South Park: Die rektakuläre Zerreißprobe REVIEW
Das ein South Park Rollenspiel funktionieren kann, hätten 2014 sicherlich nur wenige erwartet. Ubisoft hat die Kritiker mit dem fertigen Werk jedoch schnell mundtot gemacht. Nun, nach mehreren Verschiebungen ist die Trickfilmadaption mit einem neuen Werk zurück. Dabei schließt South Park: Die rektakuläre Zerreißprobe direkt an den Vorgänger Stab der Wahrheit an und bietet einen flüssigen Übergang beider Spiele.
Die verkleideten Katzenretter
South Park: Die rektakuläre Zerreißprobe bedient sich nämlich nicht mehr am fiktiven Mittelalter-Setting, sondern den Superhelden Franchise a la Marvel und DC. Und all das nur, weil Cartman jetzt lieber auf Rettungsmission gehen will, um eine Belohnung zu kassieren. Denn in South Park sind massenhaft Katzen verschwunden, unter anderem auch Scrambles, für den 100 Dollar Finderlohn ausgeschrieben sind. Selbstverständlich hat Cartman für das Geld bereits Pläne und so trommelt er in der Verkleidung von The Coon seine Freunde zusammen, um das Geheimnis der verschwundenen Katzen aufzulösen.
Wie von Cartman bekannt, ist dies ein recht eigenwilliges Unterfangen, denn letztlich möchte er von dem eingeheimsten Geld sein Superhelden-Franchise groß herausbringen. Da kommt es ihm gelegen, dass ein neuer Junge gerade in South Park angekommen ist, dessen Rolle ihr übernehmt. Ein paar Grundeinstellungen sowie optische Anpassungen und schon seid ihr inmitten des Spiels und unter Cartmans Fittichen. Dieser betraut euch erst einmal mit kleineren Aufgaben, wie dem Sammeln von Followern auf Coonstagram. Um aber als Superheld ernst genommen zu werden, bekommt ihr ein Kostüm gestellt und könnt eine Heldenklasse wählen. Ferner kommen weitere Klassen hinzu, bei der ihr die Wahl zwischen Brutalist, Blaster, Speedster, Elementalist, Gadgeteer, Mystic, Cyborg, Psychic, Assassine, Commander, Netherborn sowie Karate Kid habt. Mit den bunt zusammengewürfelten Heldenklassen wird es euch ermöglicht, die Fähigkeitenliste anzupassen und dadurch ganz eigene Variationen einzubringen.
Ein wahrer Superheld
Grundlegend bleiben die Fähigkeiten aber mit einer ganz klaren Ausprägung bei allen Spielern identisch. Eure Spielfigur hat nämlich das seltene Talent, mit knallharten Pfürzen das Gameplay voranzutreiben. In Kombination mit anderen Superhelden, kann euer Protagonist Hindernisse überwinden oder neue Höhen erreichen. Ferner kommt hinzu, dass er die Zeit kurz anhalten oder diese sogar zurückdrehen kann.
South Park: Die rektakuläre Zerreißprobe ist dabei sehr storylastig und erzählt mit jeder neuen Begehung weitere Geschichten aus South Park. So muss sich unser Held diversen Kontrahenten stellen, die beispielsweise mit seiner sexuellen Orientierung nicht klarkommen. Damit sind die Feinde aber noch lange nicht abgecheckt, denn die Frage bleibt, wer für das Verschwinden der Katzen verantwortlich ist. Zudem macht Professor Chaos aka Butters und die konkurrierende Heldengruppe Freedom Pals den Jungs ebenso das Leben schwer. Und wie aus dem Trickfilm bekannt, sind auch Sechstklässler sowie Mädchen ein ständiges Problem.
Die Kämpfe
Die Kämpfe, die an jeder Ecke auf euch lauern, bringen rundenbasierte Abläufe mit. Startet eine Schlacht, bei der zumeist mehrere Charaktere einer Seite angehörig sind, wird der jeweilige Schauplatz mit quadratischen Feldern unterlegt. Auf diesen wird ersichtlich, wie weit sich eure Spielfigur mit einem Zug bewegen kann, oder wen sie bei einem Angriff trifft. Je nach Attacke gestaltet es sich unterschiedlich, welche Felder in Mitleidenschaft gezogen werden. Zudem können mit einer gewitzten Taktik sogar kleinere Kettenreaktionen ausgelöst werden, in denen die Konkurrenten doppelt einstecken müssen. Während der Austragungen übernehmt ihr die Kontrolle aller Figuren, die auf der Seite des Coon stehen. Ihr dürft dabei jedwede Fähigkeiten anwenden, die freigegeben sind, bis hin zu einer ultimativen Attacke, sofern die Ultimativkraftleiste vollständig gefüllt ist.
South Park: Die rektakuläre Zerreißprobe beweist hier schnell, dass es ein waschechtes Rollenspiel ist. So können mithilfe gewisser Angriffe Statusveränderungen zustandekommen. Blutende oder brennende Figuren verlieren beispielsweise jede weitere Runde Energie, was den ein oder anderen Sieg fördern kann. Weitere Veränderungen des Status oder die Nutzung von Items sind ebenso im Spiel verankert, was die taktischen Einflüsse enorm steigert.
Um dem Kampf noch ein paar Echtzeit-Elemente zu verleihen, wurden Quick-Time-Events eingebaut. Wer das richtige Timing hat, kann dem Gegenüber noch mehr Schaden zufügen, als ohnehin schon. Diese lockern insbesondere längere Matches auf und wirken nie wirklich deplatziert.
Damit natürlich die Taschen immer voll sind, könnt ihr an jeder Ecke Gegenstände einsacken, oder dieses erwerben, sofern euer Kleingeld stimmt. Mit den richtigen Komponenten wird es euch sogar erlaubt sein, gewisse Utensilien selbst herzustellen und auf euren Charakter anzuwenden.
Ausbau des Superhelden
Wie schon kurz erwähnt, kommen weitere Klassen hinzu, die der Spieler seinem Charaktere hinzufügen kann. Doch damit noch nicht genug. Mit jedem Stufenaufstieg, der mit genügend Expertenpunkten einhergeht, können Gadgets auf eure Figur verteilt werden. Diese stärken euren Superhelden und machen ihn fit für weitere Gefechte.
Die dafür benötigten Expertenpunkte gibt es aber nicht nur im Kampf zu erwirken. South Park: Die rektakuläre Zerreißprobe ist recht spendabel und beschenkt euch an jeder Stelle, wie beim Finden von Kostümen, dem Lösen von Rätseln oder dem Ausprobieren von Rezepten. Die Tragweite der positiven Charakterveränderung bleibt jedoch überschaubar. Wem die Kämpfe zu schwer werden, kann am Schwierigkeitsgrad schrauben und diesen ggf. herunter regeln.
So wie wir South Park lieben
Noch vor dem Spielbeginn gibt es eine kleine Warnung zu dem gezeigten Material. Natürlich ist diese nicht ganz unbegründet, wird von South Park Fans aber lächelnd aufgenommen. Der sarkastische, diskriminierende, sozialkritische und böswillige Humor ist nämlich eine der tragenden Säulen des Erfolgs. Und Ubisoft hat ganze Arbeit geleistet, denn das Spiel jagt von einem Witz zum nächsten, der bei zartbesaiteten Gemütern kaum auf Zuspruch treffen wird. Schimpfwörter und Beleidigungen werden im Minutentakt rausgeworfen und für viele Schmunzler aufgrund ihrer Einbringung sorgen. Dennoch schafft es das Spiel, der Zensur nicht zum Opfer zu fallen und sogar mit einer Altersfreigabe von 16 Jahren ausgestattet zu sein.
Die Besonderheit der Fortsetzung ist der Einzug der originalen, deutschen Stimmen. Zwar geht dies an einigen Stellen zu Kosten des Wortwitzes, im Gesamten ist der Cast aber nahezu 1:1 an der Trickfilm-Serie dran. Daher ist es auch völlig unnötig, an der deutschen Lokalisation Kritik zu üben, denn sie fließt so wunderbar ins Geschehen ein, dass man keinen Moment die Dialoge verpassen möchte. Das heißt, das gesamte Spiel fühlt sich authentisch zur Vorlage an, bei der zudem nahezu alle bekannten Charaktere verbaut sind – sei es direkt als Superheld oder wichtiger Nebenfigur.
Und was lieben wir noch so sehr an South Park? Natürlich den prägnanten Stil. Es kommt mir tatsächlich an jeder Ecke so vor, als würde ich gerade eine ganz neue Folge erleben, in der ich die Handlung bestimmen darf. Zudem passt die erzählte Story perfekt zu der Serie und spiegelt viele Geschehnisse aus dieser wieder. Insbesondere in Staffel 14 findet man einige Parallelen zum Spiel.
Sound und Steuerung
Die ca. 20 Stunden Spielzeit werden von einem angenehmen Sound begleitet, der je nach Situation komplett umschwenkt. Aufgrund der sehr guten und vor allem witzigen Dialoge, kann er aber gelegentlich doch in den Hintergrund rücken.
Genauso unscheinbar gestaltet sich die Steuerung, die nur während der Quick-Time-Events eine genaue Eingabe abverlangt. Ansonsten bricht nie Hektik aus und jede einzelne Action kann in aller Ruhe durchgeführt werden. So stört es auch kaum, wenn doch einmal ein falscher Befehl ans Spiel übertragen wird. Wenngleich man es nämlich nicht vermutet, bietet South Park: Die rektakuläre Zerreißprobe nicht gerade wenige Möglichkeiten, seinen Charakter ins Gameplay einzubringen.