Rise of the Robots REVIEW

Jeder Spieler dürfte wohl das ein oder andere mal auf die Hype-Werbetrommel hereingefallen sein. Ein neues Game wird groß angekündigt, es soll sogar ein Rockmusiker den Soundtrack beisteuern! Natürlich wird es von der Fachpresse in den Himmel gelobt und bekommt zahlreiche Previews in den Hintern geschoben. Und selbstverständlich sind besagte Gaming-Magazine mit zahlreichen Werbeanzeigen zu besagtem Spiel zugekleistert, welche das coole Cover-Artwork präsentieren. Doch sobald man das Spiel erworben hat und startet, stellt sich sehr schnell die Ernüchterung ein. Man hat sich von den Marketing-Fuzzies einlullen lassen und Geld und Zeit für eine Gurke verschwendet.

Ein ganz besonders populärer Hype-Totalausfall aus der Retro-Ecke ist Rise of the Robots. Hierbei handelt es sich um ein weiteres Fighting-Game, welches auf der Erfolgswelle von Street Fighter II mitreiten und Capcoms Edelprügler das Siegerpodest streitig machen wollte. Das große Gimmick von Rise of the Robots sollte neben der Rendergrafik wohl das Sci-fi-Setting sein, in dem sich mit K.I. bestückte Roboter auf die Blechtrommel geben. K.I bezieht sich übrigens nicht nur auf die Handlung, sondern auch auf das Gameplay. Die Gegner-K.I. soll sich nämlich den Kampfmoves des Spielers anpassen und ungeahnte Herausforderungen bieten.

Tja, das waren seinerzeit wahrhaft große Töne vom unbekannten britischen Entwicklerstudio Mirage Technologies. Der Prügler wurde primär für PC-Systeme wie Amiga und DOS entwickelt. Die ursprüngliche Veröffentlichung für eben diese erfolgte am 18.11.1994. In den folgenden Monaten wurde das Game aber auch auf zahlreiche andere Systeme portiert. Die mit Abstand am weitesten verbreitete Version ist jene für das Super Nintendo. Die SNES-Version wurde von Acclaim vertrieben und ist der Grundstein für folgenden Test. Wie schlecht das Fighting-Game im Detail ausfällt schauen wir uns mal genauer an.

Warum wollen Roboter immer die Menschheit auslöschen?

Die Story von Rise of the Robots ist im eigentlichen Spiel kaum vertreten. Man erfährt, dass ein Cyborg-Kämpfer in die Industriestadt Metropolis 4 geflogen wird. Die Stadt umfasst 34.034 Einwohner, von denen jedoch nur 13 % aus Menschen besteht. Und das ist auch schon alles was einem das Spielmodul erklärt. Den Rest muss man im Handbuch oder im gleichnamigen Prequel-Roman von Jim Murdoch nachlesen. Und ja, das Spiel hat wirklich einen Roman spendiert bekommen. Ironischerweise ist das Buch dieser Tage wesentlich teuer als das SNES-Modul.

Aber wie dem auch sei. Laut dem Handbuch dreht sich die Handlung um ein außer Kontrolle geratenes K.I.-Roboterprojekt des Großunternehmens Electrocorp. Um Personalkosten für die Roboterfabrik in Metropolis 4 zu sparen, wurde der Supervisor geschaffen. Hierbei handelt es sich quasi um die weibliche Variante des T-1000 aus den Terminator-Filmen. Die fortschrittliche K.I. des Supervisor erlaubte der mechanischen Lebensform die Management-Aufgaben der Fabrik ohne menschliche Hilfe zu übernehmen. Und anfangs lief auch alles nach Plan. Doch dann wurde der Supervisor mit dem EGO-Computervirus infiziert. Das Virus beschert Robotern ein Selbstbewusstsein. Und was streben Roboter mit einem freien Denken an? Richtig, die Auslöschung der Menschheit. Der Supervisor infiziert alle anderen Robos der Fabrikanlage mit dem EGO-Virus und schafft sich somit eine kleine Armee.

Die Electrocorp will das Problem zunächst mit einem Nuklearschlag lösen. Dummerweise wäre diese Lösung jedoch sehr teuer und rufschädigend. Also wird Plan B aus dem Hut gezaubert. Besagter Plan kommt in Form des neuartigen Cyborg-Models ECO35-2. Nachdem bereits hunderte menschliche Versuchskaninchen für das ECO-Projekt verheizt wurden, gelang es schlussendlich doch noch einen Menschen mit Robotertechnologie zu pimpen. Da der ECO35-2 Cyborg mit einem Menschen-Gehirn arbeitet, ist er gegen den doofen EGO-Computervirus immun. Somit ist es ihm möglich die Roboterfabrik in Metropolis 4 zu infiltrieren. Das oberste Ziel liegt natürlich darin den Supervisor zu schrotten.

Was sich jetzt recht spannend liest, ist im eigentlichen Spiel jedoch nur eine Menge Lärm um nichts. Wie gesagt wird die Story im SNES-Modul nicht wirklich erzählt. Abgesehen von der kurzen, kryptischen Anflugsequenz in die Stadt, beziehen sich die weiteren Zwischensequenzen lediglich darauf die Roboter-Kontrahenten sowie deren Daten und Zerstörung zu präsentieren. Für eine Ending-Sequenz hat es leider nicht mehr gereicht. Stattdessen gibt es zum Abschluss noch mal einen Recap aller zuvor gezeigten Rendersequenzen – billiger gehts kaum.

Läppischer Umfang und dumme Gegner-K.I.

Im Titelbildschirm steht die Wahl aus den Spielmodi 1 Player sowie 2 Player. Obendrein bekommt man noch ein Optionsmenü. In Letzterem kann man den Schwierigkeitsgrad zwischen Easy, Normal und Hard abändern, die Anzahl der Maximal-Kämpfe pro Gegner zwischen 3, 5 und 7 festlegen und einen Timer für die Kämpfe festlegen oder deaktivieren. 20, 40 oder 60 Sekunden stehen zur Auswahl. Bei einem Timeout gewinnt der Roboter, der noch die meiste Lebensenergie übrig hat. Des Weiteren lassen sich in den Optionen die Rendersequenzen de/aktivieren und Super Moves erlauben oder abschalten. Bei Letzteren handelt sich übrigens nicht um die Special Moves der Roboter, sondern um spezielle Cheat-Techniken wie Unverwundbarkeit oder Unsichtbarkeit, welche nur im 2-Spieler-Modus genutzt werden können.

Im 1 Player-Bereich darf man lediglich den ECO35-2 Cyborg spielen und kann zwischen den Missions- und den Trainings-Modus auswählen. Letzterer erlaubt es einen von fünf Robotern separat als Gegner auszuwählen und gegen eben diesen zu kämpfen. Dies soll wohl dazu dienen den Kampf gegen einen spezifischen Roboter zu üben, der einem im Missions-Modus Schwierigkeiten bereitet.

Im besagten Missions-Modus muss man in strikter Reihenfolge gegen sechs Roboter antreten. Hat man diesen Modus gewonnen, bekommt man als Belohnung einen Eingabecode, welcher es erlaubt den Endboss Supervisor für den Trainings-Modus, sowie den 2 Player-Modus freizuschalten. Und ja, Rise of the Robots stellt lediglich sieben Roboter-Charaktere zur Verfügung. Und ja, man darf lediglich den Cyborg spielen. Dementsprechend fällt der Umfang des Spiels erschreckend gering aus. Zum Vergleich: Beim 2 Jahre älteren „Street Fighter II“ gibt es 12 Charaktere, von denen 8 spielbar sind.

Auch im 2 Player-Modus sieht es nicht viel besser aus. Denn auch hier ist der Spieler mit dem ersten Controller gezwungen den Cyborg zu spielen. Lediglich der zweite Spieler bekommt die Auswahl aus den übrigen fünf Robotern (bzw. sechs Robotern, wenn man den Supervisor-Code eingibt). Der Cyborg MUSS also in jedem Kampf vertreten sein, und wenn man Abwechslung sucht, ist man gezwungen sich mit seinem Mitspieler zu besprechen. Der zweite Spieler bekommt hingegen keinen Zugriff auf den Cyborg, der ja ans Spieler-Pad 1 gekoppelt ist. Derart massive Einschränkungen sind für einen Zweispielermodus eines Fighting-Games einfach nur absurd. Vermutlich war man zu faul Palette-Swaps einzuprogrammieren, oder die Entwickler waren einfach inkompetent.

Aber was haben denn jetzt die eigentlichen Kämpfe zu bieten? Nun, die Move-Palette des Cyborgs ist recht eingeschränkt. Man kann boxen, treten, ducken, springen, einen Jump-Kick durchführen und zwei Special Moves anwenden. Letztere umfassen den „Turbo Head Butt“ (ein Kopfstoß aus dem Sprung heraus) und den „Shoulder Barge“ (also eine Schulterramme). Es lässt sich auch eine Verteidigungshaltung einnehmen, wenn man bei einem feindlichen Angriff rechtzeitig in die entgegengesetzte Richtung des Steuerkreuzes drückt. Das wars, irgendwelche coolen Gimmicks sucht man vergebens. Auch die Special Moves der anderen Robos sind eher langweilig sowie auf eins bis zwei Stück pro Charakter beschränkt. Futuristische Dinge wie Laserstrahlen und dergleichen sollte man besser nicht erwarten, obwohl derartiges eigentlich ein No-Brainer gewesen wäre.

Die eigentliche Spielbarkeit ist aber in Ordnung. Der Cyborg reagiert gut auf die Buttoneingaben. Von irgendwelchen dramatischen Button-Delays habe ich nichts mitbekommen. Allerdings bin ich auch kein Experte in Versus-Fighting-Games. Ich bringe da also kein Feingefühl mit oder so.

Was jedoch ein massives Problem darstellt, ist die K.I.-Dummheit der gegnerischen Roboter. Der Entwickler hat ja mit einer fortschrittlichen Gegner-K.I geprotzt, allerdings habe ich von dieser nicht viel mitbekommen. In der Regel kann man jeden Gegner leicht bezwingen, in dem man ihn an einen Bildschirmrand drängt und dann mit gut getimten Angriffen in eine Art Stunlock bringt. Auf diese Weise konnte ich das Spiel auf Easy und Normal im jeweils ersten Anlauf gewinnen! Und das als jemand, der keine ernste Erfahrung in diesem Genre mitbringt! Sobald man jedoch den Schwierigkeitsgrad auf „Hard“ einstellt, reagieren die Gegner derart schnell, dass das Spiel unspielbar wird und man so gut wie keine Chance mehr hat. So oder so wird man also nur begrenzten Spielspaß verspüren.

Grafik und Sound

Die große Besonderheit von Rise of the Robots ist natürlich die grafische Darstellung. Es war eines der ersten SNES-Spiele welches vorgerenderte 3D-Grafiken nutzte. Blöd für den Robo-Prügler war jedoch die Veröffentlichung von Donkey Kong Country, welches ein paar Monate zuvor auf dem SNES erschien. Rise of the Robots war dann also doch nicht das erste Spiel, welches diesen coolen neuen Grafikstil nutze. Obendrein leidet das Spiel unter seinem Setting. Die Prügeleien finden nämlich ausschließlich in der Electrocorp-Roboterfabrik statt, was bedeutet, dass die Hintergründe aus detailarmen, grauen Fabrikhallen bestehen. Da ist Langeweile vorprogrammiert und die kleineren Parallax-Scrolling-Effekte oder Bodenspiegelungen der Roboter können daran auch nichts ändern.

Als wesentlich attraktiver gestaltet sich das Design der Roboter. Der ECO35-2 Cyborg sieht meines Erachtens ziemlich cool aus und ist ein guter Blickfang-Coverboy für das Spiel. Auch einige der anderen Robos wie der Supervisor oder der Sentry-Sicherheitsroboter machen einiges her. Dummerweise sind die Animationen der Robos eher abgehackt. Das mag zwar irgendwie passen, da es sich nun einmal um Roboter handelt, aber beeindrucken konnten die Animationen schon damals niemanden. Die geschmeidigen Bewegungen der Kong-Familie zeigten halt jedem, wie es richtig geht.

Als Ass im Ärmel bietet Rise of the Robots jedoch noch Render-Zwischensequenzen. Diese zeigen die Roboter auf dem Weg zum Kampf, sowie deren „Deaktivierung“ nach dem Kampf. Trotz deren kleiner Fenstergröße sind diese Render-Cutscenes technisch sehr beeindruckend. Es ist schon cool zu sehen, was man alles in ein SNES-Modul packen kann.

Der stärkste Aspekt des Spiels ist jedoch der Soundtrack. Jeder der zehn Tracks im Spiel ist gelungen und fördert die futuristische Prügelaction. Im Titelbildschirm gibt es einen gediegenen Gitarrenriff von Brian May (Queen). Der restliche OST stammt hingegen von Richard Joseph, welcher bereits langjährige Erfahrung im Bereich Videogame-Soundtracks mitbrachte. Rise of the Robots profitiert deutlich von den Fähigkeiten dieser beiden Künstler. Zumindest sorgt der OST dafür, dass Rise of the Robots auch einen klaren Pluspunkt vorzuweisen hat.
Die Soundeffekte in Form metallischer Prügellaute sind hingegen nichts besonderes, leisten jedoch ihren Job.

Pro & Kontra

thumbs-up-icon

Pros
  • sehr guter Soundtrack
  • trotz aller Unkenrufe recht solide Spielbarkeit
  • technisch relativ eindrucksvoll (es gibt kleinere 3D-Rendersequenzen)

thumbs-up-icon

Cons
  • absolut läppischer Umfang
  • entweder dumme oder unfaire Gegner-K.I.
  • optisch langweilig trotz vorgerenderter 3D-Grafik
  • die Story ist nur im Handbuch vorhanden

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