Wolfenstein II: Die unglaublichen Taten von Captain Wilkins REVIEW
So fantastisch Wolfenstein II auch war, so sehr enttäuschten die beiden bisher erschienenen Erweiterungen Die Abenteuer des Revolverhelden Joe, noch Die Tagebücher von Agentin Stiller Tod. Die als Kurzepisoden konzipierten DLCs boten zwar eine interessante Prämisse und hatten auch hinsichtlich ihrer Protagonisten Potential, sonderlich viel machten die 1 ½ bis 2 Stunden langen Ausflüge ins besetzte Amerika aber nicht daraus. Mit Die unglaublichen Taten von Captain Wilkins legt Entwickler MachineGames nun den Abschluss des Freiheitschroniken genannten Season Passes vor und bleibt der Linie der vorangegangenen Erweiterungen leider treu.
Aller guten Dinge sind drei?
Die dritte und letzte Episoden des Season Pass versetzt uns in die Rolle von Captain Wilkins, einem altgedienten US-Soldaten, welcher nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges im Untergrund gegen die Nazis weitergekämpft hat. Nachdem er eine mysteriöse Nachricht erhalten hat, kehrt Wilkins erstmals seit Kriegsende in seine alte Heimat zurück, um dort eine Massenvernichtungswaffe der Besatzer zu sabotieren, ehe diese zum Einsatz kommen kann.
Auch Die unglaublichen Taten von Captain Wilkins ist als rund zweistündiger Ausflug angelegt, wer sich beeilt, kann den drei Kapitel langen DLC wohl aber auch in der Hälfte der Zeit beenden. Das ist erneut wenig, wäre aber verkraftbar, würde wenigstens etwas neues geboten, was die Erweiterung vom Hauptspiel oder den anderen Zusatzepisoden abheben würde. Leider ist dem aber nicht so. Stattdessen wirft uns MachineGames erneut in zwar neue, aber aus den Assets des Hauptspiels zusammengebaute Level, die an Belanglosigkeit kaum noch zu unterbieten sind.
Spielerisch orientiert man sich wie gehabt sehr stark an Wolfenstein II, was an sich ja wirklich kein schlechtes Fundament ist, im Hauptspiel aber durch eine gelungene Story, gut geschriebene Charaktere und um Welten besseres Leveldesign abgerundet wird. Neue Waffen werden Captain Wilkins nicht in die Hände gelegt, die Gegnertypen sind ebenso recycelt, wie auch der Kampfmodus, der es Wilkins erlaubt auf schnell ausfahrbaren Stelzen zu laufen und so an eigentlich schwer erreichbare Orte zu gelangen. Was im Hauptspiel noch sinnig und vor allem spaßig eingesetzt wurde, ist hier nicht mal mehr ein Gimmick.
Verschenktes Potential
Am Ende bleibt die bisher langweiligste Episode des Season Pass. Sonderlich groß war meine Hoffnung zwar nicht mehr, dennoch hätte ich mir gewünscht, dass die Entwickler wenigstens für das Finale des Season Pass eine zumindest kleine Überraschung zu bieten haben, irgendetwas, das mich noch ein wenig mit den Zusatzinhalten versöhnt. Stattdessen merkt man dem DLC die Lustlosigkeit an jeder Ecke an. Und das ist bedauerlich, denn Wolfenstein II war richtig gut. So gut, dass es mir fast ein bisschen das Herz gebrochen hat, das die Verkaufszahlen wohl unter den internen Erwartungen lagen (Anm.: offizielle Zahlen wurden bisher nicht herausgegeben).
MachineGames hätte also eigentlich die Chance nutzen und mit den Erweiterungen noch einmal so richtig Esprit an den Tag legen müssen. Und ich bin nach wie vor ein Freund der Idee, den Fokus von den eigentlichen Helden der Hauptstory zu drei Widerstandskämpfern hin zu verlagern. Doch offenbar waren weder Zeit noch Budget – und so leid mir das auch tut zu sagen – Lust vorhanden, um die Erweiterungen zu einem stimmigen Abschluss des Kapitels Wolfenstein II zu machen.