MXGP 2021 REVIEW
Seit 2014 hat Milestone die Motocross-Serie MXGP mit im Programm. 2018 gesellte sich mit Monster Energy Supercross eine weitere Serie hinzu, welche sich thematisch mit Motocross in ausverkauften Stadien beschäftigt. Mit MotoGP und Ride hat der Publisher weitere hochkarätige Motorrad-Simulationen im Programm. Das nötige Know-how für den Motorsport auf zwei Rädern sollte daher definitiv vorhanden sein. Und da gerade Ride in der Vergangenheit überzeugen konnte, sollte MXGP 2021 doch im gleichen Licht stehen, oder? Vorweg muss ich dies verneinen und liefere euch sogleich verschiedene Gründe dafür.
Alle Jahre wieder
Sportspiele im Allgemeinen kämpfen Jahr für Jahr mit dem Klischee der regelmäßigen Updates. Das ergeht der Formel 1 Serie von EA bzw. Codemasters genauso wie FIFA von EA, NBA 2K von 2K Games und eben auch der Motocross-Serie MXGP von Milestone sowie vielen weiteren Reihen. Doch wer genau hinschaut, der erkennt durchaus Veränderungen und ggf. auch Verbesserungen zu den Vorgängern.
„Die Karriere soll noch realistischer und aufregender sein“, dies war unter anderem ein Versprechen, welches uns Milestone vorab gab. Ich habe die Karriere mehr oder weniger durchgespielt. Zunächst einmal wirkt die Präsentation okay. Jedoch nicht mehr und nicht weniger. Wir bekommen vor den Rennen ein paar Impressionen von und neben der Strecken, was noch recht angemessen ist. Doch damit punkteten bereits die Vorgänger. Deshalb hätte man den nächsten Schritt wagen können, um ein frischeres Erlebnis zu präsentieren, schließlich tragen wir hier die Weltmeisterschaft im Motocross aus. An dieser Stelle würde ich mir etwas mehr Atmosphäre wünschen. Kommentator, Lichtshow und eventuell auch die Einbindung des Fahrerlagers habe ich im Sinn. Rivalitäten zwischen Fahrern, Interviews geben, um im Ansehen bei anderen Teams zu steigen oder zu sinken, Mechaniker, die einen beim Erstellen eines Setups mit an die Hand nehmen, wären weitere mögliche Optionen gewesen. Und ehrlich – all das wäre kein Hexenwerk gewesen, da einige dieser Vorschläge bereits in anderen Spielen praktiziert werden.
Lichtblick
Dennoch ist der Karriere-Modus alles andere als langweilig. Wir unterschreiben zunächst einen Vertrag bei einem der weniger großen Teams in der MX2. Dabei handelt es sich um die kleinere Unterkategorie der MXGP.
Durch gute Leistungen und einem möglichst schnellen Aufstieg im Fahrerlevel, bekommen wir nach und nach neue Vertragsangebote. Zwischendurch erhalten wir auf unserem fiktiven Smartphone die eine oder andere Nachricht von weiteren Fahrern, welche uns herausfordern. Mal treten wir gegen einen Kontrahenten an, ein anderes Mal messen wir uns im Zeitfahren. Das alles passiert aber „out of nowhere“ – ohne irgendwelche Zusammenhänge. Und hier kommen wir wieder zu meinen Vorschlägen, eine Rivalität unter Fahrern hinzuzufügen und das Fahrerlager sowie die Teams mehr mit einzubeziehen. Haben wir eine Saison erfolgreich beendet, erfolgt der verdiente Aufstieg in die MXGP. Das ist grundsätzlich alles nicht schlecht, jedoch geht hier auch deutlich mehr!
Umfang
Für Abwechslung sorgt ein alles in allem recht großer Umfang. Wir können einen einzelnen Grand Prix fahren oder auch im Zeitfahren versuchen, unsere Bestzeiten Stück für Stück zu unterbieten. Der eben von mir beschriebene Karriere-Modus ist genauso an Board wie der Playground. Diesen darf man sich im Prinzip als kleines offenes Gelände vorstellen, wo wir abgesteckte Strecken befahren können oder einfach frei durch die Wildnis hechten. Eine richtige Open World ist dieser Playground jedoch nicht.
Auch ein Streckeneditor ist in MXGP 2021 wieder mit dabei, um neue, eigene Strecken zu entwerfen. Der Kreativität sind zwar auch hier Grenzen gesetzt, austoben kann man sich aber allemal. Der Multiplayer sorgt dann noch für ausgiebigen Spaß mit Freunden und anderen Motocross-Fans.
Abzug in der B-Note
Beim Gameplay bin ich wirklich sehr zufrieden. Zumindest nehme ich einen Unterschied wahr, ob ich auf Schotter, Sand oder im Matsch unterwegs bin. Die Bikes fühlen sich auf dem jeweiligen Untergrund immer etwas anders an, was authentische Fahrten widerspiegelt. Wenn es regnet und der Schlamm tief ist, fühlt sich das Motorrad beispielsweise schwerfälliger an. Was mir hingegen negativ aufgefallen ist, sind die Streckenbegrenzungen. Es ist nur normal, diese auch einmal nicht einzuhalten und kurz von der Strecke abzukommen. Zumeist habe ich nur bis zu 5 Sekunden Zeit, auf die Strecke zurückzukehren, ohne bestraft zu werden. Gelingt es mir nicht, werde ich an anderer Stelle sofort wieder zurückgesetzt, was mir einen gehörigen Nachteil verschafft. Hier wird die ganze Mechanik nicht ausbalanciert.
Und wenn wir gerade schon die Technik ins Augenmerk nehmen, fallen noch weitere Schwächen wie aber auch Stärken auf. Ich habe in meiner Testphase die Xbox One Version genauer beäugt und muss sagen, dass die Motorräder und Fahrer wirklich gut und detailreich wirken. Auch der Schlamm sieht feucht und dreckig aus, sodass ich das Gefühl habe, wirklich schmutzige Finger zu bekommen, wenn ich den Bildschirm berühre. Sponsoren auf der Kleidung, den Bikes wie den Rädern und selbst Werbetafeln wirken scharf.
Was hingegen weniger scharf und dafür wirklich matschig wirkt, sind die Bodentexturen. Dies fällt zwar erst beim genauen Hinsehen auf, kennzeichnet aber für ein Spiel, welches Realismus suggerieren will, eine Schwäche. Im Fotomodus ist dies beispielsweise stark ausgeprägt, während der Rennen jedoch eher passiver Natur, da genügend Aktion auf der Strecke abläuft. Was man hingegen trotz aller Aktion mitbekommt, sind Bäume und Schatten, die sich vor uns aufbauen bzw. aufploppen.
Akustik
Beim Sound haben die Entwickler eine solide Arbeit abgeliefert. Das Highlight in MXGP 2021 sind die unterschiedlich und wirklich gut klingenden Motorräder. Ob Yamaha, KTM, Honda oder Suzuki, den Unterschied bekommt man optimal zu hören. Zuschauer hingegen wirken monoton und geben keinen besonderen Jubel oder andere Reaktionen von sich. Auch einen Kommentator vermisst man, was letztlich zu steril wirkt. Das heißt zugleich, dass die Atmosphäre abflacht und damit Chancen verspielt werden.
Video Review
Pro & Kontra
- Ordentliches Gameplay
- Umfang
- Offizielle MXGP Lizenz
- Realistische und unterschiedliche Motorsounds
- Detailreiche und optisch ansprechende Motorrad- und Charaktermodelle
- Leider matschige und unscharfe Umgebungsgrafik
- Aufbauende Details in der Landschaft
- Inszenierung der Karriere könnte besser und abwechslungsreicher sein
- Kein lokaler Mehrspieler
- Ladezeiten auf der Xbox One / PS4 nach wie vor sehr lang