Psycho Pass: The Movie REZENSION
Das Japan des Jahres 2116 hat eine nahezu perfekt funktionierende Gesellschaft etabliert. Die Kriminalitätsrate liegt nahezu bei null, die Menschen leben friedlich miteinander und fügen sich in ihrer Rolle ein. Jene Rolle, die ihnen quasi vom Zeitpunkt der Geburt an von einer K.I. nahegelegt wird. Hinter diesem Programm steht eine Sibyl System genannte Organisation, die gleichzeitig den psychischen Zustand eines jeden Bürgers testet und daraus den sogenannten Psycho-Pass erstellt. An diesem erkennt das System deutlich, ob ein Mensch dazu neigt eine Straftat zu begehen, oder ob er sich in die Ordnung einfügt.
Vorwissen erwünscht
Dies ist die Welt von einem der in meinen Augen besten Anime-Produktionen der letzten Jahre: Psycho Pass. Aktuell hat es die düstere Sci-Fi Serie auf zwei Staffeln und einen Film gebracht, letzterer ist mittlerweile auch auf dem deutschen Heimkinomarkt erschienen und erzählt eine eigenständige und abgeschlossene Geschichte. Diese funktioniert mehr oder weniger für sich, trotzdem ist ein gewisses Vorwissen ratsam. Denn auch wenn der Film sich alle Mühe gibt die hier skizzierte Gesellschaft und die wichtigsten Figuren einzuführen (was übrigens tatsächlich gut funktioniert), so entfaltet der Film seine große Sogwirkung eigentlich erst dann, wenn man auch die Serie kennt und man auch auf dem aktuellen Stand der Handlung ist.
Nach wie vor ist Inspektorin Akane Tsunemori die tragende Figur. Rund zwei Jahre nach den Ereignissen der zweiten Staffel verrichtet sie noch immer ihren Dienst, obwohl ihr Glaube an das Sibyl System längst tiefe Risse genommen hat und sie dieses hinterfragt. Gemeinsam mit ihren Kollegen gelingt es der jungen Polizistin einen terroristischen Anschlag auf japanischen Boden zu vereiteln. Brisant: es scheint so, als hätte Akane´s ehemaliger Vollstrecker Shinya Kogami irgendetwas mit den Hintermännern des versuchten Anschlags zu tun. Die Spuren führen in das vom Bürgerkrieg zerrüttete Shambala Float. Dort wird das Sibyl System seit kurzem in einer ersten Testphase angewandt – mit weitreichenden Folgen für die Bevölkerung, die selbst Akane, die auf der südasiatischen Insel Forschungen auf eigene Faust anstellt, zu schockieren scheinen…
Spannender Cyber-Krimi
Psycho Pass: The Movie kann voll und ganz die vom Anime gewohnten Qualitäten ausspielen und fängt bereits ab der ersten Minute jene Stimmung auf, für die ich das Franchise mittlerweile so sehr liebe. Wie schon angeschnitten, gibt sich der Film Mühe auch jene Zuschauer abzuholen, die noch nicht ganz so tief in der Materie stecken. Das wird aber selbst für Fans auf eine solch natürliche Art und Weise gemacht, das die knappen Zusammenfassungen von Rahmenhandlung und Charakteren den Fluss der eigentlichen Filmhandlung gar nicht stören.
Eine der großen Stärken ist sowieso das Pacing. Hier zeigt sich einmal mehr die Stärke der für das Franchise verantwortlichen Drehbuchautoren Gen Urobuchi und Makoto Fukami, die nicht nur eine spannende Handlung konstruieren, sondern diese in einem Rahmen von rund 2 Stunden gut erzählen können. Zum ersten Mal bekommt man als Zuschauer dabei einen tieferen Einblick in die Welt außerhalb Japans und muss erkennen, das diese in einem offensichtlich noch katastrophaleren Zustand ist, als man es bisher anzunehmen wagte. Und obwohl Shambala Float das Sybil System importiert, so sind die Auswüchse in dem kleinen südostasiatischen Staat doch noch einmal um ein vielfaches Erschreckender, als in Japan.
Das sich weit außerhalb ihres Heimatlandes die Wege von Tsunemori und Kogami kreuzen, wirkt natürlich ein bisschen konstruiert, tut der spannend erzählten Handlung und ihrer Glaubwürdigkeit aber keinen großen Abbruch. Bis zum Ende bewegt man sich auf einem sehr hohen Niveau und bildet den perfekten Ausgangspunkt für die kommende Staffel.Schön ist es auch zu sehen, dass sich seit dem Ende der zweiten Staffel bei den bekannten Figuren einiges verändert hat und sie sich weiterentwickelt haben. So fügt Psycho Pass: The Movie nahtlos in die bisher bekannte Geschichte ein und wirkt nicht wie ein außenstehendes Artefakt, welches der Rahmenhandlung keine weiteren Aspekte hinzufügt.
Rundes Gesamtpaket für´s Heimkino
Wie von KAZÉ gewohnt, ist Psycho Pass: The Movie auf DVD und Blu-ray im Handel zu finden. Zusätzlich gibt es noch eine limitierte Edition mit zwei Discs und diversen Extras. Die normalen Versionen werden in handelsüblichen Amary-Hüllen ausgeliefert. Die Ausstattung auf den Silberlingen (mir liegt die normale Blu-ray Fassung vor) ist leider sehr spärlich und hält außer Extras nichts weiter bereit.
Dafür kann man an der Qualität von Bild und Ton überhaupt nicht meckern. Das Bild liegt in einer phänomenalen Qualität vor, was besonders schön ist, da der Film in visueller Hinsicht sogar noch eine Schippe aufwendiger, als der Anime produziert ist. Und dieser ist schon enorm hochwertig gemacht! Durch den Setting-Wechsel vom grauen Japan hin ins tropische Shambala Float, konnten sich die Animateure etwas mehr austoben und haben gelungene Szenerien geschaffen. Lediglich Captain Nicholas Wong, der Bösewicht des Streifens, wirkt mir mit seiner langen Haarpracht und seiner blitzenden Generalsuniform etwas zu sehr, wie aus der Schurkenkonserve.
Beim Ton bekommt man wie gewohnt die Wahl zwischen deutscher und japanischer Audiospur. Eine Besonderheit des Filmes ist, dass in vielen Szenen Englisch gesprochen wird. Entsprechende Stellen wurden vom deutschen Cast mitvertont, was hinsichtlich des etwas eigenwilligen Aussprache der japanischen Sprecher eine Bereicherung darstellt und mich nicht aus der Stimmung gerissen hat. Alle nicht deutschen Szenen sind natürlich untertitelt.
Fazit
M
Was hier bei der deutschen Fassung nervt ist der dämliche FSK Aufkleber auf der Packung. In Frankreich gibt es so was auch nicht und zudem ist der Film dort auch nicht ab 16 Jahre sondern ohne Altersbeschränkung freigegeben. Ein 11 Jähriger könnte sich den Anime auch ohne Probleme ansehen!