Torchlight 2 (Nintendo Switch) REVIEW
Mit Torchlight 2 geht das Action-Rollenspiel, dessen Debüt-Titel als direkter Diablo II Konkurrent bekannt wurde, in die zweite Runde. Gleichzeitig sollte die Fortsetzung jenes Spiel werden, welches viele von Diablo III erwartet haben. Ich persönlich ging seinerzeit ohne jedwede Erwartungen heran und wollte nur in eine epische Welt eintauchen. Und genau das schaffte das Action-Rollenspiel auch, weshalb es trotz der 7 verstrichenen Jahre noch immer begeistern kann. Grund genug, nach Xbox One und PlayStation 4, den Titel auf die Nintendo Switch zu verfrachten, um ihn für weitere Spieler zugänglich zu machen.
Die Qual der Wahl
Noch vor dem eigentlichen Spiel erwählt ihr einen Helden. Zur Verfügung stehen Berserker, Ingenieur, Vegant und der Glutsteinmagier, die allesamt ihre ganz eigenen Vorzüge haben und auch beim Geschlecht sowie der Optik auf Vorgaben verzichten. Gleichzeitig wird es erneut ermöglicht, einen tierischen Begleiter an eure Seite zu stellen. Was einst auf Katze oder Hund beschränkt war, wird in der Nintendo Switch Version auf Chakawary, Hirsch, Frettchen, Wolf, Falke, Kopfkrabbe, Dachs, Eule, Panda, Einhorn, Alpaka sowie Panther angereichert.
Ist alles zu eurer Zufriedenheit gestaltet und der passende Begleiter gewählt, geht es endlich in die Welt von Torchlight 2, die selbstverständlich euren ersten Auftrag bereithält. Aufträge und hilfebedürftige Bewohner gibt es in der fiktiven Welt genug, sodass ihr einiges zu tun habt, was mit viel Rennerei verbunden sein wird – so viel sei vorab gesagt. Es hat aber auch nie jemand behauptet, dass die Rettung der Welt einfach wird.
Fernab dunkler Gewölbe
Anders als im ersten Teil spielt Torchlight 2 auf der Oberwelt. Das heißt, ihr müsst nicht immer tiefer in die Katakomben vordringen, wie es noch im Debüttitel der Fall war. Die Aufträge beschäftigen sich oftmals mit dem Finden eines Gegenstandes, oder dem Vernichten eines sehr starken Gegners. Doch bis ihr soweit kommt, heißt es erst einmal die Lakaien aus dem Weg räumen, von den es unzählige und vor allem tückische gibt. Da diese sowieso selten alleine die Oberwelt bevölkern, müsst ihr euch auf einige Schlachten einstellen. Das heißt zugleich, euer Charakter darf unverblümt mit Knüppel, Schwert oder Axt hantieren. Wer lieber auf Fernwaffen oder Magie setzt, sollte einen gewissen Abstand halten, um die Gegner unter Beschuss zu nehmen. Euer Begleiter hingegen nutzt seine animalischen Kräfte und wirft sich im Nahkampf auf alles, was euch den Weg zum Ziel versperrt. Wer dessen Aggressivität etwas abmildern möchte, kann optional passives oder defensives Verhalten im Menü anwählen.
Um einigermaßen unbeschadet durch die gegnerischen Reihen zu gelangen, sollte die anliegende Ausrüstung einiges hermachen. Ob Kopf, Beine, Arme und Rumpf, jedes Rüstungsteil kann verschiedene Vorteile darbieten, die euch ein längeres Überleben gewähren. Um an diese sehr wichtigen Ausrüstungsgegenstände zu kommen, sollte der heimische Händler aufgesucht werden, in dessen Angebot sich einige brauchbare Dinge befinden. Doch auch der ständige Kampf offenbart einige Schätze. Nach dem Ableben der Gegner finden sich nicht selten Rüstungsteile am Boden liegend. Nehmt ihr diese auf, befinden sie sich in eurem Gepäck, wo sie begutachtet und ggf. ausgetauscht werden können.
Unter den Fundsachen befinden sich gelegentlich ganz besondere und vor allem seltene Gegenstände. Wie schon im Vorgänger, dürft ihr euch auf spezielle Sets freuen, die das Suchen und Sammeln auf ein neues Niveau hieven. Komplettiert ihr diese, gibt es auf die gesamte Ausrüstung noch einen Bonus an Attributen, der ganz individuell je nach Set ausfällt. Befindet sich also ein gesamtes Set am Körper des Helden, kann ihm unter anderen mehr Magie, Stärke und/oder Abwehr zuteil werden. Natürlich ist ein verzauberter Gegenstand in allen Formen zu finden und daher ist womöglich gar eine Waffe Bestandteil eines Sets.
Bares für Rares
Unabhängig von den Sets gibt es sowieso genügend Waffen und Rüstungsgegenstände, die von besonderen Fähigkeiten geprägt sind. Doch selbst normale Dinge lassen sich verstärken. Habt ihr einen gesockelten Gegenstand gefunden, kann er mit einem Stein verziert werden, der ihm neue Attribute in Angriff oder Abwehr schenkt. Packt ihr einen der Steine in ein Hammer oder ein Schwert, steigert sich der Angriff mit einem Element. In Rüstungen wiederum werdet ihr gegen dasselbe Element nahezu Immun. Dabei steht die Farbe des Steines für sein Element, wie zum Beispiel rot für Feuer und gelb für Elektrizität. Hat ein Gegenstand gleich zwei Vertiefungen zum Befestigen, dürft ihr die Steine kombinieren und müsst nicht zwangsläufig dieselben in die Halterungen legen. Solltet ihr aber eine Fehlentscheidung treffen, kann der Stein beim Fachmann für ein kleines Entgelt wieder entfernt werden.
Durch die Massen an Gegnern und der ständige Kampf gibt es natürlich vieles zu finden, das auch einige Sparten bedient. Ob ein Halsband für euer Tier, eine Waffe oder Rüstungen, schnell werdet ihr merken, wie knapp euer Inventar bemessen ist. Früher oder später kommt ihr nicht herum, dieses einmal auszumisten, um Neues aufnehmen zu können. Ist das Inventar also überfüllt, solltet ihr es zu barer Münze machen. Zum einen kommt ihr via Portal zurück in einer der Städte, zum anderen könnt ihr aber auch euren tierischen Begleiter losschicken, der komplett alleine agiert und nach wenigen Minuten mit dem eingetauschten Gold wiederkehrt. Wer persönlich beim Händler vorspricht, hat hingegen die Möglichkeit, das dazugewonnene Geld sogleich wieder in andere Gegenstände oder Tränke zu investieren.
Mehr als pure Muskelkraft
Wie in den meisten klassischen Rollenspielen gibt es für den gewonnenen Kampf die zugehörige Erfahrung. Besiegt ihr eine gewisse Anzahl an Gegnern, wird euer Held stärker. Ist der Stufenanstieg vollzogen, könnt ihr bei ihm nach belieben bestimmte Attribute erhöhen, die die folgenden Kämpfe um einiges erleichtern. Zusätzlich wird es euch ermöglicht, gewisse Rüstungsgegenstände anzulegen, die erst für eine bestimmte Stufe des Helden vorgesehen sind. Doch es gestaltet sich ebenso praktisch für das Weiterkommen, denn auch die Gegner fordern euch mit immer mehr Stärke heraus. Glücklicherweise bleibt es da nicht nur beim Stufenanstieg selbst, sondern noch der Zuteilung neuer Zauber und besonderen Angriffen. Mit jedem Aufstieg dürft ihr Fähigkeitspunkte verteilen, die eurem Charakter die bereits verwendete Attacke stärkt oder neue heraufbeschwört. Ein mächtiger und magischer Schlag mit dem Hammer oder ein Helfer an eurer Seite, der euch in kleineren Intervallen heilt, kann unter anderem als zusätzlicher Skill ausgewählt werden. Aus einem Skillbaum heraus dürft ihr den für euch benötigten Zauber erwählen und mit jedem weiteren Stufenaufstieg ausbauen. Ist ein gewisser Wert erreicht, geht es leider nicht mehr weiter und ihr müsst entweder auf einen anderen Zauber ausweichen, bzw. euch mit dem aktuellen Status begnügen.
Vergesst trotzdem nie euren Begleiter, denn dieser benötigt ebenfalls eure Zuwendung. Kommt ihr an ein Wasserloch vorbei, dürft ihr dort eure Angel eintauchen und drauf hoffen, einen Fisch zu fangen. Aus dem Rucksack heraus könnt ihr den Fang eurem tierischen Begleiter geben, der sich riesig freuen wird. Der Fisch hat zudem noch eine andere Auswirkung. So seid ihr bei einer Metamorphose dabei, in der sich beispielsweise eine Katze zur Spinne oder einem ekelhaften Monster verwandelt. Dieser Effekt ist zwar wirkungsvoll, was den Kampf gegen böswillige Schergen angeht, aber auch nur von kurzer Dauer. Also geht vorausschauend mit euren Fischen um, vor allem weil die Möglichkeit ein Wasserloch zu nutzen, auf nur wenige Versuche begrenzt ist – und nicht jeder Versuch muss mit einem Erfolg belohnt werden, wenn euer Timing versagt.
Schrein muss sein
Mit fortlaufender Story und der Begehung weiterer Welten, werdet ihr auf immer größere und stärkere Feinde treffen, bei denen schnell einige Heiltränke oder gar unfreiwillig Leben geopfert werden müssen. Glücklicherweise trefft ihr unterwegs auf Schreine, die euch bestimmte Fähigkeiten schenken. Auch hier wird nur eine gewisse Dauer an Wirksamkeit angesetzt. Doch glücklicherweise ist der Effekt im Kampf mit den hiesigen Massen recht wirkungsvoll. Beispielsweise habt ihr für eine bestimmte Dauer unbegrenzt Mana (Zauberkraft) oder Lebensenergie, sowie eine Verbesserung von Stärke oder Abwehr. Natürlich sollten sich trotzdem immer genügend Getränke im Gepäck befinden, um auch in gefährlicheren Situationen beständig zu bleiben.
Torchlight 2 selbst fesselt den Genre-Liebhaber wahnsinnig viele Stunden an die Konsole, wenngleich es nicht dasselbe Suchtpotenzial von Diablo II oder Diablo III vorweisen kann. Das Sammeln immer tollerer Ausrüstungsgegenstände kann schon einige Stunden beschäftigen. Aber selbst wenn alle Aufträge erfüllt sind, muss mit dem Spiel noch lange nicht Schluss sein, denn es bietet einen Online-Modus, in dem das Abenteuer weitergehen kann. Leider wird es hier nicht ohne den zugehörigen Nintendo-Abo-Service (Nintendo Switch Online) gehen. Liegt das Abonnement aber vor, steigt der Spielspaß bis ins unermessliche. Zudem kann der inhaltlich üppige Spiel natürlich unterwegs dank Handheld-Modus fortgesetzt werden. Dank der engen automatischen Speicherintervalle ist selbst ein leerer Akku kein Grund zur Besorgnis.
Technik
Die Grafik ist abermals farbenfroh gestaltet, wie schon aus dem ersten Teil bekannt. Dennoch bleibt Torchlight 2 recht minimalistisch aus heutiger Sicht, was aber nicht gleichzeitig für eine schlechte Optik steht. Zum eher comichaft dargestellten Spiel passt die überschaubare Umgebung recht gut und lässt eine angenehme Übersicht in den Schlachten zu. Ihr bekommt den Blick von oben auf das Geschehen gewährt. Die sogenannte Vogelperspektive ist in einem Punkt sogar anpassbar, denn ihr dürft zum Charakter heranzoomen, habt dann aber ein kleineres Interatkionsfeld in der Sicht.
Die neue und recht große Welt punktet mit einem Tag/Nacht Zyklus, sowie einem Wetterwechsel. Probleme gibt es aber, wenn neue Monster spawnen, denn hier sind Ruckler an der Tagesordnung. Apropos Monster – die Gegner sind mit genügend Ideenreichtum ausgestattet und trumpfen mit immer neuen Gestalten auf. Eure erwählte Spielfigur zeigt ebenfalls jede optische Veränderung im Detail, was das Sammeln der Rüstungen weiter anheizt.
Der Sound ist gegenüber der Grafik düsterer und anteilig sogar hektisch gestaltet. Immer passend zum Szenario begleiten euch die musikalische Kulisse und der Effektzauber von Torchlight 2. Zusätzlich bekommt ihr eine solide deutsche Sprachausgabe geliefert, die auf einige Sätze und verschiedene Stimmen begrenzt ist. Was nicht im Wortlaut übertragen ist, bekommt ihr als Bildschirmtext präsentiert und ebenso komplett übersetzt wurde. Dennoch, gelegentlich schwenkt das Spiel auf die englische Sprachausgabe und das Textformat um. In den Zwischensequenzen vielleicht so gewollt, in einigen Menüpunkten aber ein deutlicher Fehler.
Das Schnellwahl-Menü wurde gegenüber der PC Version verändert. Ein Kreismenü am unteren, linken Bildschirmrand begrüßt euch nun. Hier können Slots für die schnelle Auswahl von Tränken, Portalen oder Zauber vergeben werden. So erhält jeder Button seine ganz spezielle Aufgabe und lässt euch manch hektische Schlacht dennoch siegreich abschließen. Zu erwähnen ist noch der Rumble-Effekt, der viele der Situationen weitaus authentischer gestaltet.
Letztlich ist das sehr üppige Menü vielleicht etwas undurchsichtig für Anfänger. Dass sich die Köpfe hinter Torchlight 2 hier beim Primus ein paar Ideen angeeignet haben, lässt sich nicht bestreiten. Das Ausrüstungsmenü erinnert sehr stark an Diablo III.
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- Entfacht die Sammelleidenschaft
- Koop-Modus
- Viele Quests mit ordentlich Umfang
- Guter Switch-Port
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- Kleine Performance Probleme
- Grafik nicht ganz zeitgemäß
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Pro & Kontra
- Entfacht die Sammelleidenschaft
- Koop-Modus
- Viele Quests mit ordentlich Umfang
- Guter Switch-Port
- Kleine Performance Probleme
- Grafik nicht ganz zeitgemäß