Call of Duty: Black Ops 7 REVIEW
In den vergangenen Jahren hatte Call of Duty kaum mit nennenswerter Konkurrenz im Metier der (Online-)Shooter zu kämpfen und hatte es selten nötig, die Fans mit Innovationen anzulocken. Hier und dort gab es dennoch Ausreißer, die versucht haben etwas neu zu machen, vor allem das im vergangenen Jahr veröffentlichte Black Ops 6 und Black Ops Cold War (2020) sind hier zu nennen. Mit dem populären Battlefield 6 und dem aktuell ziemlich gehypten Newcomer Arc Raiders im Genre-Revier, muss sich der vermeintliche König mit dem aktuellen Black Ops 7 seit langer Zeit aber mal wieder anstrengen – und kommt ganz schön ins Straucheln.
Solisten unerwünscht
Black Ops 7 verfügt über die gewohnten drei Standbeine der Reihe, bestehend aus Multiplayer, einem Koop-Modus (erneut in Zombie-Gewand) sowie der Kampagne. Letztere ist in diesem Jahr ebenfalls auf Koop ausgelegt und macht anders auch kaum Sinn. Und bitte, nehmt mich hier beim Wort! Zwar kann man den Story-Part auch alleine spielen, wird aber kaum Spaß haben und in meiner Wahrnehmung ständig eingeschränkt.
Das hat viele Gründe, darunter technische, aber auch welche, die das komplette Design in spielmechanischer Hinsicht betreffen. Das beginnt bereits beim ständigen Online-Zwang, ohne den man den Story-Modus gar nicht erst starten kann und geht so weit, dass man eine Mission im aus dem Multiplayer bekannten Lobby-Menü beginnt. Mit dem Befehl zum Start einer Mission ist es aber immer noch nicht getan, denn auch als Solist muss man eine Wartezeit in Kauf nehmen, ganz so, wie wenn man mit Leuten aus der Freundesliste oder zufällig zugeteilten Mitspielern zocken möchte. Richtig absurd wird es, wenn man als Solospieler eine Mission beginnt. Zwar sieht man in allen Renderfilmen ein aus vier Personen bestehendes Team. In den Missionen selbst sind diese aber nicht zugegen, einen Ersatz in Form von KI-Kameraden für fehlende Mitspieler gibt es nicht. Was umso bekloppter ist, da immer wieder Ziele erfüllen muss, die auf vier Personen ausgelegt sind, etwa vier Sprengladungen anbringen. Spielt man alleine, muss all das selber machen. Kein Beinbruch, aber eine von vielen Unstimmigkeiten, die zum Gefühl beiträgt, das Einzelspieler nur ein Nachgedanke für die Entwickler der Kampagne gewesen sind.
Ärgerlich wird es, wenn man immer wieder mit den Macken eines Online-Modus rumkämpfen muss. Selbst wenn man alleine spielt, kann es zu Lags kommen. Grotesk! Aufgrund des Online-Zwangs kann man auch nicht einfach pausieren. Das Spiel läuft stetig weiter. Hat man keine Zeit oder Lust und eine laufende Mission beendet (oder aus dem Spiel rausgeworfen wird!!!), muss man die Mission beim nächsten Start komplett von vorne beginnen. Checkpoints gibt es de facto nicht, lediglich innerhalb eines laufenden Spiels. Wird man niedergestreckt, kann man sich zwar selbst heilen, sofern man das entsprechende Item dabei hat. Ist das nicht der Fall, dann ist Game Over. Spielt man mit anderen Leuten, dann kann zumindest jederzeit jemand zur Hilfe kommen. Als Solist hat man Pech gehabt. Es ist natürlich vollkommen legitim von den Entwicklern eine auf Koop ausgelegte Kampagne anzubieten. Aber dann bietet entweder gar keinen Solopart an oder baut ihn anständig ein, sodass man sich nicht wie das fünfte Rad am Wagen fühlt.
Auferstehungs-Mindfuck
Selbst wenn ich mal die ganzen technischen und spielmechanischen Unzulänglichkeiten außer Acht lasse, so kann ich wenig positives über die Kampagne auf inhaltlicher Ebene sagen. Die Geschichte knüpft an Black Ops 2 an und bringt mit Menendez den vermeintlich toten Bösewicht von damals zurück. Erneut spielen auch psychologische und toxische Kriegsführung eine Rolle, außerdem gibt es noch ein allmächtiges Tech-Unternehmen mit offenbar durchgeknallten CEO. Die Zutaten sind durchaus da, um eine interessante Rahmenhandlung zu stricken und nicht zuletzt Black Ops 6 hat mit ähnlichen Story-Beats interessante Missionen geschaffen. Hier kommt die Gemengelage aber nicht zu einem interessanten Ganzen zusammen und ich frage mich wirklich, was Entwickler Raven Software hier eigentlich geritten hat. Nach und nach driftet die Story immer mehr ins Alberne ab. Der erste große Bosskampf etwa hat mich geradezu wortlos hinterlassen (Stichwort: vom Himmel herabfallende Riesen-Macheten). Nun sind alberne Elemente per se nichts, was ich ablehne und sind wir mal ehrlich steckt in der Franchise ohnehin schon seit langer Zeit auch eine gewisse Portion Quatsch. Aber im Falle von Black Ops 7 kommt einfach nichts zusammen, was mich sonderlich bei der Stange hält.
Zu allen Überfluss übernimmt man auch noch ein Konzept, mit welchem bereits Modern Warfare III von 2023 krachend gescheitert ist: eine offene Spielwelt. Call of Duty ist für mich stets ein von den Entwicklern durchgetaktetes Actionspektakel mit audiovisuell coolen Setpieces. Davon gibt es hier kaum welche und wenn, bleiben sie überhaupt nicht in Erinnerung. Auf spielerischer Ebene ist diese lieblose Open World ohnehin unspannend. Der Gipfel der Lieblosigkeit sind die aus Warzone bekannten Kisten, aus denen ich neue Waffen und Items ziehe. Überhaupt wirkt das alles, als hätte man einfach die kommende Map für Warzone genommen und ohne wirkliche Anpassungen für die Kampagne adaptiert.
Jetzt wird an Wänden gelaufen
Okay, haken wir einmal die Kampagne ab und stellen die Frage, wie es um den Multiplayer steht. Die kurze Antwort: er ist solide bis gut. Vor allem ein paar Entscheidungen im Hintergrund erweisen sich als gut, wie etwa die jetzt mögliche Auswahl zwischen Skill-Based-Matches und traditionellen Partien. Das Thema Skill-Based beschäftigt die Community schon lange und spaltet sie, jetzt hat man also zumindest die Option selbst zu wählen. Das könnte den Einstieg für Neulinge theoretisch einfacher gestalten und frühen Frust abschalten.
Dass im Vorgänger eingeführte Omnimovement wurde ein bisschen poliert. Der extra-schnelle Sprint wurde quasi getilgt und ist nur noch durch einen Perk verfügbar, die hohe Geschwindigkeit und Wendigkeit der Spielfigur und des generellen Match-Ablaufs wird aber beibehalten. Und es gibt jetzt Wallruns, was ich ohnehin in Shootern immer sehr cool finde und auch in der Umsetzung in Black Ops 7 sehr mag. Das Gunplay ist gewohnt wuchtig, das Regnen von neuen Freischaltungen und Auszeichnungen ist auch nach unzähligen Jahren noch immer befriedigend.
Maps und arcadige Zombies
Die Maps sind mit dem erweiterten Omnimovement im Hinterkopf designt worden und weisen nach wie vor das serientypische „Drei Wege“ Design auf. Auch die technisch nicht neuen, sondern aus Black Ops 2 wiederkehrenden Maps wurden auf das neue Movement angepasst und auch visuell ein bisschen aufgewertet. Nach wie vor gefallen mir vor allem die kompakten Maps für den klassischen 6 vs. 6 Modus. Bei meinem derzeitigen Favoriten Blackheart handelt es sich um eine Bohrplattform mit engen Gängen und einem offeneren zentralen Bereich. Die Karte Schmiede besitzt rotierende Wände im zentralen Bereich, was eine coole, verspielte Idee ist und für eine flotte Dynamik und neue taktische Überlegungen sorgt. Es gibt aber auch einige mittelmäßige Karten, wie das in Japan angesiedelte Den.
Der Zombie-Modus als das dritte große Standbein des Gesamtpakets kehrt ebenfalls zurück und bringt in diesem Jahr neben der mehr oder weniger bekannten Umsetzung noch den Dead Ops Modus zurück, eine bei Fans beliebte Spielweise, welche wesentlich arcadiger ausfällt und aus der Vogelperspektive gespielt wird.
Video zum Spiel
Pro & Kontra
- solider Multiplayer mit erweiterten Movesystem und Wallruns als neuen großen Features
- nette Maps, die teils komplett neu sind, teils aus Black Ops 2 stammen
- endlich gibt es die Option zwischen Skill-Based-Matchmaking und regulärem Matchmaking
- obwohl man die Kampagne auch alleine spielen kann, ist sie darauf weder inhaltlich noch spielmechanisch wirklich ausgelegt
- es kommt zu Verbindungsabbrüchen und Lags im Solospiel
- selbst im Koop ist die Kampagne unteres Mittelmaß
- Open World Ansatz der Kampagne wirkt wie Spielzeitstreckung
- bei den Multiplayer-Maps gibt es auch einiges an Mittelmaß
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