Phoenix Wright: Ace Attorney – Spirit of Justice REVIEW
Endlich ist es soweit! Phoenix Wright: Ace Attorney – Spirit of Justice ist nun auch im Westen angekommen. Nachdem der letzte Teil der berühmten Anwaltsspiel-Reihe The Great Ace Attorney es leider nicht hierher geschafft hat, dürfen wir nun wieder im neusten Abenteuer den bekannten Anwalt im blauen Anzug Phoenix Wright in das ferne Land Khura’in begleiten. Und auch dort werden wir uns natürlich dem ein oder anderen spannenden Fall widmen, bis alle Verbrechen aufgeklärt und alle Rätsel der fremden Kultur gelüftet wurden. Auf unserer Reise werden wir außerdem das ein oder andere bekannte Gesicht wiedersehen, darunter auch Maya Fey, Phoenix Assistentin aus den ersten Spielen. Daher konnte ich den Release kaum noch erwarten und habe mich direkt auf das Spiel gestürzt, um es euch in diesem Test vorstellen zu können!
Wie bei allen englischen Spielen möchte ich auch noch kurz etwas zur Lokalisierung schreiben. Wie bereits bei Phoenix Wright: Ace Attorney − Dual Destinies kommt Phoenix Wright: Ace Attorney – Spirit of Justice hierzulande nur als Download im eShop heraus, eine Retailversion wird es leider nicht geben. Zudem beinhaltet das Spiel keine deutschen Texte, sondern ist nur auf Englisch verfügbar. Warum ich das so genau hervorhebe? Das Spiel lebt von seinen Texten, den Details und den Dialogen – ohne gute Englischkenntnisse werdet ihr nicht ganz so viel Freude haben. Eine Sprachausgabe gibt es nur teilweise, allerdings stört das nicht, da man sehr viel Text lesen muss und so eine Sprachausgabe unnötig viel Zeit beim Spielen benötigen würde.
Andere Länder, andere Sitten…
Willkommen in Khura’in, einem Land voller Mystik und Traditionen. Da Maya Fey, die ehemalige Assistentin von Phoenix Wright dort ihre Ausbildung zum Medium vollenden will, beschließt der Anwalt im blauen Anzug kurzerhand sie kurz vor dem Ende ihrer Ausbildung zu besuchen. Kaum angekommen, trifft er schon auf einen Jungen namens Ahlbi Ur’gaid, der mitten in seiner Ausbildung zum Mönch steckt. Doch bereits nach einer kurzen Führung überschlagen sich die Ereignisse und Ahlbi wird angeklagt, einen der bedeutsamsten Schätze von Khura’in gestohlen und einen der Tempelwächter getötet zu haben. Als Phoenix den Prozess besucht, wird ihm schnell klar, dass sich das Justizsystem grundlegend unterscheidet, vor allem in einem Punkt: Es gibt keinen einzigen Verteidiger in ganz Khura’in, und das aus gutem Grund. Dank des Defense Culpability Act erhält der Verteidiger den gleichen Urteilsspruch wie der Angeklagte, sodass Verteidiger nicht nur nach und nach ausgelöscht worden sind, sondern auch der Beruf an sich extrem unbeliebt ist.
Nach nur wenigen Minuten muss Phoenix mit ansehen, wie der Richter ansetzt, den angehenden Mönch schuldig zu sprechen und zum Tode zu verurteilen. Der einzige Beweis: Eine mysteriöse Technik, mit der die Kronprinzessin Rayfa Padma Khura’in die Seelen der Verstorbenen heraufbeschwört und deren letzte Momente und Eindrücke dem Gericht präsentieren kann. Kurz entschlossen meldet sich Phoenix Wright trotz aller Konsequenzen, um Alhbi einen fairen Prozess zu gewährleisten. Zwar können die Toten nicht lügen, aber auch die verstorbenen Seelen sind nicht allwissend. Und so überschlagen sich die Ereignisse immer weiter, und nach und nach werden auch die Anwaltskollegen Apollo Justice und Athena Cykes in die Ereignisse verstrickt.
Die Handlungen der einzelnen Fälle verstricken sich nach und nach zu einem großen Gesamtgeschehen, bei dem man immer wieder auf alte Bekannte trifft, aber auch neue Charaktere kennenlernt. Jeder Fall wird dabei zu Beginn spannend mit einer Animesequenz inszeniert, der die Tat zeigt, wobei natürlich nicht der Täter verraten wird. Die Fälle sind dabei immer sehr spannend erzählt und enthalten viele Wendungen und Überraschungen, sodass man mit den Charakteren mitfiebert und immer wieder neue Ansätze und Strategien für den Freispruch des Angeklagten entwickelt. Teilweise werden durch neue Beweise alle bisherigen Theorien über den Haufen geworfen, nur um kurz später weitere Fragen aufzuwerfen, die einem der Wahrheit näher bringen.
Phoenix Wright: Ace Attorney – Spirit of Justice besitzt typisch für die Reihe seinen eigenen Humor in Form von vielen unterschiedlichen skurrilen Charakteren. Sei es der harte Geschäftsmann, der damit droht den Ruf der Angeklagten zu ruinieren, aber in Gegenwart seiner Geliebten völlig liebestrunken nur sinnloses Zeug erzählt oder die Zaubererassistentin, die wie ein Häschen aussieht und eine zwiespaltige Persönlichkeit besitzt. Die Charaktere sind alle gut ausgearbeitet und besitzen komplexe Hintergrundgeschichten und Motivationen. Trotz allem behält das Spiel angesichts der vielen Mordfälle und drohenden Schicksale seine Seriosität und hat einen ganz eigenen Charme.
Zwischen Gerichtssaal und Tatort
Der Weg zum Freispruch ist steinig und lang, sodass man es als Anwalt gar nicht so leicht hat. Daher muss man nicht nur im Gerichtssaal sein Bestes geben und für seinen Mandanten kämpfen, sondern auch den Tatort selber unter die Lupe nehmen, um wichtige Beweismittel für die spätere Verhandlung zu gewinnen.
Im Gerichtssaal selber versucht man mit allen Mitteln, den Prozess für sich zu entscheiden. Dabei läuft das Ganze keineswegs geordnet ab, sondern enthält zahlreiche Wendungen. So präsentiert die Staatsanwaltschaft teilweise neue Beweise oder Zeugen, die den Angeklagten belasten. Unsere Methoden umfassen dabei nicht nur das Vorschlagen neuer Theorien, Aufzeigen bestimmter Verknüpfungen von Beweismitteln, sowie die Verwendung verschiedener Übersichtspläne, sondern auch Kreuzverhöre. Dabei geht man Aussage für Aussage die Behauptungen von Zeugen durch und übt Druck aus, um mehr zu erfahren und kann nach und nach Widersprüche und Falschaussagen anhand der Beweise aufzeigen. Insgesamt laufen die Prozesse relativ realistisch und logisch ab. Natürlich ist der Richter nicht ewig lang geduldig, sondern verhängt Strafen für falsche Behauptungen oder Fehler in den eigenen Theorien. Sobald man zu viele Fehler begeht, wird man dem Gerichtssaal verwiesen und zusammen mit dem Angeklagten für schuldig befunden.
Wie ihr bereits erkannt habt, sind die Fälle durchaus sehr komplex und involvieren nicht nur zahlreiche Personen und Zeugen, sondern auch die verschiedensten Beweismittel. Keine Sorge, ihr müsst nicht alles auswendig wissen, sondern könnt jederzeit ins „Court Record“ schauen, wo alle Beweismittel und Personen mit einer kurzen Erklärung gelistet sind. Dazu zählen Fotos, kürzere Aussagen, Autopsieberichte und manchmal auch Videomaterial.
An verschiedenen Stellen kann man Entscheidungen treffen, um die Verhandlung in bestimmte Richtungen lenken zu können, oder um gezielt nach bestimmten Fragen vorgehen zu können. Dadurch kann man teilweise relativ frei unterschiedliche Ansätze verfolgen, sodass die Geschichte noch spannender wirkt.
Außerhalb des Gerichtssaals sitzen Phoenix Wright, Athena Cykes und Apollo Justice natürlich nicht einfach nur rum, sondern sehen sich gerne die Schauplätze genauer an und verhören Zeugen, sofern diese es zulassen. Die Erkundung der Orte ist sehr frei aus verschiedenen Blickwinkeln möglich, sodass man alles Mögliche genau unter die Lupe nehmen kann und so Informationen über die verschiedenen Charaktere und die Fälle erhält. An bestimmten Stellen lassen sich auch interaktiv Fingerabdrücke sammeln und abgleichen, um bestimmte Areale oder Objekte genau untersuchen zu können. Auch das Reden mit verschiedenen Charakteren ist möglich, bei dem man unterschiedliche Fragen stellen und Beweismittel präsentieren kann.
Technisch Top!
Wie bereits die Vorgänger präsentiert sich Phoenix Wright: Ace Attorney – Spirit of Justice sehr gut. Alle Charaktere sind sehr detailliert und fließend animiert worden, zeigen viele Emotionen und Bewegungen passend zu Gefühlen und Dialogen und lassen so das Spiel sehr lebhaft erscheinen. Sei es der laute Ausruf „Einspruch“, der die entsetze Reaktion des Angeklagten provoziert, oder die rasende Wut des entlarvten Mörders. Dabei ist das gesamte Spiel in einem gezeichneten, dreidimensionalen Anime-Stil gehalten und präsentiert an verschiedenen Stellen kurze Anime-Cutscenes, die ebenfalls sehr detailliert und gelungen sind.
Die Musik ist ebenfalls sehr gut und passt zu den verschiedenen Stimmung vor Gericht und den verschiedenen Schauplätzen. Auch bestimmte Personen besitzen eigene Themen, die man durch das Spiel hindurch an mehreren Stellen wiedererkennt. Insgesamt wird so die Stimmung sehr gut vermittelt und die Spannung noch besser aufgebaut. Zusammen mit der gut gelungenen Grafik wirkt das Spiel fast wie ein interaktiver, dreidimensionaler Anime – nur eben ohne durchgängige Sprachausgabe, die wie Eingangs erwähnt allerdings nicht wirklich vermisst wird.