Suikoden III REVIEW

Digitale Distribution ist schon seit Jahren ein auch in Videospielkreisen kontrovers diskutiertes Thema. Während traditionsbewusste Gamer darauf verweisen, das es eben schöner ist ein haptisches Medium in die Hände zu halten, statt sich durch eine virtuelle Bibliothek zu klicken, kontern Befürworter von Steam, PSN Store und Co. mit dem Argument, das digitale Spiele jederzeit verfügbar sind und im eigenen Heim Platz im Regal sparen und nicht zum Staubfänger verkommen. Wie man nun persönlich die aktuelle Entwicklung des Videospiel-Marktes auch sehen mag, einen Vorteil kann man kaum bestreiten: nämlich das durch digitale Vertriebswege nun auch seltene und in Europa nie veröffentlichte Titel plötzlich auf hiesigen Konsolen ihren Weg finden. Suikoden III ist eines dieser Spiele, die bisher nur über den Import aus Japan oder den USA für Europäer zugänglich gewesen sind. Seit einigen Tagen steht das 2002 für die PlayStation 2 veröffentlichte Rollenspiel allerdings im europäischen PSN Store zum Kauf bereit und wurde somit zum ersten Mal offiziell auf dem alten Kontinent veröffentlicht. Ob sich der Blick in den Nachfolger eines der besten Japano-RPGs nach über 13 Jahren lohnt?

Keine Schönheit


suikoden 3 cutscene

Heutzutage sind aufwendige Intros im Anime-Look keine Seltenheit mehr. Zur Zeit als Suikoden III veröffentlicht wurde, dürfte Spielern angesichts des aufwendig gestalteten Einstiegs allerdings die Augen vor Begeisterung offen gestanden haben. Die Ernüchterung dürfte allerdings bereits kurze Zeit später eingetreten sein, nämlich dann, wenn man zum ersten Mal die Kontrolle über einen der insgesamt drei spielbaren Hauptfiguren übernimmt und sich in der Spielwelt bewegt. Im Vergleich mit den detailverliebten 2D-Welten der Vorgänger präsentiert sich der ersten Serien-Teil in 3D-Polygongrafik nämlich alles andere als ansprechend. Matschige Texturen, karge Areale, breiige Farben – hübsch ist was anderes. Bedenkt man das seinerzeit bereits Genre-Konkurrenten wie Final Fantasy X oder Dark Cloud gezeigt haben, wie stimmig Rollenspiele auf der PlayStation 2 auszusehen haben, dann ist der grafische Eindruck von Suikoden III umso ernüchternder. Entsprechend schlecht ist die Präsentation in den vergangenen Jahren gealtert. Und auch die Emulation auf der PlayStation 3 läuft alles andere als rund und fällt durch gelegentliche Ruckler auf.

Doch nicht nur in grafischer Hinsicht wurden und werden viele Spieler wohl enttäuscht zurückgelassen. Auch von den so grandiosen Kompositionen des direkten Vorgängers ist kaum etwas zurückgeblieben. Stattdessen trällern die Stücke uninspiriert vor sich hin und hinterlassen nur in wenigen Fällen einen bleibenden Eindruck. Hinzu kommt noch das fehlen jeglicher Sprachausgabe, was den vielen Dialogen sämtliche Dynamik raubt und das allgemeine Interesse an den Gesprächen schädlich ist.

Drei Helden sollt ihr sein


suikoden 3 1

Während sich die technischen Schwächen recht schnell offenbaren, werden andere Mankos zunächst besser kaschiert. Da wäre beispielsweise die einige Jahre nach den Ereignissen von Teil 2 einsetzende Handlung um die drei Protagonisten Chris, Hugo und Geddoe. Durch das in Suikoden III neu eingeführte Trinity-System erhält man die Möglichkeit alle drei Charaktere durch das Spiel zu begleiten, wobei eben jeder der drei Helden seine eigene Story-Line besitzt. Abgesehen von eigenen Aspekten wie unterschiedlichen Nebenhandlungen und Sichtweisen auf die Haupthandlung, ist diese aber stets dieselbe.

Aus narrativer Sicht wird die eigentlich recht interessante Geschichte leider sehr träge und mit wenigen Höhepunkten erzählt. Das bereits erwähnte Fehlen einer Sprachausgabe tut sein Übriges zur ohne jeden Esprit erzählten Geschichte. Immerhin gibt es einige aufwendig gestaltete Zwischensequenzen in erzählerisch wichtigen Momenten. Aber auch diese konnten kaum etwas daran ändern, das mich die Geschichte über weite Strecken kalt gelassen und irgendwann kaum noch interessiert hat.

Kaum vorhandener Spielspaß


Auch das überarbeitete Gameplay ist nicht frei von Mankos und gestaltet das Spielerlebnis auf lange Sicht strapazierend. Dafür verantwortlich ist unter anderem das Kampfsystem, in welchen mit dem dritten Serienteil eine Art Teamsystem Einzug in Suikoden gehalten hat. Unabhängig davon, mit welchen Protagonisten man aktuell spielt, kann jede Party aus bis zu sechs Mitgliedern bestehen. Diese sind noch einmal in Zweier-Gruppen unterteilt, womit man pro Zug im rundenbasierten Kampfsystem also drei Aktionen zur Verfügung hat, welche aber von eben sechs Figuren ausgeführt werden. Das ändert nichts daran, das man für sechs Figuren trotzdem nur drei Aktionen pro Zug wählen kann, was den taktischen Tiefgang stark einschränkt und gerade in Boss-Kämpfen zur künstlich gemachten Schwierigkeitsanhebung sorgt und schnell in Frust ausartet.

Wieso ein solches im Spielablauf nicht sinnig integriertes Feature gewählt wurde, kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen. Ich würde zwar nicht so weit gehen und das Kampfsystem als kaputt bezeichnen. Doch das wesentlich simplere Modell der Vorgänger hat im direkten Vergleich einfach besser funktioniert und war in seinen Strukturen wesentlich durchdachter.

Das Gleiche gilt für die Gestaltung der Welt. Auch hier merkt man erneut sehr stark, das der Sprung von 2D in 3D alles andere als einfach ist und die Entwickler nicht so recht wussten, wie sie erneut eine stimmungsvolle Welt gestalten sollen. Denn wo 2D-Areale sehr viel einfacher die Illusion einer offenen Welt erzeugen können, da braucht es bei 3D-Welten schon mehr Fingerspitzengefühl. Dieses fehlt in Suikoden III gänzlich. Nicht nur wirken die Areale – einmal abgesehen von den nett gestalteten Städten – erschreckend monoton und leer. Auch sind sämtliche Dungeons in Schlauchform konzipiert und bieten keinerlei Komplexität oder die Möglichkeit abseits des vorgesehenen Weges auf Erkundung zu gehen.

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Spiel Bewertung
Singleplayer
68
68
-
Multiplayer

FAZIT

Bedenkt man, dass Suikoden II eines der wichtigsten und besten Spiele seiner Zunft ist, so erstaunter ist man über den enormen Qualitätsabfall, welcher sich in Suikoden III feststellen lässt. Das mag zum einen damit zusammenhängen, dass die verantwortlichen Entwickler wissen, wie sie ein 2D-Rollenspiel anzugehen haben, aber ihre Fertigkeiten nicht in einem 3D-Spiel zur Geltung bringen konnten. Aber auch in narrativer und spielerischer Hinsicht fällt der dritte Serienteil ab, teilweise überraschend stark. Vollkommen schlecht ist Suikoden III nun aber nicht und ich bin Konami trotzdem sehr dankbar, das sie hier eine für europäische JRPG-Fans wichtige Lücke geschlossen haben.

- Von  Adrian

Playstation 4
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