Mass Effect 2 REVIEW

Nachdem „Mass Effect“ Ende 2007 einschlug wie eine Bombe und sich als weiterer großer Erfolg des kanadischen Entwicklers BioWare entpuppte, war es nur eine Frage der Zeit, ehe die Fortsetzung nachgeschoben werden würde. Mass Effect 2 erschien ursprünglich am 26. Janaur 2010 für Xbox 360 und PC. Ein Jahr später wurde dann auch die PlayStation 3 bedient. Und natürlich ist das Spiel seit dem 14. Mai 2021 auch Teil der „Mass Effect: Legendary Edition.“ Diese umfasst die ersten drei Teile der Reihe und stellt sie in leicht überarbeiteter Form für die achte Konsolengeneration zur Verfügung.

Ein weiterer großer Vorteil der Legendary Edition ist die Verfügbarkeit aller DLCs für Mass Effect 2. Der gierige Publisher EA hatte die beliebte Sci-fi-Saga nämlich ordentlich gemolken und für das Spiel zahlreiche DLCs in Auftrag gegeben, von denen die meisten separat gekauft werden mussten. Dank der „Legendary Edition“ konnte ich Mass Effect 2 nun endlich in seiner vollständigen Form genießen. Was dieser schicke Hybride aus RPG und Third-Person-Shooter so alles zu bieten hat, erfahrt ihr im folgendem Review.

Ein neuer Feind tritt auf den Plan

Einige Zeit nach den Ereignissen des Vorgängers befindet sich die Normandy SR-1 auf Aufklärungsmission in den Terminus-Systemen. Sie soll die verbleibenden Geth jagen und ausschalten, welche für das Verschwinden einiger Raumschiffe verantwortlich gemacht werden. Die tatsächlichen Übeltäter sind jedoch nicht die Geth, sondern eine bis dato unbekannte Alienspezies, die mit der Normandy SR-1 kurzen Prozess macht. Die meisten Crewmitglieder können sich mittels Rettungskapseln in Sicherheit bringen, aber es gibt auch Todesopfer. Selbst Commander Shepard verliert sein Leben beim erfolgreichen Versuch Joker zu retten.

Nach Shepards Erstickungstod folgt ein Zeitsprung zwei Jahre in die Zukunft. Die geheimnisvollen Angreifer sind nunmehr als „Kollektoren“ bekannt und spezialisieren sich darauf Menschen-Kolonien zu überfallen und deren Einwohner zu entführen. Warum sie das tun weiß man nicht. Shepards Leiche ist in den Besitz der skrupellosen Cerberus-Organisation gefallen, welche die Menschheit mit allen Mitteln an die Spitze der Galaxie bringen wollen. Cerberus wird von einem ebenso mysteriösen wie zwielichtigen Geldsack angeführt, welcher sich als „Der Unbekannte“ bezeichnet.

Da sich Shepard durch seine herausragenden Heldentaten in den Geschichtsbüchern verewigen konnte, beschließt der Unbekannte den berühmten Spectre und Allianz-Soldaten für eine Selbstmord-Mission zu rekrutieren. Durch die Kombination aus schier unbegrenzten Geldmitteln, fortschrittlicher Cyber-Technology und brillanten Wissenschaftlern gelingt das Unmögliche: Shepard wird wiederbelebt! Sogar seine Erinnerungen sind intakt geblieben. Allzu lange können die verantwortlichen Cerberus-Wissenschaftler diesen Durchbruch jedoch nicht feiern, denn kurz darauf wird ihre Raumstation gehackt. Die Sicherheitsroboter werden aufs Personal gehetzt und veranstalten ein Massaker. Mithilfe der Cerberus-Agenten Jacob Taylor und Miranda Lawson gelingt Shepard die Flucht von der Raumstation. Im darauffolgenden „Bewerbungsgespräch“ mit dem Unbekannten willigt Shepard ein mit Cerberus zusammenzuarbeiten, um die Kollektoren zu stoppen. Denn leider zeigt sich das Allianz-Militär als wenig kompetent bei der Bekämpfung des neuen Feindes.

Der Unbekannte hingegen hat einige dicke Asse im Ärmel. Er hat in der Zwischenzeit ein neues Stealth-Raumschiff gebaut – die Normandy SR-2! Es ist ihm sogar gelungen ein paar alte Crewmitglieder wie Joker zu rekrutieren.

Das große Ziel ist es die Basis der Kollektoren auszuschalten, welche sich irgendwo hinter dem berüchtigten Omega 4-Portal befinden soll. Niemand der die Reise durch dieses Portal angetreten hat, ist jemals zurückgekehrt. Shepard soll jetzt wieder einmal das Unmögliche möglich machen und den Kollektoren in ihrer Heimbasis einheizen. Doch diese irrsinnige Mission muss gut vorbereitet sein. Folglich soll er erst einmal diverse Spezialisten in den Terminus-Systemen rekrutieren, welche beim Kampf gegen die Kollektoren mithelfen sollen. Und selbst das ist alles andere als leicht, denn die Terminus-Systeme sind gefährliche Pflaster, welche von Raumpiraten, menschenfeindlichen Batarianern und skrupellosen Söldnern bevölkert werden. Obendrein muss sich Shepard auch die Loyalität seiner Crewmitglieder verdienen, wenn seine Mission erfolgreich sein soll. Er hat also alle Hände voll zu tun. Ob die Selbstmordmission erfolgreich durchgezogen werden kann?

Wie schon der Vorgänger, so überzeugt auch Mass Effect 2 mit einer tollen, filmreifen Präsentation. Und um eben diese zu steigern, hat man sich ein cooles neues Feature ausgedacht. Innerhalb der Ingame-Cutscenes werden manchmal die Vorbild- und Abtrünnig-Symbole eingeblendet. Auf Knopfdruck kann man Shepard nun entsprechend reagieren lassen, um z.B. einen Kameraden daran zu hindern jemanden anzuschießen, oder einen Feind auf spektakuläre Weise zu exekutieren. Derartige Späße helfen natürlich auch dabei über die etwas banale Handlung hinwegzusehen. Denn im Grunde genommen geht es hier tatsächlich nur darum sich umfassend für den Angriff auf die Kollektoren-Basis vorzubereiten. Die politischen Geplänkel des Vorgängers sucht man vergebens. Selbst die intergalaktische Bedrohung durch die Reaper liegt bei weitem nicht so stark im Fokus, wie man es nach dem ersten Teil vermuten würde.

Als Entschädigung legt Mass Effect 2 jedoch ein größeres Augenmerk auf die Charaktere. Diese sind nun abwechslungsreicher, kantiger, zahlreicher und teilweise auch etwas tiefgängiger als im Vorgänger. Und natürlich bekommt man auch hier wieder jede Menge Codex-Einträge, mit deren Hilfe man tief ins Spieluniversum eintauchen kann. Die Story mag, nüchtern betrachtet, bemerkenswert oberflächlich sein, aber es macht einfach verdammt viel Spaß sich auf die Selbstmord-Mission vorzubereiten und eben diese mit Perfektion durchzuziehen!

Bevor es losgeht

Zu Beginn des Spiels gilt es erst einmal einige wichtige Optionen festzulegen. Wer einen Abschlussspielstand des ersten Teils zu Verfügung hat, kann diesen in den zweiten Teil importieren, was dazu führt, dass die dort getroffenen Entscheidungen in der Fortsetzung berücksichtigt werden. Hat man keinen Speicherstand zur Verfügung, darf man die Entscheidungen jedoch ohnehin nachholen, indem man den DLC-Comic „Genesis“ durchgeht (sofern dieser vorliegt). Danach kann man in einem recht komplexen Charaktereditor seinen individuellen Shepard zusammenstellen. Hierbei kann man nicht nur das Aussehen und das Geschlecht festlegen, sondern auch zwischen drei verschiedenen Charakter-Backstories sowie drei verschiedenen Schlüsselereignissen eine Auswahl treffen. Freilich hat diese Auswahl auch kleinere Auswirkungen auf einzelne Dialogzeilen und dergleichen. Darüber hinaus steht die Auswahl aus sechs verschiedenen Berufsklassen. Diese legen freilich die Fähigkeiten und Skilltrees unseres Helden fest.

Soldat: Diese Charakterklasse verfügt über die meisten HP, beherrscht eine Art Bullettime-Technik (Adrenalinstoß) und ist als einzige talentiert im Umgang mit allen Waffentypen. Besagte Waffen wurden seit dem ersten Teil übrigens um zwei neue Kategorien erweitert. Neben den altbekannten Pistolen, Schrotflinten, Sturmgewehren und Präzisionsgewehren bekommt man nun auch Maschinenpistolen und Schwere Waffen zur Verfügung gestellt. Letztere sind eine Besonderheit und umfassen Gerätschaften wie Raketenwerfer, Laserstrahler oder sogar einen Werfer für Mini-Atombomben. Die massive Zerstörungskraft dieser Waffen wird durch stark begrenzte Munition eingeschränkt, welche man, genau wie Medigel, nicht kaufen kann, sondern innerhalb der Missionen selbst finden muss.

  • Infiltrator: Distanzkämpfer welcher auch über taktische Tarnung verfügt, um sich kurzfristig unsichtbar zu machen.
  • Frontkämpfer: Die Klasse für den Nahkampf. Mit der Fähigkeit „Ziehen“ kann sie Feinde zu sich heranziehen.
  • Wächter: Eine Art Mischung aus Biotiker und Techniker. Wächter verfügen über eine Tech-Panzerung, damit sie auch im Nahkampf nicht gleich draufgehen.
  • Experte: Die Biotiker-Klasse. Diese verfügen über Psi-Fähigkeiten, mit denen sie z.B. Gegner hilflos in der Luft schweben lassen können, Schockwellen lostreten und weiteres. Man kann Biotiker also als eine Art Magier-Klasse betrachten.
  • Techniker: Diese Klasse ist effektiv gegen synthetische Feinde. Diese kann man durch Hacken auf die eigenen Leute hetzen. Obendrein können feindliche Schutzschilde überlastet und Drohnen ins Feld geschickt werden.

Natürlich wird jede Charakterklasse von den Gruppenmitgliedern abgedeckt, die sich im Verlauf des Spiels anschließen. Deren Anzahl wurde seit dem letzten Teil verdoppelt, was bedeutet, dass man nun 12 Gruppenmitglieder erhalten kann. Zwei von denen sind jedoch an DLCs gekoppelt.

Wie im Vorgänger hat man auch hier wieder die Auswahl aus fünf verschiedenen Schwierigkeitsgraden. Ich selbst hab das Spiel damals auf „Normal“ und in meinem aktuellsten Durchgang in der Legendary Edition auf „Veteran“ durchgespielt. Veteran ist der mittlere der fünf Grade. Im allgemeinen ist Teil 2 ein gutes Stück schwerer als Teil 1. Hier stirbt man schon etwas häufiger. Allerdings blieb das Spiel immer machbar, und ich bin echt kein Experte was Third-Person-Shooter anbelangt.

Im Gegensatz zum ersten Teil hat man den Level-Cap auf Stufe 30 reduziert. Da Teil 2 aber ohnehin kürzer ist und die Erkundungsmöglichkeiten stark zurückgeschraubt wurden, wird man den Cap erst gegen Ende des Spiels erreichen (sofern man gründlich spielt). Level-Ups bringen wie gehabt Skillpunkte ein, mit denen man die gewohnt linearen und simplen Skilltrees aufbaut. Man wird jedoch selbst auf Stufe 30 nicht genügend Skillpunkte zur Verfügung haben, um jeden Skilltree komplett aufzubauen.

Verbesserte Levelschlauch-Ballereien, aber zurechtgestutze Weltraumerforschung


Die eigentlichen Missionen schicken euch durch eher schlauchige Gebiete mit einigen Abzweigungen. Angesichts des Shooter-Kampfsystems, ist das aber nicht so schlimm. Die Ballereien funktionieren gut. Zielen und schießen klappt einwandfrei. Im Gegensatz zum ersten Teil, hat man die Überhitzungsmechanik der Waffen abgeschafft und setzt nun auf Munition. Das ist anfangs für Fans des ersten Teils gewöhnungsbedürftig, jedoch gewöhnt man sich schnell daran, zumal genügend Munitionsclips in den Levels verstreut liegen. Zur Not kann man ja auch im Nahkampf zuschlagen. Im Gegensatz zum ersten Teil ist die Deckungsmechanik nun wesentlich besser zu handhaben und auch absolut überlebenswichtig, da die Gegner-K.I. dieses mal spürbar kompetenter vorgeht.

Wie gehabt kann man für den Einsatz der Sonderfähigkeiten oder dem Umrüsten der Waffentypen relativ bequem zu handhabende Ringmenüs aufrufen. Shepard selbst kann obendrein Granaten werfen und Medi-Gel zur Heilung der eigenen dreiköpfigen Gruppe einsetzen. Die Sprengsätze sind dieses mal unbegrenzt vorhanden, jedoch an einen Cooldown gekoppelt. Medigel ist hingegen auf 3 Einheiten beschränkt, kann jedoch durch Upgrades auf 9 Einheiten aufgestockt werden. Wie bereits weiter oben erwähnt, wird Medigel jedoch nicht mehr zwischen den Missionen aufgestockt, sondern muss innerhalb der Level gefunden werden. Da man ausschließlich Shepard steuert, werden die Kameraden von einer relativ kompetenten K.I. übernommen. Durch die bereits genannten Ringmenüs kann man deren Fähigkeiten aber auch direkt einsetzen. Es ist auch möglich den Kameraden direkte Positionsanweisungen zu geben, wovon ich aber nie Gebrauch gemacht habe.

Dank der Vielfalt des Mass Effect-Universums bieten die Gegner wieder viel Abwechslungsreichtum. Feindliche Soldaten verschiedener Alien-Völker, synthetische Wesen wie Geth und Husks, die wilden Bestien des Kroganer-Planeten Tuchanka … Für einen Third-Person-Shooter ist der Variantenreichtum der Gegnerschar sehr zufriedenstellend Anders als im ersten Teil kassiert man für erledigte Gegner jedoch weder Erfahrungspunkte noch Credits (Geld). Diese bekommt man stattdessen nach Abschluss der jeweiligen Mission gutgeschrieben und sind fixe Werte. Findige Spieler können innerhalb der Missions-Level jedoch zusätzliche Credits und Rohstoffe aufsammeln.

Letztere werden benötigt, um am Forschungsterminal auf der Normandy SR-2 permanente Charakterverbesserungen, neue Waffen und Schiffs-Upgrades freizuschalten. Die Haupteinnahmequelle für die vier Rohstofftypen Element Zero, Iridium, Platin und Palladium ist jedoch das Planeten-Scanning.

Wie im ersten Teil darf man wieder diverse Sonnensysteme der Milchstraße erkunden. Leider kommt es nur noch sehr selten vor, dass man hierbei eine Nebenquest findet. Die Erkundung der Planetenoberfläche via Mako-Panzer wurde sogar komplett abgeschafft. Stattdessen kann man die Himmelskörper jetzt scannen, um die oben genannten Rohstoffe zu ernten. Und das ist auf Dauer einen recht eintönige und langweilige Angelegenheit. Obendrein muss man für die Ernte Sonden abschicken, welche, wie auch der Treibstoff für die Normandy, Credits kosten. Die Preise für Sonden und Treibstoff sind zwar sehr niedrig, jedoch ist Geld/Credits in Mass Effect 2 ein seltenes Gut geworden und entsprechend wertvoll. Selbst bei gründlicher Spielweise wird man nicht genügend Credits finden, um sich alles kaufen zu können.

Jede Waffe und jedes Rüstungsteil wird dieses mal als kostspieliges Einzelstück behandelt, welches man i.d.R. bei einem Händler erwerben muss. Der Vorteil hierbei ist, dass das wirklich ätzende Mikromanagement des Vorgängers entfällt. Die Ausrüstung bleibt recht übersichtlich und man kann auch nichts mehr verkaufen. Die Universalgel-Mechanik wurde abgeschafft. Es gibt jedoch noch zwei Minigame-Varianten, um verschlossene Türen zu entriegeln oder Terminals zu hacken um sich z.B. Extra-Credits zu sichern. Die beiden Minigames sind simpel sowie unterhaltsam genug, um für etwas Abwechslung zu sorgen.

Wie schon im ersten Teil bekommt man Hub-Areale, wo man Händler vorfindet und NPCs ein paar Mini-Quests springen lassen. Und selbstverständlich steht die Normandy SR-2 wieder als persönliche Basis bereit. Hier kann man mit seinen Kameraden quatschen, um Beziehungen und Freundschaften aufzubauen. Diese Mechanik ist nun weitaus wichtiger als zuvor, da man ja die jeweilige Nebenmission für die Charaktere triggern will. Schließt man solch eine Mission erfolgreich ab, erlangt man die Loyalität des Kameraden, was die Erfolgswahrscheinlichkeit der Selbstmordmission steigert. Und es ist Ehrensache, dass man mit einigen der Kameraden wieder eine Romanze eingehen darf. Und da es sich um ein BioWare-Spiel handelt, gilt es häufig Entscheidungen zu treffen, welche auch spürbare Auswirkungen auf den dritten Serienteil haben werden. In Zuge dessen gibt es auch ein Gesinnungssystem. Je nach Verhalten und Entscheidungen sammelt Shepard Punkte für Vorbildlichkeit oder Abtrünnigkeit. Hat man genügend Punkte gesammelt, schaltet man entsprechende Dialogoptionen und Handlungsmöglichkeiten frei.

EA’s DLC-Wahn

Leider wurde Mass Effect 2 vom gierigen Publisher EA mit allerlei DLCs vollgestopft. Bei vielen der DLCs handelt es sich nur um zusätzliche Waffen, Rüstungen und Skins. Aber es gibt auch acht DLCs welche über relevante neue Inhalte verfügen. Und eben diese möchte ich euch kurz vorstellen. Dank der Legendary Edition muss man das Zeug ja nicht mehr separat kaufen.

Absturzstelle der Normandy (28.01.2010): Admiral Hackett informiert Shepard darüber, dass die von den Kollektoren geschrottete Normandy SR-1 auf den Eisplaneten Alchera abstürzte. Er bittet darum ein Denkmal bei der Absturzstelle abzulegen und die Hundemarken der gefallenen Crewmitglieder einzusammeln. Bei diesem DLC handelt es sich um eine kurze Walking-Sim, was jedoch nicht böse gemeint ist, da es ja eine sehr emotionale Angelegenheit ist von seinen verstorbenen Crewmitgliedern Abschied zu nehmen.

Zaeed – Der Preis der Rache (28.01.2010): Der Unbekannte hat den knallharten Söldner Zaeed Massani für Shepards Crew engagiert. Was der Unbekannte in seiner E-mail verschwiegen hat, ist, dass Zaeeds Bezahlung nicht nur aus Credits besteht, sondern auch aus einem Angriff gegen die Söldnergruppe Blue Suns, mit denen Zaeed noch ein Hühnchen zu rupfen hat. Besagter Angriff ist eine recht schnörkellose Ballermission mit obligatorischer, moralischer Entscheidung. Nichts besonderes aber solide. Zaeed selbst ist ein recht unterhaltsamer Charakter, jedoch kann man auf der Normandy keine direkten Gespräche mit ihm führen. Er ist also kein voll ausgearbeiteter Charakter wie die regulären Gruppenmitglieder.

Feuergänger-Pack (23.03.2010): Mass Effect 2 hatte das Mako-Vehikel aus dem ersten Teil ersatzlos gestrichen, was bei einigen Spielern für Unmut sorgte. Also wurde mit diesem DLC ein neues Vehikel inklusive fünf entsprechender Nebenmissionen beigefügt. Das neue Gefährt ist der M-44 Hammer, ein leichter Schwebepanzer, der seine niedrige Panzerung mit großer Beweglichkeit wettmacht. In dieser Hinsicht ist er quasi das Gegenteil des Mako, welcher ja sehr klobig zu steuern war, aber dafür auch viel einstecken und austeilen konnte.

Die Handlung dieser Nebenquest-Reihe ist jedoch nicht der Rede wert. Im Grunde genommen geht es darum ein wertvolles Protheaner-Artefakt für Cerberus einzusacken, ehe es die Geth tun. Tiefgang sucht man vergebens, aber es macht Spaß den Hammer zu steuern.

Kasumi – Gestohlene Erinnerungen (06.04.2010): Cerberus hat einen weiteren Anwärter für Shepards Selbstmordmission rekrutiert, nämlich die japanische Meisterdiebin Kasumi Goto. Als Gegenleistung will Kasumi jedoch Shepards Unterstützung bei einem Bruch in den Tresorbunker des skrupellosen Schwerverbrecher-Geldsacks Donovan Hock. Dieser hatte Kasumis Lover Keiji Okuda ermordet und dessen Greybox eingesackt, welche Erinnerungen an Keiji enthält.
Diese Loyalitätsmission ist wesentlich interessanter umgesetzt als jene für Zaeed. Bevor die Schießereien beginnen, startet die Mission mit einem kleinen Adventure-Abschnitt auf einer Schicki Micki-Party. Obendrein bietet diese Mission einen vernünftigen Bosskampf.
Wie auch Zaeed, ist Kasumi kein voll ausgearbeiteter Charakter und bietet auf der Normandy nur eingeschränkte Interaktionsmöglichkeiten.

Overlord (15.06.2010): Der Kontakt zu einer Cerberus-Station auf dem Planeten Aite ist abgebrochen. Der Unbekannte schickt Shepard los, um herauszufinden was los ist. Wie sich herausstellt, wurde an einer neuen Virtuellen Intelligenz geforscht, welche dabei helfen sollte die Geth zu kontrollieren. Natürlich geriet diese neue Overlord-VI außer Kontrolle und veranstaltete ein Gemetzel. Mithilfe des letzten überlebenden Cerberus-Wissenschaftlers Dr. Gavin Archer sollen Shepard und Co. die VI stoppen.
Die Story dieses DLCs ist ganz Ok und dient wohl in erster Linie dazu aufzuzeigen, dass Cerberus ziemlich skrupellos und wenig vertrauenswürdig ist. Spieltechnich versucht man wohl an die Planeten-Erkundung des ersten Teils anzuknüpfen. Mithilfe des M-44 Hammer darf man nämlich eine ordentliche Fläche des schönen Planeten Aite erkunden, und bekommt endlich die Antwort darauf, wie die Vehikel-Planeten-Erkundungsabschnitte in Mass Effect 2 aussehen. Schade, dass Aite der einzige Planet ist, den man auf diese Weise erkunden darf.

Versteck des Shadow Broker (07.09.2010): Cerberus leitet Hinweise auf den Aufenthaltsort des Shadow Broker an Shepard weiter. Dieser wiederum übergibt die Infos an sein altes Crewmitglied Liara T’Soni, welche inzwischen als erfolgreiche Informationsmaklerin auf Illium arbeitet. Da Liara eine Rechnung mit dem Shadow Broker offen hat, will sie diesen aufspüren und fertig machen. Doch das ist freilich leichter gesagt als getan. Es dauert nicht lange, bis der Broker den ersten Mordanschlag auf Liara verübt und diese untertaucht. Zusammen mit der Asari-Spectre Tela Vasir will Shepard seine alte Freundin rechtzeitig aufspüren, um diese vor dem Zugriff des Shadow Broker zu schützen.
Dies hier ist wohl der beste DLC von allen. Die Missions-Abschnitte sind sehr abwechslungsreich und liebevoll gestaltet. Der DLC bietet zwei Bosskämpfe und sogar eine Skycar-Verfolgungsjagd. Nach Abschluss des DLCs bekommt man obendrein Zugriff auf eine zusätzliche Basis. Dort erhält man nette Gimmicks wie ein Dossier für alle Companions und wichtigen NPCs, sowie die Möglichkeit Investitionen für politische Ereignisse zu tätigen. Obendrein ist es ein schöner Zug, dass man Liara als Gast-Companion ins Team bekommt und den Shadow Broker-Handlungsstrang abschließt. Wie gesagt, dies hier ist der beste DLC für Mass Effect 2.

Die Ankunft (29.03.2011): Admiral Hackett übergibt Shepard den Auftrag die Allianz-Wissenschaftlerin Dr. Amanda Kenson aus einem batarianischen Folterknast zu retten. Gesagt getan. Jedoch stellt sich heraus, dass das Team von Kenson an einem brisanten Projekt arbeitet, welches irgendwie mit der baldigen Ankunft der Reaper in der Milchstraße zusammenhängt. Obendrein könnte das Projekt zu massiven politischen Verwicklungen mit den Batarianern führen. Commander Shepard findet sich in einer Situation wieder, die er nicht wirklich gewinnen kann, aber zumindest überleben muss, um an einem anderen Tag weiterkämpfen zu können.
Dieser DLC soll die Ausgangslage von Mass Effect 3 vorbereiten und die Bedrohung der Reaper in den vollen Fokus rücken. Spielerisch stellt „Die Ankunft“ die größte Herausforderung dar, da man hier über weite Strecken mit Shepard alleine kämpfen muss und auf Teammitglieder verzichten muss. Darüber hinaus hat dieser DLC jedoch keine Alleinstellungsmerkmale und nervt obendrein mit derben Logiklöchern. Nach „Overlord“ und „
Versteck des Shadow Broker“ eine große Enttäuschung.

Mass Effect: Genesis (17.05.2011): Ein Comic, welcher die Ereignisse des ersten Teil wiedergibt und es erlaubt die dortigen Entscheidungen zu treffen, welche Auswirkungen auf die Fortsetzungen haben werden. Ist sehr nützlich für all jene, welche keinen Speicherstand des ersten Teils zur Verfügung haben. Den Comic darf man übrigens auch dann lesen, wenn man einen Speicherstand importiert.

Es ist nur seltsam, dass gerade dieser DLC als letztes veröffentlicht wurde. Außerdem hätte man ihn in allen Versionen kostenlos zur Verfügung stellen sollen.

Grafik und Sound

In grafischer Hinsicht bleibt Mass Effect 2 seinem Vorgänger treu und setzt nach wie vor auf fotorealistische Grafik auf Basis der Unreal 3-Engine. Trotz all der Jahre sieht das Spiel immer noch toll aus und braucht sich nicht zu verstecken. Da man hier die Mako-Erkundung der Planetenoberflächen gestrichen hat, wirkt die Spielwelt nun bedeutend kleiner als im ersten Teil. Der Vorteil ist jedoch, dass man nicht mehr den Eindruck bekommt, dass fast jede Ortschaft zwei- bis dreimal recycelt wird. Die epischen Panorama-Ausblicke auf fremde Himmelskörper werden jedoch schmerzlich vermisst.

Wie gehabt sind die Charaktermodelle ansprechend gestaltet und einwandfrei animiert. Cutscenes werden filmisch inszeniert und Effekte für Holografie und Energieprojektile sind hübsch anzuschauen. Besonders hervorzuheben ist auch die Gestaltung einiger der Alienvölker. Vor allem die Turianer sehen verdammt cool aus! Unterm Strich kann sich das Game selbst heute noch sehen lassen. Seinerzeit war die Grafik natürlich absolute Weltklasse. Leider leiden einige Cutscenes und Dialogsequenzen unter lästigen Glitches. Da wenden einige Gesprächsparter in Dialogen auch mal den Rücken zu, verrenken ihren Hals und schielen mit den Augen – nur um mal ein Beispiel zu nennen. Derartige Glitches tauchen leider ein paar mal zu häufig auf, als das man sie mit einem Grinsen abwinken könnte. An dieser Stelle wurde einfach geschlampt, was dann auch den entscheidenden Minuspunkt bei der Endwertung einbringt.

Nichts zu meckern gibt es hingegen am tollen Soundtrack von Jack Wall, welcher erneut auf Unterstützung von anderen Künstlern wie Sam Hulick, Jimmy Hinson und David Kates zurückgreifen konnte. Erneut wird die harte Science-Fiction-Welt hervorragend eingefangen. Und mit dem Track „Suicide Mission“ wurde wirklich ein tolles Meisterstück geschaffen.
Und auch die Soundeffekte können wieder ordentlich fetzen. Die Schießprügel vermitteln jedenfalls eine angemessene akustische Wucht.

Die deutsche Sprachausgabe überzeugt auch hier wieder mit angenehmen und passenden Stimmen. Zum großen Teil konnte man für altbekannte Charaktere dieselben Sprecher wie im ersten Teil verpflichten, aber ausgerechnet bei der männlichen Version von Shepard, wurde jemand neues verpflichtet. Mir hat der alte Sprecher Herbert Schäfer besser gefallen, was nicht bedeutet, dass Erik Schäffler eine schlechte Leistung bietet. Auf jeden Fall hat man in der Fortsetzung die Problematik mit den wackligen Betonungen in den Griff bekommen.

Pro & Kontra

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Pros
  • spaßiger Mix aus RPG und Third-Person-Shooter
  • sehr gute Spielbarkeit, selbst Shooter-Laien finden gut hinein
  • toll umgesetztes Sci-fi-Universum
  • hervorragend präsentierte Story und coole Charaktere
  • hochwertige audiovisuelle Präsentation, welche sich gut gehalten hat
  • die Mikromanagement-Probleme des ersten Teils wurden gefixt

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Cons
  • sehr ärgerliche und zu regelmäßige Glitches bei Cutscenes und Dialogsequenzen
  • die Planeten-Erkundung des ersten Teils wurde größtenteils entfernt
  • das Waffen-Abkühlung des ersten Teils wurde gegen ein Munitionssystem ausgetauscht
  • EA war seinerzeit sehr gierig und hat mit zahlreichen DLCs jongliert (dieser Kritikpunkt entfällt bei der Legendary Edition)

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