Ys III: Wanderers from Ys REVIEW

Erstmals 1989 auf einem japanischen Heimcomputer veröffentlicht, gehört Ys III: Wanderers from Ys zu den schwarzen Schafen der Serie. Grund hierfür ist die Maßnahme, das Spielgeschehen aus der Vogelperspektive heraus in die zweite Dimension zu verfrachten und um Jump’n’Run-Elemente zu erweitern. Während die Jump’n’Run-Elemente für spätere Serienteile beibehalten wurden, bleibt die 2D-Perspektive ein exklusives Merkmal des dritten Teils.

Wie von der Serie gewohnt, hat man das Spiel für zahlreiche Systeme portiert, 1991 wurde dann auch der SNES beglückt, auf dessen Version dieses Review basiert. Wesentlich interessanter ist jedoch die Tatsache, dass Ys III: Wanderers from Ys mittlerweile obsolet ist, denn Falcom veröffentlichte Anfang Juli 2005 ein Remake zu Ys III. Dieses ist unter dem Namen „Ys: The Oath in Felghana“ bekannt und ist nicht nur ein einfaches Remake, wo das bestehende Material etwas aufgehübscht und verfeinert wird, sondern eigentlich eine komplett neue Spielerfahrung. Jedoch geht es dieses mal nicht um das Remake, sondern das Original, welches ich ehrlicherweise nur der Vollständigkeit halber gespielt habe. Dann wollen wir mal gucken ob die SNES-Version von Ys III ihrem schlechten Ruf gerecht wird, oder nicht.

 

Auf Besuch in Dogis Heimatstadt


Wanderers from Ys ist keine direkte Fortsetzung zum zweiten Teil, sondern spielt ca. drei Jahre nach den Ereignissen auf der Insel Esteria. Unser rothaariger, Abenteuer-süchtiger Schwertkämpfer Adol Christin reist zusammen mit seinem besten Kumpel Dogi (der Typ, der Adol im ersten Teil aus dem Kerker befreit hat) ziellos durch die Lande. Als sich Dogi von einer Wahrsagerin die Zukunft vorhersagen lässt, erfährt er, dass seiner Heimatstadt Redmont großes Unheil in Form eines gewissen Galbalan droht. In Sorge um Redmont beschließen die Beiden dorthin zu reisen und nach dem Rechten zu sehen. Dort angekommen stellen Adol und Dogi recht bald fest, dass einige Dinge in Argen liegen. Die Ernte verläuft schlecht und seltsame Biester treiben neuerdings ihr Unwesen in der Umgebung. Als dann auch noch die örtliche Mine von Monstern überrannt und der Dorfälteste dadurch in der Mine gefangen wird, gibt es für Adol kein Halten mehr. Doch natürlich sind die Dinge etwas komplexer als anfangs gedacht und es hat den Anschein, dass zwei Kindheitsfreunde von Dogi in diese finsteren Machenschaften verwickelt sind. Es wird mal wieder Zeit für unseren Rotschopf den Tag zu retten!

Die Handlung ist typischer Genre-Standard und kann zu keiner Sekunde irgendetwas Besonderes bieten. Das einzig Nennenswerte in Ys III ist die Tatsache, dass dies hier das einzige Ys-Spiel ist, für das der Hauptcharakter Adol Christin nicht als stummer Protagonist konzipiert wurde. Aber auch das bedeutet nicht viel, da Adol nicht sonderlich viel gehaltvolles zu erzählen hat. Er wird hier als völlig uninspirierter 08/15-Gutmensch ohne jegliche Persönlichkeit dargestellt – da hätte man ihn auch gleich stumm lassen können. Aber immerhin befindet er sich damit in guter Gesellschaft, denn auch alle anderen Charaktere in diesem Spiel bleiben einem fremd.

Sowohl Handlung als auch Charaktere in Ys III wirken äußerst klischeehaft, beliebig und weisen kaum Substanz auf. Sicherlich waren auch die beiden Vorgänger nicht übermäßig komplex, doch boten diese zumindest das gewisse Etwas bzw. den „Sense of wonder“, der im dritten Teil jedoch völlig fehlt. Als einzige Entschuldigung wäre wohl das hohe Alter des Spiels zu nennen. Es stammt immerhin aus dem Jahre 1989, aber auch damals konnte man 08/15 Fantasy-Stories schon wesentlich interessanter erzählen, wie ja auch schon die ersten beiden Ys-Spiele bewiesen haben.



Grinding ist absolute Pflicht!

Da Ys III keinerlei Optionen bietet, kann man sich direkt ins Spiel stürzen. Tatsächlich startet das Spiel ohnehin direkt mit dem Intro, wenn man noch keine Speicherung angelegt hat. Außerhalb von Bosskämpfen darf man übrigens nach eigenem Gusto in bis zu 15 Saveslots speichern und laden. Angenehm fortschrittlich für so ein altes Spiel!

Im Spiel selbst steuert man Adol aus der 2D-Perspektive durch insgesamt sechs verschiedene Ortschaften. Von der Stadt Redmont aus, welche als Hub dient, erreicht man die fünf übrigen Orte über einen schnöden Kartenscreen, auf dem man sein Reiseziel einfach auswählt. Eine frei begehbare Oberwelt gibt es also nicht mehr, und die fünf Dungeon-Gebiete, welche nach und nach freigeschaltet werden, sind obendrein ziemlich übersichtlich ausgefallen. Tatsächlich ist Ys III wohl das kürzeste Ys-Spiel von allen. Ca. 2-3 Stunden werden benötigt, um zum finalen Bossgegner vorzudringen. Ob man diesen dann letztendlich besiegt, steht freilich auf einem anderen Blatt, denn der fiese Galbalan (ui, ein Spoiler) ist ne echt harte Nuss. Ich hatte nach mehreren Fehlversuchen jedenfalls keinen Bock mehr auf den Sack, und habe mir das überraschend zufriedenstellende Ending dann eben auf Youtube angeguckt.

Generell ist der hohe Schwierigkeitsgrad ein Problem in Ys III. Die Bossgegner kann man oftmals nur nach umfangreichen Grinding-Orgien bezwingen. Grinding macht gut und gerne die Hälfte der ohnehin verdammt kurzen Spielzeit aus. Aber auch das nützt gegen Ende nicht viel, denn der Level Cap beträgt gerade mal Stufe 16, was für den finalen Boss kaum ausreicht. Ferner darf man auch nur ein Exemplar jedes Heilgegenstands mit sich führen. Darüber hinaus funktioniert das klassische Ys-Spielprinzip bei weitem nicht so gut in der zweiten Dimension, wie aus der guten alten Vogelperspektive. Das Anrempel-Kampfsystem wurde über Bord geworfen und gegen ein halbarschiges Hack’n’Slay-System ausgetauscht. Halbarschig deswegen, weil die Gegner sehr wohl durch bloßen Körperkontakt Schaden verursachen, während der Spieler manuell mit seinem Schwert zuschlagen muss – ein großer Vorteil für Adols Feinde. Die rettende Unverwundbarkeits-Sekunde oder zumindest ein Knockback nach einem feindlichen Treffer wird einem übrigens auch nicht gegönnt. Und dann spielen freilich noch die Jump-Elemente mit hinein. Fliegende Gegner müssen selbstredend mit Sprungangriffen getroffen werden. Das funktioniert zwar, fühlt sich aber nicht ganz so flüssig an wie es sollte. Abgesehen davon arbeitet die Steuerung aber einwandfrei.

Interessant sind hingegen die magischen Ringe. Diese schalten teils drastische Statusboosts oder Sondereffekte frei, wie verdoppelte Angriffskräfte, Zeitlupenfunktion und sogar Unverwundbarkeit. Allerdings zehren die Ringe von der angesammelten magischen Energie. Man kann maximal 255 Magiepunkte anhäufen, indem man entweder den entsprechenden Händler in Redmont bezahlt oder Gegner beseitigt. Legt man einen magischen Ring an, reduziert sich dieser Zähler jedoch im Sekundentakt, oder eigentlich sogar noch schneller. So mächtig die Ringe also sind, so umsichtig müssen sie eingesetzt werden. Dennoch sind sie oftmals der Schlüssel zum Sieg gegen die harten Bossgegner.

Erledigte Gegner bringen freilich Erfahrungspunkte zum aufleveln und Geld, mit dem man sich neue Waffen, Rüstungen und Nutzgegenstände in Redmont zulegen darf. Abseits davon dient Redmont lediglich um einige Storyevents zu triggern und mit einer Handvoll NPCs zu quatschen, die aber ohnehin nicht viel zu erzählen haben.
Unglücklicherweise ist auch der Aufbau der Dungeons größtenteils stinklangweilig. Diese bestehen hauptsächlich aus linearen, ereignislosen Räumen und Gängen die hier und da mit kleineren Jump-Einlagen aufgelockert werden. Ein paar Fallen oder Abzweigungen, die zu Schatztruhen führen, gibt es hier und da auch mal, aber nichts weltbewegendes. Lediglich der letzte Spielabschnitt bietet ein kleines Labyrinth, welches jedoch nicht lange aufhalten kann. Und so etwas wie Rätsel sind hier eigentlich auch nicht mehr vorhanden. Was bleibt ist eine Grind-lastige Obskurität, die weder Action-Rollenspielen, Jump’n’Runs noch der Ys-Serie gerecht wird.

 

Grafik und Sound


Auch grafisch kann Ys III nicht überzeugen. Die Introsequenz im Anime-Stil ist zumindest noch ganz nett gelungen, auch wenn das Artdesign von Adol und Dogi so schlecht ist, dass es schon wieder gut ist.^^ Die Ingame-Grafik hingegen wirkt einfach nur langweilig und scheint mir irgendwo zwischen der 8- und 16-bit Generation hängengeblieben zu sein. Die Charaktersprites sind unangenehm klein und grobpixelig und die Schauplätze wirken oftmals sehr langweilig und eintönig. Hier und da gibt es sicherlich auch mal Highlights, wie etwa Adols überfahrt im Ruderboot bei rauen Seegang oder der Aufstieg einer Wendeltreppe, die mit einem netten kleinen Pseudo-3D-Effekt arbeitet. Unterm Strich kommt YS III aber nicht an die Qualität eines vollwertigen SNES-Spiels heran.
Ganz anders sieht es hingegen beim Soundtrack aus. Dieser bietet viele tolle Stücke und gehört ohne weiteres zum Besten, was dieses Spiel zu bieten hat – Ohrwürmer inklusive! Zu schade, das da der Rest von Ys III nicht mithalten kann.

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Spiel Bewertung
Singleplayer
69
69
-
Multiplayer

FAZIT

Ys III: Wanderers from Ys ist vieles, aber gewiss keine vollwertige Fortsetzung zu den Klassikern Ys I und II. Die Verlegung der klassischen Ys-Spielmechaniken aus der Vogelperspektive heraus in einen 2D-Sidescroller mit Jump'n'Run-Einschlag klingt zwar sehr interessant und unterhaltsam, wurde aber dermaßen mittelmäßig umgesetzt, dass der Spielspaß unmöglich zur Geltung kommen kann. Darüber hinaus leidet das Spiel auch noch unter Designmängeln wie einem schlecht ausbalancierten Schwierigkeitsgrad, der ellenlange Grinding-Orgien provoziert. Und dennoch hat man das Ding nach ca. 2-3 Stunden durchgespielt – sofern man denn über genügend Geduld, Glück, Nerven oder was auch immer verfügt, um den vermaledeiten letzten Bossgegner zu knacken! Nein, Ys III ist definitiv kein gutes Spiel, auch wenn es mir in der Seele weh tut, dies als Freund der Serie einzugestehen. Schlecht ist es aber auch nicht und als Obskurität mag das Modul vielleicht für den Ein oder Anderen Sammler interessant sein. Zumindest Ys-Anhänger können mal per Emulator ein Probespielchen wagen, alle anderen sollten hingegen nicht ihre Zeit und Geldeinheiten dafür vergeuden.

- Von  Volker

PlayStation 2
Super Nintendo

Ys III: Wanderers from Ys REVIEW

USK 0 PEGI 3

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