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Patema Inverted REZENSION

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Anime, die nicht auf einer Vorlage basieren, scheinen in der aktuellen Medienlandschaft Japans rar gesät zu sein. Wer sich nicht eingehend mit dem Medium auseinandersetzt, kann da einiges verpassen, denn viele Filme und Serien ohne populäre Vorlage schaffen erst gar nicht den Sprung gen Westen. Manchmal findet das ein oder andere Kleinod glücklicherweise aber doch seinen Weg zu uns. Wie aktuell der zauberhafte Film Patema Inverted.

 

Wenn oben unten ist und unten oben


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Die Welt der jungen Patema ist dunkel, staubig und kühl, denn sie lebt gemeinsam mit ihrer Familie und Anderen unter der Erde. Seit einem schrecklichen, aber nicht näher erläuterten Unfall an der Erdoberfläche hat es die Menschen unter Tage verschlagen. Nach wie vor hüten sie sich davor nach oben zu gehen und warnen vor den schrecklichen Gefahren, die dort lauern. Nur die neugierige Patema hält sich nicht so wirklich an die Regeln und erforscht das komplexe Tunnelsystem immer weiter – bis sie eines Tages schließlich in ein Loch fällt und an der Erdoberfläche wieder herauskommt.

Der erste Ausflug nach oben endet für Patema jedoch in einem ziemlichen Schock, denn nicht nur stellt sie alsbald fest, dass an der Erdoberfläche sehr wohl Menschen leben. Viel bedeutender ist für Patema zunächst die Tatsache, das für sie alles auf dem Kopf steht. Und nicht nur das: aufgrund der umgedrehten Gravitation läuft sie Gefahr in den Himmel zu stürzen. Zum Glück kann sie aber der freundliche und gleichermaßen erstaunte Age noch rechtzeitig retten. Schon bald kommen sich die beiden näher und lernen mehr über die jeweils andere Welt. Und ihrer Gefahren…

 

Sky is the limit – oder nicht?


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Was genau ist Patema Inverted eigentlich? Ein Anime mit dem Anspruch auf wissenschaftliche Genauigkeit? Sicherlich nicht. Eine Romanze? Viel mehr. Ein Abenteuerfilm? Irgendwie ja. Es fällt nicht ganz leicht das Werk von Yasuhiro Yoshiura in eine Schublade zu stecken. Doch gerade das macht den Film so interessant. Er widersetzt sich vielen aktuellen Anime-Konventionen und versucht stattdessen etwas Eigenes zu sein – mit Erfolg.

Der Film lebt sehr stark von der Geschichte und seinen Figuren. Durch die Augen von Patema und Age erleben wir die Welten der beiden und ihre jeweiligen Unterschiede. Während die Menschen unter Tage zwar nicht das Sonnenlicht oder frische Luft kennen, so wirken sie glücklich und zufrieden. Anders die Menschen an der Erdoberfläche: ihre Angst, dass sich die schrecklichen Ereignisse von einst wiederholen könnten, lassen sie in ständiger Furcht leben. Diese Furcht ist längst in einen Überwachungsstaat gemündet, in welchem offensichtlich fanatische Gruppen den Alltag der Bürger bestimmen. Ein Thema mit viel Aktualität.

Überhaupt besitzt Patema Inverted sehr viele reale Bezüge und gibt sich, wenn auch unterschwellig, gesellschaftskritisch. Diese kritischen Töne sind zwar oftmals offensichtlich, aber eben nie sehr direkt. Man merkt dem Werk von Regisseur Yoshiura an, dass es seine Zuschauer für intelligent genug hält, sich ihren eigenen Reim zu machen. Eine sehr wohltuende Abwechslung im manchmal leider zu oft auf die reine Unterhaltung ausgelegtem Genre.

Und auch wenn subtil sehr ernste Themen mitschwingen, so ist die Geschichte im Kern doch sehr menschlich und lebensbejahend. Dass die Liebesgeschichte ein bisschen naiv und kindlich gestaltet ist, liegt wohl in der Natur japanischer Geschichtenerzähler und sollte keinesfalls abschrecken.

 

Bilder, die den Atem stocken lassen


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Auch abseits seines Inhalts überzeugt der Film. Und wie! Dass die Japaner wissen, wie man wunderschöne Animationsfilme macht, ist nun wirklich kein Geheimnis. Doch selbst wenn man schon einige Anime in seinem Leben gesehen hat dürfte man nichtsdestotrotz von der visuellen Pracht von Patema Inverted stellenweise umgeworfen werden. Die von dem mir zuvor unbekannten Studio Purple Cow Studios Japan geschaffenen Animationen und Bilder sind schlichtweg atemberaubend schön und besitzen einen ganz eigenen Charm. Auch der Stil ist eigenständig genug um sich von anderen Filmen abzuheben. Insbesondere hinsichtlich der Gestaltung der Welt hat das Studio phänomenale Arbeit geleistet und sehr fantasievolle Szenarien geschaffen, die irgendwo zwischen den ruhigen Natur Darstellungen des Studio Ghibli, Anleihen beim Steampunk und gelegentlich religiös aufgeladenen Bildern liegen.

In der mir vorliegenden Blu-ray Fassung profitiert ein solch visuell ansprechender Film natürlich ungemein. Die Farben sind sehr satt und kräftig, Artefakte oder andere Störungen im Bild sind – zumindest für mein Auge – nicht vorhanden. Auch hinsichtlich der Musik und Synchronisation bewegt sich Patema Inverted auf einem hohen Niveau. Die deutsche Lokalisation geht vollkommen in Ordnung, lässt aber wie gewohnt den Elan und die Verspieltheit der japanischen Sprecher vermissen. Beide Tonspuren liegen in einem sehr klaren DTS-HD 5.1 vor.

Der hiesige Verleih KAZÉ würdigt den Film mit einer vorbildlichen Veröffentlichung. Der Film kommt in einem sehr schicken Media-Book plus Schuber. Schade nur, dass kein Booklet vorhanden ist. Dafür gibt es einige Extras auf dem Film. Hier kann man sich Interviews mit dem Regisseur, den beiden japanischen Sprechern von Patema und Age, sowie einen Ausschnitt aus der Premierenfeier ansehen. Die Extras geben noch einmal viele Hintergrundinformationen und Einblick in die Arbeit zu Patema Inverted.

Fazit

Ich hatte Patema Inverted lange Zeit nicht auf dem Schirm gehabt und bin letztlich umso begeisterter von dem Film. Regisseur und Drehbuchautor Yasuhiro Yoshiura hat eine faszinierende Welt geschaffen und diese mit sehr viel Herz und Liebe gefüllt. Die zarte Liebesgeschichte zwischen Patema und Age mag zwar simpel und naiv sein, ist gleichzeitig aber ebenso schön und herzergreifend. Nicht zuletzt die audiovisuelle Umsetzung hat mir das ein oder andere Mal den Atem geraubt und mich vollends in die eigentlich sehr vertraute, aber doch fern wirkende Welt der Protagonisten abtauchen lassen. Ich wünsche Patema Inverted sehr, das er über kurz oder lang ein breites Publikum ansprechen kann. Verdient hat es der Film nämlich wirklich. Als Liebhaber des Genres sollte man außerdem Yasuhiro Yoshiura im Auge behalten und darf gespannt sein, was der Regisseur als nächstes aus dem Hut zaubert.

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