Puyo Puyo Tetris REVIEW
Tetris ist schon seit frühesten Videospieltagen ein Dauerbrenner und dürfte von den meisten Spielern mittlerweile als „alter Hut“ ohne großen Reiz abgetan sein. In Japan hingegen erfreuen sich die bunten Klötze noch immer sehr großer Beliebtheit, was nicht zuletzt mit der Puyo Puyo Tetris Reihe aus dem Hause Sega zusammenhängt. Diese haben sich die Lizenz schon vor vielen Jahren gesichert und eine ganz eigene Interpretation des Evergreens geschaffen. Die aktuellste Fassung erreicht nach vielen Jahren des Wartens (ursprünglicher Japan-Release war bereits 2014) endlich auch den Westen. Warum ein paar frische Grundzutaten aus dem altbekannten Konzept ein vollkommen neues Erlebnis machen, verrät unser Test.
Mehr als bunte Klötzchen
Am grundlegenden Prinzip von Tetris hat sich seit der ersten spielbaren Version von 1984 nicht viel geändert und auch Puyo Puyo Tetris behält die maßgeblichen Grundzüge des von Alexei Paschitnow geschaffenen Knoblers bei. Gepaart wird der ursprünglich aus Russland stammende Klassiker mit dem einige Jahre später erstmals in Japan erschienenen Puyo Puyo, in welchen man ebenfalls farbige Formen (Puyos genannt) miteinander kombinieren und sie so auflösen muss. Dabei müssen mindestens vier Puyos der gleichen Farbe in eine vertikale oder horizontale Reihe gebracht werden, mehr Punkte und für den Sieg gegen gute Gegner entscheidend ist es aber Kettenreaktionen auszulösen, bei denen mehr als nur vier Puyos einer Farbe aufgelöst werden.
Wie der Titelname nahe legt, lässt Sega in Puyo Puyo Tetris beide Marken aufeinandertreffen. Das mag zunächst etwas gewöhnungsbedürftig klingen, denn obwohl sich die Grundlagen von Puyo Puyo und Tetris in ihrem Prinzip ähneln, so sind doch Unterschiede vorhanden. Etwaige Zweifel kann das Spiel aber glücklicherweise schnell ausräumen, denn das Zusammenspiel beider Konzepte funktioniert nicht nur richtig gut, sondern macht vor allem jede Menge Spaß.
Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen
Wer zuvor noch nie Puyo Puyo gespielt hat (und das dürften im Westen einige sein) ist dabei sehr gut beraten sich zunächst einmal im Lessons genannten Tutorial die Grundlagen anzueignen. Tetris hingegen dürfte diesseits des Globus ja allseits bekannt sein, ein paar Kniffe kann man aber auch hier noch in den unterhaltsam aufgebauten Lehrstunden übernehmen.
In erster Linie ist Puyo Puyo Tetris sicherlich vor allem hinsichtlich seines kompetitiven Aspektes interessant. Multiplayer mit bis zu drei Freunden auf der Couch oder im Online-Modus deckt das Spiel dabei aber ebenso ab, wie einen Part für Solisten inklusive einen mit diversen Herausforderungen angereicherten Challenge- und – man höre und staune – Story-Modus. Ja, Sega hat – wie schon bei einigen Vorgängern – erneut einen Adventure-Modus integriert und bringt bekannte Puyo Charaktere wie Amitie, Carbuncle und Arle zurück auf die Bildschirme. Diese dürfte hierzulande kaum jemand kennen, was aber nicht weiter schlimm ist. Sofern man sich auf die kunterbunte Inszenierung und die herrlich abgedrehten Figuren einlassen kann, wird man mit dem erstaunlich langen Story-Modus gut unterhalten werden.
Durch das Spielen des Einzelspielerparts lassen sich übrigens auch diverse Erweiterungen wie neue Stages und Charaktere freischalten. Andere Kleinigkeiten, wie neue Designs für die Puyos und Tetrisblöcke, kann man hingegen mit der Ingame-Währung erwerben. Diese erspielt man sich in allen zur Verfügung stehenden Modi des Spieles.
Wenige Modi, viel Abwechslung
Wer darauf gar keine Lust hat, der darf sich hingegen in die fünf unterschiedlichen Modi abseits der Story stürzen, welche man gegen die KI, gegen Mitspieler online oder gemeinsam auf der Couch angehen kann. Ganz klassisch geht es in Versus zu, wo sich jeder Spieler aussuchen darf, ob er lieber Puyo Puyo oder Tetris auf seinem Bildausschnitt spielen mag. Gewonnen hat, wer am längsten durchhält. Dabei sollte man nicht nur darauf achten, dass das eigene Spielfeld schön abgeräumt wird, sondern auch versuchen möglichst lange Kombinationsketten auszuführen. Diese führen nämlich dazu, das dem Gegner sprichwörtliche Steine in Form grauer Tetrisblöcke bzw. Puyos in den Weg gelegt werden.
Party ist eine Variation von Versus und integriert diverse Items in das Spielgeschehen. Diese werden aktiviert, wenn man ein nahes Puyo- oder Tetrisfeld auflöst. Bei den Items handelt es sich übrigens hauptsächlich um Angriffsaktionen. So kann man etwa für kurze Zeit das Sichtfeld des Gegners einschwärzen oder verhindern, das dieser seine Tetrisblöcke bzw. Puyos drehen kann.
In Swap hingegen wechseln sich Puyo Puyo und Tetris Spielfelder in sekündlichen Takt ab, sodass man sich immer wieder neu umstellen muss. In dem wohl anspruchsvollsten aller fünf Modi, Fusion, werden beide Spielformen in einem Spielfeld gemischt, sodass man Puyos und Tetris-Blöcke gleichzeitig handhaben muss. Schnelle Reflexe sind vor allem in Big Bang gefragt, wo sekündlich wechselnde Herausforderungen abgearbeitet werden wollen. Hierbei muss man eigentlich nicht viel mehr machen, als schneller als der Gegner die angezeigten Tetris-Blöcke aufzulösen. Jeder Fehler hat allerdings einen Abzug auf der Energieleiste zur Folge.
Kampf gegen die Elite
Obwohl die Anzahl an Modi recht überschaubar ist, so ist der Langzeitspielspaß enorm. Dies gilt vor allem in Hinblick auf den Online-Modus, in welchem sich die Elite des Spieles misst. Das darf man übrigens sehr wörtlich nehmen, denn während meiner Testphase bin ich hauptsächlich auf Spieler aus Japan und anderen asiatischen Ländern gestoßen, welche bereits einige Jahre Vorsprung haben und mich entsprechend auseinandergenommen haben.
Entsprechend sollte man also etwas Stehvermögen mitbringen, um mithalten zu können und nicht allzu schnell im Frust zu versinken. Wer keine Lust auf das vorhandene Liga-System hat, der kann Online-Partien übrigens auch aus reinem Spaß in einem freien Modus angehen. In technischer Hinsicht gibt es am Online-Modus übrigens nichts auszusetzen. Das Matchmaking funktioniert ohne Probleme, die Verbindungsqualität ist ebenfalls gut. Ab und an hatte ich zwar Lags, allerdings haben diese sich in einem hinnehmbaren Rahmen gehalten und das Spielen kaum gestört.
Kunterbunter Spaß
Während sich Puyo Puyo Tetris in Japan auf unzähligen Plattformen tummelt, dürfen westliche Spieler „nur“ zur Version auf Nintendo Switch und PlayStation 4 greifen. Letztere lag mir zu Testzwecken vor und liefert in technischer Hinsicht ein sehr rundes Gesamtbild ab. Optisch fällt der Titel vor allem durch seine kunterbunten Grafiken und den niedlich gestalteten Figuren auf, die sicherlich nicht jedermanns Sache sein dürften. Die Bildrate ist, anders als noch bei Tetris Ultimate von Ubisoft, sehr stabil und erlaubt ein flüssiges Spielerlebnis, was gerade in den sehr flott ablaufenden Partien ein echter Mehrwert ist.
Als leider recht eintönig empfinde ich hingegen die Musik, die doch sehr gleichförmig klingt und wenig Abwechslung bietet. Die hoch gepitchten Sprachsamples der Charaktere sind mir mit zunehmender Spielzeit außerdem ziemlich auf den Geist gegangen. Glücklicherweise gibt es aber eine Option diese Vor dem Start einer Partie auszustellen.