Kingdom Come Deliverance II REVIEW
Kingdom Come: Deliverance II könnte mein Spiel des Jahres 2025 werden. Das sage/schreibe ich als jemand, der den ersten Teil aufgrund seines zum Launch katastrophalen technischen Zustands nach zwei Stunden abgebrochen und nie mehr angerührt hat und vom Hype im Vorfeld der Veröffentlichung des Nachfolgers recht unberührt war. Doch die tschechischen Warhorse Studios legen hier ein derart komplexes, immersives und gleichzeitig spaßiges Rollenspiel vor, wie es nur selten erscheint und ein Spiel, wie es mich nur selten in dieser Art und Weise packt. Ich glaube das letzte Spiel, in dessen Spielwelt ich derart versunken und die vergehenden Stunden um mich herum so wenig bemerkt habe, war Red Dead Redemption II (2018).
In der Tat teilen sich Kingdom Come: Deliverance II und das Open-World Abenteuer von Rockstar Games viele Gemeinsamkeiten – und das will was heißen. Schließlich ist das eine Studio ein Multimilliarden-Dollar schweres Aushängeschild einer ganzen Industrie, während Warhorse ein vergleichsweise kleines Studio mit einem Budget von gerade einmal 40 Millionen Dollar für ihr zweites großes Spiel ist. Und dennoch holen die Tschechen aus dem Budget, ihrer kreativen Energie und Vision so viel heraus, wie nur möglich. Oftmals gelingt das ganz hervorragend, manchmal fallen ihnen ihre Ambitionen aber auch noch auf die Füße. Aber Kingdom Come: Deliverance II ist viel mehr als die Summe seiner einzelnen Bestandteile und eines jener Spiele, bei denen ich beide Augen auch mal zukneifen kann, ohne den Spaß zu verlieren. Aber der Reihe nach.
Nackt, ausgeraubt, verprügelt, mit Scheiße beschmissen

Obwohl mein Kontakt mit dem ersten Teil ziemlich kurz war, habe ich durch kulturelle Osmose und durch Gespräche mit begeisterten Fans im persönlichen Umfeld ein recht gutes Verständnis über die Ereignisse innerhalb der Handlung gewonnen. Ich weiß, was mit Heinrich und seinen Eltern in dessen Heimatdorf Skalitz geschehen ist, ich weiß um den Rachehunger des Protagonisten, ich weiß um Herrn Hans, die Rivalität zwischen den Brüdern und Königssöhnen Wenzel und Sigismund und den schwellenden Krieg im Böhmen des allmählich ausgehenden Mittelalters. Entsprechend war ich einigermaßen vorbereitet auf mein erstes richtiges Abenteuer im virtuellen Böhmen und rate auch allen anderen, die quer einsteigen sich zumindest ein Basiswissen anzulesen oder in Form einer Videozusammenfassung anzusehen. Oder den ersten Teil nachzuholen, was ich definitiv doch nochmal machen werde.
Kingdom Come: Deliverance II beginnt recht unvermittelt und knüpft direkt an die Geschehnisse des Vorgängers an. Heinrich – Protagonist, Schmiedesohn und Bastard eines Adeligen – begleitet zu Beginn seinen Herren Hans auf einer wichtigen diplomatischen Mission. Nachdem man gemeinsam mit einigen anderen Begleitern Rast an einem See macht, wird die Gruppe einige Stunden später von Banditen überfallen. Während die Gruppe den Schwertern der Räuber erliegt, gelingt Heinrich und Hans die Flucht in die Wälder. Mit kaum einem Stück Kleidung am Leib, geschweige denn irgendeinem Beweis dafür, dass zumindest einer der beiden Männer des Adels entstammt, machen sich Heinrich und Hans zunächst auf eine Odyssee durch die Wälder und Dörfer, werden dabei verprügelt, gedemütigt, mit Scheiße beschmissen und an den Pranger gestellt. Die Nerven liegen blank, weshalb sich Heinrich und Hans voneinander lossagen und solo aufmachen, ihren Ruf wiederherzustellen und endlich ihren Auftrag fortsetzen zu können.
Für diesen Einstieg nimmt sich das Spiel enorm viel Zeit. Man macht gleich deutlich, wie sehr man sich um Handlung und Figuren kümmert und begeistert gleich zu Beginn mit einer unglaublichen Sogwirkung. Diese entsteht durch viele kleine Dinge: eine dank der Cryengine betörend schön in Szene gesetzten Spielwelt, interessanter Handlungsstränge in Haupt- und Nebenquests, spannenden Figuren und toll, toll geschriebenen und vertonten Dialogen. Ich will nicht so weit gehen und behaupten, dass Menschen in der Realität so sprechen, wie hier. Aber die Dialoge sind oftmals so gut geschrieben und ins Deutsche lokalisiert, dass bei mir zumindest der Eindruck von nachvollziehbaren Gesprächen erweckt wird. Wo andere Videospiele sich oft mit zwei, drei Sätzen begnügen und in diesen die gesamte Motivation einer Figur erklären, vergehen hier durchaus mehrere Minuten. Selbst eigentlich unwichtigen Gesprächen mit irgendwelchen random NPCs in der Spielwelt wird noch viel Aufwand beigebracht. Selbst nach 40, 50, 60 und mehr Stunden war ich immer noch vertieft in den Gesprächen, in denen mein Heinrich mit wachsender Redegewandheit auch ganz schön manipulativ unterwegs sein kann. Eine sicherlich nicht ganz doofe Entscheidung war sicherlich, sich nicht zu sehr auf die Emulation einen mittelalterlich klingenden Sprachduktus zu versteifen, sondern die gesprochene Sprache eher modern anzulegen. Das mag nicht so ganz in das Bild eines Spieles passen, welches sich historische Akkuratesse medienwirksam auf das Cover schreibt und eher den Charme von einem Mittelaltermarkt haben. Aber gerade diesen schätze ich sehr.
Ein Spiel mit Humor

Ein ganz großes Lob muss ich der deutschen Vertonung aussprechen. Nicht nur sind die Sprecherinnen und Sprecher gut gewählt, auch lässt man in der Lokalisation Dialekte und Lokalkolorit durchscheinen. Ob das jetzt immer so richtig passt, sei mal dahingestellt. Aber es sorgt für Charakter und Charme. Vor allem, da man sich beim für die Lokalisation verantwortlichen Studio offenbar an Gothic orientiert hat. Immer wieder ist die Sprache so protzig und trotzig, wie in den Spielen der Piranha Bytes. Das passt zum vermeintlich rauen Mittelalter. Und sorgt immer wieder auch für herzhafter Lacher.
Überhaupt ist Kingdom Come: Deliverance II ein bemerkenswert lustiges Spiel. Oftmals entstehen diese Situationen als Konsequenz meines eigenen Handelns, mal sind sie von den Entwicklern so gewollt, gerne sorgen auch technische Bugs für Gelächter. Alleine das ständige Kabbeln zwischen Heinrich und Hans ist absolut köstlich. Oder wenn mich eine alte Dame auf einer Hochzeit anfleht, das ich doch mit ihrer linksfüßigen Tochter tanze und diese meinem Heinrich durch ihr ständiges auf die Füße treten Lebensenergie abzieht. Oder ich zwischen den Stühlen zweier verfeindeter Dörfer sitze und mittendrin bin, wenn man sich auf einer Wiese – die irgendwann, aus irgendwelchen Gründen, die aber keiner mehr so richtig kennt, die Fehde vom Zaun gebrochen hat – die Köpfe unter johlenden Geschrei einhaut.
Diese Momente lockern die Grundstimmung immer wieder gut auf und stehen im krassen Kontrast zu den ernsten Momenten, die das Spiel mit einer teilweise eindringlichen Intensität zeichnet. Denn es herrscht nun einmal Krieg im Böhmen des Jahres 1403. Die Schrecken der Auseinandersetzung zwischen zwei Königssöhnen, die beide herrschen wollen, vermittelt das Spiel immer wieder mit markerschütternden Momenten. Darüber hinaus wird immer wieder auch der Fokus auf andere gesellschaftliche Konflikte gelenkt. Der Hass auf Juden etwa wird ebenfalls thematisiert. Mal eher am Rande und mit kleinen Details in Gesprächen, mal in Form von Nebenquests und im Laufe der Hauptquest. Sogar vor dem Zeigen eines Pogroms macht das Spiel nicht halt. Der durch und durch wirklich gute Umgang mit Themen wie Rassismus, Antisemitismus, Ausgrenzung, den Schrecken des Krieges und anderen Komplexen hat mich überrascht, vor allem wenn ich mir die Diskussionen um Chefentwickler Daniel Vávra rund um den Zeitraum der Veröffentlichung des ersten Spiels in die Erinnerung zurückhole.
Das Studio und sein Chef

Stein des Anstoßes war damals das Tragen Vávras eines T-Shirts der Metal-Band Burzum. Die gerade in rechten Kreisen gefeiert Band ist aufgrund grausamer Vorfälle in den 1990er Jahren rund um ihren Frontmann Varg Vikernes mit viel Ballast aufgeladen. In Verbindung mit doofen Aussagen der führenden Köpfe, allen voran eben Vávra, über ein vermeintlich heterogenes, weißes Mittelalters, hat das ein gewisses Bild gezeichnet und zumindest im deutschsprachigen Raum für Diskussionen gesorgt. Ich habe mich während des Spielens von Kingdom Come Deliverance II und in Vorbereitung auf diese Besprechung mal ein bisschen durch den Account von Vávra auf Instagram und X (ehemals Twitter) geklickt und ja, der Mann ist sicherlich eigen, um es mal vorsichtig auszudrücken. Offenbar mag er Schusswaffen, zeigt sich gerne auch mal als starken Mann und hängt maskulinen Idealen hinterher. Der Mann legt sich aber eben öffentlich auch mit Nazis und anderen Idioten an. Diese werfen dem zweiten Spiel übrigens jetzt auch noch eine vermeintlich woke Agenda vor, denn, halten sie sich fest meine Damen und Herren, es gibt die Möglichkeit Heinrich eine homosexuelle Romanze eingehen zu lassen. Und es gibt einen schwarzen Arzt im Spiel. Und noch viele andere Momente, Figuren und Handlungsstränge, die einigen Idioten die Röte in die Birne schellen lassen – wenn sie diese überhaupt begreifen, denn eigentlich ist die Geschichte und ihre Themen oft zu komplex, um von Hohlbirnen verstanden zu werden. Vávra ist sicherlich eine streitbare Figur, an der man sich reiben kann oder es eben lässt.
Wichtiger ist in meinen Augen, dass man Kingdom Come Deliverance II in wirklich in keiner Minute irgendeine demokratiefeindliche, rechtsgerichtete Agenda anmerkt. Eine vermeintlich linke übrigens auch nicht. Stattdessen vermitteln alle Dialoge, alle Storylines, alle Figuren eine weltoffene Stimmung. Egal gegenüber welcher Herkunft, sexuelle Vorliebe oder politische Einstellung eine Figur hat. Nur die wirklichen Arschlöcher sind halt auch wirkliche Arschlöcher. Aber so funktionieren Bösewichte eben. Ach und der Umgang mit weiblichen NPCs ist mitunter auch etwas…nun ja. Da kann das Studio doch noch etwas lernen, denn außer das alte Buckelweib und die junge, vollbusige Bedienstete gibt das Frauenbild in seltenen Ausnahmen nicht her.
Die Sache mit der Authentizität

Ein paar Anmerkungen möchte ich auch noch zum Thema Realismus und Authentizität verlieren. Inhaltlich versucht man sich an der Faktenlage zu orientieren und zeichnet ein zumindest glaubwürdig erscheinendes Bild von Böhmen und seiner Konflikte im 15. Jahrhundert. Ob das jetzt alles so stimmt und alles so war, wie gezeigt wird: ich weiß es nicht. Ich bin kein Historiker, sondern lediglich ein interessierter Laie. Aber ich habe es schon einmal in einer anderen Kritik geschrieben: ich erwarte von einem Videospiel keine historische Genauigkeit. Ich erwarte diese auch nicht von einem Film. Oder einem fiktionalen Buch. Es ist toll wenn sich Games einer historischen Tapete bedienen, aber sie dürfen bitte doch auch Freiheiten besitzen. Außer man verdreht historische Fakten so sehr, dass sie zur Propaganda genutzt werden (Hust, Call of Duty, hust). Da verstehe ich weniger Spaß. Wenn in Kingdom Come: Deliverance II ein See in diesem Zeitraum so nicht existiert hat, dann tut das nun wirklich keinem weh. Oder wenn real verbriefte historische Figuren an Orten aufeinandertreffen, wo sie nicht aufeinandergetroffen haben, ist das doch auch egal.
Wenn dem Spiel für die ganz, ganz hohe Wertung von mir etwas im Weg steht, dann sind es übrigens Unzulänglichkeiten die aus einem falschen Verständnis für Authentizität einstehen. Es gibt im Rahmen der Haupthandlung einen Abschnitt, bei dem man sämtliche Waffen, Rüstungsteile, Items und mehr weggenommen bekommt und unter Zeitdruck eine Hinrichtung verhindern muss. Aus einer in der Realität verhafteten Sicht ist es vollkommen nachvollziehbar warum ich mein Hab und Gut weggenommen bekommen habe und mir in diesem Moment alle Personen misstrauisch gegenüber gestimmt sind. Es ist aus einer realistischen Sicht auch nachvollziehbar, warum dieser Abschnitt mit einem Zeitfenster versehen ist. Warum aber ist die Hochzeit, auf die ich im Rahmen der Hauptquest früh im Spiel kommen muss, nicht mit einem Zeitfenster versehen? Stattdessen bin ich hier vollkommen frei und kann in der offenen Welt machen was ich will. Ich kann meinen Heinrich auf Endgame-Level skillen, das Brautpaar wird trotzdem geduldig auf mein Erscheinen warten. Ist das realistisch? Nein.
Der beschriebene Abschnitt ohne Heinrichs Gegenstände ist für viele offenbar ein richtiger Frustmoment gewesen. Das betrifft dabei aber anscheinend vor allem jener Spielerinnen und Spieler, die nicht – wie ich – enorm viel Zeit im Startgebiet verbracht haben und erst einmal 35 Stunden die Welt erkundet und Nebenmissionen erledigt haben. Während andere mühsam eine Questkette abarbeiten müssen, bin ich einfach durch das Gebiet gelaufen, habe Leute überredet und belogen, mir einen Dietrich besorgt, ein paar Kräuter für einen geforderten Heiltrank zusammengeschmissen und war nach 45 Minuten durch. Ohne online zu gucken, ohne genervt zu sein. Nur weil ich meinen Heinrich entsprechend geskillt habe.
Ich mag ja, dass Kingdom Come: Deliverance II mir diese Möglichkeit gibt, denn es ist so unfassbar befriedigend Lösungen zu finden und für vorangegangene Taten und investierte Zeit in meinen Charakter belohnt zu werden. Und ich finde es absolut okay, wenn andere Spielerinnen und Spieler eine andere Route einlegen müssen. Aber nehmt doch wenigstens das nervige Zeitlimit weg. Mit einem Zeitlimit hantiert das Spiel übrigens danach noch einige Male und ich verstehe es nicht ganz. Hier wird Realismus simuliert, gleichzeitig kann ich in der gesamten Spielwelt Nester von Bäumen schießen und in diesen Items finden.
Muss nur noch kurz das Schwert schmieden

An anderer Stelle gefällt mir der Wille der Entwickler zu einer authentischen Erfahrung viel besser. Ich liebe etwa das Schmieden oder das Mixen von Tränken. Beim Schmieden muss man mehrere Schritte tun und konzentriert bleiben, bei alchemistischen Tätigkeiten ebenso. Das ist toll und macht auf eine seltsame befriedigende Weise Spaß.Anders gesagt: ich bin von meiner realen Arbeit nach Hause gekommen, habe mich vor die PS5 gesetzt und in Kingdom Come Deliverance II vergnügt Schwerter geschliffen und Hufeisen geschmiedet. Durch das edle Handwerk der Schmiedekunst habe ich mir übrigens in den Anfangsstunden eine fast adlige Nase verdient. Ich war nämlich so angetan, dass ich einfach immer und immer wieder an den Amboss getreten und Schwerter, Äxte und Hufeisen geschmiedet habe. Auch das Brauen von Tränken ist zu Beginn enorm lukrativ. Irgendwann bin ich dazu übergegangen getötete Banditen zu fleddern, Nachts in Häuser und Geschäfte einzusteigen, um Besitz und Inventar zu klauen und jede Truhe mit dem Dietrich zu öffnen, die mir in den Weg kam. Und ja, wenn auf der Straße ein getöteter Adeliger lag, dann habe ich mir auch dessen Kleidung und Groschen eingesteckt. Braucht er schließlich nicht mehr!
Vielleicht vermitteln diese Beispiele, wie sehr ich in der Spielwelt aufgegangen bin. Ich habe meine eigene Rolle in diesem Rollenspiel gefunden. Mittlerweile ist mein Heinrich ein ziemlicher Soziopath, der auch gerne mal ganze Banditenlager umbringt, in denen er heimlich Gift in ihr Essen kippt oder Nachts durch Burgen der Gegner schleicht, und den Dolch bei den schlafenden Soldaten sprechen lässt, um hinterher vergnügt alle Truhen und Türen zu öffnen, und sich die Taschen vollzupacken. In Gesprächen ist mein Heinrich dank entsprechend geskillter Werte herrlich manipulativ und einschüchternd und besteht jeden Skillcheck mit links. Und wenn es doch mal brenzlig wird, dann gibt es eben aufs Maul und das Langschwert wird gezückt.
Learning by doing

Es ist geradezu absurd wie viele Skills und Perks man freischalten kann. Um dies zu tun, muss man in der Regel eine Tätigkeit möglichst lange und intensiv machen. Um etwa im Schwertkämpfen besser zu werden, muss man viel Schwert kämpfen. Um im Schösserknacken besser zu werden, muss man sich an möglichst viel fremden Eigentum zu schaffen machen. Ich mag dieses System sehr, denn es belohnt mich direkt für das, was ich tue und lässt mir die Freiheit, einen individuellen Spielstil zu finden. Nach über 90 Stunden etwa habe ich zum ersten mal überhaupt einen Bogen in die Hand genommen – und es war eine Katastrophe. Zwar habe ich vorher schon ein bisschen mit der Armbrust gespielt, aber der Nahkampf liegt mir eben mehr. Entsprechend konnte Heinrich weder den Bogen sonderlich gut gespannt halten, geschweige denn einigermaßen gerade aus schießen. Also habe ich mich aufgemacht und für einige Stunden versucht, meine Skills im Bogenschießen zu verbessern, indem ich an Schießwettbewerben teilgenommen und aus sicherer Entfernung böse Buben ins Visier genommen habe.
Jede Fähigkeit braucht Zeit und gerade zu Beginn kann einen das ganz schön überfordern. Heinrich zum Spieleinsieg ist ein absoluter Lauch. Insbesondere der Nahkampf hat mich zur Verzweiflung gebracht, bis es endlich Klick gemacht hat. Ich soll auf die Fresse bekommen, ich soll es nicht leicht haben. Ich soll vorsichtig vorgehen, trainieren und Techniken lernen. Mittlerweile mag ich die Kämpfe sehr, auch wenn ich sie aufgrund ihrer gewollten Simulation von Authentizität noch ein bisschen als zu clunky empfinde.
Der Wald um die Ecke

Ein weiterer Punkt der mich so sehr in Kingdom Come Deliverance II aufgehen lässt, ist die Spielwelt und der Erkundungsaspekt. Ich liebe es durch virtuelle Welten zu spazieren und das virtuelle Böhmen ist schlicht prädestiniert dafür. Nicht nur sieht die Welt dank der Cryengine stellenweise unverschämt gut aus. Auch ist es den Entwicklern gelungen, einen abwechslungsreichen Landstrich zu inszenieren, ohne dabei in die typische Trickkiste vieler anderer Open World Games zu greifen und einen Ort mit unterschiedlichen Biomen und unterschiedlichen Jahreszeiten vollzustopfen. Ich liebe Ghost of Tsushima ja wirklich für seine Spielwelt, aber sie ist eben eine Anhäufung von Klischees, die man über die Landschaft von Japan hat – egal ob das Sinn macht oder nicht.
Bei den Warhorse Studios hat man hingegen abgebildet, was man vor der eigenen Tür sieht. Das alte Böhmen und heutige Tschechien erstrahlt zum Leben und begeistert mich vor allem mit seinen Wäldern. Diese sehen nicht nur so aus wie die Wälder in meiner eigenen Heimat, sie klingen auch so. Und auch die vielen kleinen Dörfer und nicht zuletzt Kuttenberg als große Stadt des Spiels machen mit ihrer Simulation mächtig Eindruck. Als ich das erste Mal nach Kuttenberg gekommen bin, hatte ich zum ersten Mal seit langem in einer virtuellen Stadt wieder diesen Aha-Moment und das Gefühl, nicht nur in einer Kulisse unterwegs zu sein. Absolut bemerkenswert übrigens, wie flüssig das Ganze auf meiner normalen PlayStation 5 läuft. Selbst im Performance-Modus mit gefühlt konstanten 60 Frames macht das Spiel einen unverschämt guten visuellen Eindruck.
Trailerl
Pro & Kontra

- ein Rollenspiel, welches den Namen redlich verdient und schier unzählige Möglichkeiten in Form von Skills und Perks zur Ausformung des eigenen Charakters bietet
- motivierende Gameplay-Systeme en masse, wie etwa das Kämpfen oder auch das Knacken von Schlössern
- spannende Geschcihte die stets mit Wendungen überraschen kann und ihren Figuren und Handlungsverläufen dabei enorm viel Zeit zur Entfaltung einräumt
- tolle deutsche Vertonung und Lokalisation mit einem Hauch "auf die Fresse Gothic Charme"
- die Cryengine liefert ein mitunter betörend schönes Spiel, dessen Highlight ganz klar die große offene Welt mit ihren vielen Sehenswürdigkeiten und Erkundungsanreizen ist

- mitunter seltsame Design-Entscheidungen, wie beispielsweise das verkrampfte Speichersystem oder auch der aufgesetzte Zeitdruck in einigen Hauptquests
- hier und dort ein paar technische Bugs
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