The Last Door – Collector’s Edition REVIEW
Bei The Last Door handelt es sich um ein in Episoden gesplittetes Horror-Adventure, welches seine Inspiration aus den Werken von Edgar Allen Poe und H. P. Lovecraft bezieht und auf einen extrem groben „Low Res“-Pixelstil setzt. The Last Door ist der Debut-Titel des spanischen Indie-Entwicklers „The Game Kitchen.“ Die Spanier haben das Spiel seinerzeit über Kickstarter finanziert, wo der Wunschbetrag von bescheidenen 3.852 Pfund mit einer Gesamtsumme von 4.690 £ erzielt werden konnte. Am 20. Mai 2014 hat man dann die ersten vier Episoden zusammen mit vier Bonus-Miniepisoden in eine „Collectors Edition“ gepackt und diese unter anderem auf Steam und GOG veröffentlicht. Freilich gibt es das Spiel auch auf anderen Gerätschaften und Systemen zu erwerben. Allerdings bezieht sich dieser Test auf die Steam-Version, welche sich übrigens großer Beliebtheit erfreut. Auf Steam hat das Spiel jedenfalls eine Wertung von „Äußerst positiv“ vorzuweisen, was schon ganz hohe Kante ist. Ob ich mich dieser Beurteilung anschließen kann oder nicht, erfahrt ihr im folgendem Review.
Wenn der beste Freund Selbstmord begeht
Zunächst übernehmen wir die Rolle eines gewissen Anthony Beechworth und helfen diesen in den ersten Spielminuten dabei Suizid durch Erhängen zu begehen. Danach schwenkt das Spiel zum Protagonisten Jeremiah Devitt über. Dieser ist der beste Freund von Anthony und hat von diesem einen Brief erhalten, welcher lediglich den lateinischen Leitsatz ihres geheimen Jugendclubs aus Internatszeiten beinhaltet. Der Brief motiviert Jeremiah dazu bei seinem alten Freund vorbeizuschauen. Dummerweise entpuppt sich das Herrenhaus von Beechworth als äußerst gruselige Stätte. Doch davon lässt sich Devitt nicht abschrecken. Obwohl er bei seiner Suche von einem dämonisch wirkenden Krähenschwarm belästigt wird, dringt er letztendlich zum Dachboden vor, wo sein Freund tot am Strick baumelt. Devitt entdeckt einen Abschiedsbrief, in dem Anthony ihn dazu auffordert in deren altes Internat zu reisen, wo Devitt die Antworten für das Wieso, Weshalb und Warum finden soll. Tief erschüttert vom Verlust seines Freundes, legt unser introvertierter Protagonist erst einmal einen Pause bei seinem Psychiater ein, ehe es mit der Spurensuche im Internat weitergeht. Nur blöd, dass das Internat inzwischen in ein Kloster-Hospital umgewandelt wurde, in dem es scheinbar nicht mit rechten Dingen zugeht … Wie sich die Handlung von diesem Punkt an weiterentwickelt, müsst ihr aber schon selbst herausfinden.
The Last Door leistet eine vorzüglich Arbeit diesen besonderen Edgar Allen Poe-Flair einzufangen. Statt mit roher Gewalt, wird hier der Horror durch eine extrem bedrohliche Atmosphäre erzeugt, die nur wenige hinbekommen. Aber es bleibt nicht nur beim Poe-Horror, denn je weiter man in die erste Staffel hineinspielt, desto mehr lugt das verstörende Lovecraft-Auge hervor und verbreitet zusätzlichen Nervenkitzel. Diese Mischung wurde vom Entwickler überraschend gut umgesetzt und die Inspirationsquellen werden mit dem gebührenden Respekt behandelt. Ferner beeindruckt es, dass man die Handlung ohne ellenlange Textwände erzählt und man dennoch gut nachvollziehen kann, was so alles in dieser finsteren Spielwelt vor sich geht.
Etwas zwiespältig ist hingegen der Einsatz von Jumpscares. Ich bin mir nicht sicher, ob diese wirklich notwendig gewesen wären. Allerdings werden sie ohnehin nur relativ selten eingesetzt und können aufgrund der Pixelgrafik nur selten ihre gewünschte Wirkung entfalten (einmal haben sie mich aber erwischt^^).
Darüber hinaus sollte man im Hinterkopf behalten, dass es sich hierbei um die erste Staffel handelt, was bedeutet, dass das Spiel mit einem Cliffhanger endet, der natürlich zum Kauf von Staffel 2 motivieren soll.
Das ideale Point & Click-Adventure für blutige Einsteiger
Bezüglich des Gameplays gibt es nicht viel zu sagen. Es handelt sich um ein Standard Point & Click-Adventure. Mit der linken Maustaste navigiert man seine Spielfigur durch die Screens, begutachtet Hotspots und sammelt Gegenstände ein. Besagte Gegenstände werden in der Inventarleiste am unteren Bildschirmrand gelagert. Dort kann man die Gegenstände gegebenfalls auch untereinander kombinieren, oder sie aus der Leiste herausziehen um sie an Hotspots anzuwenden und somit diverse Problemstellungen zu lösen und im Spiel voranzukommen. Der Großteils des Spielinhalts besteht aus diesen Inventarrätseln, andere Rätselschemata wie z.B. ein einsames Hebelpuzzle oder die Navigation durch dichte Nebelsuppe mithilfe akustischer Indikatoren tauchen nur sehr selten auf. Und da die Rätselaufgaben im Spiel angenehm logisch ausfallen, kann man die erste Staffel von The Last Door auch locker durchspielen ohne sich Haareraufend zum Blick auf eine Komplettlösung erniedrigen zu lassen.
Tatsächlich ist das Spiel so einfach, dass es einen hervorragenden Einstiegspunkt für Neulinge darstellt. Hartgekochte Adventure-Veteranen wird das Gameplay aber eher langweilen. Auch die kurze Spieldauer von maximal 4-5 Stunden dürfte für Einsteiger eher positiv gewertet werden. Allerdings mag das Preis- Leistungsverhältnis hierbei ein wenig ins wackeln kommen, denn für die 9;99 € bekommt man auch wesentlich umfangreichere Titel auf Steam, welche auch eine abgeschlossene Handlung vorzuweisen haben.
The Last Door erlaubt es leider nicht eigene Speicherstände anzulegen. Das Spiel arbeitet ausschließlich mit Autosaves, was aber ehrlich gesagt nur halb so schlimm ist, da die Aufsplittung in vier Episoden dennoch einen gewissen Spielraum für Quereinstiege gewährt (z.B. für den Fall, das man sich auf Achievement-Jagd begeben möchte). Ideal ist die Beschränkung auf Autosaves aber freilich nicht.
Auch der Verzicht auf eine Hotspotanzeige wirkt anfangs gewagt. Aber es dauert nicht lange, bis man feststellt, dass eine Hotspotanzeige schlicht und einfach nicht benötigt wird, da die Hotspot-Trefferzonen angenehm groß geraten sind und man interessante Sachen auch visuell leicht entdecken kann. Von daher geht das schon in Ordnung.
Schön ist, dass man an den Doppelklick zur Abkürzung durch Ein- und Ausgänge gedacht hat. Etwas seltsam ist jedoch der völlige Verzicht auf die rechte Maustaste. Will man also einen Gegenstand im Inventar genauer begutachten, muss man die Lupe im Inventar auf den jeweiligen Gegenstand ziehen, statt einfach nur den Cursor zu setzen und die rechte Maustaste zu klicken. Aber das fällt ehrlich gesagt schon in den Bereich der Erbsenzählerei.
Wenn man die vier Hauptepisoden durchgezockt hat, sollte man nicht vergessen die vier Bonus-Miniepisoden im Extras-Menü zu spielen. Diese sind zwar spielerisch absolut belanglos, gewähren jedoch zusätzliche Hintergrundinformationen zur Story und schließen einige offene Handlungsfäden ab.
Grafik und Sound
Das große Gimmick von The Last Door ist die extreme Pixelgrafik, welche derart grob gestaltet wurde, dass daneben selbst alte NES-Spiele regelrecht hochauflösend wirken. Ehrlich gesagt verstehe ich nicht so recht, was die Entwickler damit bezwecken wollten. Ok, das Spiel ist dank dieses Stils absolut unverwechselbar, allerdings besteht auch die akute Gefahr, dass dieser Grafikstil viele Abschrecken könnte. Ich selbst habe das Spiel auch lange Zeit auf der Steam-Ersatzbank geparkt, da mir die Riesenpixel dann doch zu blöd waren. Letztendlich bin ich aber froß, dass ich über meinen Schatten gesprungen bin denn trotz der groben Riesenpixel schafft es das Spiel eine sehr atmosphärische Gruselstimmung zu erzeugen. Darüber hinaus merkt man durchaus, dass hier viel Liebe in die Grafik geflossen ist, was aber auch nichts daran ändert, dass die Grafik rein objektiv betrachtet einfach schlecht ist. Man muss sich halt darauf einlassen können.
Ganz anders sieht es dafür beim Soundtrack aus. Hier hat man auf Experimente verzichtet und stattdessen prägnante Melodien beigefügt, welche dem Stil des viktorianischen Horror-Abenteuers definitv zu Ehre gereichen. Ein nicht unwesentlicher Teil der düster-spannenden Atmosphäre wird durch den tollen OST erzeugt. Auch die Soundeffekte überzeugen und tragen ihren Teil zum Grusel-Erlebnis bei. Auf eine Sprachausgabe wurde jedoch verzichtet. Allerdings hätte diese ohnehin nicht so recht in solch ein Pixelspiel hineingepasst, von daher geht das schon in Ordnung.
Etwas störend sind übrigens vereinzelt auftauchende Rechtschreibfehler bei den deutschen Texten. Beim professionellen Lektor scheint mir das Spiel jedenfalls nicht gelandet zu sein. Darüber hinaus ist mir das Spiel auch ein einziges mal in Episode 3 abgestürzt.
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- sehr gelungene Mixtur aus Poe- und Lovecraft-Horror
- verbreitet, wieder erwarten, eine tolle Gruselstimmung
- toller Soundtrack und gelungener Einsatz von Soundeffekten
- der sehr freundliche Schwierigkeitsgrad sorgt für eine gute Fokussierung auf Story und Atmosphäre
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- 9,99 € für 4-5 Stunden Spielzeit
- die Handlung wird hier nicht abgeschlossen, da es sich nur die erste „Staffel“ handelt
- die extrem grobe Pixelgrafik ist objektiv schlecht
- ist für Profis natürlich viel zu leicht
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Pro & Kontra
- sehr gelungene Mixtur aus Poe- und Lovecraft-Horror
- verbreitet, wieder erwarten, eine tolle Gruselstimmung
- toller Soundtrack und gelungener Einsatz von Soundeffekten
- der sehr freundliche Schwierigkeitsgrad sorgt für eine gute Fokussierung auf Story und Atmosphäre
- 9,99 € für 4-5 Stunden Spielzeit
- die Handlung wird hier nicht abgeschlossen, da es sich nur die erste „Staffel“ handelt
- die extrem grobe Pixelgrafik ist objektiv schlecht
- ist für Profis natürlich viel zu leicht