Tetris REVIEW

Anno 1984 erschuf der russische Programmierer Alexei Paschitnow den wohl größten Puzzle-Videospiel-Klassiker schlechthin. Der Mann wollte sein Lieblings-Kindheitsspiel Pentomino in elektronische Form bringen, musste dabei aber freilich diverse Änderungen vornehmen, damit das auch funktioniert. Besagtes Spiel wurde erstmals auf einem obskuren russischen Computer fertiggestellt, war jedoch so spaßig, dass es bis heute in allen möglichen Versionen für alle möglichen Computer- und Videospiel-Systeme umgesetzt wird.

Die Rede ist natürlich von Tetris, dem allerersten Videospiel, welches der Autor dieser Zeilen in seinem Leben gespielt hat. Und dabei meine ich auch gar nicht die im Jahr 1989 veröffentlichte Game Boy-Version, welche diesem Test zugrunde liegt, sondern dutzende andere Versionen, welche allesamt auf diversen No-Name LCD-Handheld draufgepackt waren. Die Dinger habe ich bis zum geht nicht mehr gezockt. Und zwar so sehr, dass ich das Spiel nicht mehr sehen konnte, als ich einige Jahre später endlich meinen Game Boy geschenkt bekam, welcher freilich zusammen mit einem Tetris-Modul und einem Link-Kabel verkauft wurde. Besagtes Bundle soll ja auch einen maßgeblichen Anteil am Erfolg des Game Boys gehabt haben.

Dieser Tage bin ich jedoch dankbar dafür, das Tetris mit dabei war, denn die billig verarbeiteten LCD-Geräte haben längst ihren Geist aufgegeben, wanderten daraufhin in die Mülltonne oder wurden verlegt. Doch das Tetris-Modul samt Game Boy blieb mir erhalten. Na dann wollen wir mal gucken, was die GB-Version des Puzzle-Megaklassikers so alles zu bieten hat.

Lasst die Rakete starten und lauscht dem russischen Orchester!

 

Tetris bietet insgesamt drei Spielmodi: Im Titelbildschirm könnt ihr zunächst zwischen einem Ein- und Zweispielermodus auswählen. Wer den Einspielermodus wählt, hat obendrein die Auswahl aus dem A-Type und B-Type-Spielmodus. Aber egal welchen Modus man auswählt, die Tetris-Grundregeln bleiben gleich: In einer Fläche die aus 18×10 Karorastern besteht, soll man herabfallende Blockformationen anordnen, um horizontale Zehnerlinien zu bilden. Eine Zehnerlinie löst sich auf und schafft somit Platz für weitere Blöcke. Eine Blockformation besteht grundsätzlich aus vier Einzelblöcken und kommt in sieben verschiedenen Variationen daher. Die Blockformationen kann man dank der einwandfreien Steuerung nach links und rechts schieben und auch um die eigene Achse drehen, um sie möglichst geschickt im Spielfeld anzuordnen. Die Fallgeschwindigkeit der Blöcke kann man zwar auf Wunsch erhöhen, jedoch nicht verlangsamen. Die allgemeine Fallgeschwindigkeit wird vom ausgewählten bzw. erreichten Schwierigkeitslevel bestimmt. Ferner werden die Blockformationen nach Zufallsprinzip ausgewählt, weswegen auch der Glücksaspekt eine geringe Rolle spielt. Als kleine Hilfestellung gewährt einem das Spiel jedoch ein Vorschau-Fenster am rechten Bildschirmrand, wo der nächste herabfallende Block angezeigt wird. Hierdurch kann man freilich etwas vorausplanen. Stapeln sich die Blöcke bis an den oberen Spielfeldrand, hat man verloren. Abgesehen von diesen Grundlagen, bietet jeder Spielmodus auch noch seine individuellen Eigenheiten.

Der A-Type-Modus ist ein Ausdauerspiel. Hier gilt es einfach so lange durchzuhalten wie möglich, damit man nach dem unausweichlichen Game Over eine möglichst hohe Punktzahl vorweisen kann. Der Highscore wird übrigens in einer Tabelle notiert, in die man sogar einen 6-Zeichen langen Namen eintragen darf. Allerdings bietet Tetris keinen Batteriespeicher, weswegen jegliche Rekorde ohnehin gelöscht werden, sobald man den Game Boy ausschaltet. Dies ist dann auch der einzige ernsthafte Schwachpunkt dieses Moduls. Gelingt es jedoch mindesten 100.000 Punkte in diesem Modus zu verdienen, bekommt man eine kleine Congratulations-Sequenz spendiert, in derer man eine Rakete abheben sieht. Bei 200.000 Punkten soll es sogar eine größere Rakete als Belohnung geben, aber das habe ich nie geschafft. Im Vorfeld darf man auch den Schwierigkeitslevel zwischen Stufe 0 bis 9 auswählen. Je höher dieser Level ist, desto mehr Punkte kassiert man für aufgelöste Linien. Der maximale Schwierigkeitslevel ist übrigens bei 20 festgelegt.
Die Struktur des Spiels ermöglicht einem im übrigen bis zu vier Linien auf einmal aufzulösen. Und je mehr Linien auf einmal aufgelöst werden, desto mehr Punkte kassiert man. Vier aufgelöste Linien werden als „Tetris“ bezeichnet, mit einem netten Jingle begleitet und lassen das Punktekonto ordentlich nach oben schnellen. Allerdings ist es sehr riskant auf einen Tetris hinzuarbeiten, da man hierfür hoch stapeln muss und auf das Glück für passende Blockformationen setzen muss.

Ein Tipp um möglichst viele Punkte zu kassieren: Startet diesen Modus auf Stufe 9, denn die Schwierigkeitsstufe 10 wird erst bei 100 Linien eingeläutet. Somit kann man für die ersten 100 Linien bereits die hohen Punktzahlen der neunten Stufe kassieren. Dadurch fällt es wesentlich leichter in den sechsstelligen Punktebereich zu gelangen.

Im B-Type-Modus geht es lediglich darum 25 Linien aufzulösen um zu gewinnen. Freilich wird auch hier der Highscore festgehalten, aber wirklich relevant ist eigentlich nur die Herausforderung an sich. Dieser Modus gewährt, wie schon der A-Type-Modus die Festlegung des Schwierigkeitsgrades von Stufe 0 bis 9. Darüber hinaus kann man aber auch die Höhenstufe (High) festlegen. Dieser Wert geht von 0 bis 5, und legt fest wie hoch die wahllos platzierten Blöcke gestapelt werden. Und genau hierin liegt auch die Herausforderung. Es ist ziemlich knifflig in einem Feld voller zufällig platzierter Einzelblöcke zu überleben, ehe man 25 Linien auflösen kann. Vor allem dann nicht, wenn man mit erhöhter Geschwindigkeit spielt. Gelingt es dennoch auf den höheren Stufen zu bestehen, bekommt man auch hier Congratulations-Sequenzen spendiert, welche nicht nur ein russisches Orchester, sondern auch ein abhebendes Space Shuttle darstellen. Da man im B-Type-Modus jedoch direkt zu Beginn die schwierigsten Grade anwählen kann und dann einfach nur genug Durchhaltevermögen und Geduld mitbringen muss, kann sich dieser Modus als recht kurzes Vergnügen entpuppen. Da wäre es klüger gewesen, wenn man sich die höheren Grade erst mal hätte freispielen müssen, um die Langzeitmotivation zu wahren.

Zu guter Letzt hätten wir noch den Zweispielermodus. Für diesen muss man natürlich zwei Game Boys samt Tetris-Modul via Link-Kabel verbinden. Nur dann kann man diesen Modus anwählen. Derjenige der zuerst 30 Linen auflöst gewinnt. Alternativ gewinnt man freilich auch, wenn die Blöcke des gegnerischen Spielers den oberen Rand erreichen. Um letztere Variante zu erzwingen kann man dem Gegner sogar zusätzliche offene Linien rüberschicken, indem man zwei, drei oder vier Linien auf einmal ausfüllt. Allerdings weisen derartige Linien lediglich eine einzige Lücke auf, und können vom gegnerischen Spieler im Idealfall schnell geschlossen und aufgelöst werden, also Vorsicht!

Grafik und Sound

 

In grafischer Hinsicht macht Tetris alles richtig. Obwohl bei einem Puzzle-Game die grafische Darstellung nun wirklich zweitrangig ist, hat sich Nintendo bemüht die Grafik von diesem Spiel so ansprechend wie möglich zu gestalten. Jede der sieben Blockformen verwendet eigene Grafiksprites, was natürlich auch dabei hilft diese besser auseinanderzuhalten. In den Congratulation-Screens bekommt man, wie bereits gesagt, witzige Dinge zu sehen wie Raketenstarts oder die Darbietung eines russischen Orchesters. Und der Zweispieler-Modus arbeitet mit dem Mario-Bonus, da dort Spieler 1 einen Mario-Avatar und Spieler 2 einen Luigi-Avatar erhält. Es sind solche grafischen Spielereien, die dabei helfen ein sehr gutes Spiel zu einem erstklassigen Spiel zu befördern. Gerade hinsichtlich dessen, dass Tetris zu den ersten GB-Games überhaupt gehört, weiß die Grafik wirklich zu gefallen. Die Congratulations-Sequenzen sind nämlich nach wie vor sehr schön anzuschauen.

Über den Soundtrack muss man wohl nicht mehr viel erzählen. Dieser gehört zu den ikonischsten Tracks, die der Game Boy hervorgebracht hat. Besonders cool ist die Möglichkeit, dass sich der Spieler vor jeder Spielsession einen von drei Soundtracks aussuchen darf oder diesen auf Wunsch auch ausschalten kann. Diese drei primären Tracks weisen hervorragenden Ohrwurmcharakter auf, stören durch ihren klassisch angehauchten Flair aber dennoch nicht beim spielen, was schon eine sehr starke akustische Leistung darstellt. Abgesehen von diesen drei Tracks bietet das Modul aber noch weitere Tracks wie die Titelmelodie oder den Track für Congratulations-Sequenzen. Hier stimmt also nicht nur die Qualität, sondern auch die Quantität.

Pro & Kontra

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Pro
  • zeitloser Puzzle-Spiel-Klassiker
  • drei Spielmodi
  • starke audiovisuelle Präsentation

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Kontra
  • kein Batteriespeicher, Highscores können also nicht abgespeichert werden

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Spiel Bewertung
Singleplayer
90
90
Super
-
Multiplayer

FAZIT

Ob man nun etwas mit Tetris anfangen kann oder nicht. Man muss einfach neidlos anerkennen, dass dieses Spiel einen sehr großen Anteil am Erfolg des grauen Spieljungen hatte. Das Spiel wurde nämlich nicht nur für Kinder, sondern auch für die erwachsene Spielerschaft konzipiert und beworben. Der große Erfolg von Nintendos ikonischsten tragbaren Videospiel-System, sowie die zahlreichen Tetris-Sequels (für den Game Boy Classic gibt es insgesamt fünf verschiedene Tetris-Games) bestätigen den immensen Klassikerstatus von Alexei Paschitnows Puzzle-Klassiker. Und als mein persönlicher Einstiegstitel in die Welt der Videospiele, wird Tetris auch immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben. Dieser Evergreen ist immer wieder mal ne Runde wert.

- Von  Volker

GameBoy / Color

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USK 0 PEGI 3

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