Desperados III REVIEW
In meiner Kritik zu Shadow Tactics: Blades of the Shogun von Mimimi Productions schrieb ich im Fazit: „Egal ob als DLC, Fortsetzung oder Ableger in neuem Setting – ich will mehr!“ Rund drei Jahre später bekomme ich dieses mehr endlich in Form von Desperados III, für welches sich die in München beheimateten Entwickler mit Publisher THQ Nordic zusammengetan haben. Gemeinsam hebt man eine vor allem bei deutschen Fans von Echtzeit-Taktik wohlklingende Lizenz aus und verleiht ihr einen derart neuen Glanz, dass ich geradezu aus dem Häuschen bin.
Alles auf Anfang
Obwohl im Titel eine Drei steht, handelt es sich beim neuen Desperados nicht um eine Fortsetzung, sondern um ein Prequel. Mit John Cooper, Doc McCoy und Kate O’Hara kehren drei zentrale Figuren aus den bei Spellbound Entertainment entstandenen Vorgängern zurück. Gemeinsam mit Hector und Isabelle, den beiden Neuen im Bund, formiert sich die Gang und erlebt typische Wild West Abenteuer, die mal mehr, mal weniger bekannte Klischees bedienen. Die quer durch die USA stattfindende Handlung, in der man sich gegen die Machenschaften der DeVitt Company stellt, ist nicht weiter erwähnenswert. Sehr wohl der Rede ist hingegen die unterhaltsame Interaktion zwischen den fünf Hauptfiguren. Diese haben nicht nur alle einen angenehm ausgearbeiteten Charakter, sondern stets auch etwas Interessantes zu sagen. Egal ob innerhalb der Missionen oder in den Zwischensequenzen: es macht schlichtweg Spaß Cooper und dem Rest zuzuhören, was nicht zuletzt auch an der tollen deutschen Vertonung liegt, die es ebenso wie die gelungene Dialogregie hervorzuheben gilt.
Abwechslungsreicher Westen und ein bisschen mehr
Überhaupt macht Desperados III in technischer Hinsicht einen mitunter grandiosen Eindruck. Nahezu jeder der insgesamt 16 Level spielt in einer anderen Location und wenn man doch einmal zu einer bekannten Umgebung zurückkehrt, dann wird diese immerhin anders arrangiert. So oder so strotzen die Level nur so vor Detailreichtum und Abwechslung. Mal befindet man sich auf einer Hochzeitsfeier mit entsprechend festlich geschmückten Ambiente, mal muss man Dynamit klauen, um eine imposante Holzbrücke in die Luft zu jagen, mal geht es ab ins geradezu malerische New Orleans inklusive passender Jazz-Untermalung. Der Soundtrack gehört übrigens zum besten, was ich in diesem Jahr in einem Videospiel gehört habe. Zwar bedient man sich auch hier bekannter Elemente, gestaltet diese aber auf frische Art und liefert zu den unterschiedlichen Szenarien passende Stücke.
Brachial oder leise?
Hinsichtlich der Missionen eröffnen die Entwickler viel mehr Freiheiten in der Art und Weise, wie man vorgehen und die vorgegebenen Ziele erledigen kann. Der leise Weg mag in den meisten Leveln die bevorzugte Spielweise sein, allerdings muss man Desperados III nicht auf Biegen und Brechen in stets geduckter Haltung und auf leisen Sohlen spielen. Bis auf Isabelle haben alle Spielfiguren eine Schusswaffe, deren Gebrauch natürlich ziemlich viel Lärm macht und schon deshalb eher sparsam angewandt werden sollte, da man sich sonst mit einer Übermacht konfrontiert sieht, der man nur schwer entkommen oder sich gar entgegenstellen kann. Ganz ohne Wild West Romantik mit gelegentlichen Shootouts geht es also nicht und erfreulicherweise wird man auch nicht zu hart dafür bestraft, wenn man die Colts rauchen lässt, sollte aber die Folgen einplanen.
Launig ist das Gameplay auch schon deshalb, da jede Figur unterschiedliche Fähigkeiten besitzt. Mit Cooper kann man nahe Gegner mit einem Wurfmesser erledigen oder mit den Doppel-Colts gleich zwei Feinde auf einmal erledigen, Hector packt hingegen seine geliebte Bianca, eine absurd große Bärenfalle aus, und schießt mit seiner abgesägten Schrotflinte drei Feinde auf einmal über den Haufen. Kate kann sich verkleiden und so nicht nur unentdeckt an den meisten Gegnern vorbeilaufen, sondern diese auch aktiv ablenken oder gar so gefügig machen, dass sie ihr für kurze Zeit folgen während der nicht mehr ganz so junge Doc Banditen mit seinem Scharfschützenrevolver aus der Distanz ausschaltet. Mein absoluter Favorit ist allerdings Isabelle, die mit ihren Voodokünsten nicht nur Gegner fernlenken, sondern auch das Schicksal zweier Kontrahenten miteinander verbinden kann, sprich was dem einen widerfährt, passiert auch mit dem anderen. In der Kombination all dieser Möglichkeiten lassen sich absurd viele Taktiken spinnen. Richtig befriedigend wird es, wenn man Manöver so geschickt miteinander verbindet, dass man mit wenigen Aktionen mehrere Gegner auf einmal überlistet.
Showdown
Um dies zu bewerkstelligen, sollte man sich früh mit dem Showdown-Modus vertraut machen. In diesem kann man die Zeit pausieren und Aktionen Schritt für Schritt planen. Das ist gerade dann praktisch, wenn man mehrere Ziele auf einmal ausschalten will. Schon auf dem normalen Schwierigkeitsgrad neigt Desperados III nämlich dazu einigermaßen knackig zu sein und auf den ersten Blick schier unlösbare Hürden in den Weg zu stellen. Es lohnt sich von daher sich zu Beginn einer neuen Karte mit der Umgebung vertraut zu machen. Nicht nur kann man immer mal wieder lockere Felsen und andere schwere Lasten auf Feinde stoßen, auch hinterlässt man in Schlamm Fußspuren und kann Gegner so auf eine falsche Fährte oder in eine Falle locken.
Das Verhalten der Gegner selbst ist brauchbar und nicht so nervtötend sensibel wie in vielen gerade älteren Spielen dieser Machart. Dennoch sollte man sich darauf einstellen, immer wieder an Stellen zu können, die nur durch ausgiebiges versuchen und scheitern und wieder versuchen zu lösen sind. Glücklicherweise hat man auch auf den Konsolen die Schnellspeichertaste stets auf dem Controller griffbereit und kann ebenso flott auch vorherige Spielstände laden. Die Steuerung mit dem Gamepad ist ohnehin gelungen, vor allem die direkte Steuerung der Spielfiguren weiß zu gefallen.
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- motivierendes Gameplay mit vielen Möglichkeiten
- sympathische Hauptfiguren
- tolle Musik und Sprachausgabe
- abwechslungsreiche und wunderschöne Locations
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- keine erinnerungswürdige Story
- häufiges Trial-and-Error
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Pro & Kontra
- motivierendes Gameplay mit vielen Möglichkeiten
- sympathische Hauptfiguren
- tolle Musik und Sprachausgabe
- abwechslungsreiche und wunderschöne Locations
- keine erinnerungswürdige Story
- häufiges Trial-and-Error