Uncharted 4: A Thief’s End REVIEW
Was lange währt, wird endlich gut: So oder so ähnlich werden sich viele Spieler während der langen Wartezeit getröstet haben. Denn Fans des Abenteurers Nathan Drake mussten sich auf Uncharted 4: A Thief’s End sehr lange gedulden. Doch nun ist es endlich soweit! Naughty Dog hat den wahrscheinlich letzten Teil der beliebten Adventure-Reihe veröffentlicht und will Nathan Drake ein actionreiches und spektakuläres Ende bescheren. Nach der zuletzt sehr erfolgreichen Uncharted: The Nathan Drake Collection möchte man diese noch einmal überbieten und das beste Uncharted aller Zeiten erschaffen! Doch ob sich die vielen Release-Verschiebungen gelohnt haben und ob Uncharted 4: A Thief’s End wirklich das beste Uncharted ist, das erfahrt ihr in unserem exklusiven Test zum Spiel.
Das letzte Kapitel von Nathan Drake
Nach den Ereignissen aus Uncharted 3: Drake’s Deception will sich Nathan Drake aus dem Leben des Abenteurers zurückziehen und mit seiner Frau Elena, bekannt aus den Vorgängern, zur Ruhe setzen. Doch es kommt wie gewohnt alles anders und so begibt sich der beliebte Abenteurer Nathan Drake auf seine wahrscheinlich letzte große Schatzsuche. Dabei bekommt Nathan dieses Mal jedoch überraschende Hilfe: Sein Bruder Sam, der bei einer Flucht aus dem Gefängnis scheinbar erschossen wurde und nach einem Sturz in die Tiefe starb, steht eines Tages vor Nathans Haustür und bittet ihn, ihm bei der Suche nach einem großen Schatz zu helfen. Das liegt besonders an der Tatsache, dass Sam von einem ehemaligen Mithäftling erpresst wird, da er einigen mächtigen Menschen ziemlich viel Geld schuldet. Dabei ist dieser einer großen Verschwörung auf der Spur, welche sich um die verschollene Piratenkolonie Libertalia und ein mysteriöses Artefakt des Piraten Henry Avery dreht. So machen sich die beiden Brüder auf die Suche nach dem heiligen Dismas, was sich als schwerer herausstellt als zuvor angenommen.
Natürlich bleiben die beiden auf der Suche nach der Wahrheit und dem großen Schatz nicht alleine. Und so sind auch feindliche Schatzjäger rund um ihren Anführer Rafe Adler sowie Nadine Ross und ihre afrikanische Sicherheitstruppe Nathan und Sam dauerhaft auf den Fersen. Oftmals auch schon einen oder mehrere Schritte im Voraus. Aber auch Elena, die zunächst nichts von dem neuen Abenteuer ihres Mannes weiß, wird misstrauisch und so kommt es wie es kommen muss und Nathans Lüge fliegt auf. Wie er sich da wieder herausreden kann? Mehr wollen wir bewusst nicht von Nathans letztem Abenteuer verraten, das müsst ihr dann schon selbst herausfinden. Wer jedoch eine tiefgründige Story mit zahlreichen Wendungen erwartet, der dürfte vielleicht ein klein wenig enttäuscht werden. Und trotzdem hat man jederzeit das Bedürfnis, immer weitere Hintergründe rund um die mysteriösen Piraten und ihre Beute zu erfahren.
Klettern, Rätsel lösen und Schätze suchen
Die Spielmechanik hat sich auch in Uncharted 4: A Thief’s End nicht grundlegend geändert. Nach wie vor bestehen die größten Aufgaben von Nathan Drake darin, zahlreiche Felswände und Mauern zu erklimmen, was im aktuellsten Teil der Reihe deutlich besser funktioniert als noch in den Vorgängern. Das Greifen nach Felsrändern oder hervorstehenden Steinen klappt nun sehr viel einfacher und geschmeidiger als zuvor. Außerdem bekommt Nathan Drake mit dem neuen Kletterseil neue Möglichkeiten, um schneller einen Berg oder eine Burgmauer zu erklimmen. Auch während des Rutschens an einem Abhang kann es unser Leben retten, wenn wir es im richtigen Moment einsetzen und uns so über einen Abgrund hinweg schwingen. Ein weiteres Gadget ist der Kletterhaken, den wir etwa in der Hälfte des Spiels erhalten. Mit diesem fällt es uns leichter, steile Felswände zu bezwingen und an so manchen Stellen bewahrt er uns vor dem Absturz in die Tiefe. Beide Gegenstände fügen sich super in das tolle Gameplay des Spieles ein.
Natürlich dürfen an manchen Stellen im Abenteuer auch die abwechslungsreichen Rätseleinlagen nicht fehlen. Häufig bestehen diese aus diversen Schieberätseln, die wir mit der Hilfe unseres Tagebuchs schnell lösen können. Die dafür benötigten Informationen finden wir meist in nahe gelegenen Räumen, welche Nathan notiert und jederzeit nachschlagen kann. Leider fehlt auch im vierten Teil der Reihe wieder etwas Anspruch in den wirklich gut durchdachten Rätseln. Oftmals haben wir die Aufgabe sehr schnell gelöst und wurden dabei nur ganz selten wirklich gefordert. Da hätten wir uns etwas härtere Hindernisse gewünscht, die etwas mehr Zeit in Anspruch genommen hätten.
Die größte Neuerung im Spiel dürften die deutlich größeren Areale sein, die uns nun viel mehr Freiheiten lassen. Dies zeigt sich besonders ab dem Abschnitt, in dem wir mit dem Geländefahrzeug auf Erkundungstour gehen. Denn dort finden wir abseits der Piste so einige unentdeckte Schätze! So werden wir immer wieder von der eigentlichen Mission abgelenkt, wenn wir in Höhlen und Ruinen nach optionalen, seltenen Gegenständen suchen, mit denen wir im Hauptmenü zusätzliche Boni freischalten können. Und davon gibt es eine ganze Menge! Über 109 Schätze warten während des Durchspielens darauf, gefunden zu werden! Dies soll besonders Sammelwütige zum erneuten Spielen des Abenteuers bewegen.
Doch leider täuscht der Eindruck der großen Areale ein klein wenig. Natürlich sieht es toll aus, wenn man verschiedene Wege befahren kann und diese auch in unterschiedliche Richtungen führen. Doch am Ende merkt man dem Spiel dann doch eben an, dass diese wie ein Schlauch durch die Level ziehen. Denn am Ende führen die vielen Nebenwege doch immer wieder zu einem Hauptweg zusammen, den wir zum Weiterspielen der Story benötigen. Schade Naughty Dog, hier wären ein klein wenig Open World sicher eine gelungene Abwechslung gewesen.
Nathan Drake auf Schleichwegen
Neben den ausgiebigen Erkundungstouren auf denen wir Schätze finden und in schwindelerregende Höhen klettern, dürfen natürlich auch die actiongeladenen Kämpfe in Uncharted 4: A Thief’s End nicht fehlen. Dabei kommt das aus den Vorgängern gewohnte Deckungssystem zum Einsatz. Dabei begeben wir uns hinter Holzkisten, Mauern oder Hauswände in Deckung und nehmen von dort aus die Feinde aufs Korn. Diese suchen ihrerseits auch immer wieder geschickt Deckungen, um sich vor unserem Beschuss zu schützen. Doch nicht jede Nische ist dabei ein dauerhafter Schutz, denn einige Gegenstände lassen sich nun realistischerweise zerstören und legen somit die Deckung offen. Zu dem durchaus großen Waffenarsenal gehören auch dieses Mal wieder Pistolen, diverse Maschinengewehre und Schrotflinten. Sprengstoff und Granaten kann Nathan ebenso wieder mit sich führen und es damit so richtig krachen lassen – oder aber verschlossene Türen damit öffnen.
An dieser Stelle müssen wir ein großes Lob an die KI der Feinde aussprechen. Diese sind nicht nur durch die zahlenmäßige Überlegenheit gefährlich, sondern auch durch ihr taktisches Vorgehen. Besonders auf den höheren Schwierigkeitsgraden wird man des Öfteren von Gegnern flankiert oder von hinten überrascht. Und dann ist man schneller tot als man bis drei zählen kann. Doch um gegen die Überlegenheit der Feind besser vorgehen zu können, kann Nathan Drake nun schleichen wie ein Sam Fischer (Splinter Cell) in seinen besten Zeiten. An einigen Stellen im Spiel kann sich der Spieler im hohen Gras verstecken und seinen Feinden auflauern. So lassen sie sich lautlos außer Gefecht setzen. Wenn wir die Leiche dann noch im hohen Gras verstecken, wecken wir keinen Verdacht. Auch eine Möglichkeit, unsere Gegner leise zu dezimieren! Dies ist zwar nicht immer notwendig, allerdings gerade auf den höheren Schwierigkeitsgraden sehr ratsam, um besser im Spiel voran zu kommen. Blindes und unüberlegtes Vorrennen wird nämlich sehr oft mit dem vorschnellen Ableben bestraft. Außerdem empfinden wir die Schleichpassagen als eine gelungene Abwechslung, denn die actionreichen Schießereien kommen dennoch keineswegs zu kurz und es liegt immer in der Hand des Spielers, wie er den nächsten Kampf angehen möchte.
Schöner kann ein Abgang kaum sein
Bereits nach wenigen Minuten Spielzeit merken wir schnell, dass Uncharted 4: A Thief’s End einfach umwerfend schön aussieht. Wir gehen sogar soweit und sagen, es ist das bisher schönste Spiel, das wir auf der aktuellen Konsolengeneration gesehen haben! Und dazu bedarf es absolut keiner neuen PlayStation 4,5/NEO oder wie auch immer sie später heißen mag. Nathans letztes Abenteuer sieht so gut aus, dass man es an manchen Stellen auch glatt für einen schön animierten Kinofilm halten kann. Dies gelingt Naughty Dog durch seine lange Arbeit mit Motion-Capture-Animationen, welche dem Spiel einen enorm hohen Grad an Realismus verleihen, sodass wir echt ins Staunen gerieten.
In bisher keinem Videospiel haben wir Charaktere sich so echt bewegen sehen wie in diesem. Auch die Charakteranimationen sind super gelungen, wenn sich beispielsweise die Mundwinkel realistisch genau beim Lachen verziehen. Oder die detailgetreue Darstellung von Nathans Bart, der nur aus winzigen Bartstoppeln besteht. Man merkt dem Spiel die lange Entwicklungszeit spürbar an, doch diese hat sich vollends ausgezahlt. Man sieht deutlich, dass vor allem in den Zwischensequenzen echte Schauspieler hier die Vorlage für die Charaktere waren.
Aber auch die Landschaften und Umgebungen machen einen atemberaubenden Eindruck. An Abhängen rutscht kleineres Geröll den Abhang herunter, sobald wir drüber laufen und immer wieder brechen marode Steine ab, wenn wir uns daran festhalten. Besonders die Unterwasserwelt während eines Tauchgangs lädt zum Verweilen ein. Und das lassen wir uns aufgrund der Tatsache, dass dort auch verborgene Schätze lauern, nicht zweimal sagen! Aber auch der Abschnitt mit dem Jeep in der wüstenartigen Umgebung hat uns richtig gut gefallen, da der Schlamm, der unglaublich echt wirkt, sich beim Durchfahren realistisch an unserem Auto verteilt.
Ferner machen die Synchronsprecher in Uncharted 4: A Thief’s End einen wirklich klasse Job. Die Sprüche von Nathan und Sam sind gut vertont und haben immer wieder mal einen Witz auf Lager, der uns zum Schmunzeln bringt. Auch die Dialoge mit den weiteren Personen der Handlung erzeugen Spannung und sind toll inszeniert. Das Spiel läuft in 1080p und 30 FPS im Storymodus und im Mehrspielermodus in stabilen 900 FPS und stärkeren 60 FPS, damit es in den Gefechten mit anderen Spielern zu wenig Rucklern kommt, welche uns im Hauptspiel jedoch ohnehin kaum aufgefallen sind.
Die Jagd nach den Schätzen im Multiplayer-Modus
Nachdem die zuletzt veröffentlichte Uncharted: The Nathan Drake Collection vollkommen ohne Mehrspieler-Modus auskommen musste, folgt nun der erste Mehrspieler-Modus eines Uncharted-Spieles auf der PlayStation 4. Und auch im Multiplayer-Modus steht die Jagd nach Schätzen an oberster Stelle…
Der Multiplayer-Modus bietet diverse Spielmodi, welche wir aber erst nach einem Tutorial betreten dürfen. Gespielt wird auf den bisher acht veröffentlichten Karten immer im fünf gegen fünf. Dadurch wirken die eher übersichtlichen Karten nicht überfüllt und man findet trotzdem immer wieder einen Widersacher zum erledigen. Neben dem altbekannten Team-Deathmatch gibt es hier auch die Klassiker Eroberung, wo wir 3 Zonen zum Einnehmen vorfinden sowie Plündern, wo die Spieler einen Schatz des gegnerischen Teams in die eigene Basis entführen müssen. Für Beginner steht ein Anfänger-Modus bereit und nach zehn gespielten Partien darf man sich im Rangmodus messen. Die große Abwechslung bleibt zwar auf der Strecke, doch zumindest findet man bekannte Spielmodi aus anderen Shootern wieder.
Im Multiplayer-Modus stehen uns diverse Klassen zur Verfügung mit jeweils unterschiedlichen Fähigkeiten. „Sturm“ kann beispielsweise Splittergranaten werfen und einen mystischen Angriff starten, während der „Supporter“ Munitionsvorräte spawnen lässt und mit Taschen auf Entfernung verwundete Kameraden wiederbelebt. Dies waren natürlich nur zwei Beispiele.
Im Gefecht sammeln wir durch das Finden von Schätzen, welche auf der Minimap markiert sind, Geld ein. Außerdem verdienen wir Geld durch das Ausschalten von Feinden oder dem Wiederbeleben von Mitspielern. Damit können wir dann entweder nach unserem Tod oder auch zwischendurch in einem aufrufbaren kleinen Menü Verbesserungen für unsere Ausrüstung einkaufen. Oder aber wir schalten mystische Fähigkeiten frei. Dadurch, dass man das sehr schnell während einer Runde erledigen kann, geht das sonst flotte Tempo der Mehrspieler-Partien nicht unnötig verloren.
Bisher konnten wir nur positive Erfahrungen im Multiplayer-Modus machen, die Runden liefen flott und es kam immer wieder zu spannenden Gefechten mit anderen Spielern. Unfaire Momente, in denen wir uns gar betrogen fühlten, gab es keine und auch die Verbindung zum Server war stets stabil. Zudem leistete das Matchmaking-System eine gute Arbeit, sodass wir bisher kaum längere Wartezeiten in der Suche nach weiteren 9 Spielern hatten.
Für das Abschließen von drei täglichen Aufgaben bekommen wir eine besondere Währung, welche wir im Hauptmenü gegen Kleidung und Accessoires eintauschen dürfen. Leider gibt es auch eine Echtgeld-Funktion im Spiel, mit der wir neue Charaktere (nur optische Anpassung, keine neuen Klassen !) freischalten bzw. freikaufen können. Traurig, aber scheinbar ein Trend, der nicht mehr aus aktuellen Spielen wegzudenken ist.