Dragon Quest XI: Streiter des Schicksals REVIEW
Ziemlich lange haben Fans der Dragon Quest Reihe auf einen neuen offiziellen Teil gewartet. Nachdem Dragon Quest X erst gar nicht hierzulande erschien und die beiden Heroes Teile eher als Genremix neue Wege einschlugen, ist jetzt endlich wieder ein offizielles und vor allem klassisches Rollenspiel der Reihe bei uns eingetroffen. Mit Dragon Quest XI: Streiter des Schicksals möchte man entsprechend dessen die treuen Fans wieder begeistern, gleichzeitig aber auch neue Spieler für die beliebte Reihe gewinnen.
Ein neuer Tag
Dragon Quest XI: Streiter des Schicksals erzählt eine komplett neue, eigenständige Geschichte, die sich nicht an vorangegangene Teile orientiert. Dementsprechend erfreuen wir uns an einer frischen Charakter-Riege, die aufbricht, um die Welt wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Nun gut, die Story ist dabei in erster Linie weniger erfrischend, denn eigentlich geht es erneut um die schon so oft erzählte Geschichte von Gut gegen Böse. Denn ihr findet euch in der Rolle des Lichtbringers wieder, der noch als Säugling von der eigenen Mutter in Sicherheit gebracht wurde, da feindselige Truppen sein Leben vorzeitig beenden wollten.
Spielerisch beginnt das Abenteuer erst mit dem Erwachsenwerden des Jungen. In weiblicher Begleitung bekommt er von seinen Zieheltern seine erste Aufgabe gestellt, die ihm den Weg zum Mann ebnen soll. Doch obwohl alles relativ gut gelingt, wird ein Geheimnis offenbart, welches jahrelang gut versteckt war. Ein Mal an seiner Hand zeigt ihm mysteriöse Kräfte auf, derer er sich nie bewusst war. Schon ist es für sein Heimatdorf klar, er ist der Lichtbringer einer Prophezeiung.
Mit einer kleinen Bewaffnung und neuer Kleidung, wird er von seiner Ziehfamilie und Freunden Richtung Schloss geschickt, wo er von seiner Erkenntnis, dass er der Lichtbringer ist, berichten soll. Dort angekommen wird er aber nicht freudig empfangen, sondern sogleich in einen Kerker gesperrt. Im Verließ verweilend, lernt er einen seltsamen Mann kennen, der jedoch nur auf die Ankunft des Lichtbringers gewartet hat. Zusammen entfliehen sie dem Königreich, versuchen auf viele Fragen eine Antwort zu finden und ihr Schicksal zu erfüllen.
Das Abenteuer beginnt
Erik, wie der junge Mann heißt, der nicht mehr von der Seite des Lichtbringers weicht, ist aber nicht der einzige Recke, der in eine ungewisse Zukunft startet. Wie für die Dragon Quest Reihe bekannt, stoßen im Laufe der Reise immer neue Charaktere hinzu, die allesamt ihre eigenen Beweggründe haben, den Lichtbringer zu begleiten.
Für euch ist dies natürlich eine willkommene Hilfe, denn die weitläufige Karte, ist mit nicht wenigen Monstern besiedelt. Zwar sind diese gleich zu sehen und können Grund dessen leicht umgangen werden, für den stetig steigenden Schwierigkeitsgrad, ist dies aber nicht unbedingt der beste Weg. Stattdessen solltet ihr sogar den Kampf suchen, denn wie von einem japanischen Rollenspiel gewohnt, wurde ein Level-Up-System implementiert.
Rollenspiel in bester Manier
Dragon Quest in seiner nummerierten Form ist seit jeher ein rundenbasiertes Rollenspiel. Das heißt, ihr führt abwechselnd mit dem Gegner Spielzüge aus. In jedem Spielzug könnt ihr entscheiden, ob ihr auf eine obligatorische Attacke, einen Zauber oder die Nutzung einer speziellen Fähigkeit setzt. So kann zudem bestimmt werden, ob ihr nur einen, oder gleich alle Gegner angreifen wollt. Vielleicht ist in der aktuellen Runde auch eher eine Heilung vonnöten, da sich die Lebensenergie dem Ende neigt.
Dragon Quest XI: Streiter des Schicksals bietet aber eine kleine, optionale Automatik, in der ihr die Vorgehensweise anpassen könnt. Soll eure Gruppe lieber offensiv oder defensiv unterwegs sein, ist eine Person als Heiler die bessere Partie oder geht ihr aggressiv gegen Feinde vor? Diese Automatik ist eine nette Spielerei, nimmt euch aber dennoch nie die Kontrolle, da ihr sie jederzeit wieder abändern dürft.
Mit dem siegreichen Abschluss der Kämpfe, werden euch immer mehr Erfahrungspunkte gutgeschrieben. Diese münden nach einem gewissen Wert in einen Stufenaufstieg. Der jeweilige Charakter, der diesen Wert erreicht hat, darf sich über verbesserte Attribute freuen und gleichzeitig Skillpunkte auf Fähigkeiten verteilen. Euch obliegt dabei die Wahl, in welche Richtung die Verbesserungen gehen sollen, sofern genügend Punkte vorhanden sind. Soll der Schwertkampf verbessert werden, oder hat die Kunst mit dem Zauberstab umzugehen und die Magie zu stärken eine höhere Priorität? Euer Abenteuer, eure Entscheidung! Weitere besondere Talente, die jeder Figur unterliegen, werden ab einem bestimmten Charakterlevel automatisch freigeschaltet und können in die Kämpfe einfließen.
Diese Stärkung ist unumgänglich, denn die Gegner sind nicht zu unterschätzen und selten alleine unterwegs. Mit der Begehung neuer Gebiete, kommt ein frischer Schwung dazu, der sich zudem in seiner Gefährlichkeit steigert. Das heißt, ihr solltet immer einen gewissen Charakter-Level vorweisen können, bevor ihr durch neue Gebiete streift. Des Weiteren kennen die Kontrahenten ebenfalls einige Tricks und können mit Zaubern sogar Statusveränderungen bei eurer Gruppe hervorrufen. Plötzlich seid ihr vergiftet, schlaft oder tanzt wie wild. Glücklicherweise gibt es für dieses verzwickte Situation, immer ein hilfreiches Item, dessen Anwendung ihr nicht scheuen solltet.
Ein echtes Dragon Quest?
Ja, die Geschichte in Dragon Quest XI: Streiter des Schicksals ist komplett neu und die Charaktere geben ihr Stelldichein. Und dennoch ist das JRPG schon auf den ersten Blick ein echtes Dragon Quest. Zum einen liegt dies an den bekannten Musikstücken, die wieder verbaut wurden, für die Reihe aber bedeutend sind, zum anderen sind es die Gegner, die aus vergangenen Ablegern übernommen wurden. Damit meine ich nicht nur die Slimes, die in allen erdenklichen Farben auftreten, sondern genauso gut die Säbelzahnkatze, Hammerkauz, Muddel und viele andere. Und alleine durch die bekannte Schar an Feinden, die den Helden das Leben schwer machen, fühlt sich das Spiel wie ein echtes Dragon Quest an.
Natürlich gibt es aber noch weitere Inhalte, die einfach zu der Reihe gehören, jedoch auch in anderen JRPGs zu finden sind. Zum Beispiel darf wieder Handel mit ansässigen Ladenbesitzern betrieben werden. Altes Zeug raus aus dem Gepäck, neues Zeug rein und schon ist die Ausrüstung wieder aktuell und bietet bestmöglichen Schutz.
Selbstverständlich erfordert die kleine Shoppingtour das nötige Entgelt. Doch durch den Verkauf unnötiger Utensilien, kommen selten die geforderten Summen zusammen. Glücklicherweise werden von den Gegnern Münzen nach einem Sieg zurückgelassen, die sogleich in euer Inventar wandern. Gelegentlich droppen diese aber auch wertvolle Items, durch die ihr den ein oder anderen Einkauf einspart.
Was noch sehr prägnant für die Dragon Quest Reihe steht, ist die Speichermöglichkeit. Es wird wie in den Vorgängern, an einer heiligen Statur oder einer Kirche der Spielstand gesichert. Darüber hinaus können an jenen Stellen Vergiftungen oder Flüche geheilt, wie aber auch die Verteilung der Talentpunkte neu bestimmt werden. Selbst die Möglichkeit, die Entfernung bis zum nächsten Stufenaufstieg zu erfahren, wurde nicht verworfen.
Umfang und weitere Inhalte
Dragon Quest XI: Streiter des Schicksals ermöglich es abermals, Waffen und Gegenstände selbst zu erschaffen. Mit dem nötigen Rezept, den zugehörigen Items und etwas Feingefühl, erschafft ihr ganz neue Utensilien, die eure Reise ggf. sogar erleichtern. Die Herstellung macht zudem Spaß und treibt die allgemeine Spielzeit deutlich nach oben.
Ja, denn der 11. Teil der Rollenspiel-Saga geizt nicht mit Storyelementen und Nebenaufgaben. Wer die optionalen Missionen annimmt und Dinge ausfindig macht, Monster besiegt oder Personen rettet, kann gut und gerne eine dreistellige Spielzeit erreichen. Ferner wartet noch eine riesige Welt darauf, von euch bereist zu werden. Zwar ginge dies genauso gut mithilfe eines Pferdes oder der Schnellreise, dadurch würden aber die Kämpfe zu kurz kommen und euch später bei den monströsen Bossen Niederlagen bescheren. Die eingesparte Zeit wäre in dem Falle wieder hinfällig.
Das Abenteuer, das weniger spektakulär beginnt, wird im Verlaufe der Reise viele spannende, überraschende und lustige Momente bieten. Dadurch entpuppt sich die Story insgesamt als recht gelungen und unterhaltsam. Und da die Geschichte zudem recht witzig anmutet, macht es Spaß, viele Dialoge zu führen, was weitere Zeit verschlingt.
Optische Vielfalt
Dragon Quest XI: Streiter des Schicksals ist ein hübsches, niedliches Rollenspiel, das eine sehr prägnante Charakterdarstellung hat. Damit meine ich, dass die Modelle eine recht hohe Ähnlichkeit zu einem sehr bekannten Anime aufweisen – nämlich Dragon Ball. Das ist aber nicht etwa ein Zufall, denn hinter der Erstellung der Figuren, steht dieselbe Person (Akira Toriyama). Das ist jedoch nicht nur bei den Charaktermodellen selbst auffällig, sondern auch bei dem eingebrachten Humor. Die weiteren optischen Schwerpunkte liegen auf den Monstern, die passend zu den Möglichkeiten der PlayStation 4 und des PCs aufgehübscht wurden.
Die Außenwelt wurde genauso wenig vernachlässigt. Sofern ihr nicht die Städte bereist, die wiederum ihre Vielfalt schnell in den Fokus stellen, gibt es zwar nicht ganz so viel zu sehen, schön gestaltet ist es dennoch. Damit die äußeren Areal trotzdem etwas mehr Facetten erhalten, gibt es einen Tag-Nacht-Zyklus, der optimal im JRPG verankert wurde. In den Städten und einigen besiedelten Landstrichen, darf man sich an die Zusammenführung verschiedener Kulturen erfreuen. Dragon Quest XI: Streiter des Schicksals schafft es, mehrere verschiedene Kulturkreise auf einer Karte zusammenzuführen und euch somit auf eine wirkliche Entdeckungsreise zu schicken.
Sound und Steuerung
Wie bereits erwähnt, finden viele bekannte Musikstücke aus vergangenen Ablegern den Weg zu Dragon Quest XI. Neue musikalische Untermalungen wurden an den richtigen Stellen eingebracht. Leider gibt es hier einen kleinen Kritikpunkt, denn die akustischen Klänge wiederholen sich einfach zu oft. Dies wirkt nach einer Zeit etwas deplatziert und kann sogar an den Geduldsfaden gehen. Gerade im Hinblick darauf, dass die Umgebung so liebevoll und detailliert gestaltet wurde, hätte der Sound dieselbe Abwechslung erfahren müssen.
Gepaart ist das Ganze mit einer guten, englischen Sprachausgabe, die von deutschen Bildschirmtexten begleitet werden. Und die Texte sind erstklassig eingebracht, denn die Dialekte oder der typische Dorfslang, lockern das geschriebene Wort perfekt auf. Dasselbe gilt für die englischen Dialoge, die ebenso wenig an besonderer Darstellung und Betonung geizen. Allgemein ist der 11. Teil wieder sehr dialoglastig, was man von derart Spielen aber sowieso erwartet. Nichtsdestotrotz gibt es im Text und dem gesprochenen Wort ein paar marginale Unterschiede. Grade einige Charakternamen oder Ortsbezeichnungen sind nicht immer identisch. Letztlich ist es sogar witzig, wie weit diese manchmal voneinander abweichen. Dem Spielspaß tut zumindest keinen Abbruch.
Bei der Steuerung muss man nicht lange ausschweifen. Da es sich um ein rundenbasiertes Rollenspiel handelt, ist die Auswahl der Spielzüge über eine Taste abgedeckt. In einem übersichtlichen Menü kann ohne Zeitdruck auserkoren werden, wie der Held reagieren soll. Durch den erwähnten optionalen Automatismus, können sogar noch mehr Actionen eurerseits eingespart werden. Selbst das Laufen funktioniert mit der Anwahl der Option-Taste des Dual Shock 4 Controllers komplett selbstständig, wenngleich nur in eine Richtung. Letztlich muss man lediglich die Menüs sowie Möglichkeiten verstanden haben, um sich nicht lange an einer überladenden Steuerung aufhalten.