Temtem (Early Access) PREVIEW
Mit Temtem schickt sich das Team von CremaGames an und will gleich zwei Marktlücken in Angriff nehmen. Zum einen soll das Rollenspiel jene Spielerinnen und Spieler abholen, die kein System von Nintendo besitzen und dennoch Interesse am Spielprinzip von Pokémon haben. Zum anderen will das als MMO ausgelegte Spiel nicht nur für Solisten, sondern auch für Multiplayer- und Koop-Fans interessant sein. Und dieser Ansatz könnte durchaus Früchte tragen, wie die ersten Stunden des kürzlich im Early Access auf der PlayStation 5 gestarteten Spiels beweisen.
Same, same
Der Spieleinstieg beginnt mit der Erstellung des eigenen Avatar. Geschlecht, Aussehen, Hautfarbe, Name und Kleidung lassen sich in dem Editor festlegen, der zwar nicht mit einem Überschwang an Möglichkeiten auffällt, aber dennoch individuelle Ergebnisse zulässt. Anschließend erwacht die Spielfigur am frühen Morgen, geweckt von der eigenen Mutter, und wird von dieser freudig auf den großen Tag eingestimmt. Der Beginn von Temtem markiert nämlich den Tag, an welchen man endlich die Karriere eines Bändigers bzw. einer Bändigerin einschlagen und sich ins Abenteuer stürzen kann. Kurz nach dem Weckdienst und ein paar warmen Worten des Abschieds, macht man sich auf um im örtlichen Labor eines von drei zur Wahl stehenden Temtem auszusuchen, bevor man anschließend die große Spielwelt erkunden und sich einen Namen machen kann. Habt ihr auch ein Déjà-vu?
Man sollte sich im klaren darüber sein, was Temtem ist. Das Spiel macht erst gar keinen großen Hehl daraus, welches Franchise maßgeblich die Quelle der Inspiration darstellt. Das gilt nicht nur für das Gameplay und für die narrativen Prämisse, sondern auch für die Ästhetik. Selbst die Trailer sind teilweise so inszeniert und geschnitten als stammen sie von den Rechnern der Pokémon Company. CremaGames wissen also sehr genau was sie hier tun.
But different?
Nachdem man den Heimatort verlassen hat, lässt früh ein nicht gerade erheblicher Unterschied zur Vorlage ausmachen. Neben von der KI gesteuerten Nicht-Spieler-Figuren sieht man nämlich auch allerhand andere Avatare, die durch die Spielwelt laufen. Wie bereits eingangs erwähnt, ist Temtem ein MMO, in welchem aktuell bis zu Hundert Spielerinnen und Spieler pro Session teilnehmen können.
Dieser Umstand bringt einige durchaus spannende Aspekte mit sich. Man kann sowohl per Gesten, Text-Chat als auch Voice-Chat mit anderen kommunizieren. Ebenso kann man gemeinsam mit Freunden oder neu gewonnenen Gefährten gemeinsam die Spielwelt, die aktuell aus vier recht üppigen Inselgruppen besteht. Man kann gemeinsam der Story folgen, die zwar wenig spannend ist und die bekannte Stationen eines Taschenmonster-Trainers/-Bändigers abläuft. Man kann aber auch einfach gemeinsam in der Spielwelt herumlaufen, gegen andere Spielerinnen und Spieler antreten und Temtem fangen und trainieren. Einiges Features und Systeme fehlen allerdings noch bzw. sind noch nicht vollends vorhanden. Das aktuell zwar bereits vorhandene Rangsystem etwa soll noch einmal komplett überarbeitet werden. Ohnehin gibt es derzeit noch wenige Anreize um auch wirklich dauerhaft gegen andere Temtem Trainer anzutreten, außer man liebt die kompetitive Herausforderung. Auch ist es noch nicht möglich Temtem untereinander zu tauschen. Das und viele andere Features, darunter auch zwei neue Inseln, sollen nach und nach in das Spiel integriert werden, bis es irgendwann veröffentlicht wird. Bis vor einigen Monaten war die Veröffentlichung der Vollversion für das Frühjahr 2021 in Aussicht gestellt, mittlerweile wird das zweite oder drite Quartal anvisiert.
Ach, sind die goldig
Die Stars des Spiels sind wenig überraschend die titelgebenden Wesen. CremaGames orientiert sich bei diesen vor allem an real existierenden Tieren und münzt deren Aussehen und Verhalten auf eine meist niedliche Weise um. Nicht nur das farbenfrohe Design sondern auch die Animationen sind herzallerliebst und stellenweise sogar besser als einige der Vertreter der neueren Pokémon-Generationen.
Das Fangen der aktuell Hundert vorhandenen Temtem funktioniert auf die altbekannte Weise. Man begibt sich in hohes Gras auf wartet darauf, dass man von einem der niedlichen Wesen angegriffen wird. Fügt man diesem genug Schaden zu, sodass die Lebensanzeige in den kritischen Bereich gerät, so hat man gute Chancen Zuwachs für das eigene Team zu erhalten. Im Laufe der Handlung wird man auch die Gelegenheit bekommen neue Temtem durch Züchtung zu erhalten.
Kämpfe mit Tiefgang
Ein wichtiger Faktor innerhalb der Kämpfe (egal ob gegen wilde Temtem oder jene, die von anderen Figuren und Spielern/Spielerinnen in den Kampf geschickt werden) sind die Elemente der Monster. Auch hier besinnen sich die Entwickler auf die bekannten Varianten, wie Feuer, Wasser, Elektro, Mental, Natur und noch einige andere. Entsprechend des Types, hat jedes Temtem also entsprechende Stärke und Schwächen. Feuer ist stark gegen Natur, weniger stark gegen Wasser usw.
Die Kämpfe laufen nach dem Rundenprinzip ab. Entweder wählt man eine der bis zu vier verfügbaren Aktionen des Temtem oder man führt eine andere Aktion, wie das Einsetzen eines Items, aus. Cool: man führt jederzeit zwei Monster in den Kampf, die Gegenseite ebenso (außer bei Kämpfen gegen wilde Temtem). Dadurch kann man jederzeit zwei vollkommen unterschiedlich ausgerichtete Kämpfer kommandieren, was das taktische Spektrum bereits um kleine, aber spürbare Schritte erweitert. Gerade im Endgame werden die Kämpfe auch zunehmend anspruchsvoller, was gerade für jene Pokémon-Fans interessant sein dürfte, die bereits seit vielen Jahren nach mehr Anspruch in der Reihe verlangen.
Bedauerlicherweise artet das Spiel im späteren Verlauf in Grind aus. Jedes Gebiet hat nämlich seine eigenen Temtem. Immer wieder tritt man nach dem Wechsel in ein neues Areal gegen Monster an, deren Element-Typ man vorher noch nicht bekämpft hat. Entsprechend muss man das Team immer wieder durchmischen, was an sich zwar nicht verkehrt ist, da man so stets neue Begleiter findet und mit diesen auch neue Möglichkeiten im Kampf erhält. Das man in jedem Gebiet aber quasi wieder von vorne anfangen und die neue Mannschaft erst einmal hoch leveln muss, kann mitunter frustrieren.
Pro & Kontra
- Kampfsystem mit Tiefgang
- charmantes Design der Temtem
- MMO-Ansatz mit guten Ideen als Bereicherung für das Spielprinzip
- schöner Grafikstil
- artet im späteren Spielverlauf in Grind aus
- noch nicht alle Features enthalten
- die Story ist nicht der Rede wert und orientiert sich zu nah an der "Vorlage"