The Legend of Zelda: Echoes of Wisdom REVIEW
Mit The Legend of Zelda: Breath of the Wild im Jahr 2017 und Tears of the Kingdom 2023 (Review) brach Nintendo erstmals mit der klassischen Zelda-Formel und viele Fans der Reihe (mich eingeschlossen) waren davon wenig begeistert. Zugegeben, die letzten beiden Zelda-Spiele für die Switch sind dennoch die beiden erfolgreichsten Teile der Reihe. Mit sage und schreibe 29,8 Millionen verkauften Exemplaren ist Breath of the Wild die klare Nummer 1 der Zelda-Reihe. Tears of the Kingdom liegt mit 10 Millionen verkauften Exemplaren knapp dahinter auf Platz 2. Twilight Princess mit 8,9 Millionen und Orcarina of Time mit 7,6 Millionen verkauften Exemplaren folgen mit knappem Abstand.
Mit der neuen Zelda-Formel, eine große offene Welt zu erkunden, wurde die Serie massentauglicher und öffnete sich einem neuen, breiteren Publikum. Der Erfolg gab Nintendo recht, doch nun wollte man offenbar ein The Legend of Zelda, das den Spagat schafft, von allem etwas zu bieten und möglichst alle Fans zufrieden zu stellen. Da sind zum einen die alten Zelda-Fans:
- klassische Dungeons
- linearer Spielverlauf mit Story im Vordergrund
- kleinere Spielwelt
- keine zerstörbaren Waffen
Dann für Fans der neueren Zelda-Formel:
- freies Erkunden der Welt
- Sandbox-Welt bzw. freies Crafting innerhalb der Spielwelt
- Kochen unterschiedlicher Rezepte bezüglich unterschiedlicher Eigenschaften
Und zu all diesen Punkten jetzt noch eine Prise Innovation, etwas zu bieten, was es vorher so auch noch nicht gab. Mit dieser Mission begab dich Nintendo auf ihre ganz eigene Mission Impossible und herauskam „The Legend of Zelda: Echoes of Wisdom“. Doch alles zu seiner Zeit.
Die unbekannte Heldin, die jeder kennt
Zu Beginn spielen wir unseren altbekannten Helden Link, bewaffnet mit Schwert und Schild kämpfen wir in einem Dungeon gegen unseren Erzfeind „Ganon“, der die Prinzessin Zelda in einem Kristall eingesperrt hat. Wie immer ist es unsere Aufgabe, die Prinzessin zu retten. Es wäre aber zu einfach, wenn uns das schon nach den ersten 5 Minuten gelingen würde. Mit einer magischen Waffe öffnet Ganon große Risse, die sich durch ganz Hyrule ziehen und ganze Häuser mitsamt ihren Bewohnern verschlingen. Darunter auch unseren Helden Link und den König von Hyrule, Zeldas Vater. Mit einem letzten Pfeilschuss befreien wir Prinzessin Zelda, doch nun ist es an Zelda, Hyrule und zum ersten Mal auch Link und ihren Vater zu retten. Wahnsinn!
Jetzt spielen wir wirklich Prinzessin Zelda. Nur muss sich Nintendo jetzt etwas einfallen lassen, wie Prinzessin Zelda das macht. Denn eines ist klar, einfach ein grünes Gewand anziehen und mit einem Schwert bewaffnet einen auf Link 2.0 machen, hätte hier nicht funktioniert. Jeder, aber auch wirklich JEDER, hätte sich dann gefragt, warum er Zelda seit über 35 Jahren aus den Fängen Ganons befreien muss, wenn Zelda das auch selbst hätte schaffen können. Also musste etwas Eigenes her. Zelda ist eine eigenständige Figur und verdient es, als solche wahrgenommen zu werden. Deshalb war es absolut richtig, hier einen alternativen Weg zu gehen. Und so bekommen wir einen eigenen kleinen Begleiter an unsere Seite. Hier kommt „Tri“ ins Spiel. Ein unbekanntes Wesen, das ein wenig an Navi aus Ocarina der Zeit erinnert. Doch diesmal kann unser Begleiter mehr als nur „Listen“ sagen, um uns Tipps zu geben, so bekommen wir nun einen Zauberstab, mit dem wir die ganze Magie, die Tri besitzt, selbst anwenden können. Und das ist echt cool! Wir können von allen Gegenständen und Gegnern sogenannte Echos erzeugen, also quasi eine Kopie. Damit können wir echte Gegner für uns kämpfen lassen oder auch verschiedene Objekte kombinieren, um größere Höhenunterschiede oder Ebenen zu überwinden. So kommen wir in Bereiche, die uns früher nicht zugänglich waren. Was ich mit früher meine? Die Welt rund um Hyrule bzw. die Map selbst stammt aus The Legend of Zelda: A Link to the Past. Zumindest gibt es sehr viele Parallelen.
Grundsätzlich führt uns die Story in Bezug auf die Risse relativ linear von Ort zu Ort. Manchmal haben wir aber auch die Wahl zwischen zwei Orten, ob wir zuerst dorthin oder dorthin gehen wollen. Man gibt dem Spieler scheinbar die freie Wahl, aber das hat keine Auswirkungen auf den Verlauf der Geschichte oder den Spielfortschritt. Man kommt nicht plötzlich irgendwo in der Welt an und merkt, hier komme ich noch nicht weiter, weil mir eine Rüstung fehlt oder ich Rezepte kochen und dafür Zutaten sammeln muss. Der rote Faden, der durch die Geschichte von The Legend of Zelda: Echoes of Wisdom führt, ist immer präsent. Allerdings gibt es im Spiel auch die Möglichkeit, Rüstungsteile oder Kleidung zu kaufen und es gibt auch Rezepte zum Kochen, oder diesmal nicht direkt zum Kochen, sondern wir können uns bei den Deku-Händlern Smoothies mixen lassen. Damit haben wir zwar keine Gerichte zum Essen, aber Tränke, die uns entweder gegen Feuer, Elektrizität, Kälte usw. resistent machen. Das ist aber eher optional und bezieht sich auf die Gegner und nicht auf die Regionen. In die Wüste gehen wir z.B. auch ohne Hitzeschutz.
Tiefere Einblick
Aber die Frage, die sich viele stellen, ist: Wie gut ist The Legend of Zelda: Echoes of Wisdom? Grundsätzlich ist das Erzeugen von Echos recht einfach. Mit dem digitalen Steuerkreuz nach rechts wählen wir aus einer Liste aus, was wir erzeugen wollen und mit der „Y“-Taste platzieren wir es in der Welt, wo wir es haben wollen. Nur im späteren Spielverlauf, wenn sich die Leiste mit Echoes füllt, wird es etwas unübersichtlich und das Scrollen durch die Leiste etwas nervig. Man kann die Echoes zwar nach Kategorien sortieren, aber perfekt ist das nicht. Mit der Taste „ZR“ kann man auch alle Echoes wieder verschwinden lassen. Und so schön und vor allem logisch es auch ist, dass Zelda eigene Fähigkeiten bekommen hat, wird der eine oder andere das klassische Schwert und Schild Gameplay von Link vermissen. Genau das hat sich wohl auch Nintendo gedacht und sich ein Hintertürchen offen gelassen.
Mit dem Tri Stab können wir in den Schwertmodus wechseln. Das machen wir mit der „Up“-Taste des D-Pads. Zelda verwandelt sich quasi in ein Echo von Link. Wir nehmen eine geisterähnliche Gestalt in Links Aussehen an, um nun in bester The Legend of Zelda-Manier mit Schwert und Schild zu kämpfen. Wer jetzt denkt, geil! Dann spiele ich einfach so und ignoriere das passive Platzieren von Gegnern, der wird schnell enttäuscht. Der Schwertmodus ist an einen Energiebalken gekoppelt. Und der ist nach wenigen Augenblicken aufgebraucht. Doch Nintendo belohnt euch, wenn ihr die Welt erkundet und Zeit in das Spiel investiert. Zum einen könnt ihr eure Energieleiste wie das Schwert selbst leveln, zum anderen könnt ihr in einigen Shops für 30 Rubine blaue Energietränke kaufen. Je höher eure Leiste gelevelt ist, desto länger könnt ihr Link sein. Wenn ihr genug gelevelt habt und genug Tränke dabei habt, könnt ihr später auch gerne mehrere Minuten am Stück Link spielen.
Vor allem in den klassischen Dungeons wird der eine oder andere diesen Modus nutzen. Hier haben wir wieder Dungeons, die sich über mehrere Stockwerke erstrecken, wo wir von Raum zu Raum gehen müssen, um Schlüssel oder Dungeonkarten zu finden. Leider sind die Dungeons hier und da etwas klein geraten. Länger als ca. 20 Minuten wird man kaum in einem Dungeon verweilen. Die Endgegner sind entweder im Schwertmodus oder mit ein paar geschickt platzierten Echos nicht wirklich unüberwindbar.
Wer nur der Story folgt und sich auf den Spielfortschritt konzentriert, wird The Legend of Zelda: Echoes of Wisdom nach ca. 20 Stunden durchgespielt haben. Für die komplette Erkundung der Spielwelt inklusive aller Nebenaufgaben sollte man weitere 5 bis 7 Stunden einplanen.
Technik
Aber kommen wir zum Sound des Spiels. Hier spielt Nintendo wieder in einer ganz eigenen Liga und man merkt sofort, dass man sich im Zelda-Universum befindet. Tolle Melodien und auch wenn wir hier wieder komplett auf eine Sprachausgabe verzichten, schafft es Nintendo wieder atmosphärisch die richtige Stimmung zu erzeugen.
Nintendo hat hier den gleichen Grafikstil wie beim Links Awakening Remake gewählt. Die plastische 2,5D-Darstellung der Welt mit Tiefeneffekt sieht unglaublich gut aus. Die Welt wirkt lebendig und durch die relativ tief positionierte Kamera fühlt sich das Spiel fast mehr nach 3D als nach klassischem 2D an. Eine Mischung aus allem. Toon Link und Zelda in der Welt von „A Link to the Past“, plastisch, scharf und schön in modernem HD.
Alles könnte perfekt sein, wenn nicht die einzige und größte Schwäche des Spiels ausgerechnet in der Technik läge. Und das ist ärgerlich, denn genau hier lag in der Vergangenheit die größte Stärke. Nintendo-Spiele auf Nintendo-Hardware waren in der Vergangenheit ein „No Brainer“. Diese Spiele liefen rund, auch wenn alles andere an 3rd Party Support im Argen lag. Aber ausgerechnet ein Zelda Spiel hat jetzt Slowdowns und schafft es nicht die 30 FPS zu halten. Besonders in Städten fängt es an zu ruckeln. Das gleiche Problem wie bei Links Awakening. Und das ist schon ein bisschen enttäuschend, dass man das anscheinend nicht in den Griff bekommt.
Video Review
Pro & Kontra
- Schöner Grafik-Stil
- Stimmungsvolle Soundtracks
- Viele Features aus der alten und neuen Zelda-Formel
- Großer Umfang
- Intuitives Zelda Gameplay
- Teilweise unter 30 FPS
- Dungeons leider etwas kleiner
- Lange Liste der Echoes kann nerven