Stellar Tactics PREVIEW

Seit einigen Jahren nun habe ich das Vergnügen, hin und wieder eine Rezension zu einem mir zur Verfügung gestellten Spiel zu verfassen – und trotzdem kann ich bei dieser hier festhalten, dass mir so etwas in all dieser Zeit noch nie untergekommen ist. „So etwas“ bedeutet in diesem Zusammenhang, dass das Spiel dieser Rezension – Stellar Tactics ist sein Name – einfach noch nicht fertig ist. Klar, hier und da hat man auch schon die ein oder andere Beta-Version eines Spiels getestet. Der Early Access eröffnet bei diesem Spiel allerdings nicht den Blick auf eine Beta, sondern gar auf eine Pre-Alpha-Version, zu deutsch: Wir nehmen hier ein Spiel unter die Lupe, an dem noch eine ganze Weile gearbeitet werden wird, bis es fertig ist.

 

Langwieriger Zugang

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Bereits der Titel des Spiels lässt zwei der Elemente, mit denen ihr euch konfrontiert sehen werdet, früh erahnen: Einerseits den Weltraum als Setting, andererseits ein von kluger Strategie gekennzeichnetes Spiel. Schon früh werdet ihr diese beiden Vermutungen auch bestätigt sehen.
… Moment, meinte ich „früh“? Na ja. Tatsächlich dauert es eine gute Stunde, bis ihr mehr oder weniger „richtig“ anfangen könnt zu zocken. Der Grund dafür ist der recht breit ausgedehnte Zugang zum Spiel, den ihr euch schaffen müsst: Ein paar Minuten wird euer Spiel erst vorbereitet, dann müsst ihr im Folgeschritt eure vier Charaktere, mit denen ihr das Abenteuer bewältigen wollt, zuerst einmal zusammenstellen – immerhin soll jeder dieser Charaktere ein eigenes Gesicht sowie individuelle Eigenschaften und Fähigkeiten haben. Auch dafür werdet ihr etwas Zeit einplanen müssen, wenngleich die Auswahl an Modellen für eure Charaktere eher hässlich sind – aber wie bereits erwähnt: An der Early Access-Version wird mit Sicherheit noch einiges verändert werden!

Tja, und dann werdet ihr ins Spiel geschmissen. Da liegen sie nun, meine je zwei Mädels und Jungs, die Damen in Unterwäsche und die Kerle in Feinripp. Was genau vor sich geht, ist mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar – irgendwie befinden sich die Helden aber in einer Art Raumschiff und waren auf irgendeine Art „eingefroren“. Bald darauf spricht aber auch schon ein Typ mit dem überaus kreativen Namen Doc zu uns und klärt uns darüber auf, wer wir sind – eine Art Supersoldat für den Notfall, wenn ich das recht verstanden habe – und warum wir auf einmal geweckt wurden. Wir werden über die notwendige Rahmenhandlung informiert: Das Leben wie wir es kennen ist auf dem Mutterplaneten durch einen Virus, der Menschen zu einer Art Zombie werden lässt, ausgestorben – also hat man nicht infizierte bzw. immune Individuen auf Raumschiffe verfrachtet, um die eigene Art zu retten. Jetzt aber lief etwas furchtbar schief auf dem Raumschiff, weshalb einige der Menschen dort plötzlich doch von besagtem Virus infiziert wurden. Kurzum: Hier sind Zombies im Raumschiff, schieß sie über den Haufen!
Bis ihr einigermaßen in die Steuerung und Hintergründe des Spiels eingeführt worden seid, vergeht wie angedeutet eine gute Stunde. Viele Textboxen lassen euch bald danach lechzen, endlich mit dem eigentlichen Spiel anfangen zu können – und was euch an Steuerungsmöglichkeiten und Hintergrund alles erzählt wird, ist für eine solch frühe Phase im Spiel möglicherweise auch zu sehr überladen.

 

Lasst uns kämpfen! … aber wie?

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Umso schwerer wiegt es leider, dass ihr trotz dieser langen Hinführungsphase auch bald schon am Kampfgeschehen teilnehmt, ohne wirklich alles hiervon zu Beginn verstehen zu können. Welche Funktionen und Strategien im Kampf zur Verfügung stehen bzw. sinnvoll sind, bleibt Aufgabe eures eigenen Forschungsdrangs – die Erklärungen zum Kampf sind allenfalls rudimentär.
Vielleicht wäre es an dieser Stelle einfach sinnvoller gewesen, Elemente wie die Charaktererstellung abzukürzen und dafür eine schonendere Einführung in das Gameplay einzubauen. Vor Beginn des Spiels müsst ihr – ohne zu wissen, wie das Spiel selbst funktioniert! – bereits Entscheidungen treffen, welche Fähigkeiten und Eigenschaften eure Charaktere haben sollen. Denkbar wäre es, alle Charaktere zu Beginn auf demselben Stand zu belassen und die Entscheidung über deren Talente auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben, zu dem die Spieler schon eine Idee davon haben, welchen Einfluss sie mit ihren Entscheidungen nehmen können. So aber wird viel Zeit schon früh auf ein Element verwendet, das ein Spieler zu diesem Zeitpunkt noch nicht ganz nachvollziehen kann – Zeit, die an anderer Stelle besser hätte verwendet werden können. Andere Genrevertreter haben hier bessere Lösungen gefunden.

Sobald ihr euch etwas in das Kampfsystem eingefunden habt, macht Stellar Tactics jedoch auch gleich mehr Spaß. Die rundenbasierten Kämpfe, die ihr in dieser Form schon aus dem ein oder anderen Rollenspiel kennt, wissen durchaus zu unterhalten und bieten genug Tiefgang für einige strategische Kniffe. Etwas flotter könnte das Kampfsystem vielleicht noch sein – bisweilen wirkt es etwas träge. Nur selten wird das Spielprinzip etwas monoton, etwa wenn eure Aufgaben längere Zeit nur darin bestehen, von A nach B zu gehen und auf dem Weg dorthin alles über den Haufen zu schießen, was euch in die Quere kommt. Nachdem ihr mit eurer Mission auf dem Raumschiff selbst fertig seid, könnt ihr jedoch auch an andere Orte fliegen, Handel treiben und Planeten erkunden – hier wird also dann deutlich mehr Abwechslung versprochen!

 

Potenzial mit Kinderkrankheiten

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Früh wird deutlich, dass Stellar Tactics einiges an Potenzial bietet: Tiefgang, Spielidee und Gameplay stimmen soweit und die angekündigte Komplexität des fertigen Spiels lassen nur Gutes erahnen. Dennoch bleiben einige Fehler zu benennen, die mit Sicherheit in erster Linie der sehr frühen Version zuzuschreiben sind. Die Kollisionsabfrage macht hier und da noch ihre Zicken und eure Charaktere reagieren teilweise nur mit Verzögerung oder überhaupt nicht auf eure Befehle – erst einen anderen Charakter auszuwählen und ihn zu bewegen kann hier Abhilfe schaffen. Außerdem startet das Spiel – zumindest an meinem PC – stets im Fenstermodus bei einer völlig falschen Auflösung, sodass im Menü zunächst fast überhaupt nichts zu erkennen ist. Dass im Zuge einer Überarbeitung des Spiels weitere Modelle zu erhoffen sind, wurde bereits angedeutet. Ohnehin ist die Präsentation im Allgemeinen okay, aber wahrlich nichts Besonderes – sowohl in akustischer, als auch in grafischer Hinsicht. Bei der Vielzahl an Textboxen und komplexen Erklärungen ist außerdem eine Übersetzung ins Deutsche wünschenswert, die bislang ebenfalls (noch) nicht verfügbar ist.

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Spiel Bewertung
Singleplayer
83
83
Gut
-
Multiplayer

FAZIT

Die vorgenommene Wertung für Stellar Tactics ist überaus wohlwollend – gerade deshalb, weil es sich um eine noch sehr frühe, absolut unfertige Version eines Spiels handelt. Zu vergessen ist dabei jedoch auch nicht, dass der ein oder andere Publisher durchaus schon Spiele auf den Markt geworfen hat, die zwar als fertig galten, dabei aber noch viel mehr falsch gemacht haben. An welchen Stellschrauben hier noch gearbeitet werden muss, ist – da bin ich sicher – auch den Entwicklern bekannt. Widmen sie dem Spiel hier und da noch etwas Aufmerksamkeit, findet sich Stellar Tactics schnell im 90er-Bereich der Wertungen wieder; sollte dies nicht der Fall sein, kann es auch durchaus in den 70er-Bereich abrutschen.

- Von  Roman

MS Windows

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USK 0 PEGI 3

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