Trek To Yomi REVIEW

Das Reich der Toten, in dem Verstorbene ein trostlos schattiges Dasein fristen. Yomi, der Rückzugsort der Urgöttin Izanami – oder wie ihn unser Held von Trek To Yomi in seinem Tagebuch festhält: „Schritt für Schritt den Tausendmeilenweg entlang. Das ist Bushido, der Weg des Kriegers, und das war nie so wahr wie hier, in diesen albtraumhaften Tiefen.“

„Wie ein alter Film“

Besagter Held hört auf den Namen Hiroki und wir lernen ihn als jungen Heranwachsenden mitten im Training mit seinem Senpai Sanjuro kennen. An dieser Stelle keine Überraschungen. Wir haben es mit einem klassischen Anfang zu tun, welcher als Bewegungs- und Kampftutorial dient und letztendlich an die Geschichte heranführt.

Sobald wir aus dem Dojo treten, erwarten uns belebte Straßen mit allerlei Händlern und Bürgerinnen und Bürgern. Überall werden wir Zeuge angeregter Gespräche sowie den typischen Situationen aus dem Alltag eines historischen Dorfes im frühen Japan. Die gesamte Szenerie gestaltet sich wie ein alter Schwarz-Weiß-Film, aber mit unzähligen Details. Das Schauspiel stellt sich als absolut realitätsnah und authentisch dar. Ich bin begeistert! Parallel dürfen wir den Dialogen zwischen den beiden Kindern Hiroki und Aiko lauschen, der Tochter des Lehrmeisters, die uns bis an die Tore begleitet.

Doch schon jetzt spürt der erfahrene Gamer, dass etwas Gewaltiges in der Luft liegt. Die sorglosen, pflichtbewussten Gemüter der einfachen Leute lenkt davon auch nicht ab, sondern lässt Schlimmes erahnen. Und als sich Hiroki vorerst von seiner Kindheitsfreundin Aiko verabschieden muss, weiß er noch nicht, dass er noch am selbigen Tag das erste Mal in seinem Leben Blut vergießen wird.

Farblose Welt voller Dynamik

An dieser Stelle möchte ich auch gar nicht allzu viel von der Geschichte verraten. Doch ihr Inhalt bleibt eher klassisch, wenn auch schonungslos. Andererseits – WIE die Story vor allem optisch dargestellt wird, zeigt sich dann doch auf beeindruckende Art und Weise in den zuvor erwähnten zahlreichen Details, die der Atmosphäre sehr viel Tiefe verleihen. Im gesamten Abenteuer präsentiert sich die Handlung auf dem Bildschirm aber in schwarz-weiß. Was hier offensichtlich gewollt war, verleiht Trek To Yomi in der Optik seine Einzigartigkeit inmitten einer bunten Welt der Videospiele.

Und wo Farbe fehlt, müssen wir keineswegs dynamische Abwechslung missen. Denn ständig wechselt mit einem Spielabschnitt auch die Perspektive, aus der wir Hiroki steuern. Und nicht nur das! Die virtuellen Orte verbergen eine Menge geheimer Durchgänge, in denen Sammelgegenstände, Wurfwaffen oder andere Güter zu finden sind. Und während wir uns von A nach B bewegen, bewegt sich die Welt mit uns. Mal stürzen Dächer ein, ein anderes Mal kippt ein gewaltiger Baumstamm quer über die Straße. Diese Dynamik der Umgebung finden wir u. a. im aktuellen Erfolgshit Lost Ark. Wer also schon dort seine Freude mit Geröll, Staub und Steinen hatte, wird sich vermutlich in Trek To Yomi ganz wie Zuhause fühlen.

Den epischen Moment verpasst

Insgesamt 6 Kapitel dürfen wir in Trek To Yomi durchspielen. Dabei legt das Game einen beeindruckenden actionreichen Start hin, der Lust auf mehr macht. Und tatsächlich fühle ich mich als ein Teil der Geschichte, wenngleich das Erlebnis durchaus noch intensiver hätte sein dürfen. Hier wurde leider Potenzial verschenkt, denn es gab einige Momente, die auch den härtesten Kerl zum weinen gebracht hätten – HÄTTE man diese geschickter in Szene gesetzt. Gerade bei einem Titel, der offensichtlich so stark auf seine Story setzt, wären Emotionen umso wichtiger gewesen.

Damit möchte ich nicht andeuten, die Erzählung sei nicht unterhaltsam. Tatsächlich habe ich über 5 Stunden mit meinem Playthrough in Trek To Yomi verbracht, von denen ich jede einzelne genossen habe. Es ist einfach nur schade, dass sich so viel Epik in einer Story versteckt und nie so recht hervorkommen mag.

Und je mehr ich meine Reise durch das feudale Japan und seine Unterwelt Revue passieren lasse, umso unverständlicher scheint mir die Oberflächlichkeit, mit der die Geschichte an den Spieler gebracht wird. Sicherlich haben die Entwickler aber weder Kosten noch Mühen gescheut. Der stimmige Sound, die Detailtiefe und Dynamik in der Optik, der authentische Erzählstil, alles passt letztendlich.

Sprachliche Glanzleistung

Das Voice-Acting in Trek To Yomi kann sich wirklich hören lassen! Denn hier haben wir es mit erfahrenen Talenten zu tun, die der eine oder andere vielleicht sogar schon aus Anime wie etwa Overlord oder Videospielen wie zum Beispiel Tales of Arise kennt. Und damit wir auch verstehen, was genau gerade auf unserem Bildschirm passiert, dürfen entsprechende Untertitel natürlich nicht fehlen. Hier stehen uns eine ganze Reihe an Sprachen zur Auswahl, darunter auch Deutsch. Die Qualität der Übersetzung ist soweit in Ordnung, nur ganz selten haben sich kleine Fehler eingeschlichen, die kaum einer Erwähnung wert sind. Optional lässt sich auch die Sprachausgabe von Japanisch ins Englische umstellen. Ich selbst habe es beim Original belassen.

Der Weg des einsamen Kämpfers

„Fehler“ gab es mitunter wohl auch im Kampfsystem, die man allerdings zusammen mit ein paar anderen kleinen Bugs mit einem Patch am 20. Mai behoben hat. Ich selber habe mich erst nach der besagten Aktualisierung an den Titel gewagt und habe nichts am Kampfsystem auszusetzen.

Zugegeben, ich habe – wie so oft bei solchen Titeln – die niedrigste Schwierigkeitsstufe gewählt, denn ich bin einfach jemand, der sich lieber voll und ganz auf die Geschichte einlässt. Dennoch sollen ein paar Worte diesbezüglich hier nicht ausbleiben.

Direkt zu Anfang werden uns die grundlegendsten Bewegungen wie das Blocken, Drehen, leichte sowie schwere Angriffe beigebracht. Im Verlauf der Story lernen wir dann nach und nach weitere Kombinationen für neue Offensiven sowie den einen oder anderen Kniff für die optimale Verteidigung. Dazu gehört mitunter das Ausweichen oder auch ein Counter-Angriff.

Wer die 6 Kapitel wenigstens einmal durchspielt, dem offenbart sich bei der Auswahl der Schwierigkeitsstufe eine neue, interessante Option. Im sogenannten Kensei-Modus wird jeder Treffer zum One-Hit. Ob nun bei den Gegnern oder der eigenen Person, lediglich Bosse sind von der Mechanik ausgenommen. Ich habe den Modus auch mal kurz probiert und empfand ihn als eine erfrischende Abwechslung, sodass ich bereits daran denke, in Zukunft noch einen Durchlauf in eben jenem Modus zu wagen.

Kein Mainstream, dennoch gut

Abschließend möchte ich noch einmal auf „Wie ein alter Film“ zurückkommen. Wie sich herausstellt, fordern doch einige Spieler die Option, dem Abenteuer etwas Farbe zu verleihen. Aber wäre das Erlebnis dann überhaupt noch dasselbe?

Es sollte an dieser Stelle klar sein, welche Intention die Entwickler hatten, denn mit Trek To Yomi versetzen wir uns quasi in einen alten Samurai-Film. Die Erfahrung kann durchaus immersiv wirken, wenn es zum Beispiel hier und da auf dem Bildschirm flackert, bevor der nächste große Encounter beginnt – oder auch im Ton, der teilweise die Geräusche der klassischen alten Filmrolle wiedergibt. Es wäre sehr schade, diesen historischen Flair zu verlieren, zumal anderweitig mehr als ausreichend dafür gesorgt wurde, dass dem Spieler optisch was geboten wird.

Das Standard-Kampfsystem bleibt recht simpel. Wer es anspruchsvoller oder außergewöhnlich mag, sollte sich aber in jedem Fall am besagten Kensei-Modus probieren!

Letztendlich scheint mir der Preis von knapp 20 Euro angemessen für das etwa 5einhalb-stündige Spielerlebnis, allerdings nur gerade noch so. Qualitativ glänzt Trek To Yomi vor allem in seiner Grafik und dem Ton, insbesondere das Voiceacting. Inhaltlich hingegen ist Luft nach oben. Das trifft sowohl auf die Art und Weise zu, wie die Story erzählt und dargestellt wird, als auch auf die Spielmechaniken selbst. Kurz gesagt: atmosphärisch ein Meisterwerk, unter der Oberfläche dann aber doch ein wenig simpel gehalten.

Pro & Kontra

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Pros
  • Detailtiefe in der Darstellung
  • Ständige Perspektivenwechsel
  • Voice-Acting, das sich hören lassen kann
  • Kensei-Modus!

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Cons
  • Geschichte nur oberflächlich wiedergegeben
  • Kampfsystem für manche möglicherweise zu simpel

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Spiel Bewertung
Singleplayer
83
83
Gut
-
Multiplayer

FAZIT

Trek To Yomi nimmt uns mit auf die Reise des Samurai Hiroki. Dabei werden wir in das feudale Japan versetzt, das sich uns in schwarz-weißer Optik filmreif präsentiert. Begleitet von Schuldgefühlen und Zweifeln wählen wir den uns bestimmten Weg. Doch welcher wird es sein? - Qualitativ kann sich der Titel sehen lassen, wenngleich die Narrative hätte emotionaler ausfallen können. Trotzdem ein gutes Spiel und seine 20 Euro wert.

- Von  Jennifer

In den rund 5einhalb Stunden Samurai-Action wird die Erzählung über das Schicksal eines jungen Schwertkämpfers angemessen authentisch wiedergegeben. Besonders das Voice-Acting kann sich hören lassen.
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USK 0 PEGI 3

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