Broken Age REVIEW
Broken Age dürfte dem ein oder anderen bekannt vorkommen, denn das Spiel ist bereits ein gutes Jahr alt! Allerdings erschien das Spiel damals unvollständig und lieferte nur einen ersten Akt, der vor Kurzem mit dem zweiten Teil vollendet wurde. Grund waren vor allem finanzielle und zeitliche Probleme des über Kickstarter finanzierten Spiels. An das fertige Projekt wollte ich mich natürlich sofort wagen und habe es für euch getestet.
So unterschiedlich wie Tag und Nacht
Das Spiel besitzt nicht eine, sondern gleich zwei Stories! Und die könnten unterschiedlicher nicht sein. Während Shay als einsamer Astronaut sein Abenteuer im tiefen Weltraum in der Nacht beginnt und langsam hinter die Geheimnisse seiner Umgebung kommt, startet Vella an einem sonnigen Morgen als ausgewähltes Opfer für ein Monster namens Mob Chothra und versucht ihrem Schicksal zu entkommen. Und so verschieden sich beide Geschichten und Charaktere entwickeln, treffen sie später zusammen und gehen gemeinsam weiter. Dabei sind sie gleich mehreren Geheimnissen auf der Spur, denn hinter den Bedrohungen und Mysterien verbirgt sich viel mehr als anfangs vermutet.
Die Story beginnt interessant und wird mit so vielen Details erzählt, dass sie einen direkt in ihren Bann schlägt. Vor allem die skurrilen und merkwürdigen Charaktere geben der Story ihre Lebendigkeit – egal ob es sich dabei um Shay oder Vella dreht. Außerdem findet man immer wieder neue Ideen, die inzwischen bei Point’n’Click Adventures leider immer wieder fehlen, hier aber frischen Wind in die Story und das Gameplay bringen. Leider bleiben Story und Atmosphäre nicht durchgehend so durchdacht und gut, sondern brechen auf dem letzten Drittel etwas ein und bedienen sich immer wieder gleicher Charaktere und gerade die Story verschweigt einige offene Themen, auf die so spannend in der ersten großen Hälfte hingearbeitet wurde. Trotzdem bleibt die Story insgesamt gut und spannend.
Das Gameplay geht im großen und ganzen keine neuen Schritte, sondern verlässt sich auf knifflige Rätsel und das Sammeln, Kombinieren und Tauschen von verschiedenen Objekten. Auch wenn das alles erst mal nicht ganz so neu klingt, schafft es Broken Age durch viele neue Elemente wie etwa Wolken auf denen man nur mit leichtem Gepäck laufen kann, schrumpfende Teleporter und vielen weiteren Ideen immer wieder neue Elemente ins Spiel zu bringen. Die zahlreichen Rätsel sind dabei auch meistens nicht zu komplex, aber trotzdem anspruchsvoll. Auch die Dialoge haben es in sich und sind mal ernst, mal komplex und meist auch einfach nur lustig. Dabei unterscheiden sich beide Charaktere und Welten stark und kommen mit ganz eigenen Ideen, ohne dass sich etwas wiederholt. Ein Wechsel zwischen beiden Charakteren ist jederzeit möglich, wobei das von der Spielmechanik her erst später im Spiel nützlich wird. So können dubiose Gespräche mit Schlangen als Shay Vella später beim Antworten auf bestimmte Fragen helfen. Zudem verändern sich die Umwelt und die Bewohner während des Abenteuers immer wieder, sodass man – obwohl man bereits bekannte Umgebungen besucht und mit bekannten Gesichtern spricht – immer wieder etwas Neues erlebt und den Wandel der Welt miterlebt. Auch dies wirkt sich auf Dialoge und Rätsel aus, sodass es an Abwechslung definitiv nicht mangelt.
Auch wenn Broken Age leider die erste Zeit lang zu leicht ist, nimmt die Schwierigkeit langsam zu und erreicht etwa zur Hälfte ein angemessenes und gutes Niveau, auf dem sich das Spiel auch bis zum Ende sehr gut hält.
Vor allem authentisch
Passend zu den Hauptcharakteren und der restlichen Atmosphäre des Spiels ist Broken Age in einer 2D-Kinderbuch-Optik gehalten. Das ist in keiner Weise negativ, sondern sogar sehr gut umgesetzt worden. Dabei sind Hintergründe, Umgebungen und Animationen flüssig und detailliert umgesetzt worden und stehen anderen 2D-Point’n’Click Adventures in keinster Weise nach. Natürlich konkurriert das Spiel in keinster Weise mit Grafikbomben der Next-Gen, aber ist trotzdem insgesamt gut und vor allem authentisch umgesetzt worden. Auch der orchestrale Soundtrack passt sich perfekt der Atmosphäre an und begleitet dabei das Geschehen durch verschiedene Titel.
Ein wichtiger Punkt gerade in diesem Genre ist natürlich auch der Spielumfang. Mit gut 10 Stunden liegt Broken Age dabei bei einer guten Mitte, vor allem da keine Wiederholungen, sondern viele neue Ideen vorkommen.
Die Dialoge und Texte sind wie bereits erwähnt gut durchdacht und abwechslungsreich gestaltet. Passend dazu sind auch die Sprecher großartig und vertreten die einzelnen Charaktere sehr gut. Ob man sich dabei für die deutsche oder englische Sprachausgabe entscheidet, ist von der Sprecherqualität her egal. Allerdings haben sich leider einige Übersetzungsfehler und teilweise nicht wirklich übersetzte Witze eingeschlichen, die man nur im Englischen verstehen kann. Aber auch das ist nur eine Ausnahme und fällt nicht weiter ins Gewicht.