Forspoken – Viel übertriebenes Gerede? KOLUMNE
Ich möchte ehrlich zu euch sein, mich hat Forspoken Anno 2021 absolut null interessiert. Zum einen hatte ich damals keine PlayStation 5 und dass im Januar 2023 diese Konsole bei mir Einzug erhält, war definitiv noch nicht abzusehen. Auch dass ich zum eigentlichen Release von Forspoken, welcher ursprünglich im Mai 2022 angedacht war, meinem PC ein Upgrade verpasse und einen zweiten PC bauen werde, war ebenfalls zu der Zeit noch nicht abzusehen. Daher war mir ein PlayStation 5 und PC exklusives Game damals völlig egal und ist bis jetzt komplett an mir vorbeigegangen.
Es gab einen besonderen Umstand, der das Spiel für mich überhaupt in den Fokus gerückt hat. Am 20. Januar 2023 hat die Redaktion der PC Games rund um Chefredakteur Lukas Schmid ein Video veröffentlicht, indem sie klargestellten, zu Forspoken keinen Test zu veröffentlichen. Das hat mich neugierig gemacht, da sowas nicht jeden Tag vorkommt. Ein solcher Schritt ist zumeist bewusst gewählt und kann nur auf besondere Hintergründe hinweisen.
Was ist passiert?
Entsprechend der Problematik habe ich mich mit dem Spiel Forspoken aus Neugierde etwas genauer befasst. Dass nach der DEMO, welche im Dezember 2022 veröffentlicht wurde, viele enttäuscht waren, hatte ich aus einigen Berichten vernommen. Soweit nichts Ungewöhnliches, dachte ich. Als die PC Games jedoch berichtete, bei einer Bemusterung vor Release von einer internen Liste geflogen zu sein (was durchaus mal passieren kann) wurde ich hellhörig. Mehrere größere Redaktionen haben anscheinend keinen Key bekommen. Auch nicht nach Tagen der angeblichen Wiederaufnahme auf entsprechender Liste. Man vermutet, dass bestimmte Redaktionen oder Redakteure auf einer Black-List stehen, die evtl. im Vorfeld oder auch in der Vergangenheit bezogen auf den Entwickler oder Publisher sich zu kritisch geäußert haben. Um negative Schlagzeilen möglichst bis nach dem Release zu strecken, sollen also systematisch Redaktionen nicht bemustert worden sein.
Ich möchte persönlich keine Negativstimmung verbreiten oder mich groß zu äußern, da ich nicht persönlich betroffen bin und offiziell nicht nachweisen ist, inwieweit dies stimmt. Jedoch war ich spätestens jetzt neugierig, wie schlecht Forspoken denn wohl bitte sein muss.
Eigeninitiative
Zunächst habe ich mir Video Reviews einiger Kollegen (die offensichtlich einen Key bekommen haben) angeschaut und weitere Reviews in schriftlicher Form durchgelesen. Darüber hinaus mir auf Plattformen wie „Metacritic“ die User Bewertungen etwas genauer angeschaut und zum Schluss die 25Cent im PSN Store investiert, um die aktuelle DEMO, welche vor ca. 1 Woche geupdatet wurde, heruntergeladen. Wohl wissend, dass die DEMO trotz Update wohl nochmal etwas schlechter daherkommt wie die finale Version, wollte ich jetzt schauen, wo der Konsens unter Gamern und Redaktionen liegt. Im Prinzip kann man alles auf drei große Punkte zusammenfassen.
- Leere Open World
- technische Schwächen
- eine belanglose Story
1. Die leere Open World: Ja, diese fällt definitiv gleich zu Beginn auf. Jedoch gehört sie eben auch zur Geschichte und eine voll belebte fröhliche Welt würde auch nicht zu Erzählung passen. Dennoch hätten sie es für den Spieler deutlich ansprechender designen können. Ich hatte ein oder zwei Momente, wo ich dachte „WOW“, das muss ich sehen! Zunächst dachte ich, ich würde eine Ruine einer alten Burg in Augenschein nehmen. Im Kopf war ich schon dabei durch irgendwelche Gänge zu laufen, oder auf Türme zu klettern. Dementsprechend versuchte ich, die Wand hinaufzuklettern. Jedoch ging meiner Spielfigur zu schnell die Puste aus und ich suchte stattdessen den Haupteingang. Gesucht und gefunden! Leider stellte sich schnell Ernüchterung ein, als ich bemerkte, dass es sich hier nur um einen belanglosen Innenhof handelt, welchen ich kurz zuvor schon einmal in einer Herausforderung verteidigt habe. Es scheint so, als gäbe es tatsächlich keine Highlights, die es zu erkunden lohnt. Auch eine verseuchte und trostlose Welt sollte einige interessante Hotspots liefern, welche man mystisch erkunden kann.
2. Technische Schwächen. Ja, auch da gibt es leider ein paar. Framedrops gerade dann, wenn viele Gegner auf meinen Charakter zustürmen und Frey ein wahres Feuerwerk an Aktionen loslässt. Gleichzeitig sind einige Ruckeler wahrzunehmen. Nichts, was es unspielbar macht, jedoch spürbar und für einige sicherlich enttäuschend. Auch wirken Gesichter gelegentlich etwas unscharf. Generell finde ich die Mimik und den Gesichtsausdruck der Hauptprotagonistin emotionslos. Sie starrt, egal wo man steht, mehr oder weniger ins Leere und bewegt im Gespräch mit ihrem Armreif teils asynchron ihre Lippen. Die Vollversion ist laut Rücksprache mit der Redaktion etwas feiner, noch immer aber nicht frei von Fehlern.
3. Eine belanglose Story? Jein! Also im großen und ganzen Ja! Ihr findet einen magischen Gegenstand, wird in eine fremde Welt gezogen, versucht nach Hause zu kommen und die vorübergehende Heimat dabei zu retten. Ihr schnetzelt Gegner, looted nebenbei und rüstet eure Figur weiter aus. Ein erweiterbarer Skilltree ist ebenfalls Teil des Rollenspiels. Wenn man es also oberflächlich betrachtet, erfindet Forspoken das Rad definitiv nicht neu! Jedoch finde ich, dass hier absolut Potenzial versteckt ist. Doch worum geht es denn genau?
Die Geschichte
Frey ist ein Mädchen, welches im Ghetto von New York lebt und sich mit klein kriminellen Machenschaften so durchs Leben schlägt. Kaum der eigenen Wohnung beraubt, scheint das Leben aussichtslos. Doch plötzlich findet sie einen magischen Armreif und wird auf mystische Weise in die Welt von Athia transportiert, welche voller Magie und verschiedenen Monstern besteht. Diese Welt wird von mächtigen Hexen regiert, die sich Tanta nennen. Plötzlich bemerkt Frey, dass auch sie magische Kräfte besitzt, welche jedoch erst gebändigt werden müssen. Ferner steht die Rückkehr nach New York sowie die Rettung von Athia an oberster Stelle.
Grundsätzlich ist Potenzial vorhanden und ich habe in den vergangenen 32 Jahren definitiv schon belangloseres Zeug gezockt.
Was mir sehr positiv aufgefallen ist und das ist ebenfalls bei all der Kritik Konsens, ist das wirklich gute Gameplay! Das Parcours-System und auch das Kampfsystem sind richtig gut und gehen in Fleisch und Blut über. Das hat mich persönlich überzeugt, wenngleich ich mir zwischenzeitlich in der DEMO die Frage gestellt habe, warum ich das eigentlich alles mache? In der Vollversion gehe ich ganz stark davon aus, dass es mehr Dialoge gibt, welche die Handlung weiter begleiten, um dem Ganzen einen triftigen Grund zu geben.
Das eigentliche Problem
Das Rollenspiel Forspoken hat ein großes Problem, welches eigentlich aus mehreren kleineren besteht. Im Jahr 2021 als grafisch bestes Spiel angekündigt, dann aber erst von Mai 2022 auf Oktober 2022 verschoben, um dann final nochmal auf Januar 2023 verlegt zu werden! Die letzte Verschiebung war dabei sehr kryptisch. Angeblich war das Spiel bereits fertig und es gab nur noch ein wenig polishing, was so viel bedeutet wie, sie haben das Spielt bis Januar 2023 praktisch fertig in einer Schublade geparkt – wahrscheinlich um God of War Ragnarök aus dem Weg zu gehen (so die Vermutung). Offiziell hieß es nur, die Verschiebung sei eine strategische Entscheidung. Wenn es so kommuniziert wird, dass ein Spiel den Goldstatus hat und alles fertig ist, man nur auf den richtigen Zeitpunkt wartet, dann suggeriert man dem gewillten Spieler, dass alle Arbeiten erledigt sind und das Spiel im Grunde fertig ist. Nur um dann kurz darauf festzustellen, dass der Titel doch nicht so ganz fertig ist und man vielleicht die 4 bis 5 Monate, die das Spiel in der Schublade lag, doch nochmal besser investiert hätte seitens der Entwicklung! Gerade als Vorbesteller mit einer gewissen Erwartungshaltung bei 80€ Verkaufspreis ist eine Enttäuschung absolut nachvollziehbar.
Hype, Erwartungshaltung, hoher Verkaufspreis, hohe Versprechungen, das alles kann für ein Spiel am Ende zum Verhängnis werden. Und auch ich würde jetzt das Spiel nicht für 80€ kaufen! Aber für 40 bis 50€? Warum nicht? Trotz der Schwächen hatte ich mit der DEMO knapp 4 Stunden Spaß. Das Gameplay ist wirklich gut und für ein paar entspannte Stunden von der Couch auf Gegner schnetzeln, looten und eine eventuell potenziell ordentliche Story nebenbei zu erleben, kann nicht so falsch sein? Grafisch wirkt es für mich auch trotz der kleinen Schwächen durchaus gut und ansprechend.
Umgekehrt finde ich, muss es erlaubt sein, sich als Gamer selbst zu hinterfragen. Mache ich mir ein Spiel durch Hype und Meinungen anderer eventuell selber kaputt? Schraube ich meine Erwartungen und Ansprüche so hoch, dass ein Spiel praktisch perfekt erscheinen muss, um mich zufriedenzustellen? Hatten wir diese Problematik in Zeiten von 16Bit Systemen?
Schlusswort
Ich kann mir final keine abschließende Meinung von Forspoken machen, da ich es schlicht und ergreifend nicht durchgespielt habe. Ich kann nur das bewerten, was ich bis jetzt gesehen habe und das war solide. Nicht mehr und nicht weniger. Ich hoffe, der Skandal rund um negative Presse wird nicht zum Normalfall. Sollte es genau so gewesen sein, fände ich das mehr als bedenklich! Am Ende hat es dazu beigetragen, dass ich mich mit dieser Thematik mehr auseinandergesetzt habe. Vielleicht ist es mir gelungen, auch den ein oder anderen von euch zum Nachdenken zu bewegen.
Abschließend darf ich noch erwähnen, dass sich das Rollenspiel aktuell in unserem Testlabor befindet und ein Review in wenigen Tagen nachgereicht wird.