tag Teams und auch Arenen erstellen. Grundsätzlich wirklich löblich und ich liebe es, abseits der Action auch mal entspannt im Editor zu basteln. Allerdings fehlen mir im Editor einige Funktionen und Möglichkeiten, die den Spieler in seiner kreativen Freiheit leider etwas ausbremsen. So kann man zum Beispiel nur aus acht Gesichtstypen wählen. Hier ist der Standard mittlerweile ein anderer. Ich hätte mir gewünscht, dass man Stirn, Kinn, Wangen etc. individuell einstellen kann. Körpergröße, Fett- und Muskelanteil lassen sich dagegen mit ein paar Reglern individuell einstellen.
Low Carb?!?
Bei den Arenen kann man prinzipiell noch einige nachbauen oder neue entwerfen. Aber auch hier wären mehr Funktionen wünschenswert gewesen. Auch bei den Bühnen gibt es „nur“ acht Vorlagen und diese können nicht durch weitere LED-Wände oder Bildschirme erweitert werden. Im Prinzip kann man aus den vorgegebenen Anforderungen der bereits bestehenden AEW Shows wählen und diese lediglich durch dekorative Erweiterungen und alternative Beleuchtung personalisieren. So lässt sich beispielsweise das Dynamite Special „Bash at the Beach“ von 2020 recht ordentlich nachbauen, aber leider bietet der Editor zu wenig individuelle Möglichkeiten, um beispielsweise aktuelle Bühnen nachzubauen.
Bei „Road to Elite“ gibt es auch einen Story-Modus. Hier wählt ihr entweder euren eigenen Charakter oder einen der AEW-Stars. Ohne zu viel zu spoilern, sei zumindest erwähnt, dass ihr hier die Gründung der AEW und das gesamte erste Jahr miterlebt und euch bis zum Main Event um den Titel kämpfen müsst. Die Story an sich und die Erzählweise sind zwar definitiv keine fünf Sterne wert, aber mal erfrischend anders und einige Ansätze durchaus interessant. Wirklich schade finde ich die Tatsache, dass wir keinen Soundtrack bekommen haben. Zwar begrüßt uns Tony Kahn zu Beginn mit einem Anruf, aber jedes weitere Gespräch wird dann mit Textpassagen untermalt. Während der Story fliegt man mit seinem Privatjet auf einer Minimap von einem US-Bundesstaat zum nächsten, was hier vom Stil her schon sehr an den Arcade-Modus von Street Fighter 2 erinnert. Man merkt, dass hier Kenny Omega am Werk war. Aber auch die Möglichkeiten, ins Fitnessstudio oder ins Restaurant zu gehen, um seine Fähigkeiten zu verbessern oder zu regenerieren, sind wirklich nett gemacht. Je nach Schwierigkeitsgrad ist der Story-Modus in 2 bis 4 Stunden durchgespielt. Aber Vorsicht, je nachdem, ob man bestimmte Spiele gewinnt oder verliert, verläuft die Geschichte anders. Die Story ist in vier Kapitel unterteilt und jedes Kapitel besteht aus drei möglichen Spielverläufen. Es ist also durchaus ratsam, die Story mehrmals durchzuspielen, da man unter bestimmten Voraussetzungen weitere Wrestler freischalten kann.
Technik
Soundtechnisch bekommen wir hier solide Kost serviert. Der Ringsprecher „Justin Roberts“ klingt leider etwas blechern und auch die Kommentatoren, die uns vor jedem Match kurz mit zwei oder drei Sätzen auf das Match einstimmen, kommen von der Audioqualität etwas blechern rüber. Dafür sind aber alle Einlaufmusiken (Entrance Themes) in einer Jukebox enthalten. Man kann aus unzähligen auswählen und diese auch im Menü abspielen lassen und so eine eigene Playlist erstellen.
Doch wie spielt sich AEW Fight Forever? Denn mit dem Gameplay steht und fällt alles, wenn es keinen Spaß macht. Sagen wir es mal so: Als Fan von WCW/nWo Revenge und WWF No Mercy auf dem Nintendo 64 wusste ich schon nach fünf Sekunden, wie ich AWE Fight Forever spielen muss. Es ist eine tolle Erfahrung, nicht erst eine Anleitung lesen zu müssen, um am Ende langweilige Combos zu drücken. Es gibt wieder die typischen leichten und schweren Angriffe. Ein Knopfdruck bedeutet einen leichten Angriff, ein gedrückter Knopf einen schweren. Wenn euer Barometer rot wird, könnt ihr zunächst euren Signature-Move ausführen. Jubelt ihr anschließend mit dem rechten Analogstick, könnt ihr euren Finisher ausführen. Dazu greift ihr euren Gegner und jubelt während des Griffs erneut mit dem rechten Analogstick. Praktisch wie damals auf dem N64. Es ist wirklich einfach und macht wieder richtig Spaß!
Switch-Port
Kommen wir zur Technik der Nintendo Switch. Wenig überraschend wird hier die schwächste Version geboten. Auf der mobilen Hybridkonsole läuft AEW Fight Forever mit einer dynamischen Auflösung zwischen 540p und 720p und überwiegend mit 30 FPS. Zwischendurch kann es immer wieder zu kurzen Framedrops kommen, die vielleicht eine halbe Sekunde dauern. Hier fallen die FPS dann kurz auf ca. 20 – 22 FPS oder das Bild stockt kurz und pendelt sich dann sofort wieder auf 30 ein. Diese Drops kommen plötzlich und auch ohne dass etwas Großes passieren muss. Manchmal geht es eine Minute gut, manchmal auch drei, aber dann kommt wieder ein kurzer Drop. Das Spiel wird dadurch aber nicht unspielbar und der Spielspaß wird auch nicht wirklich beeinträchtigt. Meistens läuft das Spiel ziemlich rund. Leider sind die Texturen auf der Switch deutlich unschärfer als auf den anderen Konsolen. Das fehlende Anti-Aliasing und die niedrigere Auflösung sorgen dann auch für vermehrtes Kantenflimmern. Dennoch sehen die Wrestler recht ordentlich aus. Auch auf der Nintendo Switch lässt sich die Halle aufteilen. So kann man die Leinwand auf der Bühne erst beschädigen und dann komplett zerstören. Auch die Ringabsperrung kann durchbrochen werden.
Wer einen hohen Wert auf Grafik legt, ist mit der Nintendo Switch-Version weniger gut beraten. Glücklicherweise ist AEW Fight Forever auch auf PlayStation und Xbox Konsolen verfügbar.
2019 vs. 2023
Am Anfang habe ich gesagt, dass das schnelle Wachstum der Liga „AEW“ auch für die Entwickler eine echte Herausforderung war. Und wenn man Fan der Liga ist, merkt man das auch beim Spielen. Das Spiel war über 40 Monate in der Entwicklung und parallel dazu ist bei AEW so viel passiert, dass man das Gefühl bekommen könnte, die Entwickler sind mit der Programmierung von aktuellen Inhalten nicht wirklich hinterhergekommen, bzw. man merkt teilweise, welche Inhalte ungefähr wann ins Spiel programmiert wurden und bis wann es im Prinzip noch eine Produktpflege vor Erreichen des Goldstatus gab.
Der Luchasaurus hat im Spiel noch seine grüne Maske und sein grün-silbernes Outfit aus dem Jurassic Express Anno 2019 – 2022. Als Entrance Theme hat er aber schon sein aktuelles von 2023, mit dem er als Heel an der Seite von Christian Cage zum Ring kommt. Oder gucken wir auf Jon Moxley, der hingegen mit seiner alten Musik und seinem alten Outfit Anno 2019 – 2021 zum Ring kommt, aber beim Entrance als Gründungsmitglied des Blackpool Combat Clubs angekündigt wird, der erst 2022 gegründet wurde. Ob die Musik „Wild Thing“ aus Lizenzgründen nicht verwendet wurde, ist nicht bekannt, aber auch hier fällt die Vermischung von alt und neu auf.
Auch das Design der Womans World Championship ist das alte, welches noch bis März 2022 verwendet wurde. Seit 15 Monaten nutzt die AEW bereits ein neues Design. Der All Atlantic bzw. International Title und die Trios Championship haben es überhaupt nicht ins Spiel geschafft. Insgesamt wirkt es als Fan ein wenig wie ein Best of von AEW.
Außerdem musste man mit dem Wrestling-Game ohnehin bei Null anfangen und erst einmal eine Basis schaffen. Jetzt will man AEW Fight Forever mit weiteren Inhalten pflegen und nicht gleich nächstes Jahr den Nachfolger bringen. Daher bin ich gespannt, wie das Spiel in einem Jahr vom Umfang her aussehen wird. Denn der ist schon beachtlich. Insgesamt gibt es 54 AEW Stars and Legends und sieben Arenen. AEW Dynamite, Rampage, Dark, Double or Nothing, All Out, Full Gear und Revolution.
Video-Review
Pro & Kontra
- Fan-Service
- Gameplay
- Neue Match-Varianten
- Story-Mode mit Wiederspielwert
- Entrances der Wrestler
- Lange Entwicklungszeit ist nicht zu übersehen
- Editor mit wenig Features
- Keine 6-Mann Action im Ring