PictoQuest: The Cursed Grids REVIEW

PictoQuest: The Cursed Grids ist das Erstlingswerk des dreiköpfigen, französischen Indie-Entwicklers NanoPiko. Es handelt sich um ein Nonogramm-Puzzlespiel, welches mit einigen JRPG-Elementen angereichert wurde. Ursprünglich wurde das Spiel am 08. August 2019 für die Switch veröffentlicht, tauchte am 04.02.2020 aber auch im Steam-Store auf. Mittlerweile kann man PictoQuest auch für Mobile-Geräte, PlayStation 4 sowie Xbox One und Xbox Series erwerben.

Schon seit „Mario’s Picross“ auf dem guten alten Game Boy habe ich ein Herz für Nonogramm-Puzzle. Obendrein bin ich ein großer Fan von JRPGs. Daher sollte es nicht verwundern, dass PictoQuest meine Aufmerksamkeit erlangen konnte. Ob der Nonogramm-Puzzler diese Aufmerksamkeit wert war, erfahrt ihr im folgendem Test.


Kunstraub im Fantasy-Reich

Das Fantasy-Reich Pictoria ist berühmt für seine hübschen Gemälde und zieht Touristen aus der gesamten Welt an, welche die Kunstwerke bewundern wollen. Dummerweise wird auch die Aufmerksamkeit des dämonischen Magiers Moonface erregt. Dieser entwendet die Gemälde mithilfe seiner Magie, um seinen Unterschlupf zu verschönern und sich als obercoolen Kunstliebhaber darzustellen. Der Ritter Flöh und die Künstler-Tochter Arvel finden dies nicht sonderlich witzig, und begeben sich auf die lange, anstrengende Reise zur Vulkanfestung von Moonface, um die Gemälde zurückzuerobern.

Und mehr gibt es dazu auch gar nicht zu sagen. Die Handlung dient nur als Mittel zum Zweck, um das Puzzle-Abenteuer zu rechtfertigen. Die Charakter-Auswahl zwischen Flöh und Arvel zu Beginn des Spiels beeinflusst z.B. lediglich, welcher Charaktersprite auf der Weltkarte angezeigt wird – mehr nicht. Die wenigen Dialoge mit NPCs und den Bossgegnern dienen nur dazu etwas Kinder-gerechte Comedy aufzubauen und konnten mir noch nicht mal ein müdes Lächeln abverlangen. Also nein, für eine gute Story sollte man sich PictoQuest nicht kaufen. In dieser Hinsicht kann der JRPG-Aspekt also schon einmal nicht greifen. Aber bei einem Puzzle-Game geht es ja auch eher ums Gameplay.

Nonogramm-Puzzler meets JRPG

Um den RPG-Aspekt zumindest ein wenig zur Ehre zu gereichen findet die Level- bzw. Puzzleanwahl auf einer Weltkarte statt, welche jedoch in Form klassischer Hüpfspiele á la „Super Mario World“ aufgebaut ist. Das Spiel bietet insgesamt 120 Puzzle. 100 von denen gehören zur Hauptquest und bei den anderen 20 handelt es sich um optionale Puzzleaufgaben mit Sonderkonditionen (z.B. Zeitlimits oder Fehler-Verbot) von NPCs. Deren Abschluss wird mit einem kostenlosen Gegenstand belohnt, den man dann in einem Shop abholen darf. Besagte Shops können natürlich auch über die Weltkarte angesteuert werden und bieten Nutzgegenstände zum Verkauf (dazu später mehr). Zu Guter Letzt gibt es auf der Weltkarte auch Teleportationspunkte, mit denen man zu jeden erschlossenen Teleporter schnellreisen kann, um somit Backtracking zu minimieren. Teleporterreisen machen aber eigentlich nur dann Sinn, wenn man eines der optionalen Puzzle ausgelassen hat und dieses doch noch nachholen will.

Aber kommen wir nun zu den Puzzles. Nonogramme (auch als Picross bekannt) basieren auf einem Karoraster-Gitternetz, welche in Falle von PictoQuest in den Formaten 5×5, 10×10, 15×15, 20×15 und 20×20 daherkommen (Nonogramme können freilich auch andere Formate aufweisen, aber das sind die, welche in diesem Spiel verwendet werden).
Neben bzw. über jeder horizontalen und vertikalen Kästchenreihe dieses Gitternetzes findet sich eine Zahl oder Zahlenreihe, die dem Spieler Informationen darüber liefern soll, welche Kästchen des Gitternetzes ausgemalt werden müssen, und welche nicht.

Bei einer Zahlenreihe sollte man darauf achten, das zwischen zwei angegebenen Zahlen immer mindestens ein unberührtes Kästchen liegen muss. Bei einer Gitterlinie von 10 Kästchen und einer vorgegebenen Zahlenreihe von 1 / 8 kann man die Linie nun leicht lösen, indem man das erste Kästchen freilegt, das zweite unberührt lässt und die Übrigen acht freilegt. Wenn die Zahlenreihe hingegen aus 15 Kästchen besteht, und man auch hier die Vorgabe 1 / 8 erhält, wird es natürlich schon deutlich schwerer, da man nicht hundertprozentig weiß wie die entsprechenden Flächen angeordnet sind. Man kann Kästchen auch mit einem Kreuz markieren, um für sich selbst einen visuellen Vermerk zu setzen, dieses nicht freizulegen.

Zur Erklärung der Nonogramm-Spielmechanik bietet PictoQuest lediglich eine rudimentäre Textbox-Erklärung im Unterpunkt „Tutorial“ des Hauptmenüs. Doch keine Sorge, der Schwierigkeitsgrad des Spiels gestaltet sich als recht freundlich. Grund hierfür sind in erster Linie die eingestreuten RPG-Mechaniken. Es gibt im Kern zwei Puzzle-Varianten. Entweder geht es darum Monster zu verkloppen oder eine Schatztruhe zu plündern. Schatztruhen-Puzzle sind absolut ungefährlich, da man bei Fehlern lediglich mit geringen Geldabzügen bestraft wird. Monster hingegen setzen sich zur Wehr, und das läuft wie folgt ab: Eure Spielfigur verfügt über drei Herzen Lebensenergie. Man kann sich auch zwei weitere Herzen in den Shops hinzukaufen, um die Leiste auf maximal fünf Herzen zu erweitern. Freilich gehen diese Upgrades ordentlich ins Geld. Geld bekommt man für das erfolgreiche lösen der Puzzle.

Jedenfalls greifen die Monster (maximal drei Stück) eure Herzleiste an, wenn deren Zeitleiste aufgefüllt ist. Gelingt es eine Reihe des Gitternetzes auszufüllen, dann wird der Timer eines Monsters zurückgesetzt oder zumindest stark reduziert. Begeht man beim Puzzeln jedoch einen Fehler, bekommt ein Monster einen Extraangriff. Ein Monsterangriff kann normalen oder kritischen Schaden verursachen, oder auch komplett Fehlschlagen. Normaler Schaden zieht ein halbes Herz ab und kritischer ein komplettes Herz. Da sich die Zeitleiste der Gegner aber nur langsam auflädt und eben diese auch relativ häufig daneben hauen, gestaltet sich der Schwierigkeitsgrad als ziemlich niedrig. Unabhängig davon stehen dem Spieler sowieso unendlich viele Versuche zur Verfügung. Dies alles sorgt leider dafür, dass der Spieler angehalten ist beim Puzzeln keine Mühe zu investieren und stattdessen mutwillig Fehler riskiert, um schneller voranzukommen.

Obendrein bekommt der Spieler auch noch Hilfsmittel an die Hand. In den Shops kann man diverse Gegenstände erwerben. Tatsächlich kann man diese auch in den Puzzles gewinnen. Manchmal wird in einer Linie ein Gegenstands-Icon angezeigt, Gelingt es diese Linie rechtzeitig zu lösen, bekommt man den Gegenstand kostenlos als Geschenk. Damit es nicht zu einfach wird, kann man aber nur fünf Gegenstände mit sich führen. Bei den Items handelt es sich um kleine und große Lebenstränke welche entweder ein halbes oder ganzes Herz heilen, oder drei verschiedene Zauberorbs. Eis friert den Gegner temporär ein, wodurch dieser nicht mehr angreifen kann. Mit Feuer könnt ihr eine vertikale und eine horizontale Linie des Nonogramms besprühen, was freilegbare Kästchen für einen kurzen Zeitraum markiert. Und mit Blitz könnt ihr eine Fläche von 3×3 direkt freilegen.

Und damit wäre dann auch schon alles zu PictoQuest erklärt. Ärgerlich ist jedoch, dass das Spiel nur einen automatisch speichernden Saveslot anbietet. Obendrein wurde versäumt eine Löschen-Funktion zu integrieren. Wer das Spiel noch mal von Vorne angehen möchte, muss also in der Steam-Cloud und dem Dateiordner herum pfuschen. Solch ein Versäumnis ist einfach nur peinlich für die Entwickler. Zwar kann man die 100 Hauptpuzzle jederzeit wiederholen, aber die 20 Sidequest-Puzzle bleiben geschlossen, nachdem man sie gelöst hat.

Grafik und Sound

Basierend auf der Unity-Engine wirkt PictoQuest wie ein Flash-Game, welches mit einigen hübschen Sprites im Retro-JRPG-Stil angereichert wurde. Das Artwork ist charmant und die Sprites sind liebevoll animiert. Schön finde ich, dass sogar die freigelegten Bildnisse mit Spriteanimationen garniert wurden. Die sehr zweckmäßigen Grafiken für die Weltkarte und Puzzle-Screens können jedoch nicht überzeugen. Hier hätte man sich wesentlich mehr Mühe geben können.

Auch der Soundtrack kann nicht so recht überzeugen. Die Tracks bemühen sich oftmals um einen gelassenen, relaxten Flair, drängen sich hierfür aber viel zu stark auf und passen auch im allgemeinen nicht wirklich gut zum Setting und Gameplay des Spiels. Es ist zwar schön, dass jede Region einen eigenen Track spendiert bekommen hat, um man auch per Knopfdruck zwischen den Tracks wechseln darf, aber was nützt das schon, wenn einem der OST im allgemeinen nicht gefällt. Immerhin gestattet es das Spiel den OST im Puzzle-Screen zu deaktivieren.
Die Soundeffekte klingen dafür angenehm befriedigend. Eine richtige Sprachausgabe gibt es hier nicht, die Charaktere geben stattdessen in Dialogen Brabbellaute von sich. Bin kein Fan von diesem Brabbel-Ersatz für eine richtige Sprachausgabe. Dann doch lieber stille Textboxen. Die deutsche Textübersetzung ist übrigens sauber gelungen.

Pro & Kontra

thumbs-up-icon

Pros
  • Nonogramm-Puzzle machen immer Laune
  • die RPG-Elemente sind zumindest ein halbwegs interessanter Zusatz
  • solides Preis- Leistungsverhältnis
  • niedliches Artdesign mit einigen schönen Charaktersprites

thumbs-up-icon

Cons
  • lascher Schwierigkeitsgrad, da Fehler nicht adäquat bestraft werden
  • die Grafiken für die Weltkarte und Puzzlescreens wirken lustlos
  • lästiger Soundtrack
  • lustlose, substanzlose Story

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