ASTRO BOT REVIEW

Manchmal spielt man ein Spiel und weiß ziemlich schnell: dass ist was Besonderes! Genau dieses Gefühl hatte ich während ich durch die ersten Level von ASTRO BOT hüpfte und bis zum Ende, wurde ich in meiner anfänglichen Euphorie nur noch weiter bestärkt. Mittlerweile habe ich alle Bots aus ihrer Gefangenschaft befreit, alle Puzzleteile gefunden, alle geheimen Level und Herausforderungen entdeckt und gemeistert – und ich will immer noch mehr!

Es schwingt der Charme der Japan Studios mit


Denkt man an Plattformer, denkt man vor allem an Nintendo und weniger an PlayStation. Dabei hat die Konsolen-Familie von Sony seit ihrem Einstand im Jahr 1994 unzählige Vertreter dieser Spielart erhalten, die mit der Formel gespielt und nicht einfach Mario und Co. kopiert haben. Crash Bandicoot, Ape Escape und Spyro – The Dragon fallen schnell ein, aber die Liste ließe sich noch lange fortführen. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass gerade in der PS4-Ära sowohl von eigenen Studios als auch von Drittherstellern nur noch wenige Jump ´n Runs bei Sony ein Zuhause gefunden haben. Und auch der blau-weiße Roboter Astro schien lange Zeit eher zu einem Schattendasein verdammt.

Sein Debüt gab der putzige Roboter im Rahmen der auf der PlayStation 4 vorinstallierten Minispielsammlung The Playroom, 2016 folgte die VR-Adaption mit The Playroom VR. Richtig Beachtung in einer breiteren Masse fanden aber erst das PSVR exklusive Astro Bot Rescue Mission (2018) sowie das ebenfalls wieder auf der Konsole vorinstallierten Astro’s Playroom (2022, PS5). Allen Spielen gemein war nicht nur eine Demonstration der Möglichkeiten der jeweiligen Hardware, sondern auch das mit sehr viel Liebe zum Detail arrangierte Gameplay und die vielen Verweise auf die Historie der PlayStation.

Das kommt nicht von ungefähr, denn das für die Reihe verantwortliche Team Asobi speist sich auch aus ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vom leider vor einigen Jahren geschlossenen Sony Japan Studio. Diese haben nicht nur beim einzig verbleibenden japanischen Studio des Sony Konzerns eine neue Heimat gefunden, sondern den speziellen Spirit der Studio Japan Ära mitgebracht. Und das merkt man im jüngst erschienenen ASTRO BOT in jeder Codezeile.

Die Freude am Spiel


Die Genialität von ASTRO BOT ist eigentlich ganz einfach zu benennen, denn man beruft sich auf den einen Faktor, der uns alle irgendwann mal zum Medium Video- und Computerspiel gebracht hat: die Freude am Spielen. Es klingt so banal, so trivial, aber beim Spielen des Plattformers ist mir erst einmal aufgefallen, wie wenige Games mittlerweile den puren Spielspaß in den Vordergrund stellen. Keine Frage, ich hatte in den letzten Jahren mit vielen Games eine tolle Zeit, vor allem das letzte Jahr 2023 war irrsinnig in puncto Qualität. Was all diesen Spielen jedoch fehlt, ist die Sorglosigkeit, die ASTRO BOT innewohnt.

Die Prämisse von Astros erstem Vollpreis-Spiel ist einfach: auf ihrer Reise durch das Universum, werden der knuddelige Roboter und seine Freunde von einem Alien attackiert und müssen auf einem fremden Planeten notlanden. Fortan reist Astro durch das All und sammelt die über die zig Planeten verstreuten Bots auf, um sie zum Mutterschiff zurückzubringen. Insgesamt gibt es sechs Galaxien mit über 80 Level, darunter auch einige geheime Areale, die man erst einmal finden muss. Der Anspruch per se ist nicht sonderlich hoch und auch beim grundlegenden Gameplay gibt man sich eher einsteigerfreundlich.

Astro springt, haut, macht beim gedrückt halten der Hau-Taste eine Drehung und kann mittels eingebauter Laserdüsen in den Füßen beim Sprung auch kurzzeitig über den Boden schweben. Zusätzliche Fähigkeiten sind an diverse Helferlein gekoppelt, die man in einigen Level bekommt. Mit einem Hund auf dem Rücken kann man einen Boost nach vorne ausführen, ein Hühnchen-Roboter im Gepäck macht das gleiche, nur nach oben. Mit einem Rüssel saugt man Honig und Zement auf, um sich eine Sprungplattform bzw. eine feste Plattform zu bauen und so Hindernisse zu überwinden. In den speziellen End-Stages jeder Galaxie, die thematisch je einem PlayStation Franchise nachempfunden sind, greift Astro auch schon mal zu Axt, Pfeil und Bogen und Schmetterlingsnetz.

Kreativität en masse


Ich kann nicht genug betonen, wie viel Kreativität in jedem einzelnen Level steckt. Obwohl das Gameplay vergleichsweise rudimentär ist, haben es die Entwickler geschafft mit kleinen Stellschrauben, kleinen Ideen und Gimmicks einen Gameplay-Loop zu schaffen, der bis zum Ende trägt. Selbst nachdem ich alles gemeistert habe, bin ich hier und dort nochmals in einzelne Level zurückgekehrt. Einfach weil sie so viel Spaß machen! Vor allem jene Level, die sich an bestimmten Franchise orientieren, haben es mir angetan.

ASTRO BOT zelebriert Videospiele, egal von welcher Plattform, von welcher Firma oder Marke sie stammen. Es gibt Verneigungen in Richtung Konami und Capcom, man erinnert sich an Bloodborne und Ape Escape, man spielt vollkommen offensichtlich auf Mario und Sonic an und feiert natürlich auch die großen Sony-Marken wie God of War und Uncharted. Wer Videospiele liebt, wird strahlende Augen und ein Lächeln bekommen. Und dabei benutzt man nicht einmal den billigen Fan-Service aller „Kennste, kennste“. Jeder spezielle Bot, der das Kostüm einer bekannten Figur trägt, jeder Level, der ein Kopfnicken in Richtung eines Spieles oder Marke besitzt, jedes Musikstück mit offensichtlichen Zitaten bekannter Titel macht dies auf eine Art und Weise, die voller Herz und Seele steckt.

Auf einer Stufe mit den besten des Genres


Team Asobi liefert ein Spiel ab, welches locker zu den besten des Genres gezählt werden darf. Und das sage ich als jemand, der Jump ´n Runs seit mehr als 30 Jahren spielt. Natürlich hat ein Mario 64 als 3D-Pionier seinerzeit eine größere Wirkung gehabt, als ASTRO BOT dies nun haben kann. Und ohnehin steckt hier viel von der Vorarbeit drin, die Nintendo, Sega, Naughty Dog und andere Firmen vor geliefert haben, Aber nehme ich die nostalgische Verklärung und persönliche Präferenz einmal weg, dann bleibt nicht viel Konkurrenz übrig. Mario Galaxy und Super Mario Bros. 3 sind für mich die Elite, ASTO BOT würde ich bereits dahinter einreihen.

Die Mario-Spiele haben für mich aufgrund ihres Gameplays die Nase noch vorn. Das Sprungverhalten und die Physik des Klempners ermöglichen mehr Akrobatik und Dynamik, als sie Astro zu eigen ist. Das unerreichte Fundament der Nintendo-Platformer zeigt sich ja nicht zuletzt in den Kaizo-Fanspielen und Romhacks, welche aus den bestehenden Mechaniken neue und teilweise vollkommen absurde spielerische Erfahrungen machen. ASTRO BOT ist durch und durch am Mainstream und möchte für möglichst viele Spielerinnen und Spieler zugänglich sein. Das ist natürlich absolut fein, ermöglicht aber nicht die Möglichkeiten, die ein Mario hat.

Einige der Secret-Level ziehen den Schwierigkeitsgrad zwar angenehm an und erfordern für ein oder zwei Minuten volle Konzentration. Aber hier zeigt sich, dass die eigentlich so präzise Steuerung und das direkte Movement unter schnell aufeinander folgenden Herausforderungen nicht ganz die Klasse einer Nintendo-Produktion besitzt. Aber weit entfernt ist man wirklich nicht und eigentlich ist es bedauerlich, dass es zu ASTRO BOT wohl nie von Fans erstellte Inhalte geben wird. Selten habe ich mir einen mitgelieferten Level-Editor so sehr gewünscht, wie hier und hoffe inständig Team Asobi integriert noch die Möglichkeit eigene Level zu erstellen.

Technische Meisterleistung


Nicht zuletzt in technischer Hinsicht hinterlässt dieser rund zehnstündige Ritt durch kunterbunte Welten einen bleibenden Eindruck. Der verspielte Look sollte zu keiner Sekunde täuschen, denn ASTRO BOT ist grafisch mitunter beeindruckend. Die Vielfalt an unterschiedlich gestalteten Arealen ist immens, das liebenswert Artdesign eine Freude für das Auge, die Dichte an Effekten enorm,die physikalischen Spielereien spaßig und dazu werden konstante 60 Frames geboten. Die Musik ist absolut grandios und bietet zig Ohrwürmer.

Und auch die Steuerung verdient einiges an Lob. Wie bereits bei Astro’s Playroom nutzt man hier die Möglichkeiten des Dualsense mit seinem haptischen Feedback. Auf Dauer empfinde ich die schwer nachgebenden Trigger und das laute Röhren des Controllers bei Vibrationen zwar als störend, aber der initiale Eindruck hat mich doch staunen lassen. Es entsteht enorm viel Immersion über den Controller. Und auch die immer wieder zum Einsatz kommende Bewegungssteuerung funktioniert richtig, richtig gut.

Video-Review zu ASTRO BOT

Pro & Kontra

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Pros
  • stimmiges Core-Gameplay, welches immer wieder durch Gimmicks erweitert wird
  • wunderschön gestaltete Level mit viel Abwechslung
  • grandiose Musik
  • technisch beeindruckend (viele Physikspielereien, hohe grafische Qualität, abwechslungsreiche Level)
  • ASTRO BOT feiert Videospiele auf die liebenswerteste Art und Weise

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Cons
  • in den Challenge-Level ist die Steuerung nciht mehr so griffig wie in regulären Level

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Spiel Bewertung
Singleplayer
92
92
Super
-
Multiplayer

FAZIT

Wow. Wow! WOW! Ich hatte mich ohnehin auf ASTRO BOT gefreut, vor allem da mir Astro’s Playroom bereits viel Freude gemacht hat. Das Team Asobi hier aber einfach mal eines der besten Spiele des Jahres, wenn nicht des Jahrzehnts abliefert und sich in den Jump ´n Run Olymp erhebt, hätte ich nicht gedacht. Als Fan des Genres und als jemand, der Videospiele seit der frühesten Kindheit spielt, ist ASTRO BOT ein Geschenk, ja geradezu ein kleiner Heilsbringer in einer Zeit, in der Games häufig wie eine Beschäftigungsmaßnahme wirken, denen an möglichst viel Content gelegen ist, aber weniger am Spaß.Team Asobi hat sichtbar viel Herzblut und Liebe in das Spiel gesteckt und lässt es vor Charme und Ideen nur so sprühen.

- Von  Adrian

PlayStation 5

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USK 0 PEGI 3

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