The Witcher 3: Wild Hunt REVIEW
Zum dritten Mal entführt uns der Hexer Geralt in eine Welt voller Mythen und Monster, Gefahren und Wollust sowie Krankheiten und Armut. Mit The Witcher 3: Wild Hunt wird die Reihe nun dem Ende zugeführt, bietet dafür aber noch einmal ordentlich Inhalte, die über Monate beschäftigen können. Und dazu übernehmt ihr abermals die Rolle des Hexers, der sich dutzenden Gefahren und Aufträgen entgegenstellt, um sein Mündel Ciri zu finden. Und da die in Zonen unterteilte Spielwelt des dritten Teiles nun dreißig Mal größer gegenüber den Vorgängern ist, gibt es ordentlich was zu tun.
Düster und dreckig
Da Geralt von Riva aber kein Kind von Traurigkeit ist, stellt ihr euch tapfer all den Gefahren, die das Mittelalter mit sich bringt. In der Schwertkunst bewandert und auch mit einer Armbrust treffsicher, kämpft ihr euch durch karge Landstriche, hinweg durch Waldwege bis hin zu abgebrannten Dörfern, die vom Krieg gezeichnet sind. Und anders als von den Bewohnern vermutet, stellt nicht ihr in der Rolle des Hexers die Gefahr dar, sondern die wilde Jagd, die schon länger Angst und Schrecken verbreitet und ebenso die Fährte von Ciri aufgenommen hat.
Doch bis ihr den wahren Gefahrenherd ausfindig macht, heißt es erst einmal mit Wölfen, Banditen oder Bären vorliebnehmen. Jene tummeln sich in Wäldern und Verstecken und gehen unbeeindruckt auf Geralt los. Mit gezückten Schwertern und einigen Zaubern, die ihm aus dem Handgelenk springen, werdet ihr aber schnell Herr der Lage und gewinnt mit jedem Sieg an Erfahrung hinzu. Habt ihr eine gewisse Anzahl an Erfahrungspunkten erreicht, steigt der Hexer gar in der Stufe auf, was seine Attribute zunehmend stärkt und ihn auch robuster in der Abwehr macht. Zudem werden euch mit dem Anstieg des Charakterlevels auch Fähigkeitspunkte zuteil, die ihr nach dementsprechenden Entwicklungswünschen vergeben könnt.
Weiteren Schutz erlangt ihr in dem Rollenspiel durch diverse Rüstungsgegenstände wie Handschuhe, Stiefel und Brustpanzer. Dabei kann nicht jedes Fundstück oder geschmiedetes Teil sofort angelegt werden. Einige der schönen Stücke sind durch eine Stufe definiert, die erst mit dem Erreichen selbiger das Objekt der Begierde für euren Körper freigibt. Und bis es so weit ist, durchstöbert ihr euer Inventar nach brauchbaren Gegenständen und braut euch einige Tränke zusammen, die auch den Kampfeinsatz bestmöglich unterstützen.
Mit immer neuen Rezepten kann der Hexer alles in flüssige Form wandeln und damit zum Beispiel einen Heilungsprozess einleiten oder Resistenzen verstärken. Leider führt die einhergehende Sammelwut schnell zu einem überfüllten Inventar, was euch den Laufschritt verwehrt und für Gegner zu einer leichten Beute macht. Alles überflüssige dann beim nächsten Händler loswerden ist auch nicht unbedingt möglich, denn so wie auch ihr, ist deren Budget begrenzt.
Gefahr? Ich lach dir ins Gesicht!
Doch sind begrenzte Zahlungsmittel eure kleinsten Probleme, denn die Welt von The Witcher 3: Wild Hunt ist mit Aufträgen übersät. In vielen Dörfern gibt es Anschlagbretter, die massenhaft Bitten beherbergen, die ihr gerne annehmen könnt, um euch die Zeit zu vertreiben oder Geralt für weitere Kämpfe zu stärken. Doch auch Herren mit Rang, Bauern sowie Bettler ersuchen eure Hilfe, die im Questbuch niedergeschrieben werden. Mit jeder Annahme der Aufgabe werdet ihr durch die gesamte Spielwelt gejagt, um verschiedene Aufträge zu erfüllen. Die Beschaffung von Gegenständen, das Besiegen von Monstern oder das Suchen von Personen sind nur ein kleiner Teil der vorgegebenen Ziele.
Zudem erzielt ihr mit jedem Auftrag am Anschlagbrett neue Markierungen auf eurer Karte. Jene Orte, die anfänglich noch durch ein Fragezeichen hervorgehoben werden, verstecken Schätze, Banditenlager oder Gefangene, die dank euch auf ihre Freilassung hoffen können. Und da sich die Orte summieren, gibt es ordentlich was für Geralt zu tun, dessen neue offene Welt sich über mehrere Zonen weitet. Und wo es viel Fläche gibt, gibt es noch mehr zu finden. Denn nicht jedes Ziel ist eurem Auge sofort zugänglich, was euch dazu animiert, die Hexersinne des Hauptprotagonisten einzusetzen, die besondere Gegenstände farblich hervorheben und gar Spuren von gefährlichen Wesen zu sichtbaren Markierungen wandeln.
Dennoch ist eure Abenteuerreise mit Vorsicht zu genießen, denn auch wenn die altertümlichen Schauplätze zu ihrer Erkundung einladen, ist Geralt nicht jeder Gefahr gewachsen, die sich in Windeseile ausbreitet. Wächst die Situation euch doch einmal über den Kopf, könnt ihr euer Pferd herbeirufen und den Rückzug antreten, sofern die Angst des Gaules noch nicht den Rahmen übersteigt.
Unverblümt
Wer bereits die ersten beiden Teile kennt, der weiß wie unverblümt sich die The Witcher Reihe dem Mittelalter annimmt. Aus der Thirt-Person-Perspektive heraus begleiten wir den Hexer auf seiner Reise durch verschiedene vom Krieg gezeichnete Schauplätze und schauen ihm über die Schulter, wenn die Schwerter zum Einsatz kommen. Dass dabei auch der ein oder andere Kopf rollt, lässt die Altersfreigabe schon vermuten. Gleichzeitig wird aber auch nicht mit der Erotik gegeizt, denn das weibliche Geschlecht ist Geralt weniger abgeneigt, was in einigen Spielszenen hervorgehoben wird.
Die mit Leid getränkte Spielwelt versteckt aber auch eine andere Art der Abwechslung, die sich Gwint nennt und als Kartenspiel in The Witcher 3: Wild Hunt zum Tragen kommt. Auch hier ist Rücksichtnahme ein Fremdwort für den Hexer, denn zumeist geht es um hohe Einsätze, dessen Auszahlung das Leben und Überleben in der offenen Welt sehr erleichtert. Gleichzeitig wird damit ein weiterer komplexer Part gezeigt, der im ersten Moment eher als untergeordnet erscheint, dennoch alles andere als uninteressant ist.
Einfach mehr….
Wie bereits am Anfang erwähnt, ist The Witcher 3: Wild Hunt deutlich größer gegenüber den Vorgängern. Gleichzeitig kennzeichnet sich dies auch in Hexeraufträgen, Nebenquests und Hauptaufgaben. Doch damit nicht genug, denn neben Geralt könnt ihr auch sein Mündel Ciri spielen, die in kleineren Passagen zur Hauptfigur wird. Der Wechsel der Charaktere bringt auch neue Fähigkeiten und einen enormen Grad an Spielspaß mit sich. Ferner gestaltet sich durch den Einsatz beider Figuren, die Geschichte immer spannender und wirft weitere Fragen auf, die den Spieler dazu verleiten, den Controller kaum noch aus der Hand zu legen.
Hauptsächlich seid ihr aber mit Geralt unterwegs, der neben vielen Waldgebieten und Dörfern auch einige Städte erkundet und mit den ansässigen Bewohnern ein Schwätzchen hält. So gewinnt der Hexer immer mehr an Informationen und fügt sich als Teil der düsteren Welt immer weiter ins Puzzle ein. Dennoch bleibt euch in vielen Situationen die Entscheidungsfreiheit gewährt, die jeden Part der Geschichte neu bestimmen und so das komplette Abenteuer individuell erzählen. Das heißt, ihr könnt als gefürchteter Hexer eurem Ruf nachkommen, oder als wahrer Held die Entscheidungen fällen, die nicht immer den Einsatz eurer Klingen fordern.
Also positiver Nebeneffekt lernt ihr auch wichtige Leute kennen, die eure Hilfe mit Geld bezahlen. Und ist euer Reichtum groß genug, könnt ihr beim jeweiligen Schmied besondere Waffen und Rüstungen in Auftrag geben oder jene zerlegen lassen, um später damit noch wertvollere Schutzpanzer zu formen. Gesockelte Gegenstände dürfen ebenso von ihrem Zusatz befreit werden, wie auch repetiert, um für lange Zeit einen ausreichenden Schutz für Geralt zu bieten. Natürlich sollten auch die mitgeführten Waffen regelmäßig überprüft werden, denn stumpfen sie inmitten des Kampfes ab, kann dies verheerende Folgen für den Hauptprotagonisten haben.
Vergangenheit in Bild und Ton
Entgegen vieler Stimmen entlockt mir The Witcher 3: Wild Hunt in binnen von Minuten schon ein “Wow“. Die sehr großzügige Spielwelt mit enormen Weitblick lässt keine Wünsche offen und bietet hinter jeder Lichtung, jedem Grashalm und jedem Fluss eine grafische Raffinesse. Um dies noch weiter abzurunden, setzt das Rollenspiel nicht nur auf einen gelungenen Tag- und Nachtwechsel, sondern auch auf ein durchdachtes Wettersystem, bei dem gar die Blätter der Bäume im Wind wehen. Wasserreflexionen, Sternschnuppen und schöne abendliche Himmel entschuldigen auch einige Ruckler, die insbesondere in den Kämpfen den Spielfluss leicht stören.
Das gesamte Setting der mittelalterlichen Welt wird aber durch die Bewohner bestimmt, die mit gequälten Schreien und oft zusammengesackten Körpern dargeboten werden. Die Hoffnungslosigkeit und angst ist in ihren Gesichtern klar zu erkennen. Wut, Aggression sowie Überschätzung sind ebenso klar zu erkennen. Die gute Optik wird zudem mit der weiblichen Schönheit wichtiger Nebenfiguren bereichert. Ebenso gibt es einen Effektzauber an jeder Ecke, der eurem Auge die Welt von Geralt noch schmackhafter macht. Abgerundet wird das Abenteuer mit feinen Texturen und satten Farben, die nur durch manch düstere Orte vom Bildschirm gedrängt werden.
Die durchaus stimmige Grafik wird mit einem angenehmen Sound unterstützt, der insbesondere auf Klänge setzt, die auch im Kopf eine mittelalterliche Kulisse bauen. Gerade die Geige wird zunehmend in den Fokus gezogen und nicht selten durch Gesang in gefährlichen Situationen unterstützt. Hinzu gesellt sich eine sehr solide Sprachausgabe, die komplett in Deutsch vorgetragen wird. Zwar wiederholen sich viele Sätze und Stimmen bei den Bewohnern der Städte und Dörfer, dennoch wirkt das Komplettpaket sehr authentisch.
Ein wenig Kritik muss dafür die Steuerung einstecken, die leider nicht ganz so durchdacht ist und manche Pläne zur Nichte machen. Insbesondere das Fixieren auf Gegenstände kann zu einer Geduldsprobe werden, wenn ihr wiederholt dieselbe Taste drücken müsst, um von Geralt eine Reaktion zu bekommen. Werdet ihr gar aufgefordert mit gleicher Taste eine Flamme inmitten des Kampfes zu entzünden, rollt sich der Hexer stattdessen lieber weg, um den Gegnern auszuweichen. Auch andere Kommandos werden nicht anstandslos von Geralt vollzogen, was manchmal schon zum Ärgernis und manchem Ableben führen kann.