Valiant Hearts: The Great War PLAYER’S VOICE
Der frischgebackene Großvater Emile aus Frankreich sowie sein deutscher Schwiegersohn Karl werden beide in den Krieg einberufen. Dabei kreuzen sich ihre Wege mit Krankenschwester Anna aus Belgien und dem amerikanischen Soldaten Freddie. Ebenfalls mit von der Partie: Walt. Hund und treuer Gefährte.
Valiant Hearts lässt den Spieler das Geschehen aus dem ersten Weltkrieg noch einmal hautnah miterleben. Und das auf ganz wunderbare intuitive Weise, die uns bangen, hoffen und manchmal auch verzweifeln lässt.
Entwickler: Ubisoft Montpellier
Publisher: Ubisoft
Steam-Veröffentlichung: Juni 2014
„Valiant Hearts : The Great War ist die Erzählung von 4 miteinander verbundenen Schicksalen und einem gebrochenen Herzen. Erlebe ein 2D Graphic-Novel-Adventure, erkunde die zertrümmerte Welt und löse Rätsel.“
Valiant Hearts ➔ Steam-Verkaufsseite
Einfache Leute. So lernen wir die kleine Bauernfamilie aus Saint Mihiel kennen. Es ist ein sonniger und friedlicher Tag. Karl, ein junger deutscher Blondschopf, arbeitet auf dem Hof seines Schwiegervaters. Und ganz in der Nähe sitzt seine Frau Marie auf einem Heuwagen, mit dem gemeinsamen Sohn im Arm. Sie scheinen glücklich und die Harmonie dieser Szene wärmt mein Herz. Ich muss lächeln.
„Vorwärts! Marsch!“
Doch ist der Familie ihr Glück nicht lange vergönnt. Ein dunkles Schicksal braut sich am Himmel zusammen, trennt Marie erst von ihrem Mann und dann auch von ihrem Vater. Denn wir schreiben das Jahr 1914. Ein langer und blutiger Krieg zieht auf und er wird unzählige Opfer fordern.
Direkt zu Beginn fällt auf, wie intuitiv und selbsterklärend das Spiel ist. Wir lernen die grundlegenden Bewegungen und Aktionen mit Hilfe einfacher Anweisungen in Form von Bildern. So ist man direkt in das Geschehen eingebunden und wird Teil der Erzählung. Es bedarf auch keiner Worte, um die Aufgaben, die an den Spieler gestellt werden, zu erfüllen. Simple Symbolik führt uns aus der Kaserne direkt auf das Schlachtfeld.
Dabei wird nach und nach klar, dass Ubisoft uns auf einer Achterbahnfahrt geradewegs in die Hölle schickt. Spielte noch eben ein kleines Orchester am Bahnhof 30er-Jahre-Musik, waten wir schon im nächsten Moment durch tiefe Schlammgräben. Das Heulen der Bomben und die darauf folgenden Explosionen sind allgegenwärtig. Und aus allen Richtungen droht Gefahr. Sprengkörper im Erdreich, offenes Feuer der Maschinengewehre unter dem freien Himmel. Und das erstickende Keuchen und Husten sterbender Soldaten, eingeschlossen in beengenden Räumen, aus denen Giftgas strömt…
Die nicht allzu schweren Puzzles sowie diverse Minispiele sorgen dafür, dass wir aktiv die Geschichte vorantreiben. Dabei haben wir keine Entscheidungsgewalt, was ich hier sehr passend finde. Denn so wird noch einmal deutlich, wie unsere einfachen Protagonisten nur Spielfiguren sind, unter der Gewalt eines erbarmungslosen Schicksals. Bis zum letzten Atemzug kämpfend, wobei die Hoffnung niemals sterben darf.
„War makes men mad.“
Aus sicherer digitaler Distanz erleben wir also den ersten Weltkrieg, insofern das überhaupt möglich ist. Und dabei erinnern uns regelmäßige Tatsachenberichte daran, dass wir hier brutale Realität nachspielen. Mag ein Szenario noch so unmenschlich erscheinen, so wird klar, dass hier schonungslos Geschichte dargestellt wird. Im Detail wird erklärt, wie Giftgas, schwerer als Luft, sich in die Schützengräben absenkt. Oder wie Flammenwerfer vor allem psychologisch Wirkung zeigten. Allein die Comicgrafik nimmt ein wenig die Schwere von der Thematik sowie die musikalischen Zwischeneinlagen, deren Fröhlichkeit uns aus historischen Filmen bekannt sein dürfte.
Letztendlich bleibt bis zum Schluss das Schicksal unserer Helden unklar. Wer überlebt und für wen hat die lange Reise ein Ende? Geht es Marie und dem Kind gut? Wann ist der Krieg zu Ende? Wer ist überhaupt der Feind? Und wer darf wieder nach Hause?
Valiant Hearts ist eines dieser besonders wertvollen Spiele. Es vereint historische Fakten mit emotionaler Einfühlung in die Geschehnisse des einfachen Menschen. Ein sehr schönes Beispiel, das zeigt, was Videospiele im Vergleich zu anderen Medien vollbringen können.