Evoland Legendary Edition Xbox One REVIEW

Wie entwickelten sich Games innerhalb der 90er Jahren? Diese Frage hat sich wohl auch Chiro Games gestellt und bereits im Jahre 2013 infolge eines Game Dev Jams das Action-Adventure Evoland veröffentlicht. Seither erschien der Indietitel außerdem für Smartphones und ist seit kurzer Zeit auch für Konsolen als sogenannte Legendary Edition erhältlich. Diese enthält sowohl Evoland als auch die Fortsetzung Evoland 2. Nachdem unser werter Kollege Volker bereits einen Blick auf beide Ableger geworfen hat, prüfen wir, wie gut sich der Indietitel auf Xbox One schlägt.

Zu den Anfängen der Videospielgeschichte

Mit Evoland bekommen Freunde des klassischen Action-Adventures à la The Legend of Zelda neues Futter. Der Titel verbindet klassische Spielelemente mit einem interessanten Upgrade-System. Denn statt Rubinen und unterschiedlichen Waffen sammelt man hier Gameplay-Elemente. Ist man anfangs auf simple 2D-Sprites und rudimentäre 4-Wege Navigation limitiert, versteckt sich hinter nahezu jeder Truhe eine neue Spielmechanik. Das hält die Spannung aufrecht und sorgt immer für die nötige Portion Abwechslung. Außerdem durchlebt man quasi die komplette Spielegeschichte der 90er im Schnelldurchlauf. Aus einfachen 2D-Sprites wird eine schöne 3D-Welt und aus stumpfem Monstergekloppe ein rundenbasiertes Kampfsystem.

Erzählerisch klammert sich Evoland an die typische Heldenreise. Ein Held, der dazu auserkoren wird, die gesamte Welt vor dem Bösen zu retten. Auf seiner Reise trifft der Held, der sich übrigens Clink nennt, auf jede Menge Sidekicks aus anderen Spielen. Etwa ein Schwert, welches dem von Cloud Strife aus Final Fantasy 7 zum Verwechseln ähnlich sieht oder ein Begleiter, der uns ganz vorsichtig darauf hinweist: „It’s dangerous to go alone!“. Leider machen diese durchaus amüsanten Anspielungen noch lange keine gute Geschichte aus dem losen Story-Konstrukt. Erzählerisch bleibt das Abenteuer leider weit hinter den Erwartungen zurück.

Auch spielerisch hätten wir uns von Evoland mehr erwartet. Zwar ist die Idee von einem Spiel, das sich mit Spielfortschritt anpasst und weiterentwickelt, richtig gut, aber bei der Umsetzung wurde vielleicht leicht übertrieben. Man bekommt quasi im Minutentakt neue Gameplay-Elemente auf die Nase gebunden und hat dabei kaum Zeit, sich an einen Stil zu gewöhnen. So wird aus dem klassischen Action Adventure in gerade einmal drei Spielstunden ein „Action-Adventure-Hack‘n’Slay mit rundenbasiertem Kampfsystem“. Bei aller Liebe zu Neuerungen ist das einfach zu viel des Guten. Evoland wirkt so eher wie ein wirres Experiment aus wahllos zusammengewürfelten Genres.

Davon mag nun jeder halten, was er möchte, dennoch ist Evoland gerade für langjährige Spieler eine nostalgische Reise in frühere Tage und kann diesen Charme eines The Legend of Zelda – A Link to the Past tatsächlich zu einem gewissen Grad einfangen. Auch für Neulinge eignet sich Evoland sehr gut, um einerseits zu sehen, wie dieses Phänomen Gaming anfing und andererseits durch den recht niedrigen Schwierigkeitsgrad erste Erfolge zu feiern. Objektiv betrachtet ist dieser erste Ableger wirklich kein weiter Wurf über den Zaun, als Indiefan lassen sich dann aber dennoch Ambitionen hinter diesem Genre-Experiment erkennen.

Alles wieder auf Anfang

Sind nun nach nur wenigen Stunden die Credits von Teil 1 über den Monitor gelaufen, stürzt man sich mit teils gemischten Gefühlen in Evoland 2. Warten hier wieder zahllose Gameplay-Konzepte, die einfach nicht so richtig zusammenpassen wollen? Kurzum, nein! Die Entwickler haben wirklich vorbildlich aus ihren Fehlern gelernt und aus Evoland 2 das Spiel gemacht, welches der Vorgänger hätte werden sollen. Nämlich ein richtig gelungenes Retro-Adventure quer durch diverse Genres, ohne dem Spieler dabei zu viel aufzudrängen. Neue Features werden genau dann eingeführt, wenn sie auch zur Situation passen und nicht mehr total wahllos.

Auch wurde in Teil 2 mehr Fokus auf eine gelungene Geschichte gelegt. Charaktere besitzen nun auch Hintergründe und wurden vernünftig in den Handlungsrahmen integriert. Klar, bekommen wir es hier wieder mit der klassischen Heldengeschichte zu tun, doch besitzt sie nun mehr Tiefgang. Weiters finden sich wieder lustige Anspielungen auf andere Spiele und Serien. Etwa die vier Ninja Eichhörnchen mit ihren markant gefärbten Stirnbändern oder die Noria-Höhlen in Anlehnung an Der Herr der Ringe. Wer die Augen offen hält, wird auf jede Menge Details stoßen, die ihm sehr bekannt vorkommen.

Auch die Spielzeit wächst im Vergleich zu Teil 1 hier auf etwa 20 Spielstunden an, was sich durchaus positiv auf den Gesamteindruck auswirkt. Evoland 2 fühlt sich dadurch schon an wie ein richtiges Adventure, wirkt aber stellenweise leider etwas langatmig. Inhaltlich bietet die Legendary Edition keinerlei Neuerungen im Vergleich zu den Einzelexemplaren für PC. Von einem Neukauf raten wir in diesem Fall also ab, wer Evoland oder Evoland 2 aber über Steam gekauft hat, bekommt die Legendary Edition netterweise kostenlos.

Technik:

Optisch richtet sich die Evoland-Reihe an Retro-Fans und Nostalgiker. Einfache Texturen und Animationen sind hier an der Tagesordnung. Zwar „entwickelt“ sich auch die Optik mit dem Spielfortschritt weiter, aber über 3DS-Niveau mit etwas verbesserter Kantenglättung schießt man in beiden Ablegern selten hinaus. Einen Großteil des Charmes, den der Indietitel versprüht, macht jedoch genau dieser Grafikstil aus. Gewarnt werden hier diese Spieler, denen Grafik wichtiger als das Spielerlebnis an sich ist.

Auch akustisch unternehmen wir hier mit einfachen Tönen und dem Verzicht einer Sprachausgabe eine regelrechte Zeitreise. Selbst im späteren Spielverlauf hat man das Gefühl, mitten in einem 90er Jahre Adventure zu stecken. Eingängige Melodien, die sich innerhalb eines Gebiets alle 30 Sekunden zu wiederholen scheinen und irgendwann zum Ohrwurm werden. Fühlt euch an dieser Stelle an die Marktplatzmusik aus Ocarina of Time erinnert.

In puncto Steuerung gestaltet sich Evoland absolut simpel und eignet sich damit perfekt für Anfänger. Egal, in welcher Zeitepoche man sich gerade befindet, ob Action-Adventure oder rundenbasiertes Rollenspiel, es werden eigentlich immer nur ein Analog-Stick zur Navigation sowie maximal zwei Aktionsknöpfe benötigt. Bei der Performance präsentiert sich Evoland durchweg vorbildlich. Während unseres Tests ist der Titel kein einziges Mal abgestürzt und auch die Framerate blieb bis auf ein paar kleine Ausnahmen immer stabil im oberen Bereich. Die kleineren Einbrüche, welche es an bestimmten Stellen gab, sind wohl Spiele-Engine anzukreiden, die mit zu vielen bewegenden Objekten im Bild scheinbar schlecht zurechtkommt.

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Spiel Bewertung
Singleplayer
80
80
Okay
-
Multiplayer

FAZIT

Evoland ist eine virtuelle Zeitreise durch die Videospielgeschichte. Auch wenn der erste Teil der Legendary Edition spielerisch nicht gerade der größte Wurf ist, dürfen sich Neulinge über eine spielbare Doku der Spieleentwicklung der 90er Jahre und alte Hasen sich über eine Menge Nostalgie freuen. Während der erste Ableger wie ein rudimentärer Prototyp mit zu wenig Struktur wirkt, haben die Entwickler mit Evoland 2 ein tolles Abenteuer geschaffen. Teil 2 entpuppt sich als richtig gelungenes Action-Adventure mit erfrischenden Elementen aus anderen Genres. Die Neuveröffentlichung beider Ableger für Konsole ist durchaus solide und sorgt für viele unterhaltsame Stunden.

- Von  Fabian

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USK 6 PEGI 7

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