Lord of Magna – Maiden Heaven REVIEW
Lord of Magna – Maiden Heaven hat es in den Westen geschafft! Und das, obwohl das ursprünglich als Kinki no Magna entwickelte Spiel ähnlich wie die Rune Factory Reihe mitten in der Entwicklung beinahe eingestellt wurde, weil das Entwicklerstudio Nevertales geschlossen wurde. Aber es ist soweit, nach Rune Factory Ende letzten Jahres konnte ich mich nun auf ein neues JRPG freuen – und ob sich das Warten gelohnt hat, könnt ihr in diesem Test lesen!
Typisch (J)RPG – oder doch nicht?
Die Story fängt eher unscheinbar in einem Gasthof an. Genauer gesagt im Gasthof des Protagonisten Luchs, das allerdings schon lange leer steht. Im Großen und Ganzen passiert eigentlich recht wenig in Luchs Leben, bis zu einem schicksalshaften Tag. Um seinen Lebensunterhalt auch ohne Gäste zu bestreiten, sammelt er mit seinem Freund Kristalle in Höhlen und verkauft sie. Doch plötzlich findet er sich in Lebensgefahr umgeben von Monstern wieder. Genau in diesem Moment erscheint ihm Charlotte, eine Artemis und rettet ihn. Aber irgendwie scheint es eine Verbindung zwischen ihm und den Artemis zu geben und auch andere finsterne Mächte begehren die Kraft der Artemis. Und so beginnt Luchs Abenteuer…
Die Story ist insgesamt gut inszeniert und nimmt schnell an Fahrt auf. Außerdem ist sie relativ komplex mit massig Details und besitzt sehr viele spannende Charaktere und Dialoge. Dabei sollte man sich allerdings in Klarem sein, dass Lord of Magna – Maiden Heaven wie fast alle JRPGs komplett auf Englisch ist. Ein kleiner Haken ist der Anfang, da man erst einmal gut 10 bis 20 Minuten Dialoge liest und Intros schaut, bevor man das erste Mal selber anfängt zu spielen. Trotzdem ist die Story insgesamt sehr spannend und fesselnd umgesetzt worden und bietet viele neue Ideen und Details, die den Spieler fesseln.
Das Gameplay unterscheidet sich auf den ersten Blick nicht von dem eines anderen typischen JRPGs. Grundsätzlich handelt es sich um ein rundenbasiertes System, indem je nach Schnelligkeit jeder der bis zu 4 aktiven Charaktere und Gegner zum Zug kommt. Außerdem gibt es ein Levelsystem und jede Menge Spezialfähigkeiten, die einzelne Werte wie Angriff oder Verteidigung erhöhen können oder andere Effekte mit sich bringen.
Aber sehr schnell wird klar, dass es auch hier wieder viele neue Ansätze und Ideen gibt. Die Kämpfe finden zumeist in größeren Umgebungen statt, bei denen man entweder die Gegend von Monstern reinigen muss oder einen Bosskampf bestreitet. Dabei bewegt man sich völlig frei über die Karte und kann anschließend entweder Spezialfähigkeiten einsetzen, Items benutzen oder Standardangriffe verwenden. Das Spannende dabei sind die verschiedenen Bewegungsreichweiten, Fähigkeiten und Wirkungsbereiche, die von Charakter und Waffe abhängen. Natürlich können sich auch die Gegner genau so frei bewegen, wobei jeder Gegner und Boss kann deutlich schwächere Mitstreiter herbeirufen. Diese fallen beim Besiegen dominoartig um und lösen Kettenreaktionen aus. Bei großen Kombis bekommt man sogar gleich noch einen Zug, um noch mehr Schaden anzurichten.
Das klingt erstmal relativ einfach, wären da nicht die Generatoren, die in regelmäßigen Abständen neue Gegner herbeirufen. Dadurch bekommt Zeit eine viel größere Bedeutung, da ohne eine konsequente Strategie alle besiegten Gegner immer wieder aufs Neue auftauchen. Gleichzeitig ist dadurch das Kampfsystem interessant und bleibt spannend und motivierend. Außerdem bekommt man absolute Freiheit, da nicht wie bei anderen Spielen die Kampffläche oder Bewegungsfreiheit eingeschränkt werden. Außerdem erstrecken sich die Kämpfe über mehrere Minuten, sodass neben der typischen RPG-Komponente auch die Taktik und Planung eine große Rolle spielen. Etwas schade ist allerdings die Tatsache, dass manche Gegner durch eine große Menge an Lebenspunkten euren Angriffen lange standhalten, was aber verschmerzbar ist, dennoch etwas ermüdend wirkt.
Anime und Chibi
Dass Lord of Magna – Maiden Heaven aus Japan kommt, lässt sich an der JRPG-typischen Grafik erkennen. Dabei präsentiert sich das Spiel in einem eher niedlichen Chibi-Look und zeigt das Geschehen im Gegensatz zu ähnlichen Spielen aus einer Vogelperspektive. Während der Gespräche werden zusätzlich animierte bzw. gezeichnete Charaktere eingeblendet – vergleichbar mit Fire Emblem. Dabei sind sowohl die Charaktere, als auch die Umgebung detailliert gestaltet und machen gerade auf dem 3DS mit einem gelungenen 3D-Effekt einen guten Eindruck. Etwas schade ist allerdings die mangelnde Erkundungsmöglichkeit, da sich das Spiel auf einige Haupthandlungsorte und die Kampfschauplätze beschränkt. Auf der anderen Seite gibt es dafür jede Menge hochwertiger Animesequenzen, die verschiedene Zwischensequenzen und Teile der Story erzählen.
Der Sound besitzt da schon deutlich mehr Vielfalt und bietet viele abwechslungsreiche und gut gelungene Tracks, passend zu verschiedenen Kämpfen, Charakteren, Sidequests und der Story. Gleiches gilt für die Synchronsprecher, die ebenfalls Fire Emblem – mäßig nicht alles, sondern nur Teile der Dialoge vertonen, sodass ein lebendiger Eindruck entsteht.
Bei der Schwierigkeit kann man jederzeit zwischen Einfach, Normal und Schwer wechseln, wobei selbst Normal schon die ein oder andere Herausforderung bietet, ohne frustrierend zu werden. Die anderen Modi unterscheiden sich sehr, da man in Schwer wirklich über jede Entscheidung gut nachdenken sollte, während Leicht auch etwas für absolute Anfänger ist. So kann sich jeder überlegen, wie fordernd er Lord of Magna – Maiden Heaven erleben möchte. Außerdem bietet das Spiel nicht nur 25 bis 30 Stunden, sondern sogar ganze 7 Enden, die alle auf ihre eigene Weise das Spiel zu Ende führen und andere Charaktere in den Mittelpunkt stellen.