The Talos Principle REVIEW

Was sollen wir von einem Game halten, auf dessen Cover eine kalte, metallene Roboterhand behutsam ein schneeweißes Kätzchen festhält? Richtig… das Unerwartete! Als ich aus der Redaktion erfuhr, dass ich The Talos Principle testen würde, hatte ich direkt die Bilder des Games, die man bei seiner ersten Recherche und ersten Let’s Play Videos sehen konnte. Diese Bilder im Kopf ließen aber eine ganz essenzielle Frage offen: Worum genau geht es hier eigentlich. Soviel sei gesagt, zum ersten, aber gewiss nicht zum letzten Mal ließ mich TALOS nachdenklich innehalten und neugierig werden. So sollte es also losgehen….

COGITO ERGO SUM – ICH DENKE, ALSO BIN ICH… aber was?

Der erste Start des PlayStation 4 Abenteuers Talos führt uns direkt in eine mystische Umgebung. Bereits das Menü wird von altertümlicher choraler Musik unterlegt, während das optische Menü Design uns Blicke auf alte Tempel und Ägyptische Hieroglyphen im Hintergrund gewährt. Aber wieso? Wie passt das zum Kätzchen in des Robo’s schützender Hand auf dem Cover?…

Steigen wir also ein in das echte Gameplay von The Talos Principle. Wir wissen natürlich von vornherein, was uns nominell bei diesem Game aus dem Hause Croteam erwarten soll, nämlich ein First Person Puzzle Game mit Rollenspiel Elementen.  Das klingt allein der Beschreibung der Fakten nach erst einmal nicht bahnbrechend, aber dennoch ist da permanent eine weitere, schwer definierbare Komponente an The Talos Principle, also hilft nur noch eines: Der direkte Einstieg in die Welt dieses Spieles.

Schnell lernen wir: Wir übernehmen in diesem Spiel die Rolle eines roboterähnlichen Wesens, durch dessen Augen wir das Spiel erleben. WO wir genau sind, WAS wir genau da sollen… zu Anfang völlig ungewiss. Wir wissen nur eines: Wir befinden uns in einem friedlich anmutenden, offenbar verlassenen Areal voller alter Tempelrelikte im Stile der alten Griechen. Unser Weg führt uns durch dieses Labyrinth aus Säulen, zerfallenen Fundamenten und Co. In Richtung eines Tempels. Doch was ist das? Aus dem Off spricht plötzlich eine tiefe herrische Stimme zu uns, die sich uns als „Elohim“ vorstellt und den Anschein vermittelt, eine Art Gottheit oder sonstiges spirituelles Wesen zu sein, dass uns leiten und den Weg weisen wird, und dem wir vertrauen sollen. Aber WOBEI helfen? WOBEI vertrauen? Wer ist dieser Elohim?

Und… WER BIN ICH?

Diese Kernfrage ist das Herz dieses Spieles. Das ist der Aspekt, der dieses Spiel leben und atmen lässt und es immer weiter zu einer spannenden Angelegenheit macht. Wir starten das eigentliche Spiel nach einem kurzen Kennenlernen der „Örtlichkeiten“ in einem großen Tempel. Hier haben wir 7 Void-Tore mit jeweils einem Teleporter dahinter vor uns. Mit jedem dieser Teleporter reisen wir in eine andere Map dieses Rätsel Parks im Stil der griechischen Antike. In jedem dieser Areale befinden sich dann wiederum diverse Portale, die wir einfach durchlaufen können, und dahinter dann endlich das eigentliche Spielelement kennenlernen: Die Rätsel in dieser mysteriösen Welt. Ziel ist stets, sich durch das Terrain und Hindernisse dieser eigenen kleinen Rätsel Bereiche einen Weg zu bahnen, um am Ende eines jeden Abschnittes eines von vielen „Puzzlestücken / Relikten“ zu sammeln, aus denen langsam aber sicher, Level für Level, eine Sammlung wird, die uns neue Welten im Kosmos von The Talos Principle zugänglich machen, und uns schließlich auch den Weg zum großen, mysteriösen Turm erlauben. Die Stimme der unbekannten Gottheit warnt uns jedoch: „Reise niemals auf die Spitze dieses Turmes. Wiederstehe deiner Neugier, zu erfahren, was sich dort befindet.“ Wer diesem Credo gehorcht soll auf dem erhabenen Weg sein und den Schutz des Elohim genießen. Wer sich jedoch wiedersetze und der Versuchung nachgäbe, der sei verdammt zum Tode. So trichtert uns die teils düstere, teils erhabene und milde Stimme kontinuierlich ein.

Natürlich wollte ich und will dann wohl auch jeder andere Spieler nur noch eines: Rauf auf diesen Tower. Allerdings ist es damit nicht getan. Auf unserer Reise durch die Welten müssen wir nicht nur stupide Items sammeln, um neue Bereiche freizuschalten. Es entfaltet sich parallel eine wirklich faszinierende Geschichte, eine philosophische Thematik und ein Konflikt, in dem permanent und immer mehr unter der Oberfläche die Frage brodelt: Wer bin ich? Bin ich ein Roboter oder eine echte Person? Und vor allem: Bin ich vielleicht beides? Wo fängt Maschine an und wo hört Roboter auf? Soll ich auf den Turm steigen und rebellieren, oder soll ich Vertrauen in die Stimme aus der Ungewissheit haben. Eben dieser philosophische Aspekt macht The Talos Principle zu mehr als einem Puzzle Spiel, denn nicht nur bei kniffligen Rätseln muss man grübeln, sondern auf Umwegen auch über zentrale Aspekte unser aller Existenz. Zusätzlich ist die Spielewelt gespickt mit kleinen Computer Portalen. Bei diesen können wir uns in eine mysteriöse Datenbank einloggen und Abfragen und Befehle eingeben, die uns nach und nach immer mehr aus dem Zusammenhang gerissene Informationen zu unserer „Wer bin ich?“ Frage, aber auch zur geheimnisvollen Umgebung an sich liefern. Langsam, Schritt für Schritt ergibt sich so ein immer interessanterer und komplexerer Zusammenhang, der die Neugier auf die Klärung der Masterfrage unserer virtuellen Existenz bis zuletzt schürt…

i-ROBOT’S HÜBSCHE REISE DURCH DIE ANTIKE

Einen kleinen Abstrich musste ich persönlich bei der Komponente „Soundtrack“ machen. Bei der Vorab Recherche las ich von einem beeindruckenden und monumentalen Soundtrack zu diesem Spiel. Dies freute mich, weil ich ein sehr audiophiler Mensch und Spieler bin. Einmal in The Talos Principle versunken, muss ich jedoch konstatieren, dass der Soundtrack eigentlich kein richtiger Soundtrack ist. Anstatt echter Songs mit regulärer musikalischer Struktur, einem Takt oder gar eingängigen Melodien oder Gesängen sucht man vergebens. Die akustische Untermalung wird lediglich von einer Art Sound Layer aus sphärischen Synthesizer Pad Sounds geliefert. Diese bleiben über die Mehrheit der einzelnen Level konstant ohne wirkliche Dramatik oder sonstige Spannunsbögen. Natürlich – wer sich bei höchster Konzentration in die Rätsel fallen lässt, der braucht keinen Soundtrack im Hard Rock Stil von Dream Theater (wie bei God of War III) oder eine Bombast Hymne von Paul Mc Cartney  (wie bei Destiny), aber ein wenig mehr Dynamik und eben die besagte Dramatik hätten nicht geschadet…
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