Fifa 16 REVIEW

Der große Konkurrent Pro Evolution Soccer 2016 aus dem Hause Konami hat mit dem diesjährigen Ableger ein sehr starkes Spiel vorgelegt. Dies versucht nun die diesjährige Fußballsimulation Fifa 16 von Electronic Arts zu überbieten, welche genau eine Woche später im Handel erhältlich war. Und eine große Neuerung gibt es ausschließlich bei Fifa 16 zu finden – zum ersten Mal ist es in einem Videospiel möglich eine Frauenmannschaft auf das virtuelle Grün zu führen. Doch wie sich das in das gesamte Spiel einfügt, und welche weiteren Neuerungen und Verbesserungen es in diesem Jahr gibt, lest ihr in folgender Review.

Getreu dem Motto: Ladies first

 frauen

Normalerweise würden wir an jetzt dieser Stelle mit den Neuerungen in Sachen Gameplay beginnen, und ob sich sonst an Atmosphäre oder der Präsentation etwas getan hat. Nein, wir beginnen absolut bewusst mit einer Revolution in der Geschichte der Fußball-Simulationen: Zum ersten Mal können wir in Fifa 16 eine Frauenfußball-Mannschaft auf den Rasen schicken und packende Begegnungen mit ihnen austragen. Zwar ist diese Auswahl noch auf 12 Nationalmannschaften begrenzt, allerdings können wir in einem extra angelegten Modus eine Art kleine Weltmeisterschaft spielen. Wir haben dies natürlich sofort ausprobiert und staunten nicht schlecht, vor allem über die sehr detaillierten Gesichter und Frisuren der weiblichen Kicker.

Electronic Arts macht aus den Schwächen der Frauenteams im Vergleich zu den zahlreichen Teams der Herren kein Geheimnis. Angefangen über Torhüterinnen die durch ihre geringere Körpergröße so einige Probleme bei platzierten Schüssen ins Eck haben, bis hin zu nicht so wuchtigen Schüssen wie die männlichen Kollegen. Und auch wenn der gesamte Spielablauf mit Frauenteams irgendwie zäher und ungenauer von der Hand geht, hatten wir beim ausgiebigen Antesten sehr viel Spaß.

Eine einzige Einschränkung schreibt uns Electronic Arts dann allerdings doch vor: Frauenmannschaften können nur gegen andere Frauenteams antreten – einem ungleichen Duell mit den Herren wird also gleich ein Riegel vorgeschoben. Einerseits verständlich, aber andererseits hätte gewiss die eine oder andere Frau es zuhause dem Partner gern gezeigt, wer das stärkere Geschlecht auf dem Rasen ist.

Bloß nicht das Training schwänzen

FIFA 16 Karriere: Training

Neben den neu eingefügten Teams der Frauen-Nationalmannschaften, bietet Fifa 16 auch in den altbekannten Modi einige Neuerungen. Der Karrieremodus gehört mit Fifa Ultimate Team (dazu später mehr) zu den beliebtesten Spielmodi in der Fifa-Reihe und deshalb bekam dieser Einzelspieler-Modus so einige interessante neue Features und Verbesserungen.

Wir haben im Karrieremodus erneut die Wahl, ob wir eine Trainer- oder eine Spielerkarriere anstreben. Entweder übernehmen wir die Führung eines ganzen Teams, oder steuern einen einzelnen Spieler im „Be a pro“-Modus über das Feld, und versuchen mit guten Leistungen zu überzeugen. Im Managermodus übernehmen wir die Leitung einer Mannschaft, tätigen Transfers, lassen Scouts nach Talenten suchen, oder bringen das gesamte Team zum großen Erfolg.

Nach der Auswahl einer Mannschaft und dem Einstieg in den Karrieremodus bemerken wir schnell die erste große Neuerung. Unsere Vorbereitung auf die neue Spielzeit besteht jetzt nicht mehr nur aus drei bedeutungslosen Testspielen, sondern aus einem von drei möglichen Vorbereitungsturnieren. Diese helfen uns nicht nur beim Finden der richtigen Aufstellung, Taktik und Formation, sondern stockt bei erfolgreichem Abschneiden auch noch etwas unser Transferbudget auf, was wir dringend für neue Spieler gebrauchen können. Die drei Turniere unterscheiden sich jeweils durch die teilnehmenden Mannschaften und Austragungsorten voneinander, wonach sich der Schwierigkeitsgrad und die dazu anfallende Siegprämie richten. Außerdem können wir erstmals in diesem Turnier bis zu sieben frische Spieler einwechseln, und nicht nur drei, wie noch in den Testspielen im letzten Jahr bei Fifa 15.

Die zweite große Neuerung ist das Spielertraining zwischen den Pflichtspielen. Wie im echten Leben fördert das Training unsere Profis und kann deren Fähigkeiten verbessern. Wir haben pro Woche die Wahl fünf unserer Spieler in ein kleines Trainingsspiel zu schicken, diese Aufgaben reichen von Dribbling, Passen bis hin zur Verteidigung und unterscheiden sich in drei Schwierigkeitsgraden. Je höher diese liegen, und je besser wir im Trainingsspiel abschneiden, desto höher steigen die jeweiligen Werte des Spielers und damit auch seine Gesamtstärke. Bei jeder Trainingsaufgabe haben wir die Chance sie bis zu drei Mal zu wiederholen. Durch die vielen unterschiedlichen Möglichkeiten des Trainings dürfte dies auch in der zweiten oder dritten Saison nicht so schnell langweilig werden. Übrigens lässt sich das Training auch einfach simulieren, allerdings auf Kosten des Spielspaßes.

Ab jetzt wird auch bei Fifa gedraftet

Fans von amerikanischen Sportligen kennen dieses System schon seit längerer Zeit. Neue Spieler bzw. sogenannte Rookies werden dort von Colleges oder ähnlichen Schulen in ein bestimmtes Team gedraftet. Und genau solche ein Modus wurde jetzt bei Fifa 16 in den beliebten Ultimate-Modus eingebaut. Wie bereits in den vergangenen Jahren stellen wir mit Sammelkarten unser Team zusammen, und ergänzen es immer wieder mit Käufen auf dem Transfermarkt oder durch das Erwerben von Bronze-, Silber- oder Goldpacks, mit denen man mit etwas Glück wertvolle Spieler erhalten kann.

Zum ersten Mal in Fifa 16 ist nun der sogenannte Draft-Modus enthalten, indem wir für eine Gebühr von 15.000 Münzen, 300 Fifa-Coins (umgerechnet rund 3 €) oder für ein Draft-Token, welchen wir mit etwas Glück in einem der Packs erhalten können, teilnehmen dürfen – das erste Mal ist noch kostenlos. Nach dem Start des Modus wählen wir einen Kapitän, und bauen um diesen herum ein Team aus absoluten Superstars aus den europäischen Ligen. Aber auch hier gilt: Immer auf die Teamchemie achten, welche wir durch Gemeinsamkeiten wie dieselbe Liga, oder gleiche Nationalität zweier Spieler, erhöhen. Wir haben auf jeder Position immer die Wahl eine aus fünf vorgeschlagenen Karten zu wählen, um damit unser Team nach und nach zu füllen.

Haben wir unser Team inklusive Manager zusammengestellt, so starten wir in die erste von vier möglichen Partien. Dies gilt sowohl für den Einzelspielermodus gegen den Computer, bei dem wir je nach Schwierigkeitsgrad mehr Münzen erhalten, als auch im Online-Modus gegen andere Spieler. Nach maximal vier Spielen ist Schluss und unser Draft-Team ist weg und wir sahnen je nach Anzahl Siege bessere Packs ein, bei denen wir allerdings erneut eine Menge Glück brauchen, um richtig gute und wertvolle Spieler daraus zu ziehen. Auch wenn der Einsatz für den Draft-Modus relativ hoch ist, ist es eine gelungene Abwechslung zu den Saisonspielen und auch mit 0 Siegen bekommt man bereits Packs die einem Kaufpreis von 15.000 Münzen entsprechen – also ein überschaubares Risiko. Trotzdem bleibt die Frage, ob man mit dem Einsatz nicht zuerst gezielt sein Team auf dem Transfermarkt verbessert, bevor man auf wertvollere Spieler in den jeweiligen Packs setzt.

Der Sturm gewinnt Spiele, die Abwehr gewinnt Meisterschaften

 

Passend zu dieser bekannten Aussage gestaltet sich Fifa 16 nun deutlich defensiver und macht das Tore schießen wieder etwas anspruchsvoller – zumindest auf den höheren Schwierigkeitsgraden. Besonders durch das neue Feature „Tactical Defending“ stehen gegnerische Abwehrreihen viel organisierter und fangen gezielte Pässe viel öfter ab, und leiten schnell einen Gegenangriff ein. Als Angreifer muss man seine Anspiele nun mit mehr Bedacht wählen, um die Verteidigung geschickt auszuspielen. In Fifa 16 sind passsichere Mittelfeldspieler mehr wert, als einfach nur auf eine hohe Sprintgeschwindigkeit zu setzen. Denn durch das langsamere Tempo im Spiel haben es schnelle Spieler schwerer, da Verteidiger das verlangsamte Spiel nun besser verteidigen können, und auch die schnellsten Flitzer leichter einholen können als noch im Vorgänger. Außerdem hat man als Verteidiger nun viel mehr die Möglichkeit auf das Spielgeschehen zu reagieren, um besser verteidigen zu können.

Auch wenn das Passspiel in Fifa 16 sehr wichtig geworden ist, kommt es am Ende im Fußball auch immer noch auf die geschossenen Tore an. Hier haben die Macher von Electronic Arts etwas herum geschraubt, wie ihr bereits sehr schnell in den ersten Partien merken werdet. Im neuen Teil der Reihe reagiert die Schusstaste noch einmal ein gutes Stück empfindlicher als noch im Vorgänger. Dadurch fühlt sich das Spiel besonders beim Abschluss in der Offensive einen Tick realistischer an, und genau das ist doch das, was wir von einer gelungenen Fußball-Simulation erwarten.

Doch leider gibt es auch etwas zu bemängeln, denn die KI hat leider immer noch ihre unregelmäßigen Aussetzer. So kommt es nicht selten vor, dass unsere Teamkollegen während einer Offensivaktion im Strafraum einfach regungslos herumstehen, anstatt sich in eine gute Position zu begeben. Und auch die Torhüter-KI hat sich leider nur bedingt verbessert. Zwar lässt die KI nicht mehr so viele Bälle nach vorne prallen, allerdings klebt selbst ein Manuel Neuer sehr oft einfach nur auf der Torlinie herum. Da könnten die Keeper vielleicht mal etwas mehr automatisch mitspielen.

Ein neues Kommentatoren-Duo & eine bundesligareife Präsentation

In Sachen Präsentation spielt Fifa 16 erneut in der Königsklasse und kann seinen Konkurrenten erneut ausspielen. Auch wenn die 3. Liga aus Deutschland nicht enthalten ist, kann der neue Teil der Fifa-Reihe erneut mit einem unfassbaren Lizenz-Paket auftrumpfen. Einzig auf die Champions-League sowie die etwas schwächere Europa-League müssen wir weiterhin verzichten, da diese Lizenzen bei Konamis Pro Evolution Soccer liegen.

Optisch sieht Fifa 16 wirklich super aus. Ein Cristiano Ronaldo oder ein Leo Messi sehen ihren Vorbildern zum Verwechseln ähnlich, doch leider gibt es auch viele namhafte Talente aus der Fußball-Bundesliga, die ihrem reellen Vorbild nur sehr wenig ähneln – da könnte Electronic Arts noch etwas nachlegen.

Sehr gefreut haben wir uns über eine Atmosphäre, die einer TV-Übertragung zum Verwechseln ähnlich sieht. Die Fußball-Bundesliga kommt erstmals mit den originalen Einblendungen und Anzeigen einer Live-Übertragung von beispielsweise SKY her. So sehen wir vor dem Spiel die Aufstellung wie bei einer richtigen TV-Übertragung, und auch die beiden Kommentatoren gehen nun viel intensiver auf spezielle Spieler des Teams ein, die ebenfalls eingeblendet werden. Und auch das seit dieser Saison eingeführte Freistoß-Spray darf in Fifa 16 natürlich nicht fehlen. Dieses wird bei Freistößen eingesetzt und zeigt an, wo der Ball beim Freistoß liegen soll und welche Linie die Mauer nicht überschreiten darf. Dieser Schaum auf dem Rasen verschwindet realitätsnah nach einigen Spielminuten, allerdings bleibt das Spray bei einem Freistoß kurz vor der Pause auch bis zum Anpfiff der 2. Halbzeit auf dem Rasen bestehen – nicht so ganz realistisch, denn 15 Minuten lang ist der weiße Schaum auf dem Spielfeld nicht zu sehen.

Ein neues Kommentatoren-Duo bietet Fifa 16 ebenfalls, denn der noch aus dem Vorgänger bekannte Manni Breuckmann wurde nun durch den bei vielen Fußball-Fans beliebte Wolff-Christoph Fuss ersetzt. Dieser kommentiert gemeinsam mit Frank Buschmann das Geschehen auf dem Rasen. Allerdings sind wir auch in diesem Jahr von den oft unpassenden, und sich wiederholenden Sprüchen etwas genervt. Dennoch bringt Wolff Fuss ein wenig mehr den notwendigen Schwung in die Übertragung.

Und auch auf den Rängen hat sich akustisch einiges getan, denn viele Fans der zahlreichen Clubs stimmen nun noch mehr unterschiedliche Fangesänge an, und tragen damit ebenso ihren Teil zu einer gelungenen Spiel-Atmosphäre bei. Doch gerade bei den kleineren Vereinen, beispielsweise aus der 2. Bundesliga, fehlt es auch hier etwas an der Abwechslung im Gesangs-Repertoire.

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