Stronghold Crusader 2 REVIEW
Zwölf Jahre ist es her, seit Stronghold Crusader erschien und nach dem bereits sehr erfolgreichen Erstling, der ein Überraschungserfolg geworden war, nun auch weitere Spielergruppen ansprach – zu nennen seien dabei vor allem Freunde der Multiplayer-Modi, denn der Burgenbau, das Wirtschaften und vor allem natürlich die Schlachten galten als Spaßgarant für jede LAN-Party. Danach ebbte der Erfolg der Stronghold-Reihe jedoch schnell ab – Nachfolger und Ableger entpuppten sich stets als fehlerbehaftete Durchschnittsware. Nun folgt also wieder die Rückbesinnung auf den Titel, der bislang wohl als der Höhepunkt in der Stronghold-Geschichte gilt – kehren damit auch wieder die altbekannte Qualität und der Erfolg zurück?
Burgenbau um Löwenherz und Saladin
Am Prinzip hat sich im Vergleich zum ursprünglichen Titel nichts verändert: Noch immer besteht eure Aufgabe darin, eine Burg zu bauen, ein funktionierendes Wirtschaftssystem zu errichten und eine Armee auf die Beine zu stellen, die die gegnerischen Burgherren in die Knie zwingen kann. Für eine solche Armee sowie ein funktionierendes Wirtschaftssystem ist allerdings auch eine Bevölkerung nötig, die ihr folglich an euren Hof locken müsst – was sich durchweg im Spiel bemerkbar macht, schließlich muss das Volk bei Laune gehalten und versorgt werden. Denn nur dann, wenn ihr ausreichend Nahrung und Bier zur Verfügung habt und eurem Volk die Möglichkeit gebt, seinem Glaubensbedürfnis nachzukommen, ist dieses auch bereit, höhere Steuern zu zahlen und somit seinen finanziellen Beitrag auf eurem Weg zum größten Feldherrn zu leisten. Letztlich muss also euer gesamter Hof funktionieren, um der mächtigste Herrscher zu werden, weshalb ihr euren Fokus während des Spielverlaufs auch immer wieder auf Bereiche wie die Wirtschaft, die Verteidigung eurer Burg oder den Angriff auf andere Burgen legen müsst, ohne die jeweils anderen Bereiche zu vernachlässigen.
Neben dem Scharmützel-Modus, bei dem ihr in klassischer Weise gegen verschiedene Burgherren auf vorgefertigten Maps antreten könnt, stellt euch Stronghold Crusader 2 auch einen Kampagnenmodus zur Verfügung, der sich mit den Kreuzzügen und der Verwicklung von Richard Löwenherz sowie Saladin darin auseinandersetzt. Auch hier unterscheidet sich das Gameplay jedoch nicht wesentlich von den normalen Maps – meist gilt es, bis zu einem gewissen Zeitpunkt verschiedene Rohstoffe zu sammeln, einen gegnerischen Burgherrn zu besiegen oder sein eigenes Überleben zu sichern. Sonderlich viel Abwechslung ist hierbei allerdings nicht auszumachen, weshalb der Kampagnenmodus kein großer Trumpf des Spiels ist.
Lauer Aufguss und KI-Schwächen
Bereits in den Stronghold-Ablegern, die auf Stronghold Crusader gefolgt waren, wurden oftmals KI-Probleme bemerkt, die das Spielerlebnis erheblich trübten. Leider ist auch der neueste Teil der Stronghold-Serie hiervon nicht verschont geblieben. Gerade bei der Verteidigung der eigenen Burg stellen sich Computergegner gerne einmal recht dämlich an – da stört sich der ein oder andere Bogenschütze, der sorgsam auf der Mauer postiert wurde, auch mal weniger darum, dass einen halben Meter neben ihm gerade alles in Stücke geballert wird. Darüber hinaus besteht – wie schon seit jeher – etwa die Möglichkeit, verwesende Tiere auf gegnerische Truppen abzufeuern, um diese zu schwächen. Ihr würdet euch allerdings wundern, welche Ruhe offenbar im arabischen Raum geherrscht haben muss, wenn da auf einmal eine tote Kuh vom Himmel vor die Füße eines Schwertkämpfers fiel – denn der zuckt nicht einmal mit der Wimper, geschweige denn, dass er es für nötig erachtet, sich zu wehren oder zumindest in Sicherheit zu bringen.
Aber auch eure eigenen Truppen sind nicht vor ihrer eigenen Dummheit geschützt. Hier und da passiert es, dass eine Gruppe von Einheiten bestimmte Befehle, sich an einen anderen Ort zu bewegen, getrost ignoriert hat oder nur ein Teil der Gruppe sich bewegte. Oder: Was macht ein Bogenschütze wohl, wenn man ihm den Befehl gibt, einen Schwertkämpfer in einigen Schritten Entfernung anzugreifen? Richtig: Er rennt zu ihm hin und versucht, ihn im Nahkampf zu besiegen. Diese Probleme bei der Bedienung sind zwar – ganz im Gegensatz zu den zuverlässig auftretenden KI-Problemen der Computergegner! – eher die Ausnahme, doch ärgerlich bleiben sie dennoch. In Arbeit befindende Patches sind zwar schon versprochen, aber an dieser Stelle muss natürlich auf Basis des vorliegenden Spiels beurteilt werden. Das könnte, ganz nebenbei bemerkt, ein Grund dafür sein, warum Videospiele in der Regel zuerst fertiggestellt werden, bevor die Veröffentlichung erfolgt.
Ansonsten ist das gut funktionierende und prinzipiell spannende Spielprinzip nach wie vor gegeben. Zweifellos macht es nach wie vor Spaß, den verschiedenen Aspekten des Spiels Aufmerksamkeit zu widmen und am Ende in einer epischen Schlacht – in der sich diverse Einheiten zugegebenermaßen als blutige Anfänger outen – die Mauern des feindlichen Burgherren einzureißen. Dumm nur, dass es das alles schon einmal irgendwo gegeben hat. Und wo? Richtig: Vor etwa zwölf Jahren im ersten Teil von Stronghold Crusader.
Im Vergleich zu damals sind außergewöhnlich wenige Veränderungen zu bemerken. Das Spielprinzip ist ohnehin dasselbe, und auch Gebäude- und Einheitentypen sind beinahe dieselben geblieben – nur wenige Veränderungen sind zu verzeichnen. Anzahl und Auswirkungen der Neuerungen sind derart marginal, dass Stronghold Crusader 2 eher wie ein Remake als ein Nachfolger des Erstlings wirkt – ein Remake, das den Charme seines Originals einfach nicht so richtig erreichen will und in das sich einige Fehler eingeschlichen haben, die in dieser Form zuvor nicht existent waren. Zu welchem der beiden Titel würdet ihr dann also eher greifen? Eben.
Schwache Präsentation
Zugegeben: Auch die Präsentation des ersten Stronghold Crusader war seinerzeit nicht mehr richtig zeitgemäß und galt schon damals als relativ altbacken. Dieser Tradition ist auch der zweite Teil treu geblieben, denn grafisch liegt Stronghold Crusader 2 weit unter dem, was mit der heutigen Technik möglich wäre. Verglichen mit dem ersten Teil leidet zudem auch die Übersicht etwas, was nicht zuletzt auch an der – meiner Meinung nach – fummeligeren Steuerung liegen mag.
Akustisch hat sich ebenfalls nicht viel getan. Viele Musikstücke sind vom ersten Teil schlicht übernommen worden. Die Sprachausgabe durch die Einheiten wurde immerhin erneuert, doch auch hier finden sich viele Zitate, die dem ein oder anderen Stronghold-Veteranen vertraut sein dürften – was an dieser Stelle jedoch nicht als Kritik verstanden werden, sondern den Remake-Charakter des Spiels unterstreichen soll.