Blues and Bullets – Episode 2 REVIEW
Im letzten Jahr fand mit Blues and Bullets das nächste Episoden-Abenteuer seinen Anfang, welches uns zurück in die Vergangenheit führt und ein paar Personen vorstellt, die seinerzeit tatsächlich existiert haben. Denn in der Rolle des Eliot Ness bekamt ihr es mit keinem Geringeren als Al Capone zu tun. Dieser hat jedoch die besten Zeiten hinter sich und stellt für den Ex Detektiv keine wirkliche Gefahr mehr dar. In der ersten Episode waren wir Zeuge, wie Capone Ness mit einem Fall beauftragte, der das mysteriöse Verschwinden von Kindern aufklären sollte. Doch statt nur Spuren zu finden, gerät der Ex Detektiv, der noch einmal seinen alten Beruf aufleben lassen möchte, in ein Konstrukt des Okkulten, welches eine recht große Gefahr für alle Beteiligten darstellt. Gleichzeitig führt euch das Szenario in die Vergangenheit und zeigt eine schöne Kulisse, die noch weitere Feinheiten bietet, auf die ich später noch eingehen werde.
Weiter geht’s
Die erste Episode von Blues and Bullets wurde bereits im Sommer 2015 veröffentlicht und macht es nun natürlich schwer dort anzusetzen, wo ihr vor mehreren Monaten aufhören musstet. So empfiehlt es sich, evtl. noch einmal von vorne zu beginnen und evtl. einige von euch getroffene Entscheidungen zu überdenken. Denn wie in den meisten Episoden-Abenteuern, nimmt jede Entscheidung Einfluss auf die weitere Erzählung. Das heißt, mit jeder Entscheidung können andere Wege und Informationen freigelegt werden, was gleichzeitig bedeutet, das Noir-Abenteuer aus mehreren Perspektiven erleben zu dürfen und den Wiederspielwert dadurch zu steigern. Jene Wege werden gegen Abschluss eines Kapitels noch ausgewertet. Dementsprechend seht ihr, wie viele anderen Spieler dieselbe Entscheidung getroffenen haben wie ihr.
Doch zurück zum Hauptprotagonisten Eliot Ness, der mit seinem Auftrag, den er nach etlichen Jahren nachgeht, weitere Kontakte knüpft und Leute in Gespräche verwickelt, dessen Richtung ihr zumeist bestimmen dürft. Das heißt, ob ihr euer Gegenüber anlügt, ihn einschüchtert oder es stattdessen die Personen mit Charme umschmeichelt, obliegt komplett in eurer Entscheidungsfreiheit.
Freund und Feind
Neben den gepflegten Unterhaltungen, die zum Fortschritt beitragen, darf auch die Umgebung genauer begutachtet werden. Doch mit jedem Schritt näher zum Ziel, steigen auch die Gefahren an, die gar in Schießereien enden können. Geratet ihr in eine, müsst ihr aus der Deckung heraus die Angreifer anvisieren und mit einem oder mehreren Schüssen erledigen. Das gesamte Szenario ist in kleine Abschnitte unterteilt und kann unter Umständen sogar noch zu einem Nahkampf führen. Dieser wechselt dann auf Quick-Time-Events, die ihr binnen weniger Sekunden korrekt auslösen müsst, um den Kontrahenten zu bezwingen und nicht selbst das Messer an die Kehle zu bekommen.
Sind alle Wege bereinigt, gelangt ihr an immer neue Schauplätze, die ebenso euer geschultes Auge einfordern. Dies bedeutet, immer weitere Indizien zusammenzusammeln und langsam Zusammenhänge zu erkennen, um Anderen immer einen Schritt voraus zu sein. Doch auch wenn ihr kombiniert und glaubt, den Tätern auf der Spur zu sein, könnt ihr euch einige Momente später in einer Zwickmühle befinden. Zudem kämpft ihr nicht nur gegen noch unbekannte Täter, sondern auch gegen eure eigenen Dämonen, die in Selbstzweifeln und dem Alkohol zum Sinnbild werden. Dennoch habt ihr mehrere Vertrauenspersonen an eurer Seite, die ihr nebenher noch bei Laune halten solltet. Daher überlegt klug, ob ihr mit Drohungen oder Einfühlungsvermögen den Weg bestreitet, denn jede Entscheidung nimmt Einfluss auf die weiteren Episoden, die noch um weitere drei ergänzt werden sollen.
Technik
Die Besonderheit von Blues and Bullets ist nicht unbedingt die Story, die dennoch spannend gehalten ist und immer mehr an Schwung gewinnt, sondern der optische Aspekt. Der Stil der Episoden-Erzählung ist recht außergewöhnlich, denn die Grafik ist in schwarz/weiß gehalten und dadurch noch authentischer in die Vergangenheit verfrachtet worden, die ein wenig an den Film Sin City erinnert. Hinzu kommen grafische Experimente, bei denen man die Farbe Rot als kompletten Kontrast einfügt und besondere Dinge hervorhebt. Gerade Blut, Feuer oder vorgeschriebene Wege rücken so in den Vordergrund und geben dem Spiel noch eine gewisse Eigenheit, die sich unter der Masse der Episoden-Abenteuer abhebt. Abgerundet wird alles noch durch schöne Wetterlagen, die insbesondere bei Regen die Optik steigern. Nichtsdestotrotz kämpft auch Blues and Bullets mit einigen grafischen Unebenheiten, die gerade bei den Schatten auffallen, die sehr grob und pixlig wirken. Je nach grafischer Einstellungen, können diverse optische Fehler aber abgemildert werden, lassen dann aber das Bild ab und an stocken. Wer darüber hinwegsehen kann, bekommt aber eine schöne detailreiche und vor allem durchdachte Kulisse, mit all ihren Charakteren geboten. Insbesondere Mimik und Gestik sind gut veranschaulicht worden und geben dem Spiel noch mehr Authentizität.
Die Akustik ist natürlich auch auf das Setting aus vergangener Zeiten angepasst. Insbesondere wunderschöne Klavierklänge kommen einige Male zum Einsatz. Wie der Titel aber auch vermuten lässt, ist ebenso der Blues ständiger Begleiter von Blues and Bullets. Angereichert ist die musikalische Untermalung mit einer guten englischen Sprachausgabe, die mit vielen glaubhaften Emotionen gesprochen wird. Gleichzeitig wird aber auch ein deutscher Bildschirmtext eingeblendet, der die Dialoge optional übersetzt und somit das Verstehen der komplexen Gespräche erleichtert. Damit dies in dem schwarz/weiß Szenario nicht untergeht, sind die Worte mit gelber Farbe hervorgehoben und gut erkennbar.
Letztlich erhält nur die Steuerung etwas mehr Kritik, denn diese benötigt einiges an Einarbeitungszeit und funktioniert nicht immer optimal. Schon bei der Steuerung des Hauptprotagonisten hätte ich mir eher den Einsatz der Maus gewünscht. Stattdessen steuert ihr Eliot Ness über die WASD-Tasten auf der Tastatur und wechselt während der Schießereien auf die Nutzung der Computermaus. Dennoch klappt nicht immer alles reibungslos und setzt einige der geforderten Befehle nicht zur vollsten Zufriedenheit um. Glücklicherweise wird aber in kurzen Abschnitten automatisch gespeichert, was kleinere Fehler entschuldigt. Denn nicht nur die Quick-Time-Events sind nervend, sondern werten teilweise sogar die korrekte Eingabe des jeweiligen Buchstabens als Fehler.
Wer komplett mit der Steuerung resigniert, da sie teilweise sogar verwirrt und einige Befehle nicht korrekt annimmt, darf auch gerne auf einen Controller zurückgreifen. Deutlich angenehmer steuert ihr nun Eliot Ness durch die Geschehnisse von Blues and Bullets und könnt auch Aktionen ausführen. Ebenso gestaltet sich das Absuchen am Tatort und die Schießereien simpler in ihrer Übertragung ans Spiel. Wer allgemein aber nur den PC als Spieleplattform nutzt, wird mit den geforderten Eingaben keinerlei Probleme verspüren und nur durch gelegentliche falsche Umsetzungen ein wenig Frust erfahren.