The Perfect Insider Volume 1 REZENSION
Mit The Perfect Insider hat Universum Anime eine Serie lizenziert, deren Vorlage in Japan bereits seit den frühen 1990er Jahren bekannt ist und im Laufe der Zeit bereits diverse Adaptionen, unter anderem als Light Novel und Live Action Drama, erhalten hat. Die Geschichte um einen eigenbrötlerischen Universitätsprofessor, der eher zufällig in einen mysteriösen Mordfall verwickelt wird, kommt nun erstmals auch zu uns. Warum das für hiesige Mystery-Fans durchaus ein Grund zur Freude ist, erfahrt ihr in unserer Besprechung der ersten Volume des Anime.
Sommer, Sonne, Sonnenschein…und zwei heimtückische Morde
Souhei Saikawa ist das, was man gemeinhin einen seltsamen Kauz nennen würde. Mit seinen Mitmenschen kann er nicht allzu viel anfangen, und die ein oder andere seltsame Macke legt er auch ganz gerne an den Tag. Aber der Universitätsprofessor hat intellektuell ganz schön was auf dem Kasten. Das ist auch einer der Gründe, warum seine junge Studentin Moe Nashinosono so sehr für ihn schwärmt. Doch auf die Avancen seiner Studentin geht Souhei nicht weiter ein. Vielmehr ist er von einer anderen Frau, der ebenfalls hochbegabten Programmiererin Dr. Shiki Magata, fasziniert.
Diese ist allerdings seit über 15 Jahren abgetaucht, denn ihr wird vorgeworfen, dass sie im Alter von 14 Jahren ihre Eltern heimtückisch ermordet haben soll. Durch ihre guten Beziehungen ist es Moe aber irgendwie gelungen Kontakt zu Magata aufzunehmen, welche sich in einem Labor auf einer abgelegenen Insel versteckt hält. Spontan entschließen Souhei und Moe die Insel aufzusuchen und erhalten gar Zutritt zum Labor von Magata. Doch als sie dort ankommen, werden sie in einen brutalen Mordfall verwickelt…
Alles wird zu F…Häh?
Schon im japanischen Original verursacht der ungewöhnliche Titel Subete ga F ni Naru (zu Deutsch etwa „Alles wird zu F“) ziemlich viele Fragezeichen. Und spätestens wenn in Episode 3 die ihrer Gliedmaßen amputierte und in ein Brautkleid gekleidete Leiche von Shiki Magata erscheint, dürfte auch hiesigen Zuschauern klar werden, dass wir es hier mit einer nicht alltäglichen Geschichte zu tun haben.
Im Zentrum von The Perfect Insider steht die locked-room Thematik. Dieses Genre erfreute sich in Japan in den letzten Jahren äußerster Beliebtheit und hat in so ziemlich allen medialen Formen ihre eigenen Ableger gefunden. Die Prämisse ist einfach: man nehme ein Verbrechen, lasse dieses in einem abgeschlossenen Raum stattfinden und stellt Zuschauer, wie auch die Figuren der handlung vor die Frage: wie hat der Täter das gemacht?
In den ersten vier Episoden präsentiert sich The Perfect Insider als eine außergewöhnlich gelungene Mischung aus Myster-, Crime- und Thriller-Elementen, die aber nicht ganz so düster ausfallen, wie es zunächst den Anschein hat. Gerade diese eher lockere Grundstimmung, nicht zuletzt hervorgerufen durch die eifersüchtige Moe und ihren mitunter ziemlich witzigen Dialogen mit Souhei, sorgt für das gewisse Etwas, wirkt in manchen Momenten aber auch ein bisschen unangebracht. So wirken die ansonsten gut skizzierten Charaktere nach der Entdeckung von Dr. Magata´s Leiche etwa eine Spur zu gefasst, als es in einer solchen Situation wohl üblich wäre. Abgesehen von wirklich kleinen Ungereimtheiten zeigt Regisseur Mamoru Kanbe (Elfenlied) aber ein gutes Händchen für Spannungsaufbau, stimmiger Charakteretablierung und gute Inszenierung.
Wohin geht die Reise?
Das Mysterium um den Mord an Dr. Nagata und einen weiteren, kurz darauf im gleichen Labor stattfindenden Mord, ist der Aufhänger von The Perfect Insider. Abseits davon widmet sich der Anime aber auch in Rückblicken der Kindheit von Dr. Magata und Moe, die gewisse Parallelen zueinander aufweisen, sich aber letztlich vollkommen anders entwickelt haben. Das wird ebenso interessant erzählt, wie auch die philosophischen und moralischen Fragen, die in den Raum geworfen und diskutiert werden. Durch die Gespräche zwischen dem rationalen Souhei und der emotionalen Moe schafft es der Anime auch abseits der locked-room Thematik für interessanten Inhalt zu sorgen. Allerdings ist das Erzähltempo durch die vielen, oft langen Dialoge etwas verlangsamt. Auf mich wirkte das aber nicht wie ein Lückenfüller, um irgendwie auf elf Episoden zu kommen, sondern als wichtiges Vehikel für die Handlung und das Verstehen der verschiedenen Weltansichten.
Bereits jetzt kann man abschließend sagen, dass The Perfect Insider visuell ein echter Hingucker ist. Die Animationskünstler von A-1 Pictures haben einen sehr kalten Look geschaffen, der zum Setting und Plot wie die sprichwörtliche Faust auf´s Auge passt. Gleichzeitig zeigen sie aber auch sehr farbenfrohe Szenen, die einen wunderbaren Kontrast geben und in gewisser Weise auch das Innere von Souhei und Moe widerspiegeln. Hervorheben möchte ich außerdem die große Detailverliebtheit der Umgebungen. Alleine das Universitätsbüro von Souhei schäumt nur so über vor vielen Kleinigkeiten.
Gelungene Veröffentlichung
Die deutsche Veröffentlichung kann man als sehr gelungen bezeichnen. Der optisch ansprechende Anime profitiert natürlich ungemein vom Blu-ray Format und zeigt sich ohne technischen Makel. Artefakte oder andere Bildfehler sind keine vorhanden, ein stimmiger Genuss ist also gegeben. Lediglich die Verwendung von 3D-Computeranimationen hat mich gelegentlich etwas herausgerissen, aber das ist ja primär eine Entscheidung des Studios und hält sich zum Glück im erträglichen Rahmen.
Beim Ton hat man wie gewohnt die Auswahl zwischen dem japanischen Original und der deutschen Lokalisation. Letztere hat mir enorm gut gefallen und bestätigt einmal mehr, das Universum Anime allgemein ein gutes Händchen für die Auswahl der deutschen Sprecher hat. Und wo wir schon beim Ton sind, sollte auch Kenji Kawai (Ghost in the Shell) nicht unerwähnt bleiben. Dieser sorgt nämlich für den Score von The Perfect Insider und hat einmal mehr eine sehr gute Arbeit vorgelegt, die den Mysterie-Charakter des Anime wunderbar unterstreicht.
Schade nur, das es bei der zusätzlichen Ausstattung (abgesehen von Trailern) nicht viel zu sehen gibt. Die Blu-ray der ersten Volume wird in einer Armary-Hülle ausgeliefert, für die folgenden Volumes verspricht Universum Anime ein Booklet und einen Sammelschuber.
Fazit
Der Auftakt zu The Perfect Insider ist sehr vielversprechend und bietet genau die richtige Mischung aus Mystery, interessanten Figuren und einer Handlung, bei der man zwar spekulieren, aber noch nicht so richtig erahnen kann, wohin sie eigentlich geht. Mir war die Geschichte bereits im Vorfeld als Real Life Drama bekannt, die sich etwas näher an der Vorlage haltende Anime Umsetzung gefällt mir aber schon jetzt eine Spur besser. Das liegt auch an der visuell sehr ansprechenden Aufbereitung des Stoffes und der mir auf Anhieb erstaunlich sympathischen Arbeit der deutschen Sprecher. Hier hat sich Unviersum Anime wirklich ein tolles Werk geangelt, welches zwar unscheinbar wirken mag, aber gerade deswegen auch eine willkommene Abwechslung zu vielen anderen modernen Anime darstellt