SUPERHOT (PS4) REVIEW
Ego-Shooter stellten schon immer ein gutes Fundament für innovative Ansätze dar. Zwar ist das Genre in den letzten Jahren nicht mehr ganz so experimentierfreudig, wie einst, dennoch gibt es immer wieder Ausreißer, die mit den etablierten Grundlagen spielen und Neues probieren. Im letzten Jahr fiel in dieser Hinsicht vor allem SUPERHOT auf, welches erst für PC und etwas später auch für die Xbox One erschienen ist. Nun folgt mit reichlich Verzögerung endlich auch die PlayStation 4 und PlayStation VR Fassung. Ob sich das Warten für Besitzer der Sony Konsole gelohnt hat?
Neo lässt grüßen
Manchmal braucht es nur eine simple Idee und ein seit Jahrzehnten bestehendes Genre erstrahlt in einem neuen Licht. Piotr Iwanicki und sein kleines Team hatten eine solche, als sie 2013 auf einem Game Jam den Prototypen von SUPERHOT bastelten. Die innerhalb von sieben Tagen geschaffene Urversion gefiel nicht nur Anwesenden, sondern verbreitete sich durch Mundpropaganda auch im Netz und stieß bei vielen Spielern auf reges Interesse. Grund genug für das polnische Team eine Kickstarter-Kampagne ins Leben zu rufen, um aus dem Prototypen ein vollwertiges Spiel zu machen – mit Erfolg.
In SUPERHOT schlüpft ihr in die Rolle eines Namenlosen, der irgendwo in den Weiten des Internets auf das mysteriöse Spiel Superhot stößt und binnen kürzester Zeit regelrecht abhängig von diesem wird. Die Narrative arbeitet mit simplen Mitteln und erzählt die Metastory hauptsächlich durch ein Chatfenster, in welchem die Hauptfigur mit einem anderen Spieler spricht. Das ist mitunter ziemlich konfus, unterhält aber durch seine vielen versteckten Anspielungen und den unterhaltsam geschriebenen Dialogen. Vor allem Fans von Matrix und anderen Werken mit vergleichbarer Cyberpunk-Thematik dürften Gefallen finden.
Die erzählerische Komponente taugt glücklicherweise zu mehr, als den Gameplay-Abschnitten einen Rahmen zu geben. Dennoch ist der Spielkern die Mechanik. Und hier mutet SUPERHOT – trotz seiner stilsicheren Optik – zunächst wie ein gewöhnlicher Shooter an, in welchen man die gesichtslosen Gegner reihenweise umnietet. Der Clou: nur wenn die Spielfigur sich bewegt, bewegt sich die Zeit und damit die Kontrahenten und die umherfliegenden Projektile. Steht der Spieler still, so steht auch die Zeit.
Simple Idee, herausragende Umsetzung
Was nun simpel klingt, ist in seiner Umsetzung auf den Punkt durchdacht. Durch seinen Kniff erhält das Spiel zudem eine strategische Komponente mit leichten Puzzle-Einschlag. Wer nämlich glaubt, das die Zeitverlangsamung den Spieler zum übermächtigen Wesen mutieren lässt, täuscht. Die Gegner kommen nämlich von allen Seiten und ein einziger Treffer aus den feindlichen Waffen bedeutet den Bildschirmtod und endet im Neuladen des gesamten Level. Diese sind an sich zwar knackig und in ihren Aufbau einfach gehalten, bieten gleichzeitig aber auch Stolpersteine. So erzieht SUPERHOT den Spieler schnell dazu die nächsten Schritte genau zu überlegen und bewusst vorzugehen.
Räumliches Denken und gekonnte Ausweichschritte vor den feindlichen Projektilen sind der Schlüssel zum Erfolg, dennoch erzeugen die intensiven Gefechte keinen Frustmoment. Stattdessen spornt jeder Tod und anschließende Neuversuch dazu an, die gegebene Situation besser zu lesen und mit gezieltem Vorgehen den Level schließlich erfolgreich zu beenden.
Sprinte ich etwa zu einer Schutz versprechenden Säule, greife mir eine griffbereite Billardkugel, um sie im richtigen Moment auf den Gegner mit Schrotflinte zu werfen, ihn so kurzzeitig ins Straucheln zu bringen und so an seine mächtige Waffe zu kommen? Oder versuche ich dem abgefeuerten Schrot elegant auszuweichen, um meinen Widersacher mit den Fäusten meines Alter Egos niederzustrecken? Oder finde ich gar eine ganz andere Vorgehensweise? Trotz seines vergleichbar simplen Aufbaus bietet SUPERHOT erstaunlich viele Möglichkeiten.
Kurzes, aber intensives Vergnügen
Mit rund zwei Stunden Spielzeit ist der Storymodus von SUPERHOT überschaubar. Allerdings birgt die Kampagne einen durchaus hohen Wiederspielwert und ist letztlich nur ein Teilaspekt. Zur Kampagne gesellen sich nämlich noch ein Endlosmodus und diverse Herausforderungen. In Ersterem überlebt ihr möglichst lange und wehrt endlose Gegnerwellen ab; in Letzterem spielt ihr nach festgesetzten Vorgaben, beispielsweise nur mit einem Katana bewaffnet.
Auch abseits von Gameplay und Mechanik überzeugt der Titel. Der minimalistische Grafikstil, in welchen lediglich die Farben Weiß, Schwarz und Rot existieren, ist stilsicher und passt perfekt zum Cyberpunk-Flair der Story. Hinzu kommt eine zwar nicht sehr prominent eingesetzte, aber dennoch stimmungsvolle Musik.
In puncto Performance läuft die PlayStation 4 Version flüssig und ohne erkennbare Durchhänger. Erfreulich, da die zum Einsatz kommende Unity-Engine bei vielen Konsolenspielern mittlerweile einen schlechten Ruf genießt. Neben der normalen Fassung gibt es außerdem noch eine Version für die PlayStation VR. Diese muss man leider separat von der Nicht-VR Fassung kaufen, was für Besitzer der Virtual Reality Brille ein Wermutstropfen sein mag.