Titan Quest Ragnarök (Add-on) REVIEW
Es ist schon verdammt lange her, als ich Diablo 2 durch Titan Quest ablöste. Ich kann mich aber noch sehr gut daran erinnern, wie das Spiel meinen PC an seine Grenzen brachte, dafür aber meine Augen faszinierte. Inmitten des griechischen Reiches, durfte ich die Kontrolle über einen charakterlosen Helden übernehmen. Dabei durchstreifte ich Felder, dessen Korn sich aus seiner Starre befreite und mit jeder meiner Bewegungen wich. Seinerzeit war dies atemberaubend und verankerte sich in meinem Kopf.
Nach 11 Jahren ein Add-On
Mit der überraschenden Wiederkehr von Titan Quest als Anniversary Edition, können nun jene Spieler in dieses Stück Geschichte eintauchen, die zur damaligen Zeit keine Möglichkeit dazu hatten oder einfach zu jung waren.
Noch überraschender ist jedoch die Tatsache, dass der Publisher THQ Nordic 10 Jahre nach dem letzten Add-On und 11 Jahre nach dem Hauptspiel, dem Action-RPG nun eine frische Erweiterung schenkt. Und mit Ragnarök geht es vom warmen, sonnigen Griechenland, ins frostige Reich der Kelten Richtung Norden. Alles ist in einem neuen Akt verpackt, an dem vom Umfang her nicht gespart wurde. Wer nun gleich sein altes Titan Quest abstauben will, dem sei gesagt, dass diese Kombination nicht funktionieren wird. Nur die Anniversary Edition bringt das Add-on zum Laufen.
Altbewährt
Titan Quest Ragnarök ist sich der Stärke seiner Vorlage bewusst und spielt genau dieses aus. So geht es wie bereits im Hauptspiel, durch eine offene Welt, die ihr direkt aus der Vogelperspektive erkunden dürft. Mit entsprechenden Waffen in der Hand, wie Schwertern, Äxten, Dolchen oder einem Bogen für den Fernkampf, schlagt und schießt ihr euch immer weiter den Weg zum Ziel frei.
Dies ist eine Szenerie, die man schon tausendfach erlebt hat und doch immer wieder dazu einlädt, die Massen an Gegnern niederzustrecken. Durch die daraus resultierende Erfahrung, die mit jedem gefallenen Feind einhergeht, passt sich euer Held den immer neuen Gegebenheiten an. Die verbesserten Attribute sind zumal nicht unwesentlich, da die Gefahren der immer neuen Gebiete ansteigen. Die mit Niedertracht gesinnten Wesen, warten einiges an Schlagkraft auf und können euch schnell gefährlich werden.
Im Jahre 2006 hatten die meisten Action-RPGs zudem das Muster, viele Fundstücke in der Welt zu verstreuen. Titan Quest war seinerzeit keine Ausnahme und macht nun die Sammler dank der Anniversary Edition erneut glücklich. Neben normalen Gegenständen, gibt es ganz Diablo-Like Sets, die in ihr Vollständigkeit zusätzliche Skills und Attribute aktivieren, die sonst verborgen bleiben.
Durch das frostige Add-on ist gar noch weiterer Zuwachs an Rüstungsgegenständen und Waffen gesichert. Fleißige Bastler erfreuen sich wiederum an neuen Relikten und Talismane, mit denen sich nun sogar legendäre Gegenstände verbessern lassen. An Variationen scheitert es zumindest nicht.
Ragnarök
Mit dem neuen Akt ziehen weitere Neuerungen mit ins Abenteuer vergangener Zeiten ein. Zuallererst darf sich euer tapferer Recke endlich auf Hosen freuen. Im alten Griechenland verschmäht, erlauben die kalten Temperaturen nun, die Beine in angenehmen Stoff zu hüllen.
Mit gut geschützten Beinen geht es daran, frische neue Quest anzunehmen und bestmöglich zu erfüllen. Dass ihr Grund dessen wieder an Ansammlungen von Gegnern vorbei müsst, ist nahezu eine Selbstverständlichkeit. Ab sofort ist es eurem Protagonisten jedoch möglich, bis zur Charakterstufe 85 zu leveln und dementsprechend Attribute und Skills anzupassen. Und das ist auch dringend nötig, denn neben den obligatorischen Gegner, die gerne in größerer Anzahl auftrumpfen, sind neue Bossgegner im Add-on beheimatet, die eure erweitere Reise sogleich unterbinden wollen.
Mit dem Einzug einer neuen Meisterschaft, kommen weitere Möglichkeiten hinzu, die den recht hohen Schwierigkeitsgrad ausbalancieren sollen. Genügend neue Fähigkeiten stehen zur Auswahl, die euren Charakter noch individueller machen lassen. Dies alleine bleibt auch nicht nur dem Fleisch und Blut vorbehalten, sondern setzt sich in den Waffen fort. Ein paar Handkniffe und Runen an der richtigen Stelle eingesetzt und schon nennt eure beigeführte Waffe Elemente ihr Eigen, die mit jedem Treffer weiteren Schaden beim Gegner verursachen.
Technik
Die Mechanik ist simple und wird im Add-on fortgeführt. Titan Quest Ragnarök bietet eine perfekte Balance zwischen Tastatur und Maus. Zwar reicht es aus, wenn ihr nur die Maus nutzt, für schnelle bzw. spezielle Manöver ist die Tastatur aber unabdingbar. Ein flotter Waffenwechsel ist beispielsweise über die Taste „W“ möglich. Schnell schwenkt euer Held vom Fernkampf in den Nahkampf über und tauscht Bogen gegen Schwert aus. Nichtsdestotrotz will die Steuerung nicht immer ganz so reagieren, wie mir lieb ist. Statt auf den Gegner einzuschlagen, läuft mein Held lediglich an ihnen vorbei, sodass ich den Befehl erneut eingeben muss. Dies passiert nicht selten, was einige Frustmomente und sinnlose Tode heraufbeschwört.
Grafisch ist das Action-Rollenspiel aus heutiger Sicht am Durchschnitt angesiedelt. 2006 war Titan Quest einer der schönsten Titel, den man aus der Vogelperspektive bestaunen konnte. Dies macht es 2017 um einiges erträglicher für die Augen. Nun gut, dass THQ Nordic nicht die Rohfassung genommen hat, sieht man schon an einigen Stellen, im Gesamten ist die Nachwirkung aber relativ überschaubar. Mehr Optimierung wäre definitiv machbar gewesen, was ich in die Wertung mit einbeziehen muss.
Eines gibt es noch zu erwähnen. Ich bin definitiv kein Gegner deutscher Sprachausgaben, im Falle von Titan Quest ist die Angelegenheit jedoch eine andere. Die Dialoge und Monologe spielen sich hölzern ab, sodass jedwedes Gespräch recht künstlich durch die Gehörgänge saust. Die musikalische Begleitung macht es da schon etwas besser, hält sich aber zumeist dezent im Hintergrund. Insbesondere im Hauptspiel und der Reise durch Griechenland bekommt man oft das Gefühl, man würde gerade in einem griechischem Restaurant sitzen, welches entsprechende Klänge abspielt. Ein durchaus gelungenes, akustische Szenario also.