Another Code: Recollection REVIEW

Der Nintendo DS ist ein Sammelbecken für spannende Spielkonzepte und frische Ideen gewesen. Spiele bzw. Reihen wie Ace Attorney, 999: Nine Hours, Nine Persons, Nine Doors, Professor Layton und The World Ends With You sind nur einige Beispiele für die enorme Kreativität dieser Handheld-Generation. Und dann wären da auch noch die Spiele vom mittlerweile leider nicht mehr existierenden Studio CING. Diese bescherten dem DS mit Hotel Dusk, Last Window und Another Code: Doppelte Erinnerung drei Ausnahmetitel, die nicht nur die innovativen Möglichkeiten der Hardware nutzten, sondern auch inhaltlich Ausrufezeichen setzten. Auch wenn der ganz große Erfolg ausgeblieben ist, so haben die Spiele des Studios dennoch einen gewissen Kult erlangen können. Entsprechend groß war die Freude bei vielen Fans – auch bei mir! – als Nintendo vor einigen Monaten überraschend eine Neuauflage zu Another Code sowie den Wii-Nachfolger Another Code: R – Die Suche nach der verborgenen Erinnerung ankündigte. Aufgehübscht als Remake für die Nintendo Switch sind die Neuauflagen nun als Another Code: Recollection verfügbar.

Zwei Spiele in einem


Arc System Works zeichnet für Another Code: Recollection verantwortlich, wobei beim vor allem für seine Prügelspiele (u.a. Guilty Gear) bekannten Studio mittlerweile auch ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von CING untergekommen sind und ebenfalls an der Neuauflage des Nintendo DS respektive Wii-Spiels mitgearbeitet haben. Interessanterweise sind beide Spiele nun zu einem Werk zusammengefügt worden, was inhaltlich durchaus sinnig ist.

Im ersten Teil schlüpft man in die Rolle der gerade 14 Jahre alt gewordenen Ashley. Diese ist bei ihrer Tante Julia aufgewachsen und war stets im Glauben, ihr Vater und ihre Mutter seien tot. Als Ashely ein Päckchen von ihrem vermeintlichen Vater inklusive einer Einladung zur Blood Edward Island erhält, eröffnet ihr Julia, dass die Geschichte doch nicht so ganz stimmt. Gemeinsam macht sich das Duo zur besagten Insel auf, wobei Julia bereits kurz nach der Ankunft verschwindet. Dafür trifft Ashley bei ihrer Suche auf einen Geisterjungen, der unter Amnesie leidet und sich als D vorstellt. Gemeinsam mit D versucht Ashley, das Geheimnis der Insel, von ihrem Vater und dem Verschwinden von Julia zu lösen.

Der seinerzeit nur in Japan und Europa als Another Code: R – Die Suche nach der verborgenen Erinnerung veröffentlichte zweite Teil der Reihe, spielt rund zwei Jahre nach den Ereignissen auf Blood Edward Island. Diesmal geht es zum Camping-Asuflug an den wesentlich beschaulicheren Lake Juliet, aber natürlich tun sich auch hier neue Mysterien und Rätsel auf.

Alles ist neu


Die beiden Spiele haben seinerzeit stark Gebrauch von den Möglichkeiten ihrer jeweiligen Systemhardware gemacht, insbesondere der Erstling auf dem Nintendo DS ist mir bis heute in guter Erinnerung für sein innovatives Rätseldesign. Der zweite Teil hat da schon etwas zurückgesteckt, hatte dafür eine wunderbar nostalgische Spätsommer-Stimmung, nervte mich irgendwann aber mit seinen viel zu ausladenden Gesprächen in Dialogboxen. Die Remakes übernehmen die jeweiligen Plots und ihre Figuren, vor allem beim zweiten Teil wurde aber etwas gestreckt, was dem Pacing guttut.

Ansonsten sind beide Spiele quasi komplett neu. Das fängt bereits bei der Perspektive an, aus der man Ashley steuert. Im ersten Teil steuerte man die Protagonistin überwiegend aus einer Draufsicht, Teil 2 wechselte zu einer 2.5D-Ansicht. In Recollection wird Ashley aus einer Third-Person-Perspektive gesteuert, die Areale wurden komplett in 3D gebaut und sind entsprechend frei erkundbar. An und für sich begrüße ich den Perspektivwechsel, habe aber immer wieder Probleme mit der Kamera und ihrer Positionierung gehabt. Denn gerade im ersten Teil ist man oft in kleineren Räumen unterwegs, was dazu führt, dass die Kamera teilweise derart nah an Ashley herangeht, das man die Umgebung fast aus ihren Augen sieht. Lustigerweise gibt es ohnehin Abschnitte, in denen komplett in die First-Person-Ansicht gewechselt wird, ein jederzeit verfügbarer Wechsel auf Knopfdruck zwischen den Perspektiven hätte eigentlich keine große Mehrarbeit gewesen sein müssen und wäre wohl ein guter Kompromiss gewesen.

Was taugt der frische Anstrich?


Die visuelle Neugestaltung der Areale ist…okay? Ich habe mir zum Vergleich noch einmal die Originale kurz angesehen und bevorzuge diese doch. Der visuelle Stil wurde zwar beibehalten, kann in den 3D-Umgebungen nicht mehr so sehr punkten wie in den Originalen. Insbesondere der erste Teil hatte aufgrund der technischen Limitierungen der Hardware eine zwar simple Grafik, machte aber aufgrund des schönen Comicstils einiges her. Der Stil kommt in den ohnehin recht karg gestalteten Arealen der Neuauflagen nicht mehr so richtig zum tragen. Wären nicht die entspannte Musik sowie die gut gewählten Sprecherinnen und Sprecher (die Sprachausgabe ist ebenfalls neu!), so würde Recollection weitaus weniger Atmosphäre versprühen. Auch wenn ich verstehe, warum man beide Spiele auf eine Linie bringen wollte, so wäre ein sich technisch und visuell näher an die Originale haltendes Remake vielleicht die bessere Lösung gewesen.

Vor allem die Rätsel sind für mich ein Knackpunkt, denn auch diese mussten aufgrund des Perspektivwechsels teilweise komplett neu gestaltet werden und wurden dabei teilweise simplifiziert. Einige Rätsel wurden zwar in angepasster Form übernommen, der Großteil ist aber neu. Ich habe die Rätsel in den Originalen nicht als sonderlich schwer in Erinnerung, aber als kreativ. Davon ist in den Neuauflagen wenig vorhanden. Viele Rätsel sind selbst erklärend oder beschränken sich auf einfache Mechanismen. Das ist am Anfang noch nett zum reinkommen, aber selbst zum Ende hin musste ich mir selten den Kopf zerbrechen. Ich brauche keine Rätsel, bei denen ich am Ende Google anschmeiße und nach der Lösung suche, ein bisschen mehr fordern lasse ich mich dennoch gerne. Aber das ist wohl auch nicht der Anspruch von Another Code. Und das ist auch vollkommen okay. Und wer wirklich gar nicht weiterkommt, kann auf zwei neue Hilfsfeatures zurückgreifen. Zum einen kann man sich die Lösung der Rätsel anzeigen lassen, zum anderen kann man auf eine Navigationshilfe zurückgreifen, welche in die aktuell richtige Richtung weist.

Pro & Kontra

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Pro
  • spanende Geschichte mit interessanten Figuren
  • toller Soundtrack, der viel zur Atmosphäre beiträgt
  • gut gewählte Sprecherinnen und Sprecher, die ihren Figuren Leben einhauchen
  • viele neu gemachte Rätsel

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Cons
  • Kamera macht vor allem in engen Arealen Probleme
  • wenig Detailgrad bei den Umgebungen
  • Rätsel sind oftmals zu simpel

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Spiel Bewertung
Singleplayer
72
72
-
Multiplayer

FAZIT

Auch wenn ich nach dem Spielen von Another Code: Recollection ein wenig ernüchtert bin, so bin dennoch glücklich das es Remake-Doppelpaket gibt. Das mag wie ein Widerspruch klingen, ist es aber eigentlich nicht. Denn die Neuauflagen sind nicht schlecht, man sollte sich aber gewahr sein, dass sie mit den Originalen nur noch wenig zu tun haben. Story und Figuren wurden (weitestgehend) beibehalten, der Perspektiv-Wechsel und das Gameplay ebnen hingegen den Weg zu einem neuen Spielerlebnis. Und auch das ist per se nicht schlecht, eigentlich bevorzuge ich ohnehin Remakes, die ihren eigenen Weg gehen und sich von der Vorlage abkanzeln. Im Falle von Another Code empfinde ich die Herangehensweise der Originale aber als die bessere für die Geschichte, die erzählt wird. Insbesondere der erste Teil ist ziemlich eigenständig in dem, was er macht. Da mag sicherlich eine gehörige Spur nostalgische Verklärung mitschwingen, aber so ist das eben manchmal mit der Gnade der frühen Geburt. Wer die Originale noch nicht kennt und für ruhige Adventures mit seichten Rätseln und interessanter Story sowie einer unaufgeregten Erzählweise zu haben ist, kann sich Another Code: Recollection aber dennoch mal merken und dank der kostenlosen Demo im Nintendo eShop reinspielen und sich selbst ein erstes Bild machen.

- Von  Adrian

Nintendo Switch

Another Code: Recollection REVIEW

USK 0 PEGI 3

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