Mirror’s Edge Catalyst REVIEW

Nach knapp drei Jahren Wartezeit meldet sich der schwedische Entwickler DICE endlich mit Mirror’s Edge Catalyst zurück. Wir konnten uns bereits im Vorfeld, im geschlossenen Beta-Test vom brandneuen Ego-Plattformer überzeugen. Nun hatten wir zudem die Möglichkeit, die Vollversion für euch auf Herz und Nieren zu testen. In unserem Test erfahrt ihr, wie den Entwicklern das Reboot des Klassikers gelungen ist und ob der Titel dem Hype gerecht wird.

Faith ist endlich wieder frei

Mirror's Edge Catalyst Screenshot2

Über acht Jahre sind seit Faith Connors letztem Abenteuer vergangen. Damals, im Jahre 2008 rechnete wohl kaum jemand mit dem großen Erfolg von Mirror’s Edge. Nun ist Runner Faith endlich zurück und bereit, es mit einer ganzen Stadt aufzunehmen. Doch beginnt das Abenteuer eher schleppend mit Faiths Entlassung, die nach einem schwerwiegenden Fehler mehrere Jahre in Isolationshaft verbringen musste. Die Stadt Glass hat sich in ihrer Abwesenheit stark verändert, liegt nun noch fester in den Händen mächtiger Großkonzerne. Während die sehr schmale Oberschicht über nahezu unbegrenzten Luxus verfügt, kämpfen die unteren Kasten Tag für Tag ums Überleben. In dieser unterdrückten Stadt muss die junge Faith sich nun zurechtfinden und möglichst schnell zu alter Stärke zurückfinden, um alte Schulden bei Dogen, einer einflussreichen Persönlichkeit, zu begleichen. Unterstützung bekommt die dabei von Noah, ihrem Ziehvater und langjährigen Begleiter, der Faiths ehemalige Runner-Gruppe anführt.

Runner überbringen bzw. stehlen sensible Informationen die reiche Oberschicht, in der von totaler Kontrolle gezeichneten Stadt. Kruger Security, kurz K-Sec, der mächtigste Konzern in Glass hat die Stadt in Faiths Abwesenheit erfolgreich unter seine Kontrolle gebracht. Wie es der Zufall so will, führt eine ihrer ersten Aufträge die Protagonistin direkt ins Herz des Großkonzerns. Zu allem Überfluss fallen ihr während dieser Mission streng geheime Daten zu Projekt „Reflection“ in die Hände, woraufhin K-Sec exzessiv Jagd auf alle Runner macht. Ab diesem Moment nimmt das Abenteuer ordentlich Fahrt auf. Immer auf der Flucht vor K-Sec und gleichzeitig auf der Jagd nach den Geheimnissen hinter „Refection“, an dem offenbar auch Faiths ermordete Eltern gearbeitet haben.

Eine große Stadt erwartet euch

Mirror's Edge Catalyst Screenshot9

Nach dem Prolog, der gleichzeitig das Tutorial darstellt, werdet ihr, in der Haut der jungen Faith Connors in die große, sehr eindrucksvolle Stadt Glass entlassen, die sich euch nach und nach öffnet. Nun steht es euch frei, der Geschichte weiter zu folgen, Nebenaufgaben für andere Runner bzw. hilfsbedürftige Bewohner der Stadt zu erledigen oder einfach ziellos über die Stadtdächer zu rennen. DICE konnte in Catalyst das großartige Spielgefühl des Vorgängers erneut einfangen. Auf dem Weg von A nach B gerät man oftmals in einen regelrechten Flow und taucht komplett in die Spielwelt ein. Unterstützt wird dieser Flow durch die sogenannte Runner Vision, die euch einen roten Pfad bis zum Ziel anzeigt, wodurch der Spielfluss nur selten ins Stocken gerät.

Bis auf einige Story entscheidenden Auseinandersetzungen kann man Kämpfen nahezu immer aus dem Weg gehen. Faith hat sogar einen gewissen Vorteil, wenn sie sich gegen den offenen Kampf entscheidet und vor K-Sec Einheiten flieht. Durch erfolgreiche Parkour-Manöver baut sie ein Fokusschild auf, welches euch vor Schaden bewahrt, solange der Schild aufrecht bleibt. So rennt ihr einfach durch auftauchende K-Sec Truppen hindurch, ohne getroffen zu werden. Doch sollte euer Runner einmal unverhofft in die Ecke getrieben werden, greift Faith auf ein umfangreiches Repertoire an Nahkampfangriffen zurück, um ihre Widersacher in die Flucht zu schlagen. Die Entwaffnung der Sicherheitskräfte ist nun, anders als im Vorgänger, leider nicht mehr möglich. Darauf hat DCIE wohl ganz bewusst verzichtet, um dem Gameplay mehr Spannung zu verleihen.

Weiters neu ist das Level-System. Für erfolgreich beendete Aufträge und Nebenaufgaben bekommt ihr nun Erfahrungspunkte, mit denen ihr Faiths Fähigkeiten verbessern könnt. Das Angebot erstreckt sich von weiteren Parkour-Moves, über neue Angriffe, bis hin zu erweiterter Ausdauer. Viele dieser Upgrades verhelfen euch zu noch geschmeidigerer Fortbewegung. Im späteren Spielverlauf erhaltet ihr sogar einen Fanghaken ala The Legend of Zelda, der das Vorankommen ungemein erleichtert. So könnt ihr euch an vorgegebenen Stellen über große Abgründe schwingen oder hohe Gebäude hochziehen. Der Haken eröffnet völlig neue Möglichkeiten und schnellere Routen, ein gelungenes Feature wie wir finden.

Jede Menge Collectables und wieder eine Companion-App

Mirror's Edge Catalyst Screenshot5

Nach etwa 10 bis 12 Stunden laufen schließlich die Credits über den Bildschirm. Doch wer gedacht hat, das Abenteuer sei jetzt zu Ende, liegt weit daneben. In Glass warten noch jede Menge Aufgaben darauf, erledigt zu werden. DICE setzt hier auf die altbekannte „Ubisoft-Formel“ und packt zahlreiche generische Lieferaufträge und vieles mehr in die Spielwelt. In Dash’s etwa gilt es, schnellstmöglich von A nach B zu laufen und dabei Bestzeiten aus aller Welt zu schlagen, was euch innerhalb eines Ranking-Systems aufsteigen lässt. Daneben liegen in der ganzen Stadt Grid-Leaks, die klassischen Sammel-Orbs, verteilt, welche euch mit zusätzlicher Erfahrung versorgen. Wie im Vorgänger lassen sich auch hier wieder versteckte Runner-Taschen finden, die besonders schwer zu erreichen sind. Die wohl interessantesten Collectables stellen wohl die versteckten Audio-Logs dar, wodurch ihr mehr über Faiths Vergangenheit erfahrt. Wollt ihr ausnahmslos alle Collectables im Spiel sammeln, hält euch das Abenteuer über 30 Stunden bei Laune.

Die komplette Vorgeschichte zu Mirror’s Edge Catalyst gibt es aktuell lediglich im Comicbuch zum Spiel, Mirror’s Edge:Exordium. Dies wird nicht etwa beigelegt, sondern muss extra für umgerechnet 15 Euro erworben werden. Für Spieler, die mehr zur Hintergrundgeschichte erfahren möchten, durchaus zu empfehlen. Zudem hat Electronic Arts zum Start von Mirror’s Edge Catalyst eine Companion-App veröffentlicht, mit der ihr euer Smartphone als interaktive Stadtkarte nutzen dürft. Wer diese App unbedingt haben will, kann sie kostenlos für Android und iOS herunterladen, ein „Must Have“ ist sie definitiv nicht. Im App-Store klagen derzeit einige Spieler über Probleme in Kombination mit dieser App

Technik

Mirror's Edge Catalyst Screenshot8

Wie so viele andere Titel aus dem Hause Electronic Arts, wurde auch Mirror’s Edge Catalyst mittels Frostbite Engine 3 designt. Optisch weiß der Ego-Plattformer definitiv zu gefallen, Charaktermodelle sowie Spielwelt überzeugen. Der unverkennbare architektonische Stil der Spielwelt, den die Entwickler hier geschaffen haben, könnte sogar schon als Kunst bezeichnet werden. Die überaus kontrastreiche und helle Stadt besitzt einen so hohen Weißanteil, dass man als Spieler oftmals geblendet wird und nach einigen Spielstunden mit dem Gedanken spielt, sich mit Sonnenbrille vor den Bildschirm zu setzen. Negativ fallen leider häufig nachladende Texturelemente und krümelige Schatten auf, zumindest auf Konsole. Bei näherer Betrachtung bemerkt man an vielen Stellen kleine „Schönheitsfehler“, etwa fehlende Spiegelungen der Protagonistin in Glasfronten. Im Detail muss sich die Konsolenversion dem PC haushoch geschlagen geben.

Einen großen Teil der einzigartigen Atmosphäre steuert die herausragende Soundkulisse bei. Der Soundtrack passt nahezu immer zur gezeigten Situation und auch alle Soundeffekte, die während dem „Run“ entstehen, präsentieren sich sehr authentisch. Nur die deutsche Sprachausgabe wirkt stellenweise aufgesetzt und manchmal etwas zu emotionsgeladen. Abhilfe schaffen die englischen Originalstimmen, die deutlich besser gefallen. Entsprechende Untertitel sind verfügbar, jedoch nur in der gerade gesprochenen Sprache. Deutsche Untertitel bei englischer Sprachausgabe lassen sich leider nicht anwählen.

Die Steuerung stellt wohl gerade für Neueinsteiger ein großes Hindernis dar, denn alle Parkour-Aktionen wie Springen oder Rutschen werden mittels Schultertasten ausgeführt. Nach einer ausgedehnten Eingewöhnungszeit sollten aber auch anspruchsvolle Manöver problemlos von der Hand gehen. Wer bereits den Vorgänger ausgiebig gespielt hat, darf sich über ein sehr ähnliches Controller-Layout freuen. Benutzen, leichter und schwerer Angriff liegen auf den Aktionstasten, die Navigation der Spielfigur auf dem linken, sowie die Kamera auf dem rechten Analogstick.

Performance und Multiplayer

In Sachen Performance hat Mirror’s Edge Catalyst besonders seit dem Beta-Test vor einigen Wochen vergleichsweise große Fortschritte gemacht. Abstürze konnten wir in unserem Test keine feststellen und auch die Framerate war die meiste Zeit über konstant auf einem annehmbaren Niveau. Die Ladepausen, die sich immer mal wieder einschleichen, könnten kürzer ausfallen, sind aber noch vertretbar. Ein absoluter Killer sowohl für Spielfluss als auch Atmosphäre waren die Grafik-Bugs, die hin und wieder auftraten. Dabei färbten sich alle Texturen schwarz, Faith konnte sich jedoch noch bewegen. Während ein Neuladen des letzten Checkpoints kein Ergebnis erzielte, schuf erst ein Neustart des Spiels Abhilfe.

Einen klassischen Mehrspieler-Modus bietet Mirror’s Edge Catalyst leider nicht. DICE setzt lediglich auf das sogenannte Social Play, dies umfasst von Spielern erstellte Events, in denen es gilt, die Bestzeiten der entsprechenden Spieler zu schlagen. Gerade von einem Studio wie DICE, das bereits so große Erfahrung mit Multiplayer-Titeln sammeln durfte, hätten wir uns an dieser Stelle mehr erwartet. Zumindest einen 1 vs 1-Modus hätten wir uns gewünscht, in dem es gilt, schneller als der Gegenspieler von A nach B zu gelangen. Oder Gruppen-Events für mehrere Spieler, das Potenzial wäre definitiv vorhanden, wird von DICE jedoch leider nicht genutzt.

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Spiel Bewertung
Singleplayer
85
85
Gut
-
Multiplayer

FAZIT

DICE überzeugt mit Mirror’s Edge Catalyst sowohl langjährige Fans als auch Neueinsteiger, auch wenn es wohl nicht ganz das Spiel ist, das sich Viele erhofft hatten. Die Story versucht zwar Spannung aufzubauen, ist am Ende jedoch nur Durchschnittskost. Über die neue, große, offene Spielwelt scheiden sich die Geister, von vielen Seiten wird sie kritisiert, uns hat sie mit ihren zahlreichen Nebenaufgaben und Collectables jedenfalls gefallen. Leider verzichtet DICE komplett auf einen klassischen Mehrspieler-Modus und verschenkt damit reichlich Potenzial. Gerade die neuen Gameplay-Elemente sowie die Performance wirken noch etwas unausgereift. Mirror’s Edge Catalyst hätte mit einer spannenderen Story, einem vernünftigen Multiplayer und einer ausgereiften Technik definitiv das Potenzial für den Plattformer des Jahres, lässt unterwegs jedoch zu viel liegen.

- Von  Fabian

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